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Halloooo meine Sträucher! Na wie geht's denn so? ^^ Ich kam heute endlich mal wieder dazu wieterzuschreiben und habe direkt ein Update gemacht. Hoffe das Kapitel gefällt euch ^^ Viel Spaß beim Lesenn! :D <33
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Ohne ein Wort zu sagen schloss ich die Tür leise hinter mir zu und blieb erst einmal stehen. Ich hatte gar nicht darüber nachgedacht was ich sagen würde. Was sollte ich denn auch sagen? Dass das alles hier ein Spiel für mich war und ich dieses gewinnen wollte indem ich seinen Vater umbrachte? Nein, ganz sicher nicht. außerdem würde Ethan dann denken, dass ich meine Gefühle für ihn nur vorgetäuscht hätte, was aber nicht stimmte, so ungern ich es auch zugab.
Außerdem wollte ich jetzt gar nicht mit Ethan reden. Er hatte mich mit seinen Worten wirklich verletzt. Allein, dass er nach all der Zeit überhaupt denken konnte, dass ich so etwas tun würde verletzte mich.
Was würde er sagen wenn ich ihn jetzt konfrontierte? Würde er mir wieder Beleidigungen an den Kopf werfen ohne mich ausreden zu lassen?
Ja, bestimmt. Genauso wie vorhin auch. Was sollte sich in den letzten paar Minuten denn geändert haben?
Unbewusst sah ich herunter auf meine Hände und betrachtete Lindseys Blut, das noch an ihnen klebte. Ich seufzte leise. Wieso hatte ich das überhaupt getan? Ich war besser als das! Ich war besser als Lindsey zu schlagen und zu bedrohen. Jetzt wusste sie, dass sie mich provozieren konnte.
Damned!
Es war seltsam, dass ich es bereute so jemanden wie sie geschlagen zu haben. Immerhin verdiente sie es, aber das war kein Grund. Es war viel mehr eine Ausrede, eine Rechtfertigung.
Gefühlte Stunden vergingen bis ich mich endlich vom Flur ins Schlafzimmer wagte. Zuerst sah ich mich vorsichtig um, aber als ich niemanden vorfand stiegen gemischte Gefühle in mir auf.
Einerseits war ich erleichtert, dass Ethan nicht hier war. Ich wollte momentan nicht mit ihm reden. Weder hatte ich die Kraft noch das Bedürfnis danach. Aber andererseits kratzte die Enttäuschung an der kaputten Schutzmauer meines Herzes und schlich sich langsam hinein, um mich von innen heraus zu zerbrechen.
Doch bevor es soweit kam, dachte ich an all die Gründe warum ich überhaupt ins Royal Palace gekommen war. Ich hieß die Wut und den Hass in mir Willkommen und spürte förmlich wie sich die Mauer um mein Herz wieder aufbaute. Stück für Stück. Sie würde Risse haben, das war mir klar, aber es war besser als meinen Gefühlen schutzlos ausgeliefert zu sein. Vor allem aber Ethans Worten.
Als ich mich umdrehte bemerkt ich, dass die Wand links von mir eine Delle hatte. Ein wenig Blut klebte daran. Ich war wohl nicht die Einzige die wütend war. Ethan musste seine Faust in die Wand gerammt haben.
Ich seufzte und setzte mich auf die Bettkante. Die wenigen Sonnenstrahlen die durch die Regenwolken hindurch brachen, wärmten meine rechte Gesichtshälfte und schienen mir ins Gesicht, sodass ich nicht aus dem Fenster sehen konnte.
Wer hätte gedacht dass der heutige Tag so verlaufen würde? Hätte ich Lindsey nicht gerettet, dann wäre das alles nicht passiert.
Außerdem hatte ich dadurch meine Tarnung aufgegeben. Naja, zumindest die Tarnung dass ich immer noch vom Autounfall verletzt sei. Immerhin hatte ich Lindsey geschlagen, vielleicht konnte ich das aber noch mit Adrenalin begründen.
Während unzählige Ausreden und Lügen mir durch den Kopf schossen, starrte ich auf den Boden und bemerkte irgendwann, dass mein Ring nirgends zu sehen war. Somit fanden meine Gedanken ein Ende und ich sah mich genauer um, bückte mich sogar um unter dem Bett nachzusehen, aber er war nirgends zu finden.
Ich seufzte und hielt mich zurück um nicht irgendetwas kaputtzuschlagen. Diesmal jedoch nicht aus Wut, sondern aus Frust.
Ethan hatte ihn wahrscheinlich schon weggeschmissen und sich auf irgendeine Insel verzogen, die seinem Vater gehörte.
Eigentlich wäre es gut, dachte ich mir plötzlich. Distanz ist gerade genau das was ich brauche. Ich sollte meine Gedanken sortieren und mich unter Kontrolle kriegen bevor ich ihn wieder sehe.
Mit diesen Gedanken entschied ich mich dazu rauszugehen und ein wenig frische Luft zu schnappen, bevor ich wieder zurück in dieses Höllenhaus kam und Charles im Krankenflügel besuchte, damit ich keine Skepsis erregte.
Außerdem würde ich heute auch Leo besuchen gehen. Ich hatte ihn schon lange nicht mehr gesehen und nachdem ich Lindsey geschlagen hatte, war es wohl das mindeste das ich tun konnte. Naja, zumindest redete ich mir das ein. Innerlich wusste ich, dass ich, wenn Plan A schief ging, auf Plan B zurückgreifen musste. Leo war immerhin eine bessere Option als Charles, obwohl ich Letzterem Interesse vorspielen und ihn dann ermorden könnte.
Immerhin wusste ich nicht wo Ethan war und wann er wieder zurückkommen würde, aber ich konnte nicht auf ihn warten. Immer wieder erinnerte ich mich daran, dass er anfangs nur ein Mittel zum Zweck gewesen war. Ich hatte ganz sicher nicht geplant mich in ihn zu verlieben, falls es wirklich Liebe war das ich empfand. Aber ich konnte mich nicht von meinen Gefühlen beeinflussen lassen. Ich hatte mir ein Ziel gesetzt das ich auch erreichen würde. Erreichen musste.
Bevor ich die Wohnung verließ dachte ich mir, dass ich das Notfall-Handy mit mir tragen sollte das mir Harper gegeben hatte. Falls irgendetwas passierte. Und auch so ungern ich es zugab...ich brauchte momentan irgendjemanden zum Reden.
Seit wann empfand ich so etwas? Seit wann brauchte ich jemanden zum Reden? In dem letzten Monat hatte ich mich so stark verändert, dass ich selber nicht begreifen konnte wann und wie das überhaupt passiert war.
Ich kann aber nicht mit Harper hierüber reden, schoss es mir dann durch den Kopf. Ich kann ihm das nicht antun. Immerhin liebt er mich und ich will ihn nicht verletzen indem ich mit ihm über Ethan rede.
Seufzend ging ich zu dem Versteck an dem ich die graue Tasche verbarg, jedoch als ich sie nicht dort vorfand runzelte ich die Stirn und versuchte die aufkommende Panik zu unterdrücken.
Ich dachte nach. Wo konnte die Tasche bloß sein?
Dann erfüllte mich Erleichterung als ich mich daran erinnerte, dass ich die graue Tasche kurzerhand in den kleinen Schrank im Korridor geschmissen hatte, bevor ich das Zimmer verlassen hatte um das dumme Mist- ...Lindsey zu retten.
Mit schnellen Schritten ging ich darauf zu und atmete erleichtert aus als ich die Tasche dort wiederfand. Vorsichtig nahm ich sie heraus und kramte darin herum bis ich das Handy fand. Danach versteckte ich die Tasche dort wo sie hingehörte. Und zwar oben in der Decke.
Ich stellte den Stuhl den ich als Hilfestellung benutzt hatte wieder dorthin wo er hingehörte und verließ schließlich die Wohnung.
Darauf bedacht, dass mich niemand sah schlich ich die Treppen herunter, da ich gerade überhaupt keine Lust hatte meine Maske aufzusetzen und andere falsch anzulächeln.
Ich betete innerlich dafür, dass ich niemandem begegnete und meine Gebete wurden erhört. Als ich das Royal Palace verließ atmete ich die frische Luft ein die mir entgegen kam. Sie roch nach Regen und frischem Gras. Ich liebte diesen Geruch, denn er beruhigte mich und ich hatte immer das Gefühl, als wäre dieser Geruch ein Teil meines Zuhauses.
Mir machte es nichts aus als mich der Regen traf und sich in meine Kleidung einsog, mein Gesicht mit Tropfen zierte und meine schwarzen Haare nässte.
Ich umrundete ein Mal das Royal Palace und gelangte in den hinteren Teil, der normalerweise immer abgesperrt war. Jedoch als mich die Sicherheitskräfte sahen, konnte ich die Panik in ihnen spüren, weshalb sie mich wahrscheinlich ohne Probleme durchließen und kein Wort sagten.
Ich nickte ihnen bloß mit einem ernsten Gesichtsausdruck zu und betrat den Wald. Unzählige Bäume ragten vor mir empor, sodass man den Himmel irgendwann nicht mehr sehen konnte und sie diesen verdunkelten.
Das erste Mal nach einer gefühlten Ewigkeit fühlte ich mich wieder ein Stück wie ich selbst. Als wäre mein wahres Ich bloß unter all den Lügen und Vortäuschungen für eine begrenzte Zeit untergegangen, aber würde sich jetzt wieder an die Oberfläche wagen.
Ich wusste nicht warum, aber der Wald schien mir Stärke und Geborgenheit zu schenken, obwohl die meisten Menschen sich hier wahrscheinlich fürchten und unwohl fühlen würden.
Aber zugegeben...ich war nicht wie die meisten Menschen. Ich war eine der wenigen...naja eigentlich die Einzige die ein Mensch mit Engelsgaben war.
Ob man diese wirklich als Gabe bezeichnen konnte war eine andere Frage. Manchmal waren sie eine, aber des Öfteren fühlte sie sich an wie ein Fluch.
Dennoch war ich irgendwie dankbar, dass ich sie hatte. Sonst wäre ich wahrscheinlich nicht einmal ansatzweise soweit mit meinem Racheplan gekommen.
Ich seufzte und sah mich in dem dunklen Wald um. Der Regen drang wegen den dicht beieinander stehenden Bäumen nicht zu mir durch, sodass der Boden noch recht trocken war. Dennoch konnte man die Luftfeuchtigkeit fühlen.
Stille umgab mich. Absolute Stille, was eigentlich unnormal war für einen Wald. Man sollte ja meinen irgendwelche Vögel zwitschern zu hören, oder ein paar Grillen die zirpten. Das Rascheln der Blätter unter meinen Füßen war jedoch das Einzige Geräusch.
Wahrscheinlich hatte Charles alle Tiere in dieser Umgebung vernichtet, damit er sich nicht mit ihnen herumschlagen musste.
Ich konnte mich vage daran erinnern so etwas mal in der Zeitung gelesen zu haben. Er mochte Tiere nicht. Das war kein Geheimnis. Aber alle Waldtiere hier zu vernichten schien mir dennoch zu extrem. Er wusste wohl nicht einmal, dass ein Wald Tiere brauchte um zu überleben.
Meinen Gedanken nachhängend schüttelte ich über Charles Idiotie den Kopf und entschloss mich, mich auf den Boden zu legen.
Die orange-braunen Blätter unter mir knirschten als ich mich auf sie legte. Die Bäume schienen jetzt noch größer, aber jetzt konnte ich wenigstens ein wenig den Himmel sehen. Die Eichen- und Buchenbäume ragten mit ihren buntgefärbten Kronen in die Höhe und gaben mir auf eine seltsame Art und Weise innere Ruhe.
Ich mochte den Herbst. Die Bäume verfärbten sich, die Blätter nahmen verschiedene Farben an und schmückten dieses trostlose Land. Außerdem regnete es hier im September am meisten und im Regen fühlte ich mich wohl.
Der Herbst erinnerte die Welt daran, dass das Leben nicht immer mit Helligkeit umgeben war, sondern dass alles irgendwann ein Ende hatte. Er beförderte uns wieder in die Realität und zeigte uns, dass das Ende aber auch schön sein konnte. Dennoch sollte man im Hinterkopf behalten, dass alles Weltliche vergänglich war. Jeder würde irgendwann diese Welt verlassen und nichts Materielle würde einem noch was bringen.
Mir fiel auf, dass es das erste Mal nach langer Zeit war, dass ich für mich war und meinen Gedanken frei nachhängen konnte.
Es war ein schönes Gefühl nur für mich zu sein und die Stille um mich herum genießen zu können. Auch wenn meine Gedanken keine Ruhe gaben. Aber das war okay. Damit konnte ich leben, solange die Gedanken des Monsters in mir nicht die Oberhand gewannen.
Plötzlich unterbrach eine starke Vibration die Stille, sodass ich leicht aufschrak und mich sofort aufsetzte. Ich stellte fest, dass es mein Handy war welches klingelte. Als ich es aus meiner Hosentasche heraus kramte sah ich auf das Display und stellte fest dass es Harper war.
Natürlich ist es Harper, dachte ich mir. Wer denn auch sonst? Ist ja nicht so als hätten andere meine Nummer.
Trotzdem war ich überrascht über seinen Anruf. Immerhin war das Handy eigentlich dafür da, dass ich ihn anrief, nicht er mich. Darauf hatten wir uns geeinigt. Weil was wenn das Handy plötzlich vibrierte uns es andere Leute mitbekamen und mich fragten was das sei? Oder warum ich so ein altmodisches kleines Handy bei mir trug?
Warum also sollte er mich anrufen? Was wenn jemand Fremdes am anderen Ende der Leitung war und bloß wissen wollte wer rangehen würde?
Vorsichtig nahm ich den Anruf schließlich entgegen, aber sagte nichts.
>> El? <<, ertönte Harpers Stimme. Ich blieb weiterhin still. Vielleicht war es ja ein Trick.
>> El? Kannst du mich hören? Ich muss mit dir reden. <<, ich hörte die Sorge und ein wenig Nervosität in seiner Stimme, weshalb ich mir nun sicher war, dass er es war.
>> Ja, ich kann dich hören. <<, antwortete ich schließlich. >> Ist irgendetwas passiert? <<
>> Ich weiß ich dürfte dich gar nicht anrufen, aber ich würde es nicht tun wenn es nicht wirklich wichtig wäre. <<, erklärte er. Seine Worte klangen gehetzt.
Ich runzelte die Stirn. >> Harper, was ist los? <<, fragte ich und stand auf.
>> Ich...- <<
Ein Krachen und ein lauter Knall waren zu hören bevor die Leitung plötzlich abbrach. Ich wiederholte ein paar Mal seinen Namen bevor ich mir sicher war, dass er tatsächlich nicht mehr dran war.
Ich starrte das Handydisplay an, während tausende Gedanken durch meinen Kopf schossen. Was war passiert? Was hatte er mir sagen wollen? Hatte ihn jemand entführt oder ihm sonst etwas angetan? Hatte Charles ihn gefunden? Hatte er herausgefunden wer ich wirklich war?
Aber ein einziger Gedanke stach am meisten heraus.
Ich muss zu Harper.
So ungern ich das Monster in mir auch freiließ, Harpers Leben war im Moment wichtiger. Er wurde erst vor kurzem aus dem Krankenhaus entlassen und war immer noch verletzt, was bedeutete dass er leichte Beute für seine Angreifer war.
Ich ließ die Wut in mir frei und konzentrierte mich auf den Hass der mich permanent begleitete. Schließlich begann ich mich zu verwandeln und sobald es endete hob ich mich vom Boden ab und flog davon.
Ich muss Harper retten, ihm helfen, zwang ich mich zu denken und versuchte mich darauf zu konzentrieren, dass ich das hier wegen Harper tat. Er war der einzige Gedanke, der das Monster in mir davon abhielt die Oberhand zu gewinnen.
Gerade als ich so hoch in den Himmel schoss, dass mich keiner sehen konnte, vibrierte mein Handy erneut. Verwirrt hielt ich inne und bemerkte, dass es wieder Harper war der mich anrief.
Was zur Hölle?
Ich hob ab und wartete bis er sprach.
>> El? <<, sagte er. Diesmal klang er ruhiger. >> El falls du mich hören kannst...ich...ich wollte dir nur mitteilen, dass alles in Ordnung ist. Ich dachte vorhin bloß dass etwas passiert wäre, aber ist es nicht...ich habe mich geirrt. Also tut's mir leid, falls ich dich in Aufruhr versetzt habe. Ich dachte es wäre was Wichtiges passiert, aber ist es nicht. Alles ist gut zum Glück. <<, erklärte er mit ruhiger Stimme. Aber ich hatte trotzdem das Gefühl, dass er etwas verschwieg.
>> El? <<
Ich atmete laut aus, damit er wusste in was für einem Zustand ich mich gerade befand, aber dass ich ihn dennoch hörte.
>> Oh Gott...es tut mir leid El. Wirklich...ich...ich wollte nicht, dass du... << Er hielt kurz inne bevor er weitersprach. >> Es tut mir wirklich leid. Aber alles ist gut. Du musst dir keine Sorgen machen. <<, versicherte er mir. Trotzdem wurde ich das Gefühl nicht los, dass etwas nicht stimmte.
Ich legte schließlich auf, flog wieder in den Wald und verwandelte mich voller Schmerzen zurück, bevor ich mich dazu entschied, dass ich für heute genug frische Luft geschnappt hatte.
Wenn Harper mir versicherte, dass alles in Ordnung war dann glaubte ich ihm das. Ich wusste, dass er mich niemals anlügen würde. Aber zählte einen Teil der Wahrheit zu verschweigen nicht als Lüge?
Obwohl...er hatte mir nichts Falsches erzählt.
Ich zwang mich nicht weiter darüber nachzudenken, sondern mich stattdessen innerlich auf das Bevorstehende zu konzentrieren.
Charles und Leo. Das beste Duo der Welt, dachte ich mir sarkastisch und lief wieder zurück zum Royal Palace.
PS: Voten und kommentieren nicht vergessen, pls :D <33
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