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Ich folgte Ethan als er auf die Bühne zusteuerte. Ich spürte all die feindseligen Blicke der Frauen um mich herum, aber irgendwie machte es mir nichts aus. Immerhin hatte ich mein Ziel erreicht. Nämlich Ethan für mich zu gewinnen.

Als wir auf der Bühne standen starrte uns jeder an. Jetzt hatten sie alle ein falsches Lächeln aufgesetzt, genau wie ich. Aber ein bestimmtes Augenpaar stach besonders heraus. Leo.

Er sah mich mit einem sehr ernsten Gesichtsausdruck an. Leo lächelte zwar, aber ich wusste dass er innerlich vor Wut oder Neid platzte. Was immer er auch momentan fühlte, es war definitiv nichts Gutes.

>> Danke. <<, hörte ich Ethan neben mir sagen und löste deshalb meinen Blick von Leo.

Er hatte mit dem Moderator gesprochen, weil er ihm das Mikrofon überreicht hatte.

>> Meine lieben Freunde. <<, begann Ethan. Seine Stimme klang nicht wie sonst, sondern ganz seltsam. Als wäre er jemand anderes.

Für diese Menschen ist er ja auch jemand anderes, ging es mir durch den Kopf.

>> Wir haben uns seit dieser Woche versammelt, um für Leo und mich die passende Partnerin zu finden. Diejenige die ich meine zukünftige Frau und meine Seelenverwandte nennen kann. <<

Zukünftige Frau, hallte es in meinem Kopf wieder. Mein Magen zog sich zusammen. Ich würde mit einem mir völlig fremden Mann heiraten.

Es wird nichts mehr bedeuten nachdem ich seine Familie zerstört habe, versuchte ich mich zu beruhigen. Diese Ehe wird keine Bedeutung für mich haben. Sie ist nur ein Mittel zum Zweck.

>> Ich möchte euch allen hiermit offiziell mitteilen, dass ich meine Seelenverwandte gefunden    habe. <<, redete Ethan weiter und hob plötzlich unsere ineinander verschränkten Hände in die Höhe. Sofort begannen die Menschen an zu jubeln und zu klatschen. Ich ließ meinen Blick über die Menge schweifen und blieb wieder bei Leo hängen. Weder jubelte er, noch klatschte er.

>> Dies ist eure zukünftige Prinzessin. Heißt sie willkommen in unsere Familie! << Die Menge klatschte nun noch mehr und jubelte noch lauter. Einige schienen es ernst zu meinen und anderen sah man an, dass sie neidisch waren, aber es aus Gehorsam taten.

Ich löste meinen Blick von Leo und bemerkte, dass neben ihm seine Schwester stand. Sie sah mich mit einem arroganten und siegessicheren Lächeln an. Wieso siegessicher? , dachte ich mir.

Lindsey klatschte und formte leise Worte mit ihren Lippen. >> Willkommen. <<, sagte sie und grinste mich dann leicht an. Ihre Augen hatten einen bösen Ausdruck.

Ich nickte leicht und lächelte sie ebenfalls mit einem arroganten Blick an. Lindsey nahm es so hin und klatschte weiterhin, genau wie die anderen um uns herum.

>> Willkommen, Tochter. <<, hörte ich plötzlich jemanden mit einer tiefen Stimme sagen und wandte deshalb meinen Blick von Lindsey ab.

Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Charles ebenfalls auf die Bühne gekommen war. Er lächelte mich an und streckte mir seine Hand entgegen.

Alles in mir drin schrie danach, ihn hier und jetzt in Stücke zu zerreißen, aber ich hielt mich im Zaum und reichte ihm meine Hand. Als er sie umschloss zog er mich zu sich und umarmte mich.

Eine Gänsehaut lief mir über den Rücken als er mich berührte.

Reiß dich zusammen! , rief ich mir in Gedanken zu. Dann beugte er sich leicht herunter und küsste mich auf die Wange.

Ich versuchte mein Lächeln aufrechtzuerhalten, was auch ganz gut funktionierte, aber ich spürte schon wie sich der Hass in mir steigerte und mich zu ersticken drohte. Das mir allzu bekannte Adrenalin schoss in meine Adern und vermischte sich mit meinem Blut.

Ich versuchte mich zu kontrollieren. Charles löste sich endlich von mir und sah mich an.

>> Willkommen in unserer Familie. <<

>> Danke. <<, entgegnete ich mit einer zuckersüßen Stimme und sah ihm dabei in die Augen. Naja, in sein Auge. Immerhin war das andere durch seine Augenklappe verdeckt.

Die Menge jubelte nun noch mehr und plötzlich schienen Blumen aus der Decke zu regnen. Der Saal wurde leicht verdunkelt und ich merkte, dass es nur eine Simulation war. Aber es sah trotzdem atemberaubend aus.

Tochter, hallten Charles' Worte in meinem Kopf wider. Tochter. Ich bin nur die Tochter meines Vaters du Bastard. Du wirst schon sehen, was ich mit dir anstellen werde.

***

>> Gefällt es dir? <<, fragte mich Ethan, als er mir mein neues Zimmer zeigte. Ich hielt die Tasche mit all den Geräten die ich brauchte, fest in meiner Hand. Er hatte sie mir abnehmen wollen, genauso wie die Sicherheitskräfte die mir nun rund um die Uhr zur Verfügung standen, aber ich hatte es nicht zugelassen. Ich hatte mich mit der Ausrede, dass ich eine starke Frau sei, herausreden können. Dann hatten sie endlich nachgegeben.

Und jetzt befand ich mich in dem Flügel, in dem die königliche Familie lebte. Was gut war, da ich nun näher am Geschehen war, aber einerseits musste ich nun noch vorsichtiger sein, da hier überall mehr Sicherheitskräfte, Kameras und Wanzen waren.

>> Ja. <<, antwortete ich schließlich auf Ethans Frage, der über das ganze Gesicht strahlte.

Er kam grinsend auf mich zu und sah mir in die Augen.

>> Sei ehrlich. Gefällt es dir wirklich? <<, fragte er mich.

>> Es ist wunderschön. Nur das Pink ist nicht so meins. <<, gab ich zu.

Er nickte und schnippte zwei Mal mit den Fingern. Sofort rasten zwei Männer an mir vorbei und fingen an, die pinken Bettwäsche und Gardinen abzuziehen und abzuhängen. Ich öffnete meinen Mund um etwas zu sagen, aber es blieb mir im Hals stecken.

>> Welche Farbe hättest du denn gern? <<, fragte er mich lächelnd. Seine grünen Augen blickten mich mit einer Intensität an, die ich nicht beschreiben konnte.

Um diese Frage zu beantworten musste ich nicht lange überlegen. Ich wusste die Antwort schon bevor er die Frage gestellt hatte.

>> Schwarz. <<

>> Schwarz? <<, wiederholte ein wenig überrascht. Ethan hatte seine Augenbrauen hochgezogen und besah mich diesmal mit einem Blick der so viel bedeuten sollte wie Bist du dir ganz sicher?

>> Ja. <<, sagte ich. >> Schwarz. <<

>> Ist das nicht zu dunkel? <<

>> Trägt nicht jeder ein wenig Dunkelheit in sich? <<, entgegnete ich. Sein Lächeln wich einem etwas ernsteren Gesichtsausdruck. Forschend sah er mir in die Augen.

Dann streckte er langsam seine Hand aus und strich mir über die Wange.

>> Du hast recht. <<, meinte er schließlich. Ich nickte bloß. >> Willst du, dass alle Wände schwarz angestrichen werden? <<, fragte er mich dann.

>> Nein. <<, sagte ich. >> Eine Wand sollte komplett grau sein. Genau wie meine Bettwäsche. <<

Ethan nickte. >> Ihr habt sie gehört. <<, sagte er dann zu den Männern, die für die Inneneinrichtung zuständig waren.

>> Natürlich, Sir. <<, erwiderten sie bloß, riefen sofort irgendwelche Leute an und gaben Befehle.

>> Möchtest du, solange dieses Zimmer fertiggestrichen wird, in dein altes Zimmer? <<, fragte mich Ethan.

>> Gern. Mir macht es nichts aus. <<

Er nickte und lächelte mich an. >> Wollen wir rausgehen? <<, fragte er mich dann.

>> Können wir gerne machen, aber lass mich kurz in mein altes Zimmer gehen, okay? <<

>> Okay. <<

Wir liefen in die Richtung des Zimmers, während wir uns solange anschwiegen. Ich wusste nicht woran es lag, aber Ethan schien sehr nachdenklich zu sein. Hatte ich etwas Falsches gesagt?

Als wir ankamen, ging ich kurz in das Zimmer und versteckte die Tasche wieder, während Ethan vor der Tür wartete.

>> Hattest du nicht eine persönliche Dienerin? <<, fragte er mich plötzlich als ich wieder auf den Flur trat.

>> Ja. <<, antwortete ich. >> Aber ich habe sie entlassen, da sie mir nicht gehorcht hat. <<

>> Oh. <<

>> Ja. <<

Wieder senkte er nachdenklich seinen Blick. Ich schloss die Tür hinter mir zu, sodass wir losgehen konnten. Doch bevor ich auch nur einen Schritt machen konnte, nahm er meine Hand in seine und lächelte mich glücklich an.

>> Lass mich nicht los. Ohne dich fühle ich mich so...unvollständig. <<

Mir wurde bewusst, dass ich ihn ohne jeglichen Zwang anlächelte. Wieso war das so? Wieso brachte ausgerechnet Ethan mich immer wieder zum Grinsen oder zum Lächeln? Ich war doch sonst so ernst. Nicht einmal Harper hatte mich trotz seiner guten Seele und seinem Humor zum Lächeln bringen können. Vielleicht innerlich, ja. Aber sonst...

>> Okay. <<, sagte ich bloß und drückte leicht seine Hand. Wir gingen los, auch wenn ich nicht wusste wohin. Er hatte es mir nicht gesagt, weil er meinte er wolle es mir nicht beschreiben, da ich es selber sehen müsse.

>> Weißt du was mir gerade einfällt? <<, fragte ich Ethan und sah ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an.

>> Nein...? <<, erwiderte er neugierig.

>> Du hattest mir versprochen, nie wieder zu versuchen mich zu küssen. Und das Erste was du danach getan hast, war mich im Krankenzimmer zu küssen. <<

Jetzt grinste er mich an. >> Das stimmt. <<, sagte er. >> Aber ich habe mein Versprechen nicht gebrochen. <<

Ich sah ihn fragend an. >> Natürlich hast du das, immerhin hast du... <<

>> Ich habe es nicht versucht, Eliza. Ich habe es geschafft dich zu küssen. <<, unterbrach er mich mit einem siegreichen Grinsen.

Ich öffnete meinen Mund um etwas zu erwidern, aber mir fiel nichts ein. Er war schlagfertig und irgendwie gefiel mir das.

Ich lachte leise auf und schüttelte den Kopf. >> Du bist unglaublich. <<

>> Genauso unglaublich wie du. <<

Ich sah ihm in die Augen und grinste. Was tat er mir da bloß an?

PS: Voten und kommentieren nicht vergessen, pleaaaseee <33 :D Hoffe euch gefiel dieses Kapitel *-*

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