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Entgeistert betrachtete ich die vielen Häuser mit einer zugegeben wunderschönen Architektur. Wie sollte ich hier jemals meine Tante finden? Doch nicht nur hier fingen die Probleme an, zu einem gigantischen Maße heranzuwachsen. Nein, es fing schon damit an, sich hier erst einmal zurecht zu finden. Ich hatte keine Karte, alles, das ich wusste , war, dass der Mann meiner Tante in diesem riesigen Gebäude, welches sich links von mir wie ein bedrohlicher Berg aufbaute, arbeitete. Das Regierungelände und gleichzeitig das Ziel meiner lang ersehnten Rache. Es war kein Leichtes, Anschläge zu verüben, und allgemein war ich kein Fan davon, Menschen ihren Familien zu entreißen. Aber alles hatte seine Gründe, so auch meine Geburt. Daran glaubte ich. Mein Leben war eine Herausforderung und der Höhepunkt stand kurz bevor. Natürlich achtete ich, bevor mein inneres Rachegefühl Befriedigung erlangte, darauf, dass keine Kinder ihre Eltern besuchten oder unschuldige Frauen im Gebäude waren, bevor ich die Bombe zündete. Ich war kein Unmensch, sondern lediglich der Meinung, dass der Tod mit dem Tod zu bestrafen war. Und ich wusste genau, wenn es hier Tote geben würde, würden keine Falschen getroffen werden. Denn sie alle stimmten über Entscheidungen ab, und jeder der sich gegen die Mehrheit der Stimmen stellte, wurde sofort seines Amtes entlassen. Kurz huschte mir ein bösartiges Grinsen über die Lippen. Und ja - es würde dann auch den Mann meiner Tante treffen. Bedauerlich würde sein Verschwinden nur sein, da meine Tante tatsächlich ein Gefühl ähnlich der Liebe mit ihm verband. Aber mein Hass sah dies nicht als Problem an. Probleme waren nichts, dass ich gebrauchen konnte. Sie waren nicht vergänglich und würden niemals in Vergessenheit geraten. Aber ich war der Meinung, dass meine Tante es irgendwann schaffen würde, dies mit ihm zu tun. Sie war willensstark und eine nicht zu unterschätzende Frau in ihren besten Jahren. Selbst meine Mutter betete ihre Schwester schon immer an. Vor ihrem Tod hatte sie immer gemeint, dass ich diese wundervolle Frau wenigstens einmal in meinem Leben besucht haben sollte. Und ja. Ich tat es. Mit großen zielsicheren Schritten gelangte ich an das Eingangstor der Regierung, welche von unzähligen Männern in Anzügen bewacht wurde. Gerade als ich versuchte meinen Weg fortzusetzen, erklang ein Brüllen.
"KEINEN SCHRITT WEITER!" befahl es und schürte somit meine unbändige Wut, welche schon viel zu lange nach Erlösung lechzte. Kontrolliert biss ich meine Zähne zusammen. Ich durfte jetzt nicht negativ auffallen. Nicht so kurz vor meinem Ziel. Deshalb ballte ich meine Hände zu Fäusten und sah dem Mann ins Gesicht. Sein Auge zierte eine bläuliche Farbe. Nun, er war wohl mit einer Entscheidung nicht einverstanden gewesen.
"Mr..." gespielt ruhig hob ich meine Arme. "Hören sie! Ich will keine Probleme. Ich wollte lediglich einen Verwandten besuchen. Er dürfte hier-" mit einem erstickten Laut wurde er unnachgiebig zur Seite gerammt. Zu sehen bekam ich einen Flinn, welcher gespielt freudig seine Arme ausbreitete. "Ah, Rosi! Schön, dass du endlich eingetroffen bist. Wie war deine Reise? Wobei sie nicht sonderlich bequem sein konnte, immerhin verfügt ihr ja über keinerlei Fortbewegungsmittel.", meinte er abschätzig und zog seine Augenbrauen empor.
"Ich denke, dann bist du falsch informiert. Ich kam auf einem Pferd hierher.", antwortete ich prompt.
Dieser Mistkerl. Er wollte mich absichtlich provozieren. Aber da konnte er hier noch Wurzeln schlagen. Ich würde nicht wegen so einem dahergelaufenen Idioten mein Ziel aus den Augen verlieren. Also tat ich das einzige was mir übrig blieb. Ich war ruhig und das blieb ich auch als er mit einem
"Ah, verstehe. Ihr unscheinbaren Wesen lebt ja wie im Mittelalter. Ein Glück, das deine Tante noch rechtzeitig aus diesem Saftladen geflüchtet ist. Wer weiß was sie sich sonst noch so eingefangen hätte. Ah, apropos! Ich bringe dich nun nach oben in mein Büro, gemeinsam mit meinem Arzt. Sollte ich erfahren, dass du Läuse oder... Ähnliches hast, wirst du umgehend woanders untergebracht. Solches Ungeziefer kann ich in meinem Haus bei Gott nicht gebrauchen!" weiterstichelte.
Augenverdrehend nickte ich. Ich konnte ihn nicht ausstehen und es war mir ein Rätsel, wie sich meine Tante in solch ein arrogantes Wesen verlieben konnte. Seine Seele war pechschwarz und er hatte nichts in meiner restlichen Familie zu tun. Abgesehen davon, dass ich nicht Rosie hieß, für ihn hieß ich Roseline. Nur meine Tante kannte meinen wahren Namen, da sie bei meiner Geburt dabei war. Es war eine regnerische Nacht an einem Mittwoch. Da sie keine andere Wahl hatte und das einzige Krankenhaus weit und breit gerade geschlossen hatte, war meine Mutter gezwungen, mich in ihrem Bett zu gebären. Mein Vater hatte damals nicht dabei sein können, da er arbeiten musste. Ich warf ihm das nie vor, er hatte keine andere Wahl. Sie hatten wenig Geld und meine Mum fiel zum Geldverdienen aus, da sie schwanger war. Somit musste er arbeiten.
"Setz dich hierher und bewege dich keinen Zentimeter. Bevor ich nicht weiß, was du dir da alles eingefangen hast, wirst du still sitzen und nichts machen." meinte er mit einer gerümpften Nase und verließ dann den Raum um seinen Arzt zu holen. Wenig später betrat auch schon ein kleiner, rundlicher Mann den Raum.
"Dr. Salvin mein Name. Ich werde dich nun durchchecken. Leg dich da auf den Tisch und entspanne dich."
Mit diesen Worten hielt er mir seine Wurstfinger vor die Nase und behielt diese auch solange dort, bis ich sie mit einem stillen Seufzen schüttelte. Dann ging er kommentarlos zu seinem Koffer, kramte etwas heraus und wühlte in meinen Haaren herum. Verdammt, war das unangenehm. Vor allem, da Flinn hinter einer Glasscheibe stand, an seinem Wein nippte und mit einem Grinsen telefonierte. Es war im Bereich des möglichen, dass er seine Frau kontaktierte, aber wahrscheinlich rief er einfach einen Kollegen an, um mit diesem über das hässliche kleine Entchen in seinem Büro zu sprechen.
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