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"Audreyyyy? Wo bist du?" erklang eine tiefe Stimme genervt, doch wurde zunehmend freundlicher, als das Mädchen an meiner Seite schnell mit einem 'Hier' antwortete. Na toll... Entweder hatte ich es hier mit dem typischen Stereotypen eines großen Bruders, oder mit einem Kumpel von ihr zu tun. Beides war nicht sonderlich nach meinem Geschmack. Während sie sich scheinbar freute, ließ ich mich erstmal ein wenig in den Schatten gleiten. "Wie oft hatte ihr dir schon gesagt, nicht zu weit weg zugehen? Weißt du wie gefährlich das sein kann? Da draußen leben noch andere Menschen, und das sind nur Monster!" tadelte er seine Schwester und wollte ihr ins Gewissen reden, bis sie seinen Monolog mit einem gebrüllten "Lüge!" unterbrach.

Mein Blick war nach unten gerichtet, hob aber schmunzelnd meinen Kopf als ich die anhaltende Stille und den rauchenden Kopf des Jungen förmlich hören konnte. "Wo bist du?" rief das Mädchen und blickte suchend umher, bis der Typ eingriff. "Alles in Ordnung bei dir? Hör auf mit dir selbst zu sprechen, und geh lieber zu deinem Mann. Er erwartet dich schon sehnsüchtig!"
Kraftvoll schiebt er Audrey nach vorne, während sie sich wehement dagegen sträubt. "LASS LOS JETZT. Ich meine es ernst Ivan. Bleib stehen. Ich muss dir jemanden vorstellen." meinte sie trotzig woraufhin er wie der Blitz ihre Hand umgriff. "DAS IST NICHT DEIN ERNST! Du gehst Joseph fremd?! Bist du denn verrückt? Wenn das rauskommt dann-" mit einem erstickten Laut hörte er auf zu reden, als Audrey ihm ans Bein tritt. "Willst du mich verarschen? Ich liebe ihn. Was unterstellst du mir da? Du bist mein Bruder."

Angepisst trat sie von ihm weg und sah sich erneut suchend um, fand mich aber nicht. Und um ehrlich zu sein, fande ich es gerade zu amüsant, als dieses ganze Spielchen jetzt schon aufzulösen. Wieder war es still. Bis jemand sauer aufknurrte. "Jetzt hast du sie verscheucht du Idiot! Das ist alles deine Schuld."
"Sie?" mit einer Mischung aus Schock und Neugierde, betrachtete er seine Schwester. "WER IST DIESE FRAU REY?" abgesehen davon, dass er ihr einen niedlichen Spitznamen verpasst hatte, sah ich es als günstigen Augenblick an, zu erscheinen. Mit einem "Na ich!" latschte ich lässig auf die Lichtung. Dieser Ivan drehte sich beinahe einmal um die eigene Achse um dann ruckartig stehen zu bleiben. "Hallo" grüßend hob ich kurz die Hand und sah Rey fragend an, als er nicht mehr reagierte. Sie grinste jedoch nur. Unangenehm rieb ich mir dann meine Stirn und strich eine Strähne hinter mein Ohr. Ich wusste sehr wohl das ich extrem ungepflegt aussah... Aber so eine Reaktion? Das hatte ich nicht erwartet. Sofort wollte ich loslaufen, da ich das Rauschen von Wasser vernehmen konnte, da umklammerte seine Hand meinen Unterarm.

"Wo willst du hin?!" ich jedoch hatte ganz andere Probleme. Ich war kein besonderer Fan von fremdem Körperkontakt. Zu meinem Glück brauchte ich nichts sagen, denn er ließ schnell los. Sein ernster Blick blieb dennoch. "Duschen" gab ich ihm dann eine Antwort. Als er wieder nicht reagierte, kam Audrey an meine Seite, nahm mich am Arm und rannte lachend weg. Ich gezwungenermaßen hinterher. Von ständigen Flüchen begleitet, hechelte sie weiter durch den dichten Wald und ich fragte mich innerlich schlagend, was ich denn zum Teufel schon wieder angestellt hatte, um das hier verdient zu haben. Als das Mädchen jedoch über irgendein unidentifizierbaren Gegenstand stolperte, rollte ich mich instinktiv am Boden ab und kam sanft wieder zum Stehen. Anscheinend verfügte Audrey aber nicht über solche Fähigkeiten und glotzte mich nur an. Ihr Bruder einbegriffen. "Ich sagte dir doch, dass sie gefährlich ist!" schrie Ivan und rannte auf mich los. Vermutlich wollte er mich wegen einer potentiellen Gefahr gefangen nehmen. Das ich nicht lache. Jedoch kann und darf ich nicht alles verraten, was ich mir jemals selbst beigebracht hatte.

Im Falle eines Kampfes würden sie meine Taktik gegen mich verwenden. Deswegen versuchte ich zu rennen, stolperte aber ganz ausversehen über meine eigenen Füße. Zehn Sekunden später erreichte er mich und zog mich hoch. "Au! Das tut weh!" motze ich, schmunzelte aber, als er seinen Griff wirklich lockerte. Selbst Audrey erkannte, dass das hier alles nur eine Show war. Still liefen wir einen Trampelpfad entlang, wo ich zu meinem Leidwesen mit zunehmender Nähe, Stimmen hören konnte. Verdammt! Hier lebten tatsächlich eine ganze Menge Menschen. Und ich hatte gehofft, dass diese Exemplare hier genug Karma gewesen wären. Doch wie es schien, hatte ich in meinem vorherigen Leben ganze tausend Banken überfallen. Denn genauso viele Augenpaare durchbohrten mich gerade mit ihren Augen. Manche waren neugierig, andere feindseelige Blicke. Aber wie auch immer, ich war selbst Schuld an dieser Situation und jammern würde ich bestimmt nicht. Mein Ego war sowieso schon durch meine kleine 'Ich bin so schwach' Nummer strapaziert worden.

"Hier. Nimm die Kleidung, geh dich waschen und komm angezogen wieder. Dann werde ich dir dein Schlafplatz zuweisen." riss mich Ivan aus meinen Gedanken. Perplex nahm ich die Klamotten in die Arme, lies sie jedoch unachtsam auf den Boden segeln, als mir etwas wichtiges einfiel. Ich wollte überhaupt nicht über Nacht hier bleiben. Mein Plan war anders! Nur waschen und trinken, dann konnte ich weitergehen. Deshalb rannte ich ihm auch wie ein liebesbedürftiger Hund hinterher, trat vor ihn und unterbrach ihn somit in seinem Schritt. "Du hattest da eine Tatsache vergessen. Ich bleibe nicht über Nacht mein Lieber." bestätigend nickte ich und fuchtelte mit meinem Finger durch die Luft, bis er ihn einfing. "Ach ist das so? Na dann...hast du wohl Pech. Du wirst erstmal bis morgen da bleiben und dann sehen wir weiter!" grinste er spitzbübisch. Ging es dem Kerl noch ganz gut?
"Ich will mit dem Chef sprechen" meinte ich und verschränkte meine Arme, woraufhin er nur lachte.
"Tu dir keinen Zwang an." sagte er und betrachtete mich.

Wie viele Gehirnzellen besaß dieser Mensch überhaupt? Eine? "Ich sagte mit dem Boss, nicht mit dir."
"Und ich sagte, dass du reden sollst. Sonst verschwendest du die wertvolle Zeit des Bosses"
Verstört hielt ich in meinen Gedanken inne. Warte was? Anscheinend sprach mein Gesichtsausdruck Bände, da er zu meinen Klamotten ging, diese aufhob und sie mir mit einem "Du stinkst. Geh dich waschen" in die Hand drückte. Also machte ich mich munter vor mich hinschimpfend auf den Weg.

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