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Genervt rollte ich mit den Augen, als ich mit meinen Händen die beschlagene Fensterscheibe sauber wischte und mit eher milder Verstimmung hinaus lugte. Ich wusste doch, dass das so enden würde. Ich wusste das Charles mich gnadenlos mitschleppen würde. Da hatte er sich weder von dem kleinen Hund an seinem Hosenbein, noch von einer wild schimpfenden Frau namens Mary beirren lassen. Bevor der gute Mann jedoch entschied mich meiner Freiheit zu berauben, stahl er sich ein Seil aus einer Schublade, welches bis vor wenigen Sekunden noch um meine Handgelenke geschnürt war. Jedoch war es ein leichtes, dieses Seil abzubekommen. Nachdem ich diesen kleinen Erfolg erzielt hatte, spielte ich mit dem Gedanken, die Scheibe zu zerschmettern. Allerdings wagte ich es zu bezweifeln, dass das meine Probleme minimieren würde. Gähnend saß ich also auf der Rückbank und wartete auf Charles, welcher das Auto vor geraumer Zeit verlassen hatte, um ein ,allem Anschein nach, sehr hitziges Telefonat zu führen. Mit wem er wohl sprach? Ging es um mich? Gedankenverloren ließ ich meinen Blick umherschweifen und betrachtete die Umgebung. Das Auto stand am Rand einer kaum befahrenen Straße. Rechts befand sich ein wunderschöner See. Die wenigen Sonnenstrahlen, die ihren Weg durch die dicke Wolkendecke fanden, ließen das Wasser glitzern und verliehen einen magischen Touch. Langsam wendete ich meinen Blick ab und drehte meinen Kopf auf die andere Seite. Bäume. Ein Wald. "Verdammt"  seufzend legte ich meinen Kopf in den Nacken. Dieser Ort verlockte zu Gedankengängen, die ich versuchte zu unterdrücken. Eine Flucht wäre rein theoretisch möglich. Ob es sich praktisch umsetzen lassen würde, war jedoch eine ganz andere Frage und von vielen Faktoren abhängig, die ich nicht beeinflussen konnte. Sollte ich es wagen? Plötzlich ließen mich laute Geräusche aufschrecken und mein Blick huschte zu dem Mann, welcher mit weit aufgerissenen Augen nach vorne starrte. Dann nahm er die Beine in die Hand und rannte zum Auto. Es wäre der perfekte Film gewesen, würde die aufgehende und schließende Tür und der Lärm der dabei entstand, nicht die Illusion zerstören. Charles wählte eine Nummer. Als sich dann eine weibliche Stimme meldete, fluchte er. "Sie sind hier. Wie haben die uns gefunden? Du musst Verstärkung schicken!" Rasend vor Wut knallte er seinen Finger auf den roten Hörer, der sich auf dem Display befand und ließ die Frauenstimme verstummen, die gerade zu einer Antwort ansetzte. Mit quietschenden Reifen fuhren wir los und ich wurde durch die Beschleunigung in den Sitz gedrückt. "Was ist hier los?" wagte ich mich zu fragen und riskierte somit die Zerstörung der Stille. "Stell keine Fragen. Sei ruhig wenn du überleben willst" Sein eisiger Blick traf mich in Mark und Knochen. Irgendetwas lief nicht nach Plan. Jemand jagte uns. Und ich musste hilflos mit ansehen, wie wir als Gejagte den Verstand zu verlieren drohten. Ich war nervös. Denn ich hatte keine Informationen über Charles. Ich wusste nicht in welcher Liga er spielte und was sein Ziel war. Jedoch hatte ich ebenso keine Ahnung wer oder was uns  verschlingen wollte. Was würde mit mir geschehen? Ich versuchte meine Nervosität herunterzuschlucken und knetete meine Finger. Ich hasste es, wenn ich nicht wusste was mich erwartete. "Aber ich kann vielleicht helfen!" startete ich einen verzweifelen Versuch. Ich wollte genauso wenig in die Hände Fremder geraten wie Charles. Also wieso versuchten wir nicht einfach uns gegenseitig zu unterstützen? "Halt deinen Mund!" schrie er und trat mit seinem Fuß das Gaspedal durch. Ich sah Bäume an uns vorbeifliegen und alles schien viel zu schnell. Nervös schloss ich meine Augen. Wir werden alle sterben.. Ein Schuss ertönte. Dann war Stille. Eine angsteinflößende Stille. Mit einer ungeheuren Wucht wurde mein Körper nach rechts geschleudert. Ich riss die Augen auf und fing and zu schreien. Charles lag leblos auf dem Fahrersitz und sein Fuß war noch immer auf dem Gaspedal. Seine Stirn zierte ein Einschussloch, aus dem pausenlos dunkelrotes Blut floss. "Scheiße" fluchte ich laut und versuchte sofort nach vorne zu gelangen. Jedoch versperrte Charles Arm, welcher schlaff dortlag, den Weg. Ich musste etwas tun! Angeekelt ließ ich mich also auf seinen Schoß fallen und versuchte mit aller Kraft, sein Bein vom Pedal zu treten. Entweder ich bekam das hin, oder ich würde in wenigen Minuten tot sein. Das Blut, welches aus seiner Stirn quoll, tropfte auf meinen Kopf und lief mein Gesicht hinunter. Sofort versuchte ich es von meinem Gesicht zu wischen und geriet in Panik. Ich hatte nie gelernt ein Auto zu fahren. Ich wusste absolut nichts darüber. Einige Male hatte ich Flinn beobachtet, wir er das Lenkrad steuerte und  konnte mir einige Dinge davon abschauen. Ein Wunder das ich diesem Kerl mal dankbar war. Ich riss die Augen auf als sich mir etwas Schwarzes näherte. Ein Geländewagen fuhr mit hoher Geschwindigkeit auf meiner Spur. Ich reagierte. Der Wagen verlor die Kontrolle als ich das Lenkrad nach rechts riss. Panisch versuchte ich zu bremsen, doch Charles Fuß, den ich vom Gas entfernt hatte, lag nun unter dem anderen Pedal. Das war mein Ende. Ich verlor den Halt, knallte mit meinem Kopf gegen irgendetwas hartes und verlor Blut. Oder war es Charles Blut? Ich wusste es nicht. Alles drehte sich. Dann ein Aufprall. Brennende Schmerzen jagten durch meinen Körper. Dann Stille. Hysterisch schnappte ich nach Luft und versuchte meine Augen zu öffnen. Es gelang mir nicht. Ich drohte das Bewusstsein zu verlieren, doch urplötzlich hörte ich hastige Schritte und ein lautes Stimmengewirr das stets näher kam. Mein Mund fühlte sich warm an. Etwas flüssiges lief hinaus. Es schmeckte metallisch. Doch ich konnte die einzelnen Puzzle-Teile nicht zusammen setzen. "Hilfe" flüsterte ich und befahl meinen Augen sich zu öffnen. Ohne Erfolg. Jemand nahm einen tiefen Atemzug und ich spürte etwas an mir ziehen. War das der Tod? Die Stimmen verstummten und ich verlor das Bewusstsein.
"Lasst sie zurück. Sie wird sterben"

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