༄24༄
Das kalte Metall des Waffenlaufes verursachte einen unangenehmen Druck an meiner Stirn. "Name" beinahe knurrend bleckte der Mann vor mir seine Zähne und drückte als Untermalung der Dringlichkeit den Lauf stärker gegen meinen Kopf. Berechnend versuchte ich irgendetwas an ihm zu finden, was mir einen Anhaltspunkt gab. Sei es seine Herkunft, eine Klamottenmarke oder sei es eine noch so kleine Auffälligkeit, es wäre mir damit geholfen. Doch seine Kleidung hielt sich an Kreativität in Grenzen. Schlicht und einfach gehalten. So wie ich es auch gerne hatte. Das Einzige, was mich erschüttern ließ, waren seine markanten Wangenknochen, seine pechschwarzen Haare, die wild durcheinander lagen und die vereinzelten Sommersprossen. Im Gegensatz zu seinen vollen Lippen, welche missmutig nach unten verzogen waren, strahlten seine giftgrünen Augen um die Wette. Seine Schönheit raubte mir den Atem. "River?" Kurz erlaubte ich mir die ausgesprochenen Buchstaben zu genießen bis ich etwas bemerkte. Ich erstarrte.
Woher kannte er meinen richtigen Namen? Wer war er? Diese Fragen waren der erste Dominostein welcher viel. Wenn er meinen Namen wusste, war es sicherlich nicht gänzlich unwahrscheinlich, dass er meinen Plan und all die Dinge, die ich zu verheimlichen versuchte, wusste. Alles auf was ich hingearbeitet hatte, drohte zu zerplatzen. Ich konnte nicht mehr klar denken. In meinen Gedanken wiederholte sich immer und immer wieder der selbe Gedanke. 'Er hat dich durchschaut. Ohne abzuwägen wie hoch die Überlebenschance stand, einen bewaffneten Einbrecher todesmutig anzuspringen, handelte ich im Inbegriff der Dummheit. Eine Sicherung, welche ich mit tausenden Gedankengängen, Plänen und Notfallplanungen versiegelt und für sicher geglaubt hatte, brannte durch.
Viel mehr naiv als klug stürzte ich mich mit einem Aufschrei nach vorne und schmiss den Mann auf den Boden. Bevor er eine Regung zeigen konnte, erhob ich meine Faust und ließ sie mit vollem Kraftaufwand in sein perfektes Gesicht rasen. Als meine Knöchel mit seinem Gesicht kollidierten, erklang ein gequältes Stöhnen unter mir. Schnell holte ich erneut aus, blickte dem Schönling emotionslos in die Augen und zögerte keine Sekunde. Seine Lippe platzte auf und offenbarte eine Flüssigkeit. Blut. Verdammt. War ich wirklich bereit, dass zu Ende zu bringen, was ich angefangen hatte? Ich musste ihn umbringen. "Riv-" blitzschnell verpasste ich ihm erneut einen Schlag. "Halt deinen verdammten Mund!" Verzweilfelt fuhr ich mir durch die Haare.
Ich wollte niemals einen Unschuldigen sterben sehen, insofern er tatsächlich unschuldig war. Doch auf welcher Seite stand er? Misstrauisch kniff ich meine Augen zusammen, hob die Waffe vom Boden auf und stellte einen Fuß auf den am Boden liegenden Mann. Dann wägte ich eine Sekunde mein weiteres Vorgehen ab. Als ich mich dann für die Variante des Druckausübens entschied und die Waffe entsicherte, ließ der am Boden liegende Mann seufzend seinen Kopf auf den Boden fallen. Ich wusste nicht, was er da tat, aber ich beobachte ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue und erwischte mich selbst dabei, wie meine Augen sich selbstständig machten. Sie erspähten seinen muskulösen Bauch, welcher durch sein versehentlich hochgerutschtes Shirt freilag. Schnell schüttelte ich den Kopf.
Ich musste professionell bleiben. Keinerlei Ablenkung, keinerlei hormonverseuchten Gedanken. Ich verdrehte entnervt die Augen. "Ich frage dich noch einmal. Wer bist du und was hast du hier zu suchen?" Als definitiv nicht konstruktive Antwort, setzte er sich langsam auf und rutschte mit seinem Rücken an einen Schrank, sodass er mich provozierend angrinsen konnte. Wie schaffte es eine Person, mich so aggressiv zu machen? Sauer presste ich meinen Kiefer zusammen. Dann hob ich langsam die Waffe, richtete sie in seine Richtung und drückte ab. Sekunden vergingen, dann zuckte ich zusammen.
Der Ton der erklang, war laut und hallte noch einige Sekunden in meinem Ohr. Dann realisierte ich was ich getan hatte und riss erschrocken meine Augen auf. Was wenn es nicht funktioniert hatte? Mein Herz schlug schwer gegen meine Brust und schien mich mit jedem Schlag zu verurteilen. Doch als ich es einige Zeit später wagte in seine Richtung zu blicken, wusste ich, dass ich seine harte Hülle gebrochen hatte. Er bemerkte mich nicht einmal, denn er war viel zu beschäftigt damit, das Loch in der Wand zu betrachten, welches sich unmittelbar neben seiner Schulter befand. Seine Lippen öffneten sich und schlossen sich erneut, ohne das er nur ein Laut von sich gab.
Ich räusperte mich erwartungsvoll. "Nun?" Als er langsam seinen Kopf in meine Richtung drehte, traf mich seine düstere Miene unerwartet. "Weißt du was? Hätte ich nicht meine strickten Anweisungen, hätte ich dich schon längst umgelegt." äußerste er sichtlich unzufrieden mit der momentanen Situation. Mich konnte er damit trotz allem nicht beeindrucken. Immerhin war ich diejenige, die in dieser Sekunde die Waffe in den Händen hielt. Als müsste ich mir selbst beweisen, dass ich sie noch immer hielt, drückte ich meine Hand stärker an die Waffe und atmete dann erleichtert auf, als ich das angewärmte Metall spüren konnte. Doch auf einmal lenkten mich schwere Schritte ab. Schnell hob ich die Waffe und wollte abdrücken, da befand sie sich nicht mehr in meinen Händen.
Panisch riss ich die Augen auf. Warum war ich auch so unaufmerksam gewesen? Das war mein Ende. "Hinsetzen und Zuhören" erklang seine Stimme gereizt. "Ich habe keine Lust mehr auf diese kindischen Spielchen." Meine erste Wahl wäre natürlich gewesen mich nicht hinzusetzen, doch wenn ich überleben wollte und mein Plan nicht gemeinsam mit mir sterben sollte, musste ich anfangen mich anzupassen. Also setzte ich mich und beobachtete den erneut bewaffneten Schönling. Ich hatte keine andere Wahl. Ich musste ihm zuhören. "Da du nun endlich still bist, kann ich meinen Auftrag ausführen." Augenverdrehend ließ er sich ebenfalls auf den Boden sinken und lehnte seinen Körper gegen die kahle Wand am anderen Ende des Raumes.
"Ich bin Mitglied einer Organisation." Ich unterbrach ihn spöttisch. "Drogen wirst du hier leider nicht finden." Er antworte mir mit einem genervten Seitenblick. "Wir bestehen aus einer Wurzel, die tausend Verzweigungen hat. Wir kämpfen für Gerechtigkeit, Freiheit und Sicherheit."
Ich schnaubte belustigt. "Ihr seid Rebellen?"
Kurz lachte er auf, bis er mir direkt in die Augen starrte. Seine Augen schienen dunkler zu werden. Jegliche Sanftheit verschwand aus seinem Gesicht und wich der puren Boßheit. "Wir sind so viel mehr als das. Wir sind tausende Seelen, die nach Rache dürsten. Wir wollen Blut sehen. Blut derer, die es an ihren Händen kleben haben. Wir werden sie aufschlitzen wie Tiere, sie verraten, sie brechen und schlussendlich zusehen wie auch der letzte ihrer Art qualvoll seine Augen schließen wird um diese Welt zu verlassen. Was ich damit sagen will, ist folgendes." kurz grinste er teuflisch um dann ein "Wir werden sie töten. Alle." zu hauchen.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top