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"Guten Morgen" trällerte eine Stimme freudig und riss die Vorhänge, welche an dem Fenster oberhalb der Couch angebracht waren, zur Seite. "Ich habe mir erlaubt, dir ein Frühstück zu machen. Es steht unten auf dem Tisch. Mein Mann und ich müssen heute leider lange arbeiten, also genieße die Stille. Allerdings hätte ich eine Bitte." bittend sah sie mich an und setzte sich an den Rand des Sofas. "Nun. Ich wäre dir überaus dankbar, wenn du unseren kleinen Wirbelwind nicht all zu lange allein lassen würdest. Ich hoffe das ist im Bereich des Möglichen." Ich nickte. Ich würde heute die Schwester von Alexander aufsuchen und mich bezüglich des Jobs informieren. Lange würde das sicherlich nicht dauern. "Perfekt" lächelnd klatschte sie auf ihre Oberschenkel und bewies mir nur noch einmal, was ein herzlicher Mensch Mary nur war. Bevor sie ging, legte sie etwas auf den Holztisch vor mich. Bei näherem Betrachten des Gegenstandes fiel mir auf, dass es sich hier um den Hausschlüssel handelte. Wieder konnte ich über das, mir entgegengebrachte Vertrauen, nur den Kopf schütteln. Mit einem Gähnen stand ich auf, trottete in die Küche und hörte nurnoch das Zugehen einer Autotür. Sie waren fort.

Suchend schlurfte ich in der Küche umher um Besteck zu finden, öffnete jeden erdenklichen Schrank, bis ich in einem der Letzteren fündig wurde. Gerade wollte ich mich zufrieden, bewaffnet mit einer Gabel und einem Schmiermesser auf den bequem wirkenden Stuhl fallen lassen, da hörte ich ein knarzendes Geräusch aus dem Keller des Hauses. Sofort hielt ich in meiner Bewegung inne. Der Pancake schwebte vor mir in der Luft und mein Mund war noch immer geweitet um das köstliche Essen seinen Zweck erfüllen zu lassen, da ertönte es erneut. Es klang, so musste ich mit Erschrecken feststellen, wie Schritte auf morschen Dielen. Natürlich hatte ich mich einige Sekunden lang mit dem Gedanken beruhigen können als ich den Hund als Schuldigen ausmachte. Nun ja. Bis zu dem Zeitpunkt an dem ich das Hecheln hinter mir hörte. Der Gedanke, dass sich irgendwer genau jetzt unmittelbar unter mir befand ließ mich panisch werden. Ich war natürlich keineswegs hilflos, aber gegen eine vollbewaffnete Person konnte ich beim besten Willen nicht sonderlich viel ausrichten. Kurz schloss ich die Augen, richtete mich gerade auf, ließ die Gabel leise sinken und stand schlussendlich auf um mir ein Messer zu suchen, welches fähig war im Notfall als Verteidigung zu fungieren. Vielleicht war es lediglich dumm und in aller Regel gegen den menschlichen Instinkt, dass ich mich auf den Menschen zubewegte der nichts gutes verhieß und nicht einfach wegrannte. Es würde mir niemand verübeln, dass war mir bewusst. Andererseits würde die Polizei mitmischen und die Aufmerksamkeit auf mich lenken. Jeder Mensch würde mein Antlitz zu Gesicht bekommen. Dies war eine Tatsache, die ich vermeiden wollte. Aufmerksamkeit war nie gut. Es lebte sich einfacher als Schatten in einer dunklen Welt, als ein Schatten in einer Welt voller Sonnenschein, Licht und Wärme.

Missmutig biss ich mir auf die Lippe. Ich wusste das es ein Fehler war und trotzdem tat ich das, was ich in einigen Stunden für töricht halten würde. Als würde der Hund mein Vorhaben erahnen können, winzelte er leise auf und erhob seinen Körper nur um ihn erneut auf meinen Füßen zu platzieren. Während ich ihn kritisch betrachtete und er an meiner Hose schnüffelte, umgriff ich das Messer fester. Dann sah ich hinunter, grinste ihn an, zog meine Füße unter seinem flauschigen Bauch hervor und grinste. "Verzeihung Kleiner, aber Angriff ist nun mal die beste Verteidigung." Anschließend zischte ich ein leises "Platz" in seine Richtung und schloss die Türe hinter mir. Weshalb? Ich wollte nicht für seinen Tod verantwortlich sein, wenn er seine Kraft überschätzen und zwischen mich und den Einbrecher gehen wollte. Dies war nun einmal üblich bei Hunden. Außerdem konnte ich es mir nicht leisten Marys und Mr. Colsons Sympathiepunkte zu verlieren. Ich wusste das dieser Hund ein mickriger Versuch ihrerseits war, ihren Sohn zu ersetzen. Natürlich konnte man ein Tier nicht mit dem eigenen Kind gleichstellen. Das war nun einmal so und würde niemals anders sein.

Lautlos schlich ich an die Treppe, welche hinunter in den Keller führte. In den Räumlichkeiten schien keinerlei Licht, lediglich erschien immer wieder ein kleiner Lichtpegel aus der Taschenlampe des Einbrechers. Das machte es mir jedenfalls einfacher ihn zu orten und mithilfe eines Überraschungsangriffes zu überrumpeln. Ich wollte nicht daran denken, wie der heutige Tag für mich ausgehen konnte, aber immerhin hatte ich dann einen kleinen Welpen gerettet. Wer weiß? Vielleicht reichte das um in den Himmel zu kommen. Kurz musste ich sarkastisch lächeln.Auf meinen Humor war immer Verlass. Angesichts meiner mangelnden Konzentration trat meine Ferse lediglich auf den Stufenrand. Somit verpasste ich die letzte Stufe und landete, mit den Armen fuchtelnd und einem lauten Knallen auf dem Boden. Ein schmerzvolles Stöhnen und ein Wort, welches ununterdrückt direkt aus meinem Herzen kam, konnte ich nicht vermeiden. "Scheiße!". Nennt es Karma oder Schicksal, aber entweder mein bühnenreifes Talent die Treppen zu benutzen, oder mein ruhiges Gemüt ließen den Lichtpegel sofort auf mich richten. Mir blieb nichts anderes übrig als gegen das Licht zu blinzeln und meine Hand vor die Augen zu halten.

Das wars River. Du wirst durch astreine Dummheit sterben. Gratulation! Ich musste mich korrigieren. Vor wenigen Minuten meinte ich noch, dass ich meine Entscheidung, die Treppen zu nehmen in einigen Stunden bereuen würde. Oh nein. Ich bereute es jetzt schon. Vergeblich versuchte ich die Person zu identifizieren, doch ich hatte leider Augen, die aufgrund von Lichteinstrahlung enorm viel Sehkraft verloren. Dumm gelaufen. "Dein Name!" bellte die eindeutig männliche Stimme und ließ mich die Stirn runzeln. Ich wüsste nicht was ein Einbrecher mit meinem Namen anfangen sollte außer er wollte meinen Grabstein gleich mit gestalten. "Machen wir eine Vorstellungsrunde?" platzte es aus mir heraus. Verdammt! Provokation war noch nie die beste Lösung gewesen. Es ist doch immer wieder erstaunlich, welche Maßnahmen mein Gehirn ergriff, sobald ich in ernsthafter Lebensgefahr schwebte. Vermutlich lag die Rätsels Lösung darin, dass mein Hirn keine Lust mehr hatte und lediglich Suizidgefährdet war.

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