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Flüsternde Stimmen und einige Blicke hingen an mir, als ich mit unsicheren Schritten die Cafetaria betrat, in die man mich geschickt hatte. So unangenehm die ganzen Augenpaare auf mir auch waren, die Tatsache, dass mich Flinn gleich abholen würde, war um einiges belastender. Mit leidendem Gesichtsausdruck warf ich die unangenehm schweren Münzen in eine Maschine, welche wenige Sekunden später das heiße Getränk ausspuckte. Es war lächerlich. Weshalb wurde ich sogar beim Trinken beobachtet? Unsicher nippte ich am Becher und genoss die Wärme, die sich einen Weg durch meinen Körper bahnte. Hing es damit zusammen, dass ich alles beobachtet hatte? Oder dachten sie, dass ich mit der ganzen illegalen Sache etwas zu tun hatte? Ich meinte, unrecht hatten sie da nicht, bloß sah ich mich nie als Verbrecher. Wie konnte man einen Verbrecher von einem menschen unterscheiden? Was machte diesen Unterschied aus? Wo war die unscheinbare Grenze, welche einen Verbrecher ausmachte? Gerade wollte ich gedankenverloren einen weiteren Schluck nehmen, da sah ich etwas im Augenwinkel. Eine weibliche Hand. Die Hand gehörte zu der Frau, die auch am illegalen Treffpunkt war. Kurz zuckte ich zusammen, bis mir wieder einfiel, dass ich nichts zu befürchten hatte. Dachte man aus ihrer Sicht, so war ich zur falschen Zeit am falschen Ort. „Und genießen sie einen Kaffee?“ freundlich lächelte sie mich an, während sie ebenfalls Münzen einwarf. Als Antwort hob ich meinen Becher nach oben und zeigte auf den Automaten. „Sie scheinbar auch.“ Wieder nickte sie lächelnd, bis sich eine Stille ausbreitete. Im Gegensatz zu den meisten Menschen, bevorzugte ich die Stille. Die Stille war etwas Wunderbares. „Hör mal. Wenn es dir nichts ausmachen würde, würde ich gerne mit deinem Vater reden. Er erschien mir am Apparat ziemlich aufbrausend. Ich werde ein paar gute Worte für dich einlegen. Du weißt schon. Traumata entstehen oftmals durch solche Erlebnisse und genau dann ist es von Belangen, Ruhe zu finden um damit abzuschließen. Auch wenn er ein paar ernste Worte sagen möchte, dann lasse ihn einfach. Väterliche Liebe ist nicht immer leicht zu verstehen Roseline.“ Meinte sie und beobachtete während ihrer Rede den Mann, der sichtlich aufbrausend durch die Polizeiwache stürmte. Vaterliebe. Na klar. Flinn hasste mich so sehr und es kam ihm gerade recht, sich über mich beschweren zu können. Zuhause würde es ordentlich Ärger geben. Ungläubig schnaufte ich auf. Wie konnte ich es wagen, dieses überdimensionale, unästhetische und unübersehbare Gebäude Zuhause zu nennen. Während ich mich also innerlich darüber beschwerte, dass mein Hirn nicht mehr anständig funktionierte, verschwand die Dame von vorhin mit Flinn in einem Zimmer. Ich war gespannt inwieweit sie ihn beruhigen konnte. Doch egal wie optimistisch ich war, ein friedlicher Flinn überstieg bei Weitem mein Vorstellungsvermögen. Es schien schier unmöglich, ihn jemals zu Vernunft zu bringen, wenn es um meine Wenigkeit ging. Doch Außnahmsweise musste ich ihm Recht geben. Jemanden von der örtlichen Dienststelle abzuholen, weckte nicht bei jedem eine aufkeimende Euphorie. Das ich angeblich die Opferrolle in diesem Szenario spielte, wollte er sowieso nicht hören und akzeptieren. Für ihn würde ich immer das Mädchen sein und bleiben, die sich in sein Leben eingemischt hatte, ohne das er es wollte. Doch irgendwann würde ich weg sein und er auch. Der einzige Unterschied war die Dauer. Während ich kurz untertauchte, war er für immer weg.
Ich wollte nicht als perfide und diabolisch abgestempelt werden, doch manche Menschen verdienten nun mal nicht gerade den Bestfall. Mit anderen Worten war ich der Tatsache, dass unser lieber Flinn bald dem Tod ins Auge sehen wird, nicht einmal so abgeneigt. „Vielen Dank Ms.-„ fragend sah Flinn der Polizistin in die Augen und hoffte vermutlich darauf, dass sie seine Unwissenheit auf Bezug ihres Namens, nehmen würde. Höchstwahrscheinlich stufte er diese Situation als moralisch bedenklich ein. So wie ich ihn kannte, war es für ihn obligat, alle Namen zu wissen. Zu meiner Zufriedenheit schenkte sie ihm aber lediglich einen Seitenblick und zeigte auf mich, flüsterte ein paar wenige Worte in sein Ohr, welche ich aufgrund nicht vorhandener Lippenleserfähigkeiten nicht identifizieren konnte und ging dann an ihm vorbei. Mit gleichgültiger Miene, die sich vermutlich gleich nach dem entgültigen Verschwinden der Ordnungshüterin verflüchtigen würde, kam er auf mich zu. Verdammt. Er wusste wie nervös ich war. Dies bezeugte sein arrogantes Grinsen, welches er mir mit einem Blick auf meine Finger schenkte. Blöde Angewohnheit. Immer wenn die Angespanntheit meinen Körper beherrschte, fing ich automatisch an, meine Haut an den Fingern zu zupfen. Ich wusste, dass dieses Verhalten ziemlich albern war, doch ich konnte es nicht kontrollieren. „Gehen wir.“ Meinte er und nickte während des Gehens den Beamten zu, welche noch immer mich und nun eben auch Flinn begafften. Jeder Schritt schien mein weiteres Schicksal zu besiegeln. Ich wollte nicht mit ihm gehen! Jeder noch so kleine Muskel spannte sich an und wollte mich in meinem Gang behindern, doch wusste ich, dass ich mir so lediglich mehr Stress einfing als ich sowieso schon hatte. Es war zwecklos. Außen erwartete uns schon der Butler der Familie, in die ich mich niemals integriert hätte. Zu meinem Erstaunen umrundete Flinn das Auto und ging auf ein anderes zu. Zu meinem Leidwesen bemerkte er meinen durchaus verwirrten Blick. „Du dachtest doch nicht allen Ernstes, dass ich mir wegen deiner kindischen Dummheit frei nehmen würde. Mach was du willst, solange du-„  entnervt schlug ich die Autotür zu. Ich konnte sein ewiges Gequassel nicht mehr mit anhören. Es war doch immer das Selbe. „Ich werde Sie nun in ein Hotel fahren“ meinte der Butler und sah mir in die Augen um eine Reaktion zu erhalten. Als er bemerkte, dass mich das ziemlich wenig scherte, zuckte er mit den Schultern und fuhr los. „Eigentlich ist es mir strengstens verboten mit Ihnen zu reden, aber meine Neugier geht mit mir durch. Was haben Sie ihm getan, sodass er sie regelrecht verabscheut. Gibt es da eine logische Erklärung?“ schüchtern lugte er durch seinen Spiegel und ließ das Sicherheitsglas, welches sich in der Mitte der Limousine befand hinunter. Freundlich lächelte ich ihm zu. „Vermutlich wollte er mich nicht als ein Familienmitglied ansehen.“ lachend verschänkte ich meine Arme. „Ziemlich dämlich also wenn sie mich fragen“ Ich erhielt ein zustimmendes, wenn auch zurückhaltendes Nicken. „Und weshalb waren Sie jetzt bei der Polizei?“

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