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Blinzelnd öffnete ich die Augen. Alleine schon diese Aktion forderte etliche Kraftreserven. Was hatte ich getan? Ich war doch überhaupt kein Trinker. Wie kam ich also auf die überaus hirnrissige Idee, mich so volllaufen zu lassen? Oh nein! Hoffentlich hatte ich in meiner indirekten Abwesenheit nichts angestellt. Meine Augen reibend, setzte ich mich auf und sah mich um. Grandios! Ich befand mich ganz offensichtlich im Schlafzimmer meines Chefes, hatte sonst noch was geredet und womöglicherweise ein wichtiges Detail aus meinem Leben verraten. Verdammt! Alles nur wegen dieser Cassey. Verflucht sei sie. Mich selbst beschimpfend riss ich die Decke von mir und stand mit einem Satz auf den Füßen. Ich wusste das ich die aktuellen Ereignisse nicht ändern konnte, deshalb musste ich nun überaus vorsichtig an die Sache herangehen. Kurz knurrte ich auf und schlug mir mit der flachen Hand auf die Wange. Dies war eine kleine Maßregelung an mich selbst, nie wieder auch nur ein alkoholisches Getränk länger als drei Sekunden anzuschauen. Ich konnte es nicht fassen. Im Prinzip hing alles von einer betrunkenen River und dessen Mundwerk ab. Ganz klasse. Mr. Hendrics konnte sogar mit einigen Gesetzeshütern vor der Tür stehen um mich fest nehmen zu lassen. Gestresst knackte ich mit den Finger. Scheiße, Scheiße und nochmal Scheiße. Ein leises und sachtes Klopfen ertönte, was der Auslöser für eine Panikattacke war. Eine Panikattacke mittleren Grades. Augenaufreisend nahm ich die erst möglichste Gelegenheit, rannte zum Fenster welches zur besseren Belüftung offen stand und schmiss mich, mit einem Blick nach unten, aus dem Fenster. Geschätzte zwei Meter weiter unten landete ich sanft auf der Wiese. Wo sollte ich denn jetzt hin?! Ich war nicht bereit, in ein Gefängnis gesteckt zu werden. Kurz bevor ich aber hechelnd das Eingangstor erreichte, verschloss sich dieses. Ich war gefangen! Um das Gebäude herum war ein Zaun, welchen ich definitiv nicht erklimmen konnte. Mitten in einer Fluchtmöglichkeitenanalyse, kam ein schimpfender Typ auf mich zu. Mr. Hendrics. "Sind sie denn vollkommen übergeschnappt? Was zur Hölle war das gerade eben? Sagen sie es bitte gleich, wenn sie sich umbringen wollen, dann hätte ich mir das Frühstück machen auch sparen können."
Während er noch immer aufgebracht gestikulierte und offenbar mit mir zu reden schien, schaltete ich ab. Also hatte ich ihm nichts verraten? Oder spielte er nur den Unwissenden um mich später zu verraten? Die Unwissenheit machte mir zu schaffen. Es gab nichts mehr, dass ich hasste, als die Kontrolle zu verlieren. "-das war außerordentlich dumm von ihnen. Wenn sie nur ein Stück am Leben hängen, rate ich ihnen, solche Aktionen in nächster Zeit zu unterlassen. Denn das kann drastische Auswirkungen auf ihre Gesundheit, Lebensdauer und-" Wie lange hatte er eigentlich noch vor zu reden? Am liebsten würde ich mich umdrehen und weggehen. Aber ich wusste selbst, dass das unmöglich war. Neben einer eintreffenden Orientierungslosigkeit würde mich auch ein verrückter Mr. Hendrics persönlich in die Hölle befördern. Vermutlich machten da seine Nerven nicht mit. Selbst Schuld würde ich da sagen. Immerhin hatte er einfach so entschieden, dass eine betrunkene River kein Stimmrecht besaß. Es war nicht meine Idee gewesen, mich mit in sein Haus zu nehmen und wäre ich nicht betrunken gewesen, hätte ich ihm auch reichlich erklärt, warum dies keine gute Idee gewesen wäre. Plötzlich und ohne jegliche Vorwarnung, begann in meinem Bauch der dritte Weltkrieg. Es rumpelte und donnerte. Sogar Mr. Hendrics hörte mit seinem Monolog auf und lauschte nur stumm den Tönen, die tief aus dem Inneren meines Bauches kamen. Der verzweifelte Schrei nach Hunger. Es war als wollte er mir mitteilen, dass ich kurz vor dem Verhungern sei. Dabei hatte ich gestern eine riesen Portion bestellt. Aber man sollte jeden respektieren, deshalb ließ ich meinen Bauch einfach weiterhin Dramaqueen spielen und forderte Hendrics mit einer Geste auf, sein Gerede weiterzuführen. Er jedoch schüttelte nur mit dem Kopf. "Lass uns frühstücken gehen." lautete seine Antwort. Bevor die Klagelaute endlich verstummten, gab mein Magen noch ein letztes mal ein zustimmendes Grummeln von sich. Also ging ich hinter Hendrics hinterher, da ich keine Ahnung hatte wo sich das Frühstück befand und freute mich insgeheim schon darauf. "Ich hoffe du magst frisch aufgebackene Brötchen." mit diesen Worten und einem fragenden Blick in meine Richtung, schob er mir den Stuhl nach hinten, sodass ich mich problemlos setzten konnte. Ein wahrer Gentleman! "Danke" kurz lächelte ich ihm zu und widmete mich dann wieder den leckeren Speisen, welche sich vor mir auftürmten. Neben dem unvergleichlichen Geruch von unwiderstehlichen Brötchen, schlichen sich eher negative Gedanken in mein Kopf. Wie konnte er so viel haben, während in meinem Heimatort alle hungerten? Wo war die Gerechtigkeit hin? Schnell schüttelte ich meinen Kopf um die leidenden Gesichter aus meinen Gedanken zu verbannen. Ich war jetzt hier und würde, wie ich mir sooft schwor, Rache nehmen. Es war an der Zeit, die verloren gegangene Gerechtigkeit wieder herzustellen. Begeistert nahm ich die nun eintreffende innerliche Zufriedenheit zur Kenntnis und schnappte mir ein Brötchen. Ich musste einfach alle Privilegien schamlos ausnutzen ohne mir weitere Gedanken zu machen. Sonst lief ich im Kreis und schadete mir im Endeffekt nur selbst. Es waren meine Nerven, die  ich mit solch negativen Erinnerungen und Gedankengängen strapazierte. Es würde sich doch so oder so nichts ändern. Was zählte waren Taten, keine Worte. Worte brachten leere Versprechungen mit sich und lösten sich dann irgendwann in Luft auf. Taten hingegen spiegelten die inneren Gefühle wieder. Lächelnd sah ich hoch.
"Sagen sie Mr. Hendrics, wie heißen sie denn mit Vornamen? Es ist ziemlich eintönig, sie immer gleich anzusprechen." geduldig wartete ich, bis er fertig gegessen hatte und mir endlich mit einem "Alexander, aber ich bitte sie darum mich Alex zu nennen." antwortete.
Abwartend starrte er mir in die Augen und wartete mit hoher Wahrscheinlichkeit auf ein Nicken welches meine Einverständnis darstellen sollte. "Vielen Dank für das Frühstück Mr Hendr-Alex. Ich meine Alex. Was denn sonst." nervös lachte ich auf. Es war tatsächlich ein extrem komisches Gefühl seinen womöglichen Vorgesetzten nicht formal anzusprechen. Naja. Zumindest dachte er, dass ich bei ihm arbeiten würde, was ich aber niemals in meinem Leben machen würde. Mit Flinn hatte ich auch noch etwas zu bereden...

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