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Mit einem sehnsuchtsvollen Blick trennte ich mich von dem weichen Material, mit dem ich das Privileg hatte, einmal in Berührung gekommen zu sein. Ein warnender Blick von Flinn ließ mich jedoch schneller Abschied nehmen. Ein Brummen ertönte, ein gezischtes "Spiel mit!" und dann eine quietschende Stimme. "Da bist du ja!" .Voller Freude kniffen sich kurz ihre Augen zusammen, bis sie diese mit Freudetränen wieder öffnete. Als Begrüßung sprang sie ihm entgegen, wobei ich unsanft zur Seite geschleudert wurde. Verachtend schielte ich auf die beiden. Liebe! Was dieses Gefühl nur aus einem machte. Man bemerkte nichts mehr, nahm nichts mehr wahr und man dachte immer an die Person. Ist doch ätzend.
Augenaufreisend nahm ich wahr, dass ich in eine Richtung geschleudert wurde und weich landete. Oh nein. Nicht doch! Zu allem Übel fuhr eine Hand durch meine Haare und ließ höchstwahrscheinlich ein unbändiges Chaos zurück. Mit einem geseufzten "Hallo Tante" wich ich zurück, wobei ich gegen Flinn stieß, der mich wieder in die Arme der verdutzt aussehenden Frau stieß. Ich schaffte es nicht einmal, ihm einen Todesblick zu zuwerfen. "Ach Gott bist du groß geworden! Du siehst deiner Mutter total ähnlich. Kind. Du bist wunderschön. Komm doch rein, dann kann ich dir meine drei Kinder vorstellen." redete sie aufgeregt und schob mich begutachtend an den Schultern zurück, bevor wir in das Haus eintraten. "Joseph, Kilian und Grayson. Antreten!" schrie sie streng und ich fragte mich, wie sie auf den einen Moment so streng wirken konnte. Als hätte sie meinen fragenden Blick bemerkt, drehte sie sich zu mir, seufzte kurz auf und atmete tief aus.
"Diese Buben. Ihr vieles Gerauche schmort ihnen noch die letzte Gehirnzelle weg!" schimpfte sie erbost und sah mich an. "Aber jetzt habe ich ja dich. Du machst so einen Blödsinn nicht. Nicht wahr?" hoffnungsvoll blickte sie mich an, worauf ich nur sanft mit dem Kopf schüttelte. Dafür hatte ich wahrlich kein Geld. Ich gab es zu. Ich hatte keine Erfahrungen mit Rauschmitteln. "Mom! Ich kann jetzt nicht. Ich bin gerade am- Was?! Wie konnte mich dieser Mistkerl töten?" kam eine Stimme von oben und wurde von einem sarkastischen Schnauben begleitet. "Du bist einfach scheiße. Finde dich damit ab!" kommentierte ein anderer.
"Grayson! Sei nett zu deinem Bruder! Mensch Flinn. Sag doch auch mal was!" überfordert strich sie sich durch ihre kastanienfarbenen Haare. Meine besaßen fast den selben Farbton. Meine Augen waren jedoch sturmgrau, während niemand diese Augenfarbe hatte. Niemand außer das paar Augen, welches mich gerade ungeniert musterte. Dann kam er auf mich zu, nahm meine Hand und hauchte einen sanften Kuss auf meinen Handrücken. Ein gehauchtes "Grayson, aber du kannst mich Gray nennen." Dann verschwand er mit einem letzten Blick in der Küche. "Kilian. Komm her. Oder ich schließe dein Buch weg."
Seufzend kam ein Kilian die Treppen hinunter gestampft. "Aber es war gerade so spannend! Ich kann jetzt nicht aufhöre-" ein Blick zu seiner Mutter ließ ihn verstummen. Dann fiel sein Blick auf mich. Grinsend kam er auf mich zu und umarmte meine Beine. Er war höchstens zehn, während Grayson über 18 war.
"Jo! Komm mal. Hier ist eine mega hübsche Lady!" grinsend betrachtete er seine Finger und zählte langsam von zehn runter. Allerdings war Joseph schneller da,  als er anscheinend sollte. Denn Kilian schmollte. "Ich bin Joseph. Du kannst mich gerne Jo nennen." er streckte seine Hand aus und murmelte etwas. "WAS? Du Idiot! Selbst bei mir waren es Jahre, bis ich dich Jo nennen durfte." schmiss Kilian ein, worauf schon bald eine heftige Diskussion entfacht wurde. Und was tat ich? Ich flüchtete. Kinder waren ein ungewohntes Umfeld. Ich konnte nicht sagen, ob ich gegenüber kleinen Kindern Empathie oder doch eher Abscheu empfand. "Jetzt kommt zum Essen. Alle beide. Und wenn ihr keine Ruhe gebt, habt ihr Hausarrest." meinte Flinn streng aber blickte geradezu liebevoll zu ihnen. Keiner sagte mehr was. Weder ich, noch die drei Geschwister wagten es, jetzt zu reden. Aber was machte das für einen Sinn? Warum aß man zusammen, wenn man doch still blieb? Da konnte man doch auch alleine essen. Mein Blick fiel auf die verschiedenen Speisen worauf mein Bauch wie wild knurrte. "Hast du keinen Hunger?" meinte Grayson und betrachtete mein seltsames Verhalten. Ja verdammt! Ich hatte Hunger. Schließlich hatte ich seit einem Tag nichts mehr zu mir genommen.  "Du siehst doch das sie nichts essen will. Misch dich nicht immer ein." grunzte der selbsternannte Hausherr und beobachtete mich warnend. Eine Mahlzeit hieß es. Warum durfte ich mir dann nichts nehmen? Ich war verunsichert. "Aber Dad. Waru-" versuchte er es erneut, wurde aber von einem zynischen Flinn unterbrochen, welcher seine Faust auf den Tisch schlug. "STILL. Sie hat mich gebeten, ihr bei ihrer Diät zu helfen. Ich habe ihr mein Wort gegeben. Außerdem erhielt sie heute im Tower schon ein riesen Festmahl als sie mit ihrem Auto ankam. Vermutlich verspürt sie deshalb keinen Hunger mehr. Nicht wahr?" einen Moment war es still, alle starrten mich abwartend an, bis ich nickte. "Diät. Genau." ich wendete meinen Blick ab. Weshalb wollte er mich quälen? Er wusste das ich Hunger hatte und trotzdem wurde ich gezwungen, hier zu sitzen. "Roseline. Du kannst dich dann für deine Verabredung fertig machen." meinte er kurzangebunden, weshalb ich fragend aufsah. "Welche Verabredung?"
"Na dein Bewerbungsgespräch du Dummerchen. Hast du das etwa vergessen?" gespielt geschockt schlug er sich seine Hand vor den Mund. So eine miese Ratte... Na klar. Arbeit war eine effektive Methode, mich lange Zeit von der Pelle zu haben. "Ich gebe dir angemessene Kleidung und dann musst du auch schon los."
Zusammen standen wir also auf, begleitet von einem ungläubigen Blick. "Du musst doch nicht arbeiten gehen! Du bist hier Gast Liebling." liebevoll sah sie mich an. Ich wollte antworten, kam aber nicht mehr dazu. Ich wurde in einen Raum gedrückt. "Zieh das an! Mein Angestellter wird dich zu deiner neuen Arbeitsstelle fahren. Und mach bloß keinen Mist. Sonst bist du hier schneller raus, als du schauen kannst!"
Mit einer flüssigen Bewegung zog ich mir einen Rock und ein schickes Oberteil an und ging vor die Tür, wo das Arschloch auch schon stand. Dann zog er die Haustüre auf und gab mir einen Schupser, sodass ich nach außen stolperte.
"Ms. steigen sie bitte ein."

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