Stadtlichter
Sie ging durch die Straßen,
schlenderte an den Geschäften vorbei,
betrachtete ihr Spiegelbild im Glas der Schaufenster.
Und fühlte sich so allein.
So unverstanden.
Warum hörte ihr denn niemand zu?
Was war denn so schwer daran?
- So viele Menschen
und keiner, der sie beachtete. -
Er saß auf einer Bank im Park.
Umgeben von grünen Bäumen und bunten Blumen.
So viel Leben tummelte sich um ihn herum.
Er hatte genug davon,
konnte es nicht länger ertragen.
Diese fröhliche Geschäftigkeit machte ihn wahnsinnig.
Warum sah denn niemand,
wie es ihm ging?
Warum glaubten ihm alle,
wenn er sagte, dass alles gut sei?
Sahen sie denn nicht, dass er log?
- So viele Menschen
und keiner, der sich um ihn sorgte. -
Die Dunkelheit brach herein.
Leise und still legte sie sich auf die Erde nieder.
Vereinzelt hörte man noch Gelächter,
doch ansonsten schienen alle zu schlafen.
- Und die Gedanken Einiger erwachten zum Leben und ließen ihre Besitzer nicht ruhen. -
Sie kam an einem Haus vorbei.
Die beleuchteten Fenster warfen einen Lichtschein auf die Straße.
Sie blieb stehen,
und starrte hinein.
Laute Musik und lustige Gesänge drangen zu ihr heraus.
Wann hatte sie das letzte Mal so ausgelassen gefeiert?
Wann war sie das letzte Mal so unbeschwert?
Sie konnte und wollte sich nicht mehr erinnern.
Zu schmerzhaft war der Gedanke daran.
- Und all die Erinnerungen kamen hoch. -
Er lief immer weiter bergauf.
Steil führte der Weg nach oben.
Und auch wenn es anstrengend war und sein ausgemergelter Körper es kaum ertragen konnte,
so hielt er tapfer durch.
Denn der Gedanke an die Aussicht,
die man vom Gipfel hatte,
war die Strapazen wert.
- Jede Nacht. -
Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den anderen,
darauf bedacht, nicht zu stürzen.
Ihre klammen Hände drohten ein paar Mal am Gestein abzurutschen.
Die lärmende Großstadt hatte sie schon längst hinter sich gelassen.
Sie kletterte weiter den Felsen nach oben.
Und erschrak,
als dort schon jemand stand.
- Bekanntschaft. -
Ein blonder Haarschopf fiel ihm ins Auge.
Er hatte nicht damit gerechnet,
um diese Uhrzeit noch Besuch zu bekommen.
Er hätte nicht gedacht,
dass noch jemand diesen Platz hier oben kannte,
und nachts immer hier herauf stieg.
Er hielt ihr seine Hand entgegen.
Dankend nahm sie diese
und ließ sich von ihm nach oben ziehen.
- Gleichgesinnte. -
Und nun standen sie beide am Rand des Felsen,
blickten in die Ferne,
und dachten über das Leben nach.
Sie beobachteten die
Stadtlichter,
wie eins nach dem anderen erlosch.
Und die Welt ein kleines bisschen dunkler wurde.
Die Lichter waren wie das Leben.
Eines erlosch und ein anderes erleuchtete dafür.
Ein Mensch ging und ein anderer kam.
Und während beide den eigenen Gedanken nachhingen,
lugte der Mond hinter einer Wolke hervor.
Und sie beschlossen zu gehen,
bevor die Kälte ihre Gliedmaßen vollends unbeweglich machte.
Sie haben nicht geredet.
Aber gedacht.
Und das ist in der heutigen Welt schon viel wert.
Vielleicht kommen sie morgen Nacht wieder.
Und treffen sich erneut.
Um sich beim Anblick der Stadtlichter davonzuträumen.
- Um die Gedanken frei zu lassen
und der Phantasie keinen Einhalt mehr bieten zu müssen.
Damit sie leuchten kann.
Wie die Stadtlichter.
In dieser kalten, dunklen Nacht. -
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