Angst (II)
Leise kriecht sie über den Boden,
wie dichter, schwarzer Nebel.
Schwer legt sie sich auf meine Schultern,
wie ein tonnenschwerer Rucksack.
Unbemerkt zieht sie mich nach unten,
wie eiserne Ketten.
Still schlage ich auf dem Boden auf. Kalte Hände klammern sich um meinen Hals als würden sie Halt an diesem suchen.
Eine Staubwolke wirbelt auf.
Doch keiner sieht sie.
Alles ist schwarz.
Ich höre die Staubkörner zu Boden rieseln. Immer mehr, immer lauter.
Eine graue, watteartige Schicht bedeckt mich. Sie hüllt mich ein, wie die Angst.
Das Schwarz verblasst, zurück bleibt Grau.
Eintöniges Grau.
Doch du schickst ein paar Sonnenstrahlen zu mir herunter. Im Schein ihres Lichts erkenne ich ein Seil.
Mit aller Kraft, die mir noch bleibt, halte ich mich daran fest. Meine Hände brennen, meine Muskeln zittern und meine Nerven drohen zu zerreißen.
Lang ist der Weg nach oben. Doch die Sonne wärmt meinen klammen Körper und haucht ihm wieder Leben ein.
Ich kann den Himmel sehen, die weichen Wattewolken und die Sonne. Sie lacht mir zu. Genau wie du.
Dennoch ist die Freude nur von kurzer Dauer. Bald schon zieht sie weiter.
Die zarten Wölkchen verwandeln sich in Gewitterwolken. Sie türmen sich auf und verdecken die Sonne. Das Licht schwindet, sie fressen es. Ich hungere.
Das Grau der Wolken, des Himmels, der Welt legt sich um mich wie die nachtschwarze Angst mit ihrem erdrückenden Mantel.
Nebel zieht auf. Eine böse Vorahnung beschleicht mich. Doch noch wehre ich mich dagegen.
Ich kann dich nicht mehr sehen, habe dich aus den Augen verloren. Oder du mich?
Allein unter dem grauen Himmel, der von Blitzen zerschnitten wird,
allein in einer Welt, in der Nebel herrscht,
allein und der Verzweiflung nah, begreife ich, dass das Grau sich nicht einfach wegwischen lässt.
Dass man dunklen Flecken nicht einfach auswaschen kann.
Ich begreife
und verzweifle.
Ich akzeptiere
und belüge.
Ich mache zwei Schritte zurück, nehme Anlauf,
springe,
fliege,
und beginne von vorn.
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