the day after [2020]

Leicht verkatert wachte ich zum Sonnenlicht auf. Es blendete mich regelrecht. Auch der Himmel war klar, ausnahmsweise mal keine grauen Wolken, kein "typisches England-Wetter". Ich rappelte mich auf und versuchte, Orientierung zu gewinnen. Scheinbar war ich gestern, nachdem ich nochmal in der Halle war, in ein Hotel gegangen, anders konnte ich mir das nicht erklären. Das nächste, was ich tat, war, mein Handy nach neuen Nachrichten zu überprüfen.

Liam hatte mich gegen 4:00am gefragt, warum Louis weinend bei ihm gestanden hatte. Ein leichtes Schuldgefühl machte sich in mir breit, doch er war es doch selbst schuld, oder irrte ich mich? Er hätte sich nie von mir scheiden lassen müssen, wir hätten es klären können...

'Wo seid Ihr? Ich komme gleich zu Euch.', tippte ich und schickte die Nachricht ab.

'Wir sind im Dakota Hotel, ich hole Dich dann vom Empfang ab. Kannst Dir aber Zeit lassen, Lou schläft noch.', erschien darauf augenblicklich auf meinem Display.

'Okay, bin gleich da, melde mich aber noch.', antwortete ich und legte mein Handy beiseite, um mich fertig zu machen.

Da stand ich also im Empfang vom Hotel und wartete auf Liam, Lucas mittlerweile wieder an meiner Seite.

"Da kommt er.", machte mein Bodyguard mich aufmerksam.

"Hey Ihr beiden!", begrüßte uns Liam freudig, aber müde. Seine Augenringe waren kaum zu übersehen.

"Louis hat mich die ganze Zeit wachgehalten, und wie geht es Euch?", begann dieser.

"Naja, wie soll es uns gehen? Nicht besonders, würde ich mal sagen, oder Lucas?", gab ich zur Antwort.

Lucas nickte nur.

"Dann lasst uns mal in mein Zimmer gehen.", meinte Liam und führte uns genau dorthin.

Was uns dort erwartete war ein verheulter Louis, dessen Augen verquollen waren. Wieder begann ich mich schuldig zu fühlen und doch verletzte mich der Anblick. Er war gebrochen und das in viele Teile. Er begann sie aufzusammeln und doch fügte er sie nicht zusammen, dafür war es zu früh.

Ich kannte das. Tomlinson hatte dies vor vier bis fünf Jahren bereits mit mir getan. Bis heute waren die Wunden noch nicht verheilt.

"Vielleicht sollten wir Euch beide alleine lassen...", murmelte Liam und verschwand darauf mit Lucas. Wir hörten nur noch, wie der Schlüssel im Schloss umgedreht wurde und realisierten, dass wir eingeschlossen worden waren.

"Bist Du nüchtern?", fragte ich harsch. Ich hatte keine Lust auf dieses Gespräch und mein Gegenüber scheinbar auch nicht.

"Das hoffe ich doch wohl. Denkst Du Liam wäre sonst damit einverstanden, dass wir miteinander sprechen?"

"Hör mal, ich habe genauso wenig Lust auf dieses Gespräch wie Du, aber sonst lässt uns Liam wohlmöglich nicht mehr hier raus. Also sag, was Du zu sagen hast. Vielleicht erklärst Du mir auch mal, warum Du unsere Ehe hast enden lassen." Genervt blickte ich in seine Richtung, woraufhin er wegguckte.

"Du bist feige, weißt Du das?", fügte ich noch hinzu.

"Ich weiß... Ich kann mich an nichts mehr von gestern erinnern."

"Du lügst.

"Harry, hör zu, es ist nicht alles so einfach, wie es scheint. Die Musikindustrie ist hart..."

"Das ist mir klar, aber was tut das jetzt zur Sache?"

"Ich möchte damit ausdrücken, dass Du aufpassen musst mit allem, was Du so tust. Und dass Du manche Sachen erst verstehen würdest, wärst Du in meiner Situation."

"Verdammt nochmal, Louis! Erklär mir einfach, was in Dir vor sich ging! Ich möchte es wenigstens geschildert bekommen! Wenn ich es dann nicht verstehe, gebe ich auf, okay? Dann höre ich auf, zu fragen, aber ohne jene Antwort? Sorry, aber das mache ich nicht mit! Ich kann nicht einfach im Unwissen leben!"

"Manchmal wäre es aber besser."

"Louis, bitte."

"Es ging alles so schnell..."

"Du hattest mir den Antrag gestellt?"

"Ja, aber es war wie im Höhenflug; mein Gehirn vernebelt vor Liebe. Ich liebte Dich so wie ich meine Mutter liebte. Ihr wart alles für mich. Und Ihr seid es immer noch. Ende 2015 wusste ich, dass ich so nicht mehr weitermachen konnte.

Einmal gab es Modest!, die mir einredeten, schwul oder vielmehr bisexuell zu sein, wäre der Untergang einer Musikkarriere. Auch Simon denkt so und es entstand ein Druck. Ich stand vor der Wahl, die Musik und den Job zu wählen, oder die Liebe. Schweren Herzens entschied ich mich für die Musik.

Andererseits hatte ich mich in Eleanor verliebt. Eigentlich hasste ich sie abgrundtief, doch irgendwas an ihr zog mich an. Es machte mich verrückt, aber es hielt nicht lange an. Heute möchte ich mich am liebsten dafür ohrfeigen, da Eleanor echt der letzte Mensch ist, in den man sich verlieben sollte.

Wir sollten die Vergangenheit aber ruhen lassen und nach vorne blicken. Wir sollten uns wie normale Freunde verhalten, nicht mehr und nicht weniger."

Ouch.

"Ich hätte echt nicht gedacht, dass Du Dich so um die Meinung anderer scherst. Es ist doch scheißegal, wen Du liebst. Und wahre Fans verurteilen Dich nicht für Deine Sexualität, sondern unterstützen Dich. Ich dachte, Du würdest Deine Fans anders einschätzen."

"Harry, es ist eine Unsicherheit meinerseits. Nicht jeder kann auf seinen Konzerten mit einer Pride-Flagge umher schwenken. Nicht jeder hat den Mumm dazu! Manche haben eben Angst. Ich habe außerdem nicht gesagt, dass mich meine Fans verurteilen würden, aber ich habe einfach Angst."

"Die Diskussion führt zu nichts. Ich hoffe, Du wirst noch glücklich mit Eleanor.", war das Letzte, was ich sagte, bevor ich Liam eine Nachricht sendete, dass wir fertig wären.

♡◇♡

Das Kapitel ist jetzt ein wenig kürzer geraten und ich habe das Gefühl, dass schon zu viel vorweggenommen wurde. ^^'
Naja, ist ja nun auch egal.

All the love.

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