stargazing [2021]

Ich konnte nicht glauben, was da eben passiert war. Zum Abschied gab Louis mir einen sanften Kuss auf die Hand und flüsterte:
"Danke, dass Du mir noch eine Chance gibst." Ich lächelte darauf nur und fragte, ob wir uns denn am nächsten Tag treffen würden. Er nickte ebenfalls lächelnd und drehte sich wieder um.
Ich wusste selber nicht, was ich davon halten sollte. Ich fühlte nichts. Keine Begeisterung, keine Schmetterlinge, aber auch keine Reue. 

"Wie fühlst Du Dich?", fragte Lucas mich, als wir auf dem Weg zum Hotel waren.
"Ich weiß es nicht...", entgegnete ich und krazte mich am Hinterkopf.
"Muss bestimmt aufregend gewesen sein. Komm, was ist los? Wolltest Du es nicht?"
"Irgendwie wollte ich es ja doch, aber es ist irgenwie komisch, wenn man ein ganzes Jahr nicht geredet hat und auf einmal gesagt bekommt, dass man geliebt wird..." Verständnisvoll nickte er.
"Ihr beiden seid unzertrennlich, es wäre eine Schande, das alles aufzugeben. Ich weiß, es war nie einfach, aber gib das jetzt nicht auf." war sein Rat.
"Er hat mich ein Jahr ignoriert, wegen einer Sache, die ich nicht einmal schuld war!" Die Wut und Enttäuschung kochte wieder in mir auf.
"Du nimmst es ihm immer noch übel? Okay... Kann ich irgendwie nachvollziehen. Naja, wir können ja morgen weiter reden.", meinte er, als wir vor unseren Zimmern standen. Wie schnell die Zeit doch verging.
"Ich sage es viel zu selten, aber danke, Lucas."
"Wofür bedankst Du Dich?", fragte er verwirrt.
"Dafür, dass Du immer da bist und auch zuhörst, wenn ich ein Problem habe...", erläuterte ich.
"Das ist mein Job, Harry.", lachte er.
"Das Aufpassen vielleicht, aber Dich mit mir zu unterhalten ist freiwillig und das weiß ich sehr zu schätzen, dass Du nicht einfach immer schweigend neben mir her läufst wie mein Schatten." Er schien gerührt und meinte nur, dass er es gerne tun würde und wünschte mir eine gute Nacht, was ich erwiderte. 

Am Abend des Tages danach war es so weit. Louis' und mein erstes Date seit langem. Ich wusste nicht, was ich anziehen sollte, also entschied ich mich für eine schwarze Jeans mit einem Rolling Stones-T-Shirt und Boots. Zuerst fuhr ich mit Lucas nach Holmes Chapel, was nicht wirklich weit von hier war, um dann Zuhause Sachen vorzubereiten. Ich hatte ein Piknik unter dem Sternenhimmel geplant, nebenbei wollte ich ihm dann Your Song von Elton John singen und dazu auf der Gitarre spielen. Alles in allem eigentlich eher romantisch, hoffentlich mochte er das...

Nach einer Autofahrt voll mit Musik und Louis kamen wir an der Wiese an und holten die Sachen raus. Es war eine blaue Piknik-Decke mit orangen Punkten drauf, dazu holten wir noch zwei Decken raus und den Korb mit dem Essen und Zubehör. Die Gitarre hatte ich in ihrem Koffer in einer der Decken versteckt, damit er sie nicht direkt zu Gesicht bekommen würde.
Um zu vermeiden, dass er das Versteck anhand des Gewichtes der Decke erkennen konnte, nahm ich diese und er nahm den Rest. Auf der eigentlich smaragdgrünen Wiese, die nun aber nicht mehr halb so grell leuchtete, breitete mein Date die Sachen aus. Darauf guckten wir uns dann Sandwiches essend den Sonnenuntergang an.

Als es dann endlich kühler wurde, der Sonnenuntergang aber noch nicht ganz vorüber war, nahm ich mir die Stoffdecken, gab ihm eine und legte mir die mit der Gitarre auf den Schoß. Er bedankte sich und guckte gespannt auf die Decke.
"Was ist da drin eingewickelt?", fragte Louis neugierig.
"Woher weißt Du, dass da was drin ist?", wollte ich wiederum wissen.
"Ich bin doch nich blöd, Harry. Ich weiß doch genau, dass Du die Decken sonst zusammenlegen würdest, wenn Du nichts zu verbergen hättest.", lachte er.
"Okay, Du hast recht. Ich wollte Dir etwas auf der Gitarre vorspielen.", antwortete ich ehrlich und schaute ihm in seine wundervollen Augen, in denen sich der bunte Himmel spiegelte.
"Na dann." Er grinste und wurde leicht rot. Also begann ich:
"It's a little bit funny, this feeling inside..." 

Aufmerksam hatte er die ganze Zeit zugehört, bis er mich dann aber bei der Stelle, an der ich  "You see, I've forgotten if they're green or they're blue" sang, unterbrach. Die Stelle handelte davon, dass die Person, um die es in dem Lied ging, die schönsten Augen hatte, und Louis schmollte, weshalb ich denn vergessen hätte, welche Augenfarbe er besaß.
"Wie? Was meinst Du?", fragte ich verwirrt.
"Du hast doch das Lied geschrieben... Und Du hast vergessen, was meine Augenfarbe ist.", meinte er gespielt beleidigt. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte.
"Du kennst das Lied nicht? Das ist von Elton John...", entgegnete ich leicht beschämt.
"Oh, ich kannte das Lied gar nicht, aber es gefällt mir. Sehr sogar. Vor allem Deine Version.", sagte Louis und wurde immer leiser beim Reden.
"Das freut mich. Ich mag das Lied auch sehr gerne." Ihm gefiel meine Version von dem Lied! Was das alles in mir auslöste... Jeder berichtete von Schmetterlingen, doch ich fand, dass Feuerwerke besser passen würden.

Ich verstaute meine Gitarre wieder im Koffer und legte diesen dann behutsam neben die Piknik-Decke und kuschelte mich in meine Stoff-Decke. Louis tat es mir gleich und legte sich auf den Rücken, dabei ergriff ich die Chance, meinen Kopf auf seine Brust zu legen.
Gleichmäßig hebte und senkte sich sein Oberkörper und es war entspannend und aufwühlend zugleich. Wie konnte er so gelassen sein, während mein Puls mitsamt meines Atems gerade eplodierte?
Nach ein paar Minuten spürte ich eine Hand, die durch meine Locken ging und sanftmütig meine Kopfhaut massierte. Ich hoffte nur, dass meine Haare nicht zu fettig geworden waren heute, obwohl ich sie mir Zuhause noch gewaschen hatte, aber es war schließlich schwül draußen gewesen, also war ich mir nicht mehr allzu sicher. Trotzdem genoss ich es.

"Guck mal, der Stern dort!", machte er mich aufmerksam und zeigte irgendwo hin, wohin konnte ich sehen, da ich meine Augen noch geschlossen hielt. Es war alles wie ein Traum und ich hoffte, dass er niemals enden würde.
"Der könnte zum Adler gehören.", meinte ich, als ich mir den Stern und die um ihn herum angeschaut hatte.
"Nein, das ist der Schwan. Guck mal, der Adler ist viel kleiner und befindet sich dort hinten." Erstaunt antwortete ich:
"Ich wusste gar nicht, dass Du Dich so gut damit auskennst."  Und er lächelte nur. Es erwärmte mein Herz sehr, dass er wegen mir lächelte.
"Wie erging es Dir eigentlich so im letzten Jahr?", fragte ich nach einer Zeit und setzte mich aufrecht hin.
"Hast Du jemanden kennengelernt?", fügte ich noch hinzu.
"Harry, mir ging es zwar einigermaßen gut, aber das heißt nicht, dass ich mit anderen Leuten ausgegangen bin, sonst säße ich wahrscheinlich nicht hier, oder? Außerdem waren wir zu der Zeit nicht zusammen, also hätte ich es doch tun können, hätte ich gewollt, oder nicht?" Auch er hatte sich aufgerichtet und hob eine Augenbraue an. Ich nickte. Ihm war es also die ganze Zeit gut ergangen... Irgendwie traurig, dass nur ich mich damit gequält hatte.
"Jetzt zieh doch nicht so ein Gesicht. Das heißt nicht, dass ich Dich nicht vermisst habe, aber bitte lass uns jetzt nicht darüber reden, der Moment ist dafür zu schön." Ich hatte gar nicht bemerkt, dass sich meine Mimik verändert hatte.

Louis nahm mein Gesicht in seine Hände und zwang mich somit, ihn anzusehen.
"Es tut mir leid, dass ich mich nicht gemeldet habe.", entschuldigte er sich nach einer Zeit, in der niemand etwas sagte.
"Warum überhaupt?", wollte ich wissen.
"Nach der Sache mit Niall habe ich versucht, meine Gefühle zu ertränken in Flaschen von Bier. Du erinnerst Dich an all die Male, als ich angeblich Freddie getroffen hatte, um die Presse zu füttern? Ich war zu einem Selbsthilfekurs gegangen, tatsächlich half er mir ein wenig und hatte mich davon überzeugt, Dich um Verzeihen zu bitten.", erklärte er und ich schluckte nur. Es war ihm überhaupt nicht gut ergangen.
"Warum sagst Du dann, dass es Dir gut ging?"
"Ich weiß es nicht, aber ich weiß, dass es ein Fehler war, diesem Irrtum Gewalt über meinen Körper zu gewähren." Der Doncaster versuchte schief zu lächeln. Ich nahm seine Hand, um ihm zu zeigen, dass ich für ihn da war.
"Louis, ich bin für Dich da, wie in guten, so auch in schlechten Zeiten. Das Versprechen ist zwar schon etwas länger her und die Ehe gescheitert, aber das Versprechen gilt immer noch." Mist, was hatte ich da gesagt?! Warum musste ich die scheiß Ehe erwähnen?!
"Du musst die Vergangenheit loslassen, Harry. Du kannst unsere Vergangenheit nicht als Grundbaustein für unseren Neubeginn nehmen. Das wird nicht klappen. Wir waren viel zu jung und unerfahren, als das wir das als Basis verwenden könnten.", meinte er ernst und löste seine Hand aus meiner.
"Vergiss, was ich gesagt habe, Louis, bitte. Manchmal sage ich Sachen, ohne wirklich nachzudenken..." Peinlich berührt drehte ich meinen Kopf weg.
"Tun wir das nicht alle?", fragte er. Nun war er wieder der Philosoph.
"Gut, dass Du das auch so-", begann ich, aber wurde im nächsten Moment geküsst. Nach ein paar Sekunden bekam ich keine Luft mehr und beendete den Kuss, aber wurde schon wieder in einen neuen verwickelt.

Nach einer Zeit lag ich wieder auf meinem Rücken und Louis über mir, aber die Richtung gefiel mir nicht. Ich fand es zu früh, ich konnte ihn nicht jetzt schon wieder so weit lassen, es ging einfach nicht.
"Louis, mach den Moment bitte nicht kaputt.", bat ich ihn dann flehend. Er ließ von mir ab und legte sich wieder neben mich, aber ergriff wieder meine Hand.
"Wir wollen nichts überstürzen. Es ist alles gut.", versicherte mein Date mir und guckte mich mit seinen himmlischen Augen an. Komischerweise glaubte ich ihm. Keinem anderen hätte ich diese Worte abgekauft, aber vielleicht lag es daran, dass er die Liebe meines Lebens war.

"Es war echt ein umwerfender Abend mit Dir, aber ich denke, wir sollten uns langsam wieder auf den Heimweg machen, vor allem wegen Deiner Gitarre. Nicht dass sie noch geklaut wird, falls wir hier einschlafen.", weckte Louis mich aus meinen Träumen.
"Fand ich auch, soll ich Dich nach Hause bringen oder möchtest Du bei mir schlafen?", wollte ich wissen.
"Mein Appartement in London ist zu weit weg für heute Nacht, Harry, Du kannst mich einfach zu einem Hotel bringen, wenn Du magst, aber ich kann auch ein Taxi nehmen."
"Wie gesagt, Du kannst auch bei mir schlafen, dann musst Du nicht unnötig in ein Hotel.", schlug ich ihm ein weiteres Mal vor.
"Aber nur, wenn es Dir wirklich nichts ausmacht."
"Louis, ich hätte es doch wohl sonst nicht vorgeschlagen.", lachte ich.

Und so schlief ich dann bei mir Zuhause in meinem Bett an Louis gekuschelt ein und hätte mir keinen besseren Abend vorstellen können.


♡◇♡

Soo, dieses Kapitel ist doppelt so lang wie meine eigentlich langen Kapitel, oops.
Well...

All the love.


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