Kapitel 8
Edmund's Sicht
Nachdem ich Althea etwas mehr Einblick über meine Situation gab, fühlte ich mich bedeutend besser – leichter. Ich konnte ihr noch nicht die ganze Wahrheit sagen. Ohne Zweifel müsste ich das eines Tages tun, doch noch nicht jetzt.
Althea erholte sich gut von ihrer Fehlgeburt, dennoch wollte ich dass wir langsam unseren Weg beschritten. Meine bezaubernde Begleiterin wollte als Zeitvertreib von meinen Schlachten erfahren, vor allem über die vom Ringkrieg. Mir gefiel wie sie aufmerksam lauschte und regelrecht mitfieberte.
„Erzähl mir von deinen Schwestern." bat ich sie eines Tages.
Sie lachte heiter. „Nun sie sind allesamt eine wahre Schönheit, blutjung und glauben noch an die eine wahre Liebe. Das du mir ja die Finger von ihnen lässt." warnte sie mich sarkastisch. Ich griff sie mir und drückte sie sanft an einen Baum. Tief sah ich ihr in die Augen – sie funkelten voller Lebensfreude. Vor einigen Tagen war das noch nicht der Fall.
„Das fällt mir nicht schwer." sagte ich ihr grinsend. Ihr Lächeln strahlte mich an. Dieses Bild brannte ich mir in den Kopf, es würde mir durch schwere Zeiten helfen. Mir fiel auf, dass mich noch nie jemand mit solch einem aufrichtigen Lächeln ansah.
Verdammt – ich habe mein Herz an ihr verloren ... einer einfachen Heilerin ohne Stand, doch das war mir nun wahrlich nicht neu. Dennoch überraschte mich diese Erkenntnis immer wieder.
Sie sah mich schelmisch grinsend an – in Erwartung eines Kusses. Doch dieses Mal nicht ... ich ließ sie zappeln und wand mich von ihr ab.
Ich stieg aufs Pferd und setzte es in Bewegung. Althea würde mir gewiss folgen. Ich behielt recht. Sie erzählte mir ausführlich von Torja, Vanya und ihrer jüngsten Schwester Liora. Schon immer schützte sie ihre Schwestern davor, dass ihnen ein gleiches Schicksal ereilte wie ihr. Die Jüngste nahm sich der Schriften an und alle anderen folgten dem Beispiel der ältesten Schwester – sie lernten die Kunst der Heilkräuter.
Umso mehr die Frau von sich erzählte und preis gab, umso vernarrter wurde ich in sie.
Die Tage der Reise vergingen wie der Wind. Ich war sehr gespannt was mich erwarten würde in dem Dorf. Lebten dort kultivierte Menschen, so würden sie mich sofort als König enttarnen. Ich fürchtete um das Verhältnis zu meiner bezaubernden Begleiterin.
Nach vier Tagen reisen, brach die letzte Nacht an - meine Unruhe wuchs. Sollte ich sie aufklären, bevor es andere taten?
Althea war ebenso wie ich 30 Jahre alt. Sie war ebenso wie ich ein Familienmensch. Ich erzählte ihr von meiner Schwester und was für einen Kummer mir ihre Liebschaft bereitete. Sie gab mir gute Ratschläge und war eine geduldige Zuhörerin.
Müde schmiegte sie sich an mich. „Gute Nacht Edmund." ich war in keinster Weise bereit zu schlafen. „Althea, ich ...."
„Wer seid ihr?"
Schrie mich ein Mann an und kam mit auf uns gerichteten Schwert zu. Meine Begleiterin und ich schreckte hoch. Angst stand in Althea's Augen. Ich zückte mein Schwert und richtete es auf den Eindringling. Mit nur wenigen Handgriffen entwaffnete ich den Mann. Er erstarrte – ohne Zweifel erkannte er mich. „Mein ..." stotterte er vor sich hin. „Schweigt!" fuhr ich ihn harsch an. Umso später mein Geheimnis gelüftet wurde – umso besser.
„Geht in Euer Dorf zurück und bereitet unsere Ankunft vor! Meine Begleitung, Heilerin Althea und ich werden nach der Nachtruhe bei euch einkehren. Drei Frauen sollten sich bereit halten, ihre Schwester zu Empfangen. Gebt den Damen Vanya, Liora und Torja Bescheid. Die Freude wird groß sein."
Mit einem Knicks verabschiedete sich der Fremde und eilte von dannen. Das ging gerade nochmal gut.
Die Heilerin atmete immer noch schwer und erholte sich langsam von dem Schreck. Ich wollte sie beruhigen und schloss sie in meine Arme. „Solange ich lebe wird dir nichts geschehen." versicherte ich ihr. Ihr Kopf lehnte an meiner Brust: „Sag sowas nicht Edmund." Sie sah mir in die Augen – Tränen rannen ihre Wange hinab. Sie hatte recht. Es war mehr ein Wunsch den ich aussprach, als ein Versprechen.
„Verzeih" murmelte ich. Anstatt ihr ehrlich zu sagen, was ich fühlte, küsste ich sie liebevoll. Die Schöne ließ sich darauf ein und gab sich mir vollkommen hin.
Wir legten uns ans Feuer und sie schlief recht schnell ein, nach dem ereignisreichen Tag.
Ich fasste einen Entschluss den ich insgeheim schon fasste, als ich die Gabelung zu Althea nahm. Das war definitiv der schwierigere Weg, doch sie war es wert. Mein Herz gehörte ihr ... wofür lohnte es sich zu kämpfen wenn nicht um die Liebe.
„Althea!" halte der Name durch den Wald. Wir schreckten beide hoch. In ihren Augen stand erneut die blanke Panik. „Wer ist das?" fragte ich sie eindringlich.
„Aaras." flüsterte sie leise und wollte weglaufen. „Nein! Hör mir zu." Ich hielt sie an den Oberarmen fest und sprach beruhigend weiter. „Bleib! Flieh nicht! Ich bitte dich, mir zu vertrauen!"
„Wenn er mich bei dir sieht..." sie fürchtete sich zu Tode.
„Althea – komm her! Du bist mein Weib!" rief der verschollen geglaubte Mann zu uns rüber. Beschützend stellte ich mich vor Althea. „Du bist bei mir sicher! Bei meinem Leben, er wird dir kein Haar krümmen!"
Aaras blieb verdutzt stehen – er erkannte mich nicht. Diesen Vorteil würde ich nun nutzen.
„Ihr lebt Aaras, ihr wärt besser dran, ihr wärt tot!"
„Was habt ihr mit meiner Frau zu schaffen? Althea komm sofort zu mir!"
„Der Bund eurer Ehe ist aufgehoben! Ich erhebe Anspruch auf ihre Hand!" antwortete ich scharf.
„Was fällt euch ein?! Ihr Wicht habt nicht die Macht darüber zu entscheiden. Ihr könnt sie nicht ehelichen – sie ist mit mir verheiratet! Allein der König kann die Ehe für nichtig erklären. Doch diese Hure gehört mir!"
Dieser Mann keifte die Worte heraus, was meine Begleiterin scheinbar einschüchterte, mich jedoch bei weitem nicht. Vielleicht sah Althea aber auch so unsicher aus, wegen dem was ich sagte, dass ich sie heiraten wollte...
„Ich bin der König! Eure Ehe mit dieser Frau ist aufgehoben und sofern sie dem zustimmt, wird sie meine Frau! Akzeptiert es oder kämpft!" schnauzte ich ihn an. Althea sah mich mit großen Augen an. Hoffentlich hatte ich sie durch die lange Lüge nicht verloren. „Du ... du ... ?" ihr fehlten die Worten.
Aaras grunzte verachtend.
„Ich glaube Euch kein Wort!"
Das kam mir nur zu gelegen. Doch der erste Hieb musste von ihm aus kommen. Immer wieder zeigten sich mir Bilder im Kopf, wie er Althea vergewaltigte – mehrfach.
Aaras hatte ein loderndes Temperament und so griff er mich ohne zu zögern, oder nachzudenken, an. Er war kein geschickter Krieger und im Umgang mit dem Schwert talentfrei. Aaras war von muskulöser Statur und so groß wie ich. Sein dunkles Haar war zusammengebunden. Nun er wirkte einschüchternd, doch damit verbarg er seine Unfähigkeit. Sein Kampfstil glich dem eines Kindes. Nach vielen Verletzungen, die ich ihm zufügte, war ich kurz davor zu siegen und ihm sein Leben zu nehmen.
Er winselte um Gnade und richtete seine Worte an seine Frau: „Weib, bitte sagt ihm, er soll mich verschonen! Ich sorgte stets gut für dich und deine Schwestern! Außerdem werde ich Vater – wer soll sich um dich und das Kind kümmern?
„Ich werde mich um sie kümmern!" stellte ich mit rauem Ton fest.
Die Heilerin trat vor. „Du bist der König? Und du willst dich um mich kümmern? Du willst mich zu deiner Frau?" Ihre Stimme bebte - sie war eindeutig aufgebracht.
„Ja, Althea! ich liebe dich!"
Sie wand sich zu den winselnden Mann am Boden. „Du verdienst keine Gnade! Du ließest meine Schwestern und mich in der Schlacht von Altburg zum sterben zurück." sie zitterte von ihren Gefühlen überwältigt.
Ich sah noch einmal zu ihr mit meinem Schwert an seiner Kehle. Der Gefallene nutzte meine Unachtsamkeit und versuchte mich zu töten. Im Eifer des Gefechts fügte ich ihm eine todbringende Verletzung zu.
Aaras starb im Kampf auf Leben und Tod, gerecht und ohne List. Meine Rachsucht für das, was er seiner Frau antat, war gestillt. Ein Gefühl der Genugtuung durchfuhr meinen Körper.
„Althea – du bist eine freie Frau." sagte ich keuchend.
Sie näherte sich mir. Ihre Brust hob und sank sich betont– sie war sichtlich aufgewühlt. Die schöne Frau sah mir in die Augen, als sie sich verneigte. Sofort zog ich sie wieder hoch. Ich wollt sie küssen, doch sie wich dem aus.
„Althea, ich bin der gleiche Mann, der dich seit Tagen begleitet, den du gerettet und dessen Herz du erobert hast!"
Unschlüssig was sie tun sollte, stand sie da ohne ein Wort, ohne eine Rührung in ihrem Gesicht. Vorsichtig legte ich meine Hand auf ihre Wange. Mit geschlossenen Augen und bebenden Lippen nahm sie das an und schmiegte ihren Kopf mehr in meine Hand. Gerade berührten sich zart unsere Lippen, als junge Frauenstimmen nach ihr riefen:
„Althea"
Mit einem Lächeln und gesenktem Haupt machte ich ihr den Weg zu ihren Schwestern frei. Unsere Blicke trafen sich - dieser Moment gab mir Hoffnung und Zuversicht.
Stürmisch rannten drei hysterische Frauen auf Althea zu und regelrecht um - unser Blickkontakt brach ab. Die Heilerin lachte glücklich darüber, dass alle Geschwister wohl auf waren und es ihnen an nichts fehlte.
„Wer ist der gutaussehende Mann liebste Schwerster." fragte eine wirklich hübsche Frau die auf jeden Fall nicht die Jüngste war. „Vanya – dass ist unser König ..." „Eomer" warf ich ein.
Sofort verneigten sich die Drei. „Bitte erhebt euch! " forderte ich sie auf. Verdutzt befolgten sie meine Bitte. Peinliches schweigen, welche aufgelöst wurde, als ich vorschlug, im Dorf nach etwas essbaren zu suchen. Man folgte dem Vorschlag. Verzweifelt versuchte ich an die Heilerin ran zu kommen, doch das war zwecklos. Altheas Schwestern nahmen sie vollkommen ein und somit war die Frau für mich unerreichbar. Ich wusste nicht, wie sie nun zu mir stand ... wie sie über mich dachte.
Im Dorf angekommen löste ich mich schweren Herzens unbemerkt von der Gruppe und suchte die Einsamkeit. Ich musste ihr nun Zeit geben ... warten bis sie auf mich zukommen würde, um sie nicht zu bedrängen. Doch ich konnte meine Rückkehr nach Edoras nicht mehr endlos lange in die Länge ziehen und am liebsten wäre es mir, würde mich Althea und ihre drei Geschwister begleiten.
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