Kapitel 10

Eomer's Sicht

Althea war aufgewühlt von den Ereignissen des Tages – sie fiel schnell in den Schlaf. Ich beobachtete sie eine Weile und strich ihr übers Gesicht. Ihre Sorgenfalten der letzten Tage waren nahezu vollständig gewichen, während meine immer mehr zunahmen. Es wird viel Arbeit und Mühen mit sich bringen, bevor ich mit ihr ein friedliches Leben als Mann und Frau führen würde. Mein Kopf arbeitete lange – er schmiedete Pläne und ich zerbrach ihn darüber, was nach der Schlacht von Altburg passierte und welche Männer noch fielen. Früher war ich Heerführer und einige Krieger, die mich in der Schlacht begleiteten, waren wie Brüder für mich. Althea war es, die mir Frieden verschaffte. Sie erwiderte meine Liebe – mein Herz war noch nie mit solch einer Freude gefüllt wie jetzt. In der Hoffnung Schlaf zu finden, begab ich mich auf einen Spaziergang durch das ruhende Dorf. Zu meiner Überraschung traf ich auf eine Schwester meiner Zukünftigen. Es war Liora, die Jüngste und die sich den Schriften widmen wollte.

„Mein König, was raubt euch den Schlaf?" fragte sie mit sanfter Stimme. Liora war eine wahre Schönheit – sicher werden viele Anwärter Interesse an ihr bekunden.

„Deine Schwester ..." antwortete ich knapp. Wissend nickte sie mit dem Kopf, sie brauchte keine weiteren Erklärungen.

„ Ihr liebt sie wahrlich, wenn ihr all das auf euch nehmt, um sie an eurer Seite zu wissen."

Lächelnd bestätigte ich: „Ja das tue ich!"

„Althea liebt Euch abgöttisch! Sie ist eine Frau, die mit ganzem Herzen liebt und sich für ihre Liebe aufopfert. Ich bitte Euch - achtet auf das Herz meiner ältesten Schwester."

Die junge Frau begleitete mich auf meinem Spaziergang und wir unterhielten uns angeregt über die Schriften. „Liora ihr sollt die königliche Schriftführerin werden. Lasst euch von meinen Gelehrten alles beibringen und dein Stand ist dir gewiss. Möchtest du das?"

Die kleine Schwester war außer sich vor Freude und strahlte übers ganze Gesicht. Überschwänglich umarmte sie mich, womit ich nicht rechnete. Etwas steif ließ ich es geschehen und klopfte ihr sanft auf dem Rücken, in der Hoffnung, dass sie mich los lassen würde. „Ihr müsst noch viel über die höfische Etikette lernen." stellte ich lachend fest, was sie verstand und von mir abließ. Beschämt senkte sie ihren Kopf. „Verzeihung, es kam so über mich."

„Schon gut. Ich hasse es selbst so unnahbar in der Öffentlichkeit zu sein. Ich fürchte das muss ich auch meiner Verlobten rechtzeitig beibringen. Nur so wird man sie schneller am Hof und an meiner Seite akzeptieren. Es widerstrebt mir, weil ich weiß, dass es Zweifel in ihr auslösen wird."

Liora gab mir einen ernstgemeinten Rat. „Seit aufrichtig zu ihr, sie ist eine unglaublich schlaue Frau. Althea war schon immer selbstlos und dachte an sich stets zuletzt. Ihr ahnt nicht, was sie schon alles durchmachen musste. Lug und Betrug ... das hat sie geprägt und kann sie nur schwer verzeihen. Eure Täuschung hat ihr schwer zugesetzt, doch eure späte Aufrichtigkeit ließ sie über ihren Schatten springen. Eine weitere Chance werdet ihr nicht haben."

„Ich habe keine weiteren Geheimnisse vor ihr." stellte ich fest.

Wir verabschiedeten uns, da meine Begleitung schon das ein oder andere Mal gähnte. Mein Weg führte mich zum Stall – alle Pferde waren wohlauf und bereit für die Reise nach Edoras.

Leise schlich ich mich in mein Zimmer, wo meine Verlobte nach wie vor tief und fest schlief. Sie hatte ein dünnes Hemd an. Die Decke lag über ihre Beine und ihrem Bauch, doch nicht über ihre Brust. Durch den dünnen Stoff drückten sich ihren Knospen – der Anblick dieser schlafenden Versuchung brachte mich auf unanständige Gedanken. Keine andere Frau hatte so eine ausgeprägte Wirkung auf mich - wie sie. Für sie werde ich alles sein ... treu, ergeben, hörig, ihr Wille war mein Befehl!

Vorsichtig bedeckte ich sie vollständig, um meiner Versuchung besser widerstehen zu können.

„Edmund..." flüsterte sie und drehte sich auf die Seite. Für sie werde ich immer Edmund sein ... und für mich immer meine Heilerin.

„Ich bin hier." flüsterte ich leise und legte mich hinter ihr mit einem Arm um ihre Mitte. Der Schlaf holte mich, doch war mir nicht lange vergönnt.

Auf der langen Reise legte ich mich jede Nacht zu ihr und hielt sie warm. Sie kuschelte sich an meine Brust und lauschte meinem Herzen. Doch das ein oder andere Mal ließ sie ihre Hand auf meiner Haut am Oberkörper auf und ab gleiten. Sie genoss es – sie begehrte mich. Ich ließ es geschehen, auch wenn es mich nahezu quälte. Ihre Küsse wurden leidenschaftlicher und fordernder, weshalb ich mich tagsüber von ihren Lippen fern hielt. Unsere Mitreisenden sollten sich nicht belästigt fühlen und ich wollte mich nicht mit meiner Erregung ertappen lassen. Doch im Dunklen, verborgenen gehörte ich ihr. Ich ließ sie gewähren, mich küssen am Hals und auf den Lippen – es machte mich wahnsinnig.

Am fünften Tag unserer Reise sah ich in der Ferne die Mauern und die goldene Halle Edoras.

„Heute Abend verbringen wir die Nacht im Bett meiner Gemächer." stellte ich fest. Althea wirkte beunruhigt. „Mach dir keine Sorgen!" beschwichtigte ich sie mit Zuversicht. Doch die Wirkung meiner Worte blieb aus. Ihre Schwestern waren es, die sie die ganze Zeit über besänftigten und Mut zusprachen. Sie war die mutigste Frau, die ich kannte, doch vor dem, was sie erwartete, hatte sie sehr großen Respekt, was sie einschüchterte.

„Wie heißt sie?" fragte sie mich aus dem nichts. Nun wurde mir klar, was sie so nervös werden ließ.

„Ruhna" nannte ich ihr den Namen meiner bisherigen Verlobten. Sie wiederholte ihn noch einmal murmelnd und verlor kein Wort mehr über sie.

Wie vorhergesagt erreichten wir vor Einbruch der Dunkelheit die goldenen Halle. Hörner kündigten unser Kommen an. Eowyn selbst eilte herbei und begrüßte mich mit Tränen in den Augen. Dicht gefolgt von Ruhna.

„Bruder, du bist wohl auf! Ich wusste, dass du wiederkehrst! Wo warst du so lange? Geht es dir gut?" Meine Schwester überhäufte mich mit Fragen, während meine bisherige Verlobte mir um den Hals fiel. Althea atmete schwer, mit einem zuversichtlichen Blick bedeutete ich ihr ruhig zu bleiben. Zunächst mussten alle aufgeklärt werden. „Eowyn, versammle alle Adligen, Berater und Heerführer in der goldenen Halle! Ich werde ausführlich berichten. Ruhna ich erwarte dich ebenfalls dort. Ich werde mich nun in meinem Gemach begeben. Meine Heilerin Althea wird mich begleiten. Eowyn sorge dafür, dass unsere Gäste angemessene Zimmer bekommen, sie werden an der Versammlung teilnehmen."

Alle machten sich auf dem Weg, meinen Befehl entsprechend. Ruhna wollte mich auf mein Gemach begleiten. „Nein ihr seid nicht erwünscht. Ruhna ihr solltet euch für eine Abreise bereit machen." deutete ich nur noch an, ehe ich mit Althea an meiner Hand an ihr vorbeizog.

Ich schloss die Tür hinter uns und atmete einmal tief durch mit geschlossenen Augen. Meine Geliebte kam auf mich zu und strich über meine Wange. „Du hast einen schweren Weg vor dir Edmund .... Eomer. Was kann ich tun, um ihn dir zu erleichtern?" Ich öffnete lächelnd meine Augen. „Sei einfach bei mir." Unsere Gesichter näherten sich und wir trafen uns in der Mitte für einen liebevollen Kuss. Er schenkte mir Kraft für die kommenden Stunden.

Die Diskussionen nach meinem Bericht waren müßig und anstrengend. Man riet mir ab, Ruhna fort zu schicken und Althea zu meiner Frau zu nehmen. Einzig meine Schwester hielt zu mir. Sie war es auch, die ihre Stimme erhob.

„Genug!!! Mein Bruder – König Eomer von Rohan hat gesprochen! Es bedarf keiner Zustimmung von euch allen! Er hat euch lediglich über sein vorhaben in Kenntnis gesetzt! Er wählte seine zukünftige Königin nach dem Herzen und nicht nach der Diplomatie! Es ist sein gutes Recht, glücklich zu sein! Eomer ist ein guter und gerechter König! Ich vertraue darauf, dass seine Wahl der Königin das Gleiche mit sich bringt!"

Ich war Eowyn so unendlich dankbar für ihren Einsatz.

„Althea ist eine Heilerin! Sie heilte weitaus mehr als meine Wunden. Sie ist eine gerechte, mutige, warmherzige und liebevolle Frau. Das Volk wird sie lieben, so wie ich das tue! So oder so – wird sie meine Frau, doch ich würde mich über eure Unterstützung freuen!"

Mit diesen Worten schloss ich den Rat. Die Versammlung löste sich auf, nur meine Althea und ihre Schwestern blieben. Ruhna stürmte schon früher unter Tränen hinaus. „Eomer, du musst mit ihr reden. Das bist du ihr schuldig." riet mir meine Schwester. Ich stimmte dem zu – sie hatte recht.

„Bitte kleide Althea ein, zeigt ihr Medused. Es wäre auch schön, wenn es ein reichliches Abendmahl mit Fleisch geben würde ... ich sterbe vor Hunger."

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