Kapitel 2

Gelangweilt starrte ich seit Stunden aus dem Autofenster. Normalerweise wäre ich bei so einer langweiligen Warterei wahrscheinlich eingeschlafen, aber nicht dieses Mal. Dafür war ich zu angespannt. Schließlich konnte ich das Adrenalin bereits in meinen Adern spüren.

Als ich endlich das schwarze, luxuriöse Auto an mir vorbeizischen sah, spürte ich mein Herz noch schneller schlagen. Es war soweit. Ich musste jetzt wohl oder übel meinen Auftrag ausführen. Ich fragte mich schon lange nicht mehr, ob ich diese Taten mit meinem Gewissen vereinbaren konnte. Anfangs tat ich das noch, aber inzwischen war mir das zu viel emotionaler Stress, den ich auf keinen Fall gebrauchen konnte.

Entschlossen verließ ich mein Auto und näherte mich unauffällig dem Haus. Es war zwar schwer es in der Dunkelheit zu erkennen, schließlich waren die Lichter ausgeschaltet, aber es war definitiv das Haus aus der Beschreibung und die Adresse stimmte auch. Ich musste nur kurz rein, diesen besonderen Gegenstand mitgehen lassen und dann wieder raus. Keine große Sache, oder?

Auf der Türschwelle hielt ich noch einmal inne. Ich nahm einen tiefen Atemzug. Es war nicht mein erster Einbruch, ich würde es schon schaffen. Aber meine Nervosität machte sich an meinen zitternden Händen immer noch erkennbar. Es war das erste Mal, dass ich es alleine durchführen sollte. Normalerweise hatte ich meinen Partner dabei. Doch ich sollte jetzt keinen Gedanken an ihn verschwenden. Außerdem war es bei weitem nicht das erste Mal, dass ich auf mich allein gestellt war. Trotzdem ängstigte es mich ein wenig.

Ich versuchte diese Unsicherheit herunterschlucken und machte mich an dem Türschloss zu schaffen. Das war noch nie ein Problem für mich gewesen. Ein vertrautes Klicken ertönte und die Tür gewährte mir Eintritt. Nach wenigen Schritten nahm ich Geräusche war. Es waren Fernsehergeräuschen und sie kamen von oben. Vielleicht haben sie einfach den Fernseher aus Versehen laufen lassen. Oder -was bei meinem Glück wahrscheinlicher war- es war noch eine weitere Person im Haus.
Verdammt, was jetzt? Einfach wieder herausspazieren, als wäre nichts gewesen und damit verhindern, dass ich bemerkt werde?

Unmöglich, ich hab den Auftrag bereits angenommen und bei meiner derzeitigen finanziellen Lage kann ich mir wirklich keinen Streit mit meinen Arbeitgebern erlauben. Also einfach Ruhe bewahren und diesen verdammten Gegenstand finden. Angeblich soll er sich in ihrem Safe befinden. Wenn ich wenigstens wüsste, was es war.

Ich wollte mich nach einem Arbeitszimmer oder dergleichen umsehen, doch soweit kam ich nicht. Denn als ich gerade einmal im Wohnzimmer angekommen war, ertönte ein für meinen Geschmack viel zu lautes Klingeln. Im ersten Moment dachte ich, es wäre eine Art Alarmanlage. Doch zu meiner Beruhigung stellte ich fest, dass gleichzeitig auf dem Tisch ein Handy aufleuchtete. Es rief nur jemand an.

Erleichtert atmete ich auf. Warum machte ich mir eigentlich so viele Sorgen, wenn doch eigentlich alles gut lief? Mit diesem Gedanken schien ich es zu provozieren, dass nun etwas schief läuft.

Und tatsächlich verschlechterte sich meine Lage erheblich. Die Person über mir hörte ebenfalls das Klingeln, denn der Fernseher verstummte. Nun füllten näherkommende Schritte die Stille.

Rasch suchte ich nach einem Versteck und entschied mich in der Schnelle für den schmalen Raum zwischen Sofa und Wand. Angespannt hielt ich die Luft in diesem unbequemen Spalt an. Dabei durchfuhr mich ein kalter Schauer. Dieser war aber nicht Zeichen meiner Angst, sondern meiner Leichtsinnigkeit. Der kühle Windzug kam nämlich durch die immer noch offenstehenden Tür. Die Person befand sich bereits auf der Treppe, also konnte ich die Tür nicht mehr schließen, ohne entdeckt zu werden. Jetzt musste ich darauf vertrauen, dass mein Versteck gut genug war.

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