Kapitel 4

♠Daryll♠

Diese Schmerzen. Ich kann kaum schlucken. Außen brennt mein Hals und innen fühlt es sich an als hätte ich einen dicken stacheligen Kloß sitzen. Ich möchte schreien, doch befürchte ich, dass das nicht möglich ist.

Wieder füllen sich meine Augen mit Tränen. Ich möchte sie öffnen, doch sie sind so schwer und kleben auch aneinander. Ich habe viel geweint seit dieser Mann mich gerettet hat.

Wer war der Mann? Ob ich ihn wieder sehen werde?

Ich weiß, dass er mich ins Hotel getragen und mit Heya gesprochen hatte, die ihm dann auch sagte in welches Zimmer er mich bringen soll. An ihrer Stimme konnte ich erkennen dass sie wirklich besorgt war.

Wieso habe ich das getan? Achja, ich weiß. Weil er es mir befohlen hat. Für was hat er sonst das Seil eingepackt? Denn alleine fange ich damit doch gar nichts an. Also rechnete ich eins und eins zusammen und kam zu dem Punkt, dass er will dass ich es dafür benutzte.

Warum wollte er das? Er hat mich doch geliebt, ich war sein süßes Folterstück, so nannte er mich immer. Am Schönsten war ich für ihn, wenn ich seine Striemen trug. Und wenn ich neben ihm krabbelte. Ich lebte doch nur für ihn, was soll ich denn jetzt ohne ihn tun?

Schluchzend grabe ich mein Gesicht fest in die Kissen, als ich plötzlich eine Hand spüre die mir zärtlich die Haare krault.

Ist er das? Mein Master? Kam er doch zu mir zurück?

Ungeduldig versuche ich die Augen zu öffnen, doch sie kleben immer noch zusammen.

"Hey, Kleiner, warte kurz", höre ich eine tiefe, warme Stimme. Das ist weder die Stimme von meinem Master, noch von dem Mann der mich gerettet hat. Angst ergreift Besitz von mir und ich ziehe die Decke über meinen Kopf um mich zu verstecken.

"Du brauchst keine Angst vor mir haben Kleiner, ich möchte mich nur um dich kümmern. Deine Augen sind verklebt, lass sie uns etwas waschen. Ich verspreche dir, ich werde dir nicht weh tun."

Vorsichtig wird mir die Decke vom Kopf gezogen und als er meine Wange berührt fange ich an zu zittern. Doch irgendetwas an der Stimme beruhigt mich und ich drehe meinen Kopf aus dem Kissen heraus. Etwas lauwarmes weiches streift mit leichtem Druck über meine Augen und je öfter er das machst desto mehr gehen meine Augen auf, bis sie dann ganz offen sind und ich den Mann vor mir sehen kann. Wow.

"Schokolade", platzt es leise aus mir heraus, doch er scheint mich verstanden zu haben, denn er beginnt laut zu lachen. Die Resonanz seines Körpers verursacht das schönste, kräftigste und tiefste Lachen was ich je gehört habe.

Meine Mundwinkel beginnen zu zucken und ich merke wie ich ein Schmunzeln hinbekomme.

"Dein Ernst? Schokolade ist das Erste was dir einfällt wenn du mich siehst? Gott du bist ja niedlich", raunt er, setzt sich auf die Bettkante und reicht mir ein Glas Wasser.

"Ich mag Schokolade", flüster ich, muss aber gleich schlucken, weil es so weh tut. Ich setze das Glas an und trinke einen Schluck. Es tut gut, diese kalte Flüssigkeit beruhigt meinen Hals.

"Mhm, okay, ich auch, aber nur zum Essen", antwortet er und ich muss überlegen was er damit meint. Weil ich meine ja auch dass ich Schokolade gerne esse. Verwirrt sehe ich ihn und und wieder lacht er los und schüttelt dabei den Kopf.

"Du bist wirklich süß", meint er dann und langt nach einer Tube die auf meinem Nachttisch liegt, nimmt mir das Glas ab und stellt es an die Stelle wo die Salbe lag.

"Sebastian, hat die dagelassen und gesagt ich soll deinen Hals etwas eincremen, das ist eine Heparinsalbe, die unterstützt die Heilung der Blutergüsse."

Verwirrt sehe ich ihn an. "Wer ist Sebastian?", frage ich unsicher. Wie viele Menschen haben mich bitte seit meiner Ankunft gesehen? Ich weiß nicht einmal mehr wie der junge Mann hieß der mir bei meinem Gepäck geholfen hat. Die Einzigen die ich hier kenne sind Heya und Paul.

"Oh, tut mir leid, Sebastian ist der Mann der dich gestern gefunden hat", antwortet er mir und schon habe ich ein schlechtes Gewissen und es ist mir peinlich, dass er davon weiß. Meine Augen beginnen wieder zu brennen und Tränen pressen sich zum wiederholten Male raus.

"Hey, nicht weinen Whitey", sagt er und setzt sich zu mir aufs Bett mit dem Rücken an das Kopfteil und zieht mich mit Leichtigkeit zwischen seine Beine. Ich drehe mich etwas seitlich und lege meinen Kopf auf seine Brust, während ich nicht aufhören kann zu schluchzen.

Der Mann, streichelt beruhigend über meinen Kopf, da fällt mir ein dass ich ihn schon vorher fragen wollte wie er heißt, doch ich habe es vergessen, so wie ich viele Dinge vergesse.

"Hast du Hunger? Möchtest du was essen?", fragt er mich und ich nicke.

"Ich glaub schon", antworte ich und merke dass ich aufgehört habe zu weinen.

"Was heißt ich glaube schon? Wann hast du denn zuletzt gegessen?"

"Weiß ich nicht", gebe ich ihm zur Antwort, denn ich weiß es wirklich nicht mehr.

"Okay, dann gehen wir zusammen nach unten und besorgen dir was zu essen, okay?"

Nickend stehe ich auf, doch bleibe verwirrt zwischen dem Bett und dem Schrank stehen.

"Was ist los?", fragt er mich und ich senke den Kopf.

"Normalerweise habe ich feste Plätze für meine Sachen. In dem anderen Zimmer hatte ich alles so hingestellt, wie mein Master es begrüßt. Doch als wir gestern hierher kamen war ich so traurig und erschöpft, dass ich jetzt nicht weiß wo meine Sachen sind."

Ich traue mich gar nicht ihn anzusehen. Er wird mich auslachen, mich für dumm und verrückt halten. Mich abschieben, wie mein Master das jetzt gemacht hat.

"Oh, okay, kein Problem. Warte kurz", meint er, steht auf und öffnet die Schränke.

"Weißt du was? Ich such dir jetzt erstmal was zum Anziehen heraus und du ziehst dich an und machst dich im Bad etwas frisch. Wenn wir dann vom Essen wieder kommen, schauen wir zusammen, wo was ist und wo du was hinstellst. Du musst dich jetzt nicht mehr an die Regeln deines Masters halten. Du kannst deine eigenen Stellen finden die dir das Finden erleichtern."

Ich nicke und nehme entgegen was er mir in die Hand gibt. Meine Lieblingshose und mein Lieblingsshirt.

"Worauf wartest du? Zieh dich an.", fordert er mich freundlich auf, doch ich schaue nur auf die Klamotten.

"Okay, was ist nun?"

"Ich darf das nicht anziehen", antworte ich ihm verlegen.

Er kommt auf mich zu und schiebt mich zurück aufs Bett wo ich mich hinsetze und ihn ängstlich ansehe. Was hat er nun vor? Bestraft er mich jetzt? Mir läuft ein Zittern über den Körper.

"Daryll, hör mal. Ich bin nicht dein Master und auch Sebastian nicht. Wir würden dir nie vorschreiben was du anziehen sollst. Bitte, zieh an was du möchtest, was bequem für dich ist, oder was dir gefällt, okay?"

Heftig nicke ich, doch irgendwie fühle ich mich nicht wohl wenn ich selbst aussuchen und nachdenken soll, da passieren immer Dinge die ich nicht will.

„Gefallen Dir die Sachen die ich rausgesucht habe nicht?", fragt er neugierig und sieht mich aufmerksam an. Mir läuft ein Lächeln über das Gesicht. „Es sind meine Lieblingssachen", flüstere ich und spüre, wie meine Wangen heiß werden und er strahlt mich freundlich an. „Na siehst du? Dann habe ich doch gut gewählt, oder? Mir gefallen sie auch." Erleichtert nicke ich und ziehe mich schnell an.

"Wie heißt du eigentlich?", stelle ich ihm endlich die Frage, die mir die ganze Zeit entfallen ist.

"Oh stimmt, das habe ich ja ganz vergessen", meint er und ich kichere. Wenigstens bin ich im vergesslich sein nicht alleine. Er streckt mir die riesige dunkle Hand hin, welche ich mit meiner kleinen, hellen ergreife, die er dann vorsichtig schüttelt.

"Hallo ich bin Wallace White und 32 Jahre alt", sagt er und diesmal fange ich an lauthals zu lachen.

"White? Echt jetzt?", prustend verschlucke ich mich, da mein Hals einfach noch viel zu sehr weh tut und kratzt.

"Was ist so witzig daran?", fragt er mich gespielt ernst, doch ich kann erkennen dass er auch kurz davor ist einen Lachanfall zu bekommen und ich weiß, gleich wird genau das passieren.

"Naja, du bist Schwarz und heißt White. Möchtest du nun wissen wie ich heiße?", frage ich und kichere in die eine Hand die noch frei ist, denn mit der anderen halte ich immer noch seine.

"Hallo mein Name ist Daryll Black und ich bin 25 Jahre alt."

Plötzlich ist es still und Wallace sieht mich ungläubig an, doch dann legt er seinen Kopf in den Nacken und lacht laut los.

Beide stehen wir nun da und lachen und lachen. 

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