Kapitel 9
♠Cody♠
Das Turnier ist schon in vollem Gange als ich dort auftauche. Anastasia ist erst in einer Stunde dran, deswegen sehe ich mich ein wenig um.
Auf einem der Abreiteplätze entdecke ich Daniel mit seinem Clydesdale. Auch wenn der sanfte Riese eher wie ein hübscher Ackergaul aussieht bewegt er sich unter Daniel geschmeidig und weich. Zusammen sehen sie großartig aus und es ist faszinierend wie der sexy Reitlehrer den Großen unter Kontrolle hat. Es macht mächtig Spaß den beiden zuzuschauen.
Gestern war ich sehr erstaunt über mich selbst, dass ich in den ganzen Jahren wirklich nichts verlernt habe. Nachdem Anastasia und ich fast gleichzeitig nach Hause kamen, leider musste ich ja noch zu meinem Termin, sprang sie den ganzen Abend aufgeregt umher und konnte es nicht fassen was ich getan habe und dass ich, laut ihr, hammermässig reiten kann.
Sie erzählte mir dann, dass Daniel, wenn er Wildfang reitet, immer nur fluchen würde.
Jetzt weiß ich nicht, ob ich ihn mit meiner Aufdringlichkeit und Überheblichkeit nicht ans Bein gepinkelt habe. Er rauschte einfach kommentarlos ab und ließ sich auch nicht mehr bei uns blicken. Doch ich muss zugeben, ich hab seine Blicke dermaßen genossen.
Ich denke ich sollte mal mit ihm sprechen. Ich würde ihm gerne Barrel Race zeigen und ihn trainieren.
"Die Nummer 21, Daniel Stryker auf Dorian, bitte an den Start", wird er aufgerufen und ich laufe vom Abreiteplatz zum Platz wo die Dressur stattfindet. Ich dachte wirklich eher, dass dieser Dorian für die Kutsche gebraucht wird, aber das was ich da jetzt zu sehen bekomme zieht mir fast die Schuhe aus.
Die Beiden sehen absolut göttlich zusammen aus. Sie schweben förmlich über den Platz. Also wenn dass keine gute Bewertung gibt dann ist die Jury hier fehl am Platz.
Kurz blitzen Bildfetzen von Daniel durch meinen Kopf, wie er auf mir reitet. Doch ich schüttel sie so schnell ab wie sie gekommen sind. Nicht jetzt, nicht hier.
"Nummer 7, Anastasia Lynch auf Colonel bitte auf den Platz"; höre ich aus den Lautsprechern und laufe eilig zu dem Platz wo die Dressur der Jüngeren stattfindet.
Gerade als ich ankomme begrüßt Anastasia die Jury und reitet los. Auch sie sieht toll aus auf Colonel. Die Paraden, die sie ihm gibt, scheint er ohne zu murren anzunehmen. Wie es aussieht hat sie ihn gut unter Kontrolle. Läuft besser als gestern bei ihrer Vorstellung der geplanten Kür. Wahrscheinlich merkt Colonel auch, dass das hier keine normale Reitstunde ist und strengt sich mehr an auf Anastasias Hilfen zu hören.
"Sie macht das super."
Ich drehe meinen Kopf, um Daniel, der direkt neben mir steht, in die Augen zu sehen und nicke. Als ich mich räuspere und ansetze etwas zu sagen kommt Daniel mir zuvor.
"Das gestern war krass. Ich musste das erstmal sacken lassen. Es passiert nicht oft, dass man mir zeigt wie man reitet. Eigentlich ist es noch nie passiert. Das kam ziemlich unerwartet, besonders von einem arroganten Schlipsträger im Anzug. Du hast mich kurz ziemlich überrascht. Allerdings habe ich nicht vor mit Wildfang auf Rodeos zu gehen. Der Western-Reitstil macht mir einfach nur Spaß also Danke für dein Angebot, aber ich brauche wirklich kein Training."
Während er redet, klebt mein Blick auf Anastasia und ihrer Kür. Als sie diese beendet klatsche ich aufgeregt und setze mich in Bewegung um ihr entgegen zu gehen. Doch vorher drehe ich mich noch mal kurz zu Daniel um.
"Es ist deine Entscheidung. Das Angebot steht, ob du es annimmst oder nicht ist deine Sache, aber eines kann ich dir sagen. Es macht nur Spaß wenn man es kann und nicht dauernd nur fluchen muss."
So lasse ich ihn stehen und nehme Colonel am Zügel als ich bei Anastasia ankomme.
"Hast du das gesehen Dad? Das war so aufregend und so geil", ruft sie aufgeregt, steigt vom Pferd ab und springt in meine Arme. Daniel nimmt mir die Zügel ab und zieht Colonel hinter sich her.
"Daniel, ich geh gleich mit ihm auf den Abreiteplatz. Ich wollte nur Papa umarmen weil ich mich so gefreut habe", ruft sie ihrem Reitlehrer hinterher, der sich lächelnd zu ihr umdreht und nickt.
"Du hast das super gemacht, ich bin wirklich sehr stolz auf dich", erklärt er und übergibt Ana die Zügel wieder.
"Danke."
Verlegen sieht sie zwischen mir und Daniel hin und her und ich ziehe sie nochmal in meine Arme.
"Ich auch. Du warst wirklich klasse", bestätige ich sein Lob und gebe ihr einen Kuss auf die Wange.
Während sie aufsteigt um zum genannten Platz zu reiten, gehe ich Richtung Reithalle, wo Getränke und Speisen ausgegeben werden.
"Cody, na das ist ja eine Überraschung. Was machst du denn hier?", höre ich eine mir allzu bekannte, schrille Stimme. Seufzend rolle ich innerlich mit den Augen und drehe mich zu Emilys Mutter um.
Emily und Anastasia gehen zusammen in eine Klasse und sind auch schon so lange befreundet. Zudem verwalte ich das Sicherheitssystem in der Firma ihres Mannes. Da bleibt es leider nicht aus, dass man sich bei Festivitäten oder Schulangelegenheiten über den Weg läuft.
"Wo ist denn deine Exfrau?", flötet sie mit erhöhter Stimme und sieht sich um.
"Bist du alleine da?" Ich hab wirklich keine Lust mich mit ihr zu unterhalten, aber ich habe da kaum eine Wahl.
"Ja, ich bin alleine da, Letizia ist verhindert", antworte ich knapp, denn es geht sie nichts an dass meine Ex einfach abgehauen ist.
"Na, also, wie kann man denn verhindert sein, wenn die eigene Tochter ihr erstes Turnier bestreitet? Da sollte man als Mutter doch dabei sein."
Mit hochgezogener Nase und arroganten Blick sieht sie mich von unten herauf an und schüttelt missbilligend den Kopf. Ich habe keine Lust, meine Ex zu verteidigen, aber ich habe auch nicht vor, ihr Verhalten mit anderen zu diskutieren.
"Entschuldigen sie mich Miss Blowitt, ich sollte mal....", gebe ich ihr mit Handzeichen zu verstehen, dass ich mich anderweitig umsehen werde, drehe mich um und gehe eilig davon. Am Besten aufs Klo. Ja, das ist eine super Idee.
Dort angekommen schmeiße ich mir etwas Wasser ins Gesicht und wasche meine Hände, auch wenn ich nicht auf dem Klo war. Doch irgendwie muss ich ja Zeit schinden. Ich hatte das Gefühl sie folgt mir.
Nach fünfzehn Minuten, öffne ich die Türe und laufe direkt in sie hinein. Oh nein. Hat sie echt vor der Tür auf mich gewartet?
Sie legt ihre Hand auf meine Brust und drückt mich wieder zurück ins Klo. Ich bin so perplex, dass ich wirklich vergesse mich zu wehren. Sie stellt sich mit dem Rücken an die Türe und funkelt mich an.
"So eine Gelegenheit lässt man nicht verstreichen. Wenn ich dich schon mal treffe und dann auch noch ganz alleine, dann muss ich das nutzen. Weißt du eigentlich wie lange ich schon auf dich stehe? Deine Muskeln...." Sie kratzt mit ihren hässlichen, riesigen, künstlichen Fingernägeln über meine Brust. "Dein wunderschönes Gesicht...." Die andere Hand streicht über meine Wange. "Dein Arsch...."
Plötzlich wandert die Hand von meiner Brust zu meinem Arsch und zieht mich zu ihr hin. Mir wird schlecht und ich drücke mich von ihr, doch klammern sich nun die Finger beider Hände in meine Seiten während sie sich an meine Mitte drückt und mir mit ihrem Gesicht immer näher kommt.
Ehe ich reagieren kann presst sie ihre Lippen auf meine und bringt mich zu dem Punkt, an dem mir wieder einfällt dass ich ein Mann bin und stärker als sie. Ich schubse sie von mir woraufhin sie mit einem Geräusch reagiert, welches verdächtig nach einem Fauchen klingt. Dann krallt sie sich noch einmal an mir fest und legt ihre Lippen an meinen Hals.
"Was zum Teufel soll das Ganze? Erstens sind sie verheiratet, zweitens sind wir nicht per Du und außerdem ekeln sie mich einfach nur an", schreie ich ihr wütend ins Gesicht, schiebe sie endgültig auf die Seite und verlasse das Klo. Durcheinander und wütend, renne ich schon fast von der Reitanlage runter.
"Mister Lynch, Mister Lynch, bitte warten sie."
Emily kommt panisch auf mich zu und ich sehe mich um, doch von Anastasia keine Spur.
"Endlich habe ich sie gefunden. Sie müssen schnell ins Krankenhaus. Anastasia ist gestürzt und Daniel hat gleich den Rettungsdienst gerufen. Ich habe sie gesucht, aber nicht gefunden, deshalb ist er mit ihr mitgefahren!", plappert sie besorgt und mir fährt der Schreck in alle Glieder.
"Oh mein Gott", entweicht es mir. Ich renne vom Gelände auf den Parkplatz des Resorts zu meinem Auto und fahre schnell in die Klinik. Emily sagte zwar nicht in welche, aber das Windington Memorial ist das Nächste und ich denke daher, dass man sie dort hingebracht hat.
Den ganzen Weg über kreisen meine Gedanken um Anastasia. Ich hoffe ihr geht es gut. Hätte ich mich nur schneller gegen die Avancen von Miss Blewitt gewehrt, wäre ich rechtzeitig zur Stelle gewesen und vielleicht wäre dann nicht passiert was auch immer passiert ist.
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