Kapitel 14
♠Daniel♠
Das Tolle an einem Leben auf einem Resort Gelände ist, dass du mit den Pferden über die resorteigenen Wege reiten kannst. Als ich hierher kam, fragte ich Heya und Phedoka gleich danach und sie erlaubten es, aber mit der Bedingung die Pferdeäpfel weg zu räumen, falls welche verloren werden. Ich stimmte sofort zu.
So konnte ich zu Anastasia reiten, was ihr voll gefiel. Eine Weile saßen wir draußen und beobachteten Dorian beim Grasen und wie er sich von Checker ärgern ließ. Dieser hatte es sich nicht nehmen lassen uns zu Anastasia zu begleiten. Ana ist ein echt nettes Mädchen und die Liebe zu den Pferden teilt sie mit mir. Daher ist es mir nicht schwer gefallen Codys Bitte zu erfüllen, vor allem da ich wusste, dass er nicht da sein würde.
Nachdem ich mich dann am Abend von ihr verabschiedet hatte, bin ich erst zurück zum Stall und dann nach Hause um mich fertig zu machen.
Cody hatte mir einen Korb gegeben, einen deftigen, also was sollte ich ihm dann noch hinterher rennen? Er hat mir im Grunde gestanden, dass er tatsächlich mehr an mir interessiert aber leider nicht zu mehr bereit ist. Entweder Sex oder nichts. Dann lieber nichts, auch wenn ich Sex echt mag. Aber bei Cody weiß ich jetzt schon, dass es von meiner Seite aus mehr wäre als Sex und so leid es mir tut, aber so masochistisch bin ich dann doch nicht veranlagt.
Also beschloss ich in den Club zu gehen, auch wenn ich Gefahr lief dem Arzt über den Weg zu laufen. Sollte er Cody doch erzählen dass ich dort war. Mir egal, ich wollte einfach meinen Frust los werden und der einfachste Weg dazu war es, mich mal ordentlich durchbügeln zu lassen.
Kurzentschlossen ging ich dann aber nicht in den Club in der Stadt, sondern im Resort, denn dort war ich bisher noch nicht. Phedoka versicherte mir damals bei unserer Ankunft schon, dass hier im Club Diskretion herrscht und auch nur die rein kommen, die entweder hier arbeiteten oder eben zu Gast sind sowie einige ausgesuchte Clubmitglieder. Da nicht alle Gäste homosexuell sind, hielt sich die Auswahl in Grenzen, aber das störte mich nicht. Überfüllt wäre mir wahrscheinlich eh zu viel gewesen.
Ich tanzte und trank den halben Abend, bis mir ein Kerl ins Auge fiel, ein echter Augenschmaus. Ich bewegte mich lasziv zur Musik und schindete so wohl Eindruck, denn kurze Zeit später landeten wir gemeinsam im Darkroom. Und was soll ich sagen? Es war zwar nicht Cody, aber dennoch katapultierte der Typ mich in den Himmel der Erlösung. Und er hatte nichts dagegen, die Begegnung mit einem Kuss und einem gelächelten 'Danke' zu beenden.
Am nächsten Abend traf ich ihn gleich wieder, doch diesmal nahm ich ihn, nachdem wir uns lange unterhalten hatten, mit in meine Hütte. Mein Wochenende war also mehr als ausgelastet und sehr zufriedenstellend. Mit seiner verquirlten Denkweise verpasst Cody wirklich etwas, aber das ist sein Problem, nicht meins.
Anastasia und ich hatten Handynummern ausgetauscht, damit sie mich erreichen kann falls ihr Dad arbeiten ist und sie sich langweilt oder Hilfe braucht. So war es ihr möglich mich heute morgen anzuschreiben und mich zu fragen, ob ich gegen Nachmittag zu ihr kommen könnte. Sie würde Kuchen backen und wollte mich einladen, als kleines Dankeschön für meine Hilfsbereitschaft. Also sagte ich zu. Zu Kuchen sag ich nie nein.
Nun stehe ich vor der Türe von Codys und Anastasias Hütte und klopfe.
Mit Schwung wird die Türe geöffnet und ein halbnackter Cody starrt mich an.
"Was machst du hier?", zetert er und ich überlege ernsthaft mich ohne ein Wort auf dem Absatz umzudrehen und wieder zu gehen.
"Anastasia fragte, ob ich zum Kuchen vorbei komme, sie würde sich gerne bedanken", antworte ich stattdessen und sehe ihn dabei herausfordernd an. Wäre es nicht eigentlich seine Aufgabe mir zu danken weil ich seiner Bitte entsprochen und ihm geholfen habe? Nicht dass ich eine Einladung von ihm angenommen hätte.
Er nickt und öffnet mir die Türe, so dass ich eintreten kann, schließt sie dann wieder hinter mir und geht an mir vorbei.
"Setz dich, ich hole sie", meint er und ich bekomme ungehinderte Sicht auf seinen muskulösen Rücken. Auf seinem rechten Schulterblatt prangt der Kopf eines wunderschönen Pintos, darunter ein Banner mit einem Schriftzug, den ich allerdings nicht lesen kann. Warum ist mir dieses Tattoo im Hotel nicht aufgefallen? Und wieso scheint Anastasia davon nichts zu wissen? Sie war ziemlich erstaunt dass Cody reiten kann und sagte mir auch, dass sie davon nichts wusste. Vielleicht hat sie ihn auch nie oberkörperfrei gesehen? Oder das Tattoo hat eine Bedeutung die nicht darauf schließen lässt, dass er auch reiten kann.
Gott dieser Mann ist wirklich ein Traum und schon bereue ich das Stelldichein mit dem Arzt. Ja, ein Arzt. Er eröffnet heute seine Praxis hier im Resort. Allgemein- und Sportmedizin.
"Hey Daniel", begrüßt mich Anastasia mit einem Winken.
"Hey Kleines."
Sie geht an mir vorbei, holt drei kleine Teller und Tassen aus dem Schrank und verteilt sie auf dem Esstisch. Dann stellt sie den Kuchen in die Mitte und ich muss sagen, er sieht saulecker aus.
"Das ist ein Frischkäsekuchen. Den macht man ohne zu backen und er ist wirklich lecker", erläutert sie fröhlich während sie beginnt den Kuchen aufzuschneiden und auf jeden Teller ein Stück zu legen. Dann kommt auch schon Cody, angezogen und geföhnt, zu uns an den Tisch und setzt sich.
"Dad? Ist es okay wenn Emily morgen nach der Schule vorbeikommt und mir die Hausaufgaben bringt? Ich kann ja zu ihr sagen dass sie ihre Mama zuhause lassen soll", kichert Anastasia, bevor sie sich die Gabel mit einem Stück des Kuchens in den Mund schiebt.
"Okay", antwortet Cody verhalten und Anastasias Kichern wird lauter.
"Weißt du Daniel, Emilys Mutter hat Dad am Turnier in Beschlag genommen und sich an ihn ran gemacht. Er konnte nicht von ihr weg weil sie die Türe blockiert hat. Oder Dad?"
"Mhm, ja schon", nuschelt Cody und man merkt dass er eigentlich gar nicht hier sein will und es nur ihr zuliebe ist. Ich verziehe mitfühlend das Gesicht, schließlich bin ich selbst auch schon zu dem zweifelhaften Vergnügen ihrer Aufmerksamkeit gekommen. So war das also.
Anas Kichern lässt mich zu ihr schauen. Sie hat ihr Handy in der Hand und tippt aufgeregt darauf herum.
"Süße, leg doch das Handy weg. Du hast Daniel eingeladen und nun chattest du mit deinen Freunden, das ist nicht sehr freundlich", ermahnt Cody sie. Sie hebt ihren Kopf und blitzt ihn frech an. "Es ist auch unfreundlich das du nicht mit Daniel sprichst."
Chapeau! Ich senke meinen Kopf und versuche das Grinsen zu verbergen, das ich mir einfach nicht verkneifen kann. Als ich wieder nach oben schaue kann ich sehen, dass Cody etwas rot im Gesicht ist. Doch darauf sagen tut er nichts.
"Außerdem habe ich nicht mit 'Freunden' gechattet sondern nur mit einem Freund. Er ist neu in unserer Klasse und hat Probleme zu Hause. Wisst ihr, er tut mir voll leid. Seit er seinen Eltern erzählt hat dass er schwul ist, meiden sie ihn so oft es geht. Nur noch das Nötigste reden sie mit ihm. Das ist doch gemein oder? Ich finde das wirklich schrecklich. Ich mag ihn. Er ist voll nett und mich stört es gar nicht, dass er schwul ist. Darf er mal vorbeikommen Dad? Oder hast du auch was gegen Schwule?"
Cody verschluckt sich an seinem Kaffee als Anastasia ihm die Frage stellt. Ich kann nicht verhindern dass mir ein Mundwinkel nach oben rutscht. Ob sie was gemerkt hat? Hat er sich in irgendeiner Weise verraten?
In Ihrer Stimme liegt eindeutig eine Herausforderung, aber sie scheint ihn nicht wirklich als homophob zu beschuldigen. Unverhohlen starrt sie ihn an und wartet auf eine Antwort, doch Cody scheint total in sich gekehrt zu sein. Was er dort wohl sucht? Eine Antwort auf ihre Frage? Gott, ich will nicht lachen, also stupse ich unter dem Tisch mit einer Schuhspitze gegen sein Bein. Sein Kopf fährt nach oben und er sieht sie liebevoll an.
"Nein Liebling, ich habe nichts gegen Schwule, natürlich nicht, wenn du mal drüber nachdenkst, mein bester Freund ist schwul, also wenn dein Klassenkamerad will darf er gerne vorbeikommen", antwortet er ihr dann endlich. Sie nimmt ihr Handy wieder in die Hand und schreibt glücklich drauf los.
"Hast du was gegen Schwule, Daniel?", fragt sie dann mich und ich lächle sie offen an.
"Nein, ganz und gar nicht, wie könnte ich auch, ich bin ja selbst schwul", gestehe ich ehrlich. Cody räuspert sich und sieht mich entsetzt an. Aber darauf lasse ich mich nicht ein. Wenn er da in seinem dunklen Schrank sitzen will, bitte, aber ich bin offen und stolz auf das was ich bin. Und vielleicht muss er das auch mal hören.
"Weißt du Anastasia, ich finde es gut dass dein Freund sich geoutet hat, auch wenn er nun Stress mit seinen Eltern hat. Er wird sich sicher freier fühlen. Kein verstecken mehr, kein Knoten in der Brust und seine Eltern werden sich schon irgendwann daran gewöhnen."
Sie sieht mich mit großen Augen aufmerksam an, genau wie Cody.
„Wenn nicht", fahre ich mit einem Seitenblick auf Cody fort, „dann hat er immer noch die Community. Es ist nämlich sehr anstrengend eine Lüge zu leben und sein wahres Ich zu verstecken."
"Ja, da hast du Recht." Anastasia stimmt meiner Meinung dankbar zu. „Vielleicht kommst du ja auch vorbei wenn er da ist. Ihm tut es sicher gut jemanden zum Reden zu haben, der ihn versteht", schlägt sie dann gleich vor und ich nicke zustimmend.
Cody, der mir gegenüber sitzt, wird immer blasser und blickt unsicher durch die Gegend.
Ich weiß nicht ob Anastasia gemerkt hat dass sie in ein Wespennest gestochen hat, aber ich habe das Gefühl Cody denkt über sein weiteres Leben nach und ich hoffe, dass er sich doch noch dafür entscheidet sich zu outen. Denn mal ehrlich, so zu leben wie er mag sich sicher anfühlen, aber es macht sicherlich nicht glücklich.
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