Kapitel 1

♠Cody♠

"Sir?"

"Ja Maxwell?"

Ich sehe von meinen Papieren, die vor mir auf dem Schreibtisch ausgebreitet sind, auf und direkt in das abgehetzte Gesicht meines persönlichen Assistenten.

"Ihr Meeting beginnt bald und Mister Parker rief an. Er habe schwerwiegende Probleme mit der neuen Software. Sie möchten sich bitte darum kümmern."

Seufzend massiere ich meine Schläfen. Wenn das heute so weiter geht, platzt mein Schädel noch. Ich muss mir dringend eine Kopfschmerztablette besorgen.

"Joe kann das bei Parker erledigen", blaffe ich Maxwell an. Ich weiß der Mann kann nichts dafür, aber wie oft muss ich es denn noch sagen? Ich bin zwar der Entwickler aber nicht der Supporter. Das erledigen Andere. Doch jedes mal ist irgendein Wichtigtuer dabei der unbedingt vom Chef bedient werden will.

Als ich damals mit meiner ersten Sicherheitssoftware diese Firma gegründet hatte, war ich gerade mal 25 Jahre alt. Da nahm ich noch jeden Auftrag an den ich habe bekommen können, doch jetzt, jetzt kann ich es mir aussuchen, eigentlich.

"Mister Parker besteht darauf, dass sie sich persönlich darum kümmern, denn, ich zitiere 'er würde sie ja auch dementsprechend dafür bezahlen'."

"Gott dieser......aaargh. Wie ich ihn hasse. Ja Gott, ja, ich rufe ihn an", fauche ich wütend, nehme meinen Telefonhörer in die Hand und drücke Parkers Kurzwahltaste. Es ist schon wirklich traurig, dass er bei mir so etwas besitzt.

Nach nicht einmal drei Sekunden geht er ran und plappert sofort los. Ich lehne mich in meinem Bürosessel zurück und massiere mir mit Daumen und Zeigefinger der anderen Hand wieder die Schläfen. Ich werde noch verrückt mit diesen Kunden.

Ein Piepen rechts neben mir erweckt meine Aufmerksamkeit. Ich nehme mein Handy in die Hand und öffne die gerade eingegangene Nachricht von meinem besten Freund Sebastian.

>>Hey Großer, heute Abend schon was vor? Ich wollte ins Cosmics, hab etwas Defizit. Kommst du mit?<<

Mhm, eigentlich keine schlechte Idee. Ein wenig trinken und tanzen, würde mich sicherlich etwas entspannen. Vielleicht findet sich ja auch was Leckeres zum Flachlegen.

>>Klar, treffen um neun wie immer? Hab vorher noch ein Meeting also könnte auch etwas später werden.<<

Auf meine Antwort erhalte ich ein Daumen hoch Smiley und ein >>No Prob<< zurück.

Als ich hierher zog hatte ich beim Renovieren einen kleinen Unfall und musste ins Krankenhaus. Da das Hospital in meiner Stadt zu diesem Zeitpunkt total überfüllt war, wurde ich ins Windington Memorial gefahren, wo ich dann auf Sebastian traf. Er nähte mein Ohr, welches ich mir bei der Renovierung mit dem Messer schwer verletzt hatte, nun sieht es aus wie das eines Elfen.

Wir waren gleich auf einer Wellenlänge. Selbe Interessen, meistens die gleiche Meinung und er ist einfach ein Typ mit dem man über alles sprechen kann. Ich habe nicht lange gebraucht um ihm zu vertrauen. Nach einem Jahr kannte er jede dunkle Ecke und alle schmutzigen Winkel von mir.

Und er ist ein Meister der Ablenkung.

Entweder schleppt er mich mit in die Clubs, oder wir fahren ein wenig auf seiner Kart-Bahn, die er neben seinem Beruf als Arzt noch mit einem anderen Kumpel betreibt.

Auf jeden Fall ist er seit über zwölf Jahren mein einziger und bester Freund.

"Mister Lynch hören sie mir noch zu?", fragt Parker mich plötzlich und ich stelle fest: Nein ich habe ihm nicht zugehört. Innerlich muss ich lachen und schüttel den Kopf.

"Mister Parker, leider habe ich gleich ein wichtiges Meeting. Ich werde mich so schnell ich kann um ihr Anliegen kümmern, nur nicht mehr heute. Es sei denn, ich kann es an einen meiner Mitarbeiter weiter geben", gebe ich ihm eine allgemeine Antwort, weil ich wirklich nicht weiß was genau er mir erzählt hat.

"Ja, okay dann tun sie das, aber das MUSS heute noch erledigt werden", besteht er darauf und ich stimme ihm zu.

Nachdem wir aufgelegt haben, schicke ich Joe über die Hausmail eine Nachricht mit allen Fakten die ich schon wusste bevor Parker anrief und bitte Joe um schnelle Erledigung. Prompt kommt ein Daumenhoch zurück. Was haben die denn heute alle mit ihrem Daumenhoch? Nervig.

***

Gott das Meeting hat wirklich vier Stunden gedauert und es sind nur noch dreißig Minuten, bis zum Treffen mit Sebastian.

Ich öffne meine Bürotüre, laufe quer durch mein Büro und direkt in ein Hinterzimmer. Da befindet sich ein Bett, ein Schrank und sogar eine Dusche für den Fall, dass ich mal im Büro schlafe, was tatsächlich öfter vorkommt. Meistens dann wenn ich dabei bin eine neue Software oder App zu entwickeln.

Ich springe schnell unter die Dusche und zieh mir bequeme Ausgehklamotten an.

Um kurz vor zehn stehe ich dann endlich vor dem Club, denn dieser ist leider nicht gerade um die Ecke. Ich vermeide es strickt in meiner Stadt in Clubs zu gehen, vor allem wenn es Schwulenclubs sind. Ich möchte nicht irgendeinem aus der Firma oder einem Bekannten über den Weg laufen, denn ich bin nicht out.

Außer Sebastian weiß keiner dass ich das männliche Geschlecht bevorzuge. Und das wird sich auch so schnell nicht ändern. In den Kreisen in denen ich mich bewege wird 'schwul sein' nicht wirklich toleriert. Und bei mir ist es der Fall sogar noch heikler, denn bis vor kurzem war ich noch verheiratet, mit einer Frau. Und ich habe eine tolle Tochter. Doch auch sie weiß nichts davon.

Vielleicht habe ich sogar noch mehr Angst vor ihrer Reaktion als vor der allgemeinen Gesellschaft. Denn nicht mehr Anas Daddy zu sein würde mich zerstören.

Nunja, jetzt stehe ich vor dem Cosmics und will mein Handy aus meiner Hosentasche ziehen, nur um festzustellen, dass ich es gar nicht dabei habe. Shit. Ich taste die anderen Taschen und meine Jacke ab, doch was ich finde ist nur mein Geschäftshandy. Ah, egal ich geh einfach rein. Sebastian ist sicher schon da.

Drin begebe ich mich gleich an die Bar und lass mir ein Bier geben. Dann drehe ich mich um und gehe am Rand der Tanzfläche entlang um nach hinten zu kommen wo die Sitzecken sind. Und wen seh ich da zwischen zwei süßen Twinks? Genau, mein bester Kumpel.

Erfreut winkt er mir zu und schiebt einen der Twinks auf die Seite damit ich mich neben ihn setzen kann. Sebastian war nie ein Kind von Traurigkeit. Er suchte und wollte auch nie etwas Festes. Das längste was er hatte war so ein Freundschafts-Plus Ding mit einem seiner Kollegen. Ansonsten ticken wir da beide eher gleich. Eine Nacht und nicht mehr. Und vor allem auch keine Gefühle, oder Kuscheln oder sonstiges. Einfach nur Sex.

Ganz in der Nähe des Clubs befindet sich ein kleines Hotel, dort kehren wir meistens ein wenn wir jemanden abgeschleppt haben, was aber wirklich nicht jedes Wochenende vorkommt.

"Hey. Cool das du es noch geschafft hast. War wohl 'n echt langes Meeting?"

Ich nicke und setze meine Flasche an, die ich bis zur Hälfte leere und dabei meinen Blick über die Tanzfläche gleiten lasse. Ich habe kein bestimmtes Beuteschema. Mal gefällt mir blond, mal braun, mal dick mal dünn. Die Ausstrahlung ist das was mich anzieht und davon gibt es nicht sehr viele. Ich mag es auch nicht wenn sich so ein Twink an meinen Hals schmeißt, so wie die beiden, die gerade an Sebastian kleben. Ihm gefällt das, er fühlt sich dabei gleich nicht mehr so alt. Dabei ist er gar nicht so alt. Erst Mitte vierzig und wirklich gutaussehend.

Mein Blick bleibt auf einem prallen, knackigen, nicht zu großen aber auch nicht zu kleinen Hintern hängen. Enge schwarze Jeans schmiegen sich um ihn und um die schlanken aber muskulösen Beine, die leicht wie ein O geformt sind. Vielleicht ein Fußballspieler, geht mir durch den Kopf.

Seine Hüfte schwingt sexy zum Takt und seine Arme über dem Kopf lassen ein Stück nackte Haut über dem Gürtel frei.

Tanzend dreht er sich um und ich kann ihn von vorne begutachten. Was ich da sehe gefällt mir sogar noch ein wenig besser als die Aussicht davor. Seine schwarzen Haare fallen ihm ein wenig in die Stirn und bleiben durch die feinen Schweißperlen dort kleben. Seine Augen sind geschlossen und sein Gesicht wirkt tiefenentspannt. Er ist extrem hübsch und er hat eine Ausstrahlung zum niederknien.

Mein Blick wandert tiefer über seinen muskulösen Oberkörper und bleibt an seiner Mitte hängen. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen wenn ich daran denke, was ich mit diesem Kerl alles anstellen könnte.

Leider sind Männer wie er meist diejenigen, die einem auf die Finger klopfen, wenn man ihnen zu nahe kommt.

Ich trinke meine Flasche leer und gebe Sebastian, der sich mit einem der Twinks einen Zungenkampf liefert, zu verstehen, dass ich zur Bar gehe um mir noch etwas zu holen.

Als ich an dem Schönling vorbei laufe, kann ich sein Aftershave riechen. Was auch immer es ist, es macht mich ultra scharf und ich werde hart. Shit, sowas ist mir auch noch nicht passiert.

Ich stelle mich an die Bar und gebe dem Barkeeper ein Zeichen. Er versteht sofort und schiebt mir noch ein Bier rüber. Damit drehe ich mich um und mache mich auf den Rückweg zu Sebastian. Als ich bei dem sexy Typ vorbeilaufen will, krallen sich Finger an meiner offenen Jacke vorbei in mein Shirt und ziehen mich an den Körper des Schwarzhaarigen ran.

"Ich hab deine Blicke gesehen", raunt er direkt in mein Ohr. "Du gefällst mir auch sehr gut."

Lasziv fährt er sich mit der Zunge über seine Lippen und zwinkert mir zu. Ganz schön frech, aber echt höllisch sexy. So eine Einladung lasse ich mir sicher nicht entgehen.

Nachdem wir uns beim Tanzen aneinander gerieben haben stehen wir jetzt ganz nah beieinander im Aufzug auf dem Weg in eines der Hotelzimmer. Ein perfekter Ausgleich für einen beschissenen Tag.

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