Kapitel 8
♠Thomas♠
Oh Gott, oh Gott, ich zittere am ganzen Körper. Ich bin noch nie jemandem einfach um den Hals gefallen und ich habe auch noch nie so viel Trinkgeld bekommen. Ja ich wusste was er im Stande ist zu geben, von Aaron, aber ich hätte nie gedacht dass es so viel ist. Es in den Händen zu halten ist schon was ganz was anderes. Erst dann realisiert man das Ganze überhaupt richtig.
Mit schlackernden Beinen verlasse ich das Hotel und fahre mit meinem treuen, sechs Jahre alten, gebrauchten Mini nach Hause. Ich liebe dieses Auto. Das kaufte ich mir damals kurz nachdem meine Eltern starben, damit ich Erledigungen für Oma machen konnte und für mich Arbeit suchen. Oma kam nämlich erst ins Pflegeheim nachdem sie vor vier Jahren einen schlimmen Sturz hatte und sich die Hüfte brach. Von da an musste ich mich um sie kümmern, da es sich, laut Arzt, nicht mehr lohnen würde einer achtzigjährigen Frau eine künstliche Hüfte einzusetzen. Leider gelang es mir nicht so gut wie es nötig gewesen wäre.
Ich war auch erst zwanzig. Doch ab diesem Zeitpunkt musste ich noch erwachsener sein als nach dem Tod meiner Eltern und Verantwortung übernehmen.
Ich hielt mich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Das Pflegeheim konnte ich noch mit dem Erbe meiner Eltern überbrücken, doch mittlerweile ist das leider auch aufgebraucht und uns bleibt nur noch ihre Rente und meine Jobs.
Was mich zum nächsten Thema bringt, denn ich habe nicht mehr allzu viel Zeit. Schon in vier Stunden muss ich zu meinem nächsten Job. Nachts liefere ich für eine Druckerei die frisch gedruckten Tageszeitungen an die städtischen Supermärkte und Kioske aus. Windington ist zwar keine Großstadt, aber klein ist sie auch nicht. Ich beginne um drei, so dass ich um kurz vor sechs wieder im Resort bin, da ich auch dorthin ausliefere und dann gleich zu meiner nächsten Schicht da bleibe, also bekomme ich heute leider nicht sehr viel Schlaf. Doch das macht nichts, denn der Abend war sehr nett und für mich auch sehr ereignisreich. Ich habe ihn sehr genossen.
Zuhause angekommen gehe ich als erstes Duschen und lege mich dann gleich ins Bett wo ich Gott sei dank auch recht zeitnah einschlafe.
***
"Hast du gesehen wer angekommen ist?", flüstert mir Aaron, der neben mir in der Küche steht, zu.
"Aaron, ich bin den ganzen Tag hier drin, außer ich muss in den Garten, also woher zum Teufel soll ich denn wissen wer angekommen ist?", frage ich zickig, denn ich hasse diese Fragen. Jedes mal dasselbe. Hast du gesehen? Oh Thomas hast du das gesehen? Grrrr nein man, hab ich nicht. Er lernt es einfach nicht und nach Monaten ist es einfach nur nervig.
Heute ist eh nicht mein Tag. Zwei Tage sind vergangen nachdem ich bei Bernard war und seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen. Ich weiß wir sind nichts, nicht einmal Freunde, aber, ach verdammt. Irgendwie - nein, das geht nicht. Man kann niemanden vermissen den man gerade erst kennengelernt hat. Ich sollte das wieder aus meinem Kopf streichen.
Und zu allem Überfluss ist mein treuer Mini kaputt gegangen. Er sprang nicht mehr an also rief ich die Werkstatt an, die jemanden vorbei schickten, der mir erzählte dass der Anlasser kaputt sei. Der Typ meinte dann noch, mit Arbeitsstunden kosten mich das locker 400 bis 500 Tacken und das kann ich mir nicht leisten. Jetzt steht das Auto auf meinem Parkplatz und ich muss mit dem Bus fahren. Doch das schlimmste ist, ich habe ja auch noch den zweiten Job und dafür brauche ich definitiv ein Auto. Man das ist doch alles zum kotzen.
Ich pfeffere das Nudelsieb in die Spüle und stemme meine Arme auf die Armatur.
"Thommy? Was ist los?", fragt mich Aaron und streicht mit seiner Hand über meinen Rücken. Ich könnte heulen, wirklich.
"Ich stecke echt in der Scheiße, Mann", offenbare ich ihm und er sieht mich fragend an.
"Mein Auto ist kaputt und ich kann die Reparatur nicht bezahlen, aber du weißt ich brauch das Auto."
Seufzend richte ich mich auf, drehe mich um und lege meine Stirn an Aarons Schulter.
"Oh man", meint er und will gerade weitersprechen als er unterbrochen wird.
"Hey, was ist denn hier los. Darf ich mitmachen?", hören wir beide Jamies Stimme, welcher plötzlich neben uns steht doch anstatt mich loszulassen zieht mich Aaron näher an sich ran und streicht weiter beruhigend über meinen Rücken.
"Oh, scheint was Ernstes zu sein. Hey Thommy was ist los?"
Aaron hat mich zwar vorhin auch Thommy genannt, aber eigentlich macht das nur Jamie. Er mag das und ich lasse ihn. Mich stört das auch nicht. Doch seine Besorgnis lässt mich schaudern und ich beginne zu weinen. Wenn es jemand schafft ohne etwas zu tun jemanden anderen dazu zu bringen seine Gefühle zu zeigen, dann ist das Jamie. Er ist so ein einfühlsamer Mann und hat selbst schon einiges durchgemacht.
"Sein Auto ist futsch und er kann sich die Reparatur nicht leisten, brauch es aber doch für seinen zweiten Job, sonst kann er ja auch die Kosten für das Heim nicht bezahlen", bringt Aaron meine Sorgen auf den Punkt.
"Mhm, das ist echt kacke. Aber hey Schatz, wieso fragst du nicht deinen Dad um Hilfe? Vielleicht kann er ja die Reparatur zu einem Freundschaftspreis durchführen? Oder vielleicht kann er Thommy ein Auto leihen für die Zeit wo er keins hat", schlägt Jamie vor und Aaron drückt mich etwas von sich weg um mich anschauen zu können.
"Das ist eine klasse Idee. ich frag ihn gleich nach Feierabend, ja? Dann sag ich dir Bescheid. Wir bekommen das schon hin. Okay?"
Zustimmend nicke ich und versuche einfach positiv zu denken. Es wird schon klappen.
"Was machst du eigentlich hier?", fragt Aaron dann endlich Jamie, welcher lacht.
"Das kleine Pony, Checker, hat sich bei einem Ausbruchsversuch in einem Zaun verfangen und wir mussten ihn raus schneiden. Aber ihm geht es gut, nur der Zaun ist jetzt eben futsch. Phedoka und Daniel diskutieren gerade darüber, ob sie das Pony nicht einfach seiner Wege gehen lassen und Hinweisschilder für die Gäste aufstellen sollen, denn egal was beide unternommen haben, das Pony bückst dauernd aus."
Ich kichere, denn das kann ich mir irgendwie so richtig bei den kleinen Pony vorstellen. wie es da im Zaun hängt und versucht mit seinen Stummelbeinchen drüber zu klettern.
"Ah, siehst du, Thommy geht es schon besser", freut sich Jamie und wirkt augenblicklich etwas weniger besorgt.
"Oh, hier seid ihr. Gott sei dank habe ich euch beide gefunden", höre ich plötzlich Phedoka hinter uns ausrufen und muss lachen, denn wo bitte sollte ich sonst sein. Ich bin immer hier, mich muss man nicht suchen. Wie es aussieht hat sie die Diskussion mit Daniel beendet.
"Ich habe einen Auftrag für euch. Wie ihr ja sicher schon mitbekommen habt sind Theo und die Kinder angereist. Theo ist Bernards Ehemann und seine Kinder heißen Elizabeth und Cameron. Sie wollen morgen Abend ein kleines Fest für Freunde veranstalten und ihr sollt euch um das Essen und die Bewirtung kümmern.
Es werden höchsten 20 Gäste oben in der Suite der Könige geladen sein. Thomas du hast die Aufgabe ein Barbecue zu zaubern. Wir werden morgen früh das Gerät schon nach oben bringen du folgst dann mit Fleisch, Wurst und Gemüse-/Käsespießen. Theo hat besonders viele Gemüsespieße angefordert, auf die soll Bernard voll abfahren. Aaron hilft dir und ist vor allem für die Getränke zuständig."
Phedoka macht ein würgendes Geräusch und ich muss das Kichern zurückhalten welches meinen Hals hinauf kriechen will. Es ist nicht schwer zu erkennen, dass sie Bernards Mann nicht leiden kann.
"Fisch und Garnelen, ja genau, das auch noch. Ach Thomas du weißt sicher was du brauchst ich vertraue da ganz auf dich. Die Gäste kommen gegen sieben Uhr am Abend, bis dahin sollte das Meiste fertig sein", meint sie noch, dreht sich um und geht. Nie sagt sie noch etwas Abschließendes, weil sie genau weiß, dass ich weiß, dass ich sie jederzeit anrufen und nachfragen kann.
Doch im Moment mache ich mir über etwas anderes Sorgen.
"Wie bekomme ich die Sachen besorgt die ich brauche? Ich hab kein Auto mehr."
Verzweifelt lege ich mein Gesicht in meine Hände, da klatscht eine feste große Hand auf meine Schulter.
"Bestell es beim Großhändler. Mach eine Liste und Fax sie heute noch durch, dann sind die Sachen die du brauchst morgen bei unserer täglichen Bestellung dabei", schlägt der Chefkoch vor und ich war ihm noch nie so dankbar wie gerade in diesem Moment.
Somit war alles geklärt, Aaron und Jamie verlassen die Küche wieder und ich arbeite die nächsten zwei Stunden weiter.
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