Kapitel 7
Liebe fleißige Leserbienchen, für den 2. Platz von Changes beim Platin Award gibt es heute zwei Kapitel.
Vielen Dank für alles❤️❤️
~~~~
♠Bernard♠
Die erste Gabel mit Essen die in meinem Mund landete löste eine Geschmacksexplosion vom Feinsten aus. Wieso ist dieser begnadete junge Mann nur ein Küchenjunge? Er könnte locker ein Koch oder Beikoch sein. Ich denke jedoch, diese Frage hebe ich mir lieber für das nächste Mal auf.
"Thomas, das ist.....", fange ich an und zeige mit meiner Gabel auf den Auflauf auf meinem Teller. "wirklich fantastisch. Ich kenne Rouladen nur gefüllt und gerollt, aber so ist der Geschmack der einzelnen Komponenten viel intensiver und ich liebe es."
Seine Augen beginnen zu leuchten, bevor seine Mundwinkel zu einem Lächeln nach oben wandern. "Vielen Dank. Ihr Lob ist mir sehr viel wert", sagt er und isst zufrieden weiter.
"Ich muss sie auch loben", meint er dann plötzlich und ich sehe ihn fragend an.
"Das Buch, welches ich angefangen habe zu lesen. Ich bin noch nicht sehr weit, aber es hat mich so sehr gefesselt. Ich finde es absolut faszinierend, vor allem bewundere ich ihre Fantasie. Es ist erstaunlich, wie einem Menschen so eine Geschichte einfallen kann. Ich wäre wohl zu doof dafür", meint er und es macht mich traurig dass er so schlecht über sich denkt.
"Thomas. Nicht jeder Mensch hat so eine weitreichende Fantasie und das muss auch nicht so sein, denn jeder ist einzigartig, und es wäre fatal wenn wir alle gleich wären. Wie viel Fantasie jemand besitzt hat nichts damit zu tun, wie intelligent er ist. Sie mal, ich kann dafür nicht kochen. Und ich meine, ich kann wirklich nicht kochen. Und auch nicht backen. Mathematik war in der Schule für mich ein einziges Fremdwort. Jeder hat einen anderen Bereich in dem er etwas kann. Dumm sind nur diejenigen, die ihr eigenes Potential nicht entdecken und nutzen. Also bitte sag nie wieder zu dir, dass du doof bist", erkläre ich ihm in einer feurigen Rede und er nickt mit zusammen gepressten Lippen.
Meine Hand ergreift das Weinglas und führt es zum Mund, damit ich daran nippen kann. Ich denke an meine eigene Vergangenheit und daran, wie ich aufgewachsen bin und wie ich mich - dank meiner Phantasie und etwas Glück - aus dem Elend befreien konnte. Davon habe ich noch nie jemandem erzählt, obwohl es vielleicht besser wäre, denn dann würde man mich und wieso ich so geworden bin wie ich heute bin möglicherweise etwas besser verstehen.
Theodore wollte ich darüber nichts erzählen. Obwohl er damals der Mensch war in den ich mich verliebte und der sich in mich verliebte, wusste ich von Anfang an, dass er damit nicht würde umgehen können. Und wenn ich ehrlich zu mir bin, habe ich ihm darin auch nie wirklich vertraut, heute weniger denn je. Wenn es allgemein bekannt würde wäre das ein Festmahl für die Medien, die sich wie die Geier darauf stürzen und Nachforschungen anstellen würden um tief im Dreck zu wühlen und mich anschließend vor allen Augen zu zerreißen. Darauf bin ich nicht vorbereitet und werde es auch niemals sein. Aus diesem Grund habe ich es nie jemandem erzählt.
Thomas ist der Erste bei dem mich der Wunsch überkommt, davon zu erzählen, aber nein. Es ist noch zu früh. Zu früh um ihm Dinge zu erzählen die keiner weiß. Vielleicht ist er auch nicht die eine Person der ich davon erzählen kann.
"Es tut mir leid wenn ich einen wunden Punkt getroffen habe, das wollte ich nicht", flüstert Thomas reuevoll, dabei hat er gar keinen Grund dazu, denn es ist alles in Ordnung.
"Es ist alles gut Thomas. Mir geht es gut", versichere ich ihm und lächle ihn ehrlich an.
"Okay. Was ich ihnen eigentlich noch sagen wollte. Es wäre mir eine Ehre ihr Buch zu Ende lesen zu dürfen. Und ich würde gerne öfter für sie kochen. Falls sie meine Gesellschaft wünschen. Sie müssen es nur Phedoka oder Heya sagen, sie werden mir dann Bescheid geben."
Er legt sein Besteck auf den Teller, seufzt und reibt sich seinen flachen Bauch.
"Das war wirklich sehr lecker. Vielleicht mache ich beim nächsten Mal ein klein wenig was anderes hinein. Das würde auch gut schmecken", sinniert er vor sich hin und da ist der Beweis der es bestätigt, in keinster Weise ist er dumm. Er ist fähig ein Rezept so abzuwandeln, dass es gut schmecken würde, vielleicht sogar noch besser, ich beneide ihn sogar etwas, denn ich esse so gerne, bin aber nicht fähig, mir ein einfaches Mahl zu zaubern.
Zum Glück hat er gesagt er würde gerne öfter für mich kochen und ich freue mich da jetzt schon drauf.
"Ich bin sehr damit einverstanden, wenn du öfter für mich kochst. Für morgen habe ich ja noch diesen leckeren Auflauf, den werde ich in der Mikrowelle warm machen und übermorgen kommt meine Familie. Mein Mann und meine Kinder wollen für eine Woche hier bleiben. Keiner von ihnen kann kochen, allerdings gehe ich davon aus, dass Theodore sowieso lieber ins Restaurant gehen wird, als hier zu kochen. Aber ich werde mich bei den Damen auf jeden Fall wieder melden, sobald es geht."
Sein Lächeln wird nicht weniger, doch seine Augen nehmen einen frostigen Glanz an. Liegt es an der Tatsache dass ich Familie habe? Oder dass sie vorbei kommt?
Langsam stehe ich auf und beginne das Geschirr weg zu räumen.
"Oh, lassen sie das, ich mach das schon", ruft er und springt vom Tisch auf.
"Das ist okay Thomas. Ich stelle es nur in die Spüle, das Hotelmädchen macht das morgen früh wenn sie zum Putzen kommt", erkläre ich locker, doch trotzdem lässt er es sich nicht nehmen den Tisch ganz abzuräumen und zu putzen. Er packt den Rest von dem fantastischen Auflauf in eine Plastikschüssel, schließt den Deckel und stellt sie in den Kühlschrank.
Dann geht er zur Türe und zieht seine Schuhe an.
"Vielen Dank Bernard, dass ich für sie kochen und ihr Buch lesen durfte. Es war ein sehr netter Abend und ich freue mich schon auf das nächste Mal", meint er freundlich und streckt mir die Hand zum Abschied entgegen. Doch ich drehe mich kurz weg um in meine Jackentasche zu greifen die neben ihm an der Garderobe hängt und hole ein paar Geldscheine heraus, die ich heute Mittag schon für Thomas bereitgestellt habe. Ich strecke sie ihm hin und lächle.
"Bitte nimm das. Ich bin dir sehr dankbar für heute Abend und auch ich freue mich sehr auf das nächste Mal."
Er sieht auf meine Hand und die Geldscheine zwischen meinen Fingern und schüttelt genauso wie Aaron vor ein paar Tagen, den Kopf.
"Nein, das kann ich nicht annehmen, das ist doch viel zu viel, Bernard", wehrt er ab und ich nehme seine Hand mit meiner anderen und drücke die Scheine einfach zwischen seine Finger.
"Bitte nimm es. Du bist noch so viel mehr wert als das."
Seine Augen beginnen verräterisch zu glänzen. Er drückt seine Finger mit den Scheinen zu einer Faust und umarmt mich plötzlich fest.
Aus Angst etwas falsch zu machen lasse ich erschrocken meine Hände an meinem Körper hinabhängen und berühre Thomas nicht.
Er löst sich wieder von mir, lächelt mich an flüstert ein "Danke, vielen vielen Dank", bevor er mich noch einmal umarmt und dann aus der Türe geht und sie hinter sich zuzieht.
Perplex stehe ich da und schaue ihm hinterher auch wenn ich ihn nicht sehen kann. Dieser junge Mann, hat etwas an sich. Ich kann es nicht definieren, aber es gefällt mir mehr als es sollte.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top