Kapitel 3
♠Bernard♠
"Danke Phe, dass du mich begleitest."
Phedoka hat sich kurzerhand meiner Erkundungstour über das Resortgelände angeschlossen.
"Ach, danke mir nicht. Ich hatte gerade eh nichts zu tun und ich dachte, da wir uns schon eine Weile nicht mehr gesehen haben, wäre das doch eine prima Gelegenheit um sich etwas zu unterhalten", entgegnet sie mir und sieht mich lächelnd an. Mit ihren Händen in ihrem Rücken verschränkt, schlendert sie neben mir her.
"Erzähl mir, Bernard, dir geht es momentan nicht sehr gut."
Das ist keine Frage sondern eine Feststellung und ich muss ihr damit recht geben. Seit dem Telefonat gestern mit Theodore zweifel ich meine Ehe mit ihm immer mehr an.
"Wie du immer weißt was dein Gegenüber gerade braucht, oder wie es sich fühlt ist erstaunlich."
"Ja, es ist ein Fluch und ein Segen, aber ich habe mich damit arrangiert. Manches geht mir sehr nahe und dann brauch eben auch ich mal eine Auszeit um neue Energie zu tanken. Und nun lenk nicht ab", sagt sie fordernd.
So kenne ich sie. Sie bietet sich für ein Gespräch an und solange du ihr kein klares Nein gibst, lässt sie auch nicht locker. Doch ich mag das so und brauche es gerade sogar.
"Theodore dreht langsam richtig durch. Die Vorwürfe werden immer schlimmer und er benimmt sich als wäre er der Kaiser. Ich hätte schon vor Jahren die Kurve bekommen sollen, doch jetzt etwas dagegen zu unternehmen ist etwas zu spät. Ich bin zu alt um mich neu zu orientieren. Und ich weiß auch nicht ob ich alleine Leben könnte. Deswegen brauchte ich eine Auszeit; eine etwas längere."
"Niemand ist zu alt um sich neu zu orientieren. Manchmal braucht es einfach nur einen Grund für den es sich lohnt. Egal wie dieser Grund aussehen sollte", sinniert sie vor sich hin und bleibt dann stehen. Ihr Blick schweift über Kräuterfelder die sich vor uns erstrecken. Lächelnd fixiert sie einen Punkt und wartet still. Auf was?
Da plötzlich kann ich es sehen. Aus einem der Kräuterfelder erhebt sich ein junger Mann, nicht älter als zwanzig und steckt, mit geschlossenen Augen, seine Nase zwischen die Kräuterstiele um daran zu riechen. Als er seine Augen wieder öffnet treffen sich unsere Blicke und er schreckt zusammen, als habe man ihn bei etwas illegalem erwischt.
"Wer ist das?", frage ich Phedoka leise, die ihm zuwinkt und sich wieder in Bewegung setzt. Ich tu es ihr gleich und folge ihr, doch bleiben meine Blicke solange mit denen des jungen Mannes verbunden, bis ich ihm wegen der Laufrichtung den Rücken zu drehen muss.
"Das ist Thomas, unser Küchenjunge. Wenn du möchtest schicke ich ihn mal bei dir vorbei. Auch wenn er nur ein Küchenjunge ist, kann er wunderbar kochen", meint sie dann und ich drehe mich noch einmal um. Nun steht er im anderen Feld und riecht an den Kräutern die er dort gepflückt hat.
"Er ist wunderschön. Ich denke es würde mir gefallen ihn beim Kochen in meiner Suite beobachten zu können", denke ich eher laut als wirklich zu antworten, bevor ich mich von seinem Anblick losreiße, wieder zu Phedoka umdrehe und gemeinsam mit ihr unseren Weg fortsetze.
"Ich werde dafür sorgen, dass er zu dir kommt. Morgen Abend? Dann hat Thomas Zeit sich darauf einzustellen."
"Das wäre wundervoll. Vielen Dank."
"Nichts zu danken. Und nun erzähl mir was wir wegen Theo unternehmen." Auch wenn ich es nicht sollte, aber ich liebe es wenn Phedoka und Heya meinen Mann immer mit Theo aufziehen, das kann er absolut nicht leiden. Er ist ein Theodore O'Toole, betont er immer, vor allem seinen Nachnamen, als wäre es seiner und er adelig. Ihm gehört weder der Nachname, noch bin ich adelig. Nur weil ich eben mehr Geld als der obere Durchschnitt verdiene, denkt er wirklich er sei der Kaiser. Er arbeitet nicht mal. Ich frage mich was er den ganzen Tag so macht.
Es würde mich nicht einmal wundern, wenn er mich betrügt während ich unterwegs bin. Und dann ruft er mich an und jammert wie sehr er mich vermisst, Heuchler.
Mir wird plötzlich klar wie wenig mich der Gedanke des Betrugs aufregt, geschweige denn enttäuscht. Ich gebe ihm genug Geld um sich ein gutes Leben zu machen und stecke ihm immer wieder mal auch etwas Extra-Bargeld zu, genauso wie ich es immer getan habe und es auch gern bei anderen tue. Was mich wirklich richtig enttäuscht ist diese Heuchelei. Niemals wäre er mutig genug, mir die Wahrheit zu erzählen, obwohl ich diesbezüglich ein gutes Vorbild für ihn bin, denn ich bin immer offen und ehrlich und verheimliche nichts vor ihm. Ach, er ist und bleibt einfach ein Feigling.
Ich sollte aufhören zu spekulieren, denn ich habe nicht die geringste Ahnung, ob er mich überhaupt betrügt, oder nicht. Vielleicht denkt er auch das Gleiche von mir, weil er weiß, wie sehr ich mich zu weitaus jüngeren, schönen Männern hingezogen fühle, schließlich war er selbst mal einer von ihnen.
Aber ich habe niemals einen von ihnen unsittlich angefasst oder mir auch nur schmutzige Gedanken gemacht. Theodore war der Erste und Einzige, bei dem es zu körperlicher Nähe gekommen ist, aber da war er die treibende Kraft. Und seit wir zusammen und letztendlich auch verheiratet sind, habe ich ihn nicht ein Mal betrogen. Ich gucke nur und genieße den Anblick und die jugendliche Freude und Energie, aber ich fasse nicht an. Außer Theodore und den Kindern gibt es nur noch zwei andere Personen auf dieser Welt, von denen ich mich zumindest in den Arm nehmen lasse und die sind nun wirklich keine Bedrohung für meinen Ehemann. Der jedoch jammert mit jedem Jahr, das er älter wird, mehr und macht mir Vorwürfe.
"Bernard?", unterbricht Phedoka meine Gedanken und da bin ich froh darüber, denn eigentlich wollte ich nicht so weit abdriften.
"Ich weiß es nicht. Ehrlich. Ich warte erstmal ab. Er wird auf jeden Fall noch einmal anrufen, wenn ich mich nicht melde. Und er wird es sich auch nicht nehmen lassen hier vorbei zu kommen um zu kontrollieren, dass ich ja brav bin und nicht zu viel Geld aus dem Fenster schmeiße."
Liebevoll lächelt sie mich an, streift mit ihrer kleinen Hand meine Wange und zieht mich dann in ihre Arme.
"Egal was passiert und wie du dich entscheidest, wir stehen immer hinter dir", sagt sie und ich bin froh so tolle Menschen um mich herum zu haben. Ich kann es nicht oft genug sagen, ich denke ich habe mit dem Einzug hier im Resort, die richtige Entscheidung getroffen.
"Danke. und gib meinen Dank bitte auch an Heya weiter."
Sie nickt und verabschiedet sich in das Hotel, wo wir gerade angekommen sind. Ich überlege noch was ich mit dem restlichen Nachmittag anfangen soll und entscheide mich dafür eine Runde Golfen zu gehen. Das entspannt mich, macht mir Spaß und hält mich fit.
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