Kapitel 26

♠Bernard♠

Als es dunkel wird und nur noch der kleine Kreis da ist, verziehen wir uns nach oben in die Suite. Die Terrassentüren sind ganz aufgezogen und die Stühle, das Sofa, sowie die Sessel wurden so hingestellt dass jeder etwas zu sitzen hat und wir nicht allzu weit auseinander sind. Man kann sich prima unterhalten ohne sich anschreien zu müssen.

Leo, mein ältester Freund Frank, mein Chefverleger und ich paffen eine von den teuren Zigarren und trinken den guten Bourbon den ich immer hier oben habe, während Thomas und die Kinder kleine Häppchen für alle hinstellen und jedem noch etwas zu Trinken bringen. Das ist aber auch das Einzige, was ich ihnen erlaube zu tun, denn diejenigen, die jetzt noch hier sind, können sich selbst holen was sie möchten. Unter ihnen ist keiner mehr, der sich unbedingt bedienen lassen muss.

"Thomas?", höre ich meinen Chefverleger nach meinem Partner rufen und ich kneife misstrauisch die Augen zusammen. Was will er von ihm?

Thomas grinst ihn jedoch an und nickt, dann geht er ins Schlafzimmer und kommt mit einem Päckchen wieder zurück. Als er sich seitlich auf meinen Schoß setzt, tippe ich mit einem Finger auf das Geschenk.

"Ich dachte wir verzichten an meinem Geburtstag auf Geschenke und spenden stattdessen alle etwas an wohltätige Zwecke?", necke ich Thomas, der zuerst mich und dann das Geschenk ansieht bevor er wieder zu mir blickt.

"Ja, das haben auch alle getan und am Ende war es sogar die stolze Summe von 125.000 Dollar, aber ich wollte dir noch eine Kleinigkeit zum auspacken geben und dabei hat mir dein Chef geholfen", sagt er und grinst diesen demonstrativ an. Dann nimmt er mir erst das Glas aus der Hand um es auf den Tisch zu stellen und dann die Zigarre, die er meinem Bruder in die Hand drückt.

"Bitte, öffne das Geschenk", fordert er mich auf.

Ich tu ihm den Gefallen und öffne erst das eingepackte Geschenk. Was ich da auspacke verschlägt mir den Atem.

"Wow. Das ist - das sieht klasse aus. Aber sollte es nicht eigentlich erst in ein paar Monaten gedruckt werden? Das hast du mir gegenüber jedenfalls behauptet", beschwere ich mich fröhlich bei meinem Chefverleger, der mit den Schultern zuckt und so tut als wüsste er nicht wovon ich rede.

Ich sehe Thomas an und kann meine Freude über dieses Geschenk nicht verbergen. Ich packe sein Gesicht mit meinen Händen und gebe ihm viele kleine Knutscher überall auf sein Gesicht bis meine Lippen schließlich seine attackieren. Dabei blende ich alles andere um mich herum einfach aus. Als wir uns wieder lösen blättere ich kurz mein Buch durch und bin wirklich sehr glücklich damit. Beim zurückblättern bleibe ich auf der ersten Seite hängen und tippe mit meinem Finger auf Thomas Namen.

"Ich bin so stolz darauf", sage ich nur und gebe Thomas noch einmal einen Kuss.

Dann streckt er mir eine Zeitung entgegen. Ich gebe Thomas das Buch, nehme die Zeitung und schlage sie auf. Gleich auf der ersten Seite prangt mit großer Überschrift die Ankündigung meines neuen Buches zu meinem 50. Geburtstag. Ich bin so gerührt dass ich wirklich leichte Tränen in meinen Augen habe.

"Vielen Dank", hauche ich und ziehe Thomas in meine Arme.

"Du glaubst gar nicht was es die anderen gekostet hat nichts zu sagen. Die Zeitungen sind ja schon seit heute morgen draußen und ich musste jede abfangen, die auf dem Weg zu dir war", sagt er lachend.

"Was für eine Aktion. Danke und euch anderen auch danke. Für alles."

Doch bevor ich jetzt ganz sentimental werde nehme ich mir mein Glas vom Tisch und trinke einen Schluck.

Die anderen wenden sich langsam wieder ihren Gesprächen zu und Thomas steht von meinem Schoß auf und legt das Buch und die Zeitung in mein Regal wo es in Sicherheit ist.

Ich wende mich Heya und Phedoka zu, die direkt neben mir sitzen und unterhalte mich mit ihnen über meine monatliche Lesungen, als es plötzlich klopft.

Frank, der sowieso schon in der Nähe der Türe stand weil er im Bad war, gibt mir zu verstehen dass er die Türe öffnet und ich nicke.

"Tadaaaa hier bin ich, besser spät als nie, oder Frank? Hey du siehst gut aus. Das grün steht dir, passt perfekt zu deinen Augen", höre ich eine Stimme, welche mir sofort einen unangenehmen Schauer über den Rücken jagt. Wer hat den denn eingeladen? Ich sehe Thomas an, der erschrocken mit den Schultern zuckt als habe er meine unausgesprochene Frage verstanden.

"Oh Gott", flüstert Lizzy und zieht Cameron näher an sich heran. Die beiden waren es also auch nicht.

"Berny Baby? Wo bist du? Ich möchte dir zum Geburtstag gratulieren." Mit seinem Singsang geht er um das Sofa und die Sessel herum und beugt sich zu mir herunter, nimmt mich in den Arm und gibt mir einen Kuss auf die Lippen.

Ein Wimmern von links löst mich aus meiner Starre und ich schiebe ihn von mir weg doch bleibe ruhig, denn ich möchte jetzt keinen Ärger verursachen. Mein Blick wandert zu Thomas, den ich versuche so entschuldigend wie möglich anzusehen. Er fühlt sich unwohl. Seine Arme hat er um seinen Körper geschlungen und er steht angelehnt an Aaron an der Küchentheke.

"Da mich keiner eingeladen hat, habe ich das selbst erledigt, denn schließlich darf ich doch die Feier meines Mannes nicht verpassen", gluckst er und setzt sich auf die Lehne meines Lieblingsohrensessels und fast muss ich lachen. Wenn er wüsste was Thomas und ich schon mehr als einmal in diesem Sessel getrieben haben würde er sich da nicht hinsetzen. Und genau deshalb will ich ihn da auch eigentlich nicht haben. Ich schiebe ihn von dem Sessel runter und zeige auf einen freien Platz auf dem Sofa.

"Du kannst dich gerne dort hinsetzen, aber wie du selbst weißt leben wir getrennt und in Scheidung. Also bitte hör auf dich aufzudrängen", sage ich so freundlich wie es geht.

Lachend steht er auf und setzt sich auf die Couch. Wieso ist mir vorher nie aufgefallen wie selbstbezogen und egoistisch er ist?

"Ah, Thomas, sie sind auch da. Gut. Bringen sie mir doch auch so ein Glas Bourbon wie mein Mann einen hat", befiehlt Theo ihm aufgesetzt freundlich und ich schnaube kopfschüttelnd.

Ich sehe Thomas an, welcher sich keinen Meter bewegt. Und das ist auch gut so, denn er ist im Moment nicht bei der Arbeit und mein Gast und keine Bedienung genauso wie Aaron.

"Ehm, habe ich mich nicht klar ausgedrückt? Oder muss ich jetzt schon darum bitten? Also gut", theatralisch schnauft Theodore und reibt sich über die Stirn. "Würden sie mir BITTE ein Glas Bourbon geben? Ich möchte gerne den Geburtstag meines Mannes feiern."

Ich höre wie Cameron schnauft und etwas sagen will, doch ich sehe ihn an und schüttel den Kopf und nicke zu Thomas, in der Hoffnung dass er sich selbst wehrt, bevor ich oder Cameron etwas zu Theodores Verhalten sagen.

Dieser bewegt sich zum Kühlschrank, zieht eine Flasche Sekt raus, holt ein Sektglas aus dem Schrank und kommt zu uns herüber. Den Sekt und das Glas stellt er vor Theo ab und atmet tief ein.

"Leider ist der Bourbon nur für eingeladene Gäste, aber ich kann ihnen einen Sekt anbieten. Außerdem sollten sie sich angewöhnen Bernard bei seinem Vornamen zu nennen, denn wie er eben schon sagte sind sie bald sein Exmann und nicht mehr Mann." Ein Raunen und Kichern geht durch den Raum, was Thomas scheinbar noch etwas mehr Mut verleiht, denn er spricht weiter.

"Und als letztes möchte ich ihnen noch danken, denn hätten sie nicht so einen schrecklichen Charakter hätte ich Bernard wohl nie richtig kennen und lieben gelernt."

Dann dreht er sich um, kommt zu mir und setzt sich wieder, wie schon zuvor, seitlich auf meinen Schoß, legt seine Arme um meinen Nacken und verführt mich zu einem ziemlich intensiven Zungenkuss. Wow. Das nenn ich mal Revier markieren.

Als wir uns voneinander lösen lächle ich ihn an und gebe ihm noch einen Kuss auf seine süße Nasenspitze.

Ich drehe meinen Kopf und sehe wie Theodore uns mit einer Mischung aus Schock, Hass und Ekel ansieht. Doch das ist mir sowas von egal. Nie zuvor ist mir deutlicher geworden, wie schlecht mich mein sogenannter Ehemann in den letzten Jahren behandelt hat und wie schön es ist, wirklich geliebt zu werden. Ich habe Thomas und ich werde ihn nie wieder hergeben und Theo, der vor sich hin starrt während alle anderen sich wieder ihren Unterhaltungen zuwenden, kann mir echt gestohlen bleiben.

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