Kapitel 12
♠Bernard♠
"Es tut mir leid, aber ich möchte euch bitten jetzt alle zu gehen. Es war wirklich ein netter Abend und ich habe mich sehr gefreut euch alle wieder zu sehen, doch ich denke ich habe hier noch einiges zu klären", sage ich zu den Gästen, die allesamt verständnisvoll nicken.
"Ich bin ein paar Tage hier, wenn du möchtest - meine Hotelzimmertüre steht immer für dich offen Bruderherz, das weißt du, ja?", sagt Leo und es tut mir wirklich gut dass er da bleibt, denn ihn habe ich von Allen in letzter Zeit am seltensten gesehen.
Als dann auch der letzte Gast gegangen ist, stehen Cameron, Lizzy und Theodore abwartend vor mir.
"Pa, bleib doch bitte mal stehen, du machst mich nervös", höre ich Cam sagen und bemerke erst jetzt wie ich mal wieder hin und her gelaufen bin.
"Tut mir leid. Cameron, Lizzy, bitte geht in euer Zimmer, ich muss mit Theodore alleine reden", sage ich und während Cameron verstehend nickt, beginnt Lizzy zu weinen.
"Aber, aber Pa, Theodore hat doch recht. Du kannst doch nicht einfach unser Geld für nichts aus dem Fenster werfen. Wir brauchen das viel dringender. Die, denen du das hinterher wirfst, können sich doch ihr eigenes Geld verdienen", jammert sie und ich beginne Mitleid für die zu empfinden. Was hat Theodore mit ihr angestellt, dass sie genau die selbe schrecklich egoistische Einstellung hat wie er? Und wie konnte ich das zulassen?
"Lizzy, ich hab dich sehr lieb und wir können gerne morgen in aller Ruhe darüber sprechen. Aber jetzt geh bitte erst einmal mit deinem Bruder auf euer Zimmer, ja?", bitte ich sie noch einmal in beruhigendem Ton und Cameron greift nach ihrem Arm und zieht sie sanft mit sich.
Als beide die Suite verlassen haben wende ich mich Theodore zu.
"Setz dich", fordere ich ihn auf, doch er verschränkt die Arme vor der Brust, zieht einen Schmollmund und schüttelt den Kopf. Seufzend nicke ich dann und lehne mich an den Tisch.
"Theodore, ich hab die Nase voll. Wir sind seit 15 Jahren zusammen und du wusstest von Anfang an wie ich bin, du hast es am eigenen Leib erfahren und davon profitiert. Hast du ernsthaft gedacht ich ändere mich irgendwann sobald wir zusammen sind? Wie du gemerkt hast ist das nicht der Fall. Ich teile mein Geld gerne mit denen, die es nicht so dicke haben, doch anstatt es zu akzeptieren und zu unterstützen zeterst du jedes mal aufs Neue wie eine alte Furie. Du schlägst wild um dich und bemerkst nicht einmal, wie du andere beleidigst und demütigst. Ich verschenke nur Geld, Theodore, es ist NUR Geld. Ich gebe weder Liebe noch Zärtlichkeit noch Sex und verlange es auch nicht dafür. Ich habe absolut kein sexuelles Interesse an diesen jungen Männern und ich habe dich auch noch nie betrogen. Nicht ein einziges Mal. Du hast demnach absolut keinen Grund, eine solche Show abzuziehen, wie gerade eben. Du hast damit nicht nur dich selbst blamiert bis auf die Knochen sondern auch mich und die Angestellten dieses Resorts. Es reicht mir."
"Was meinst du mit: Es reicht dir? Ohne mich wärst du doch nicht einmal dort wo du jetzt bist, ich bin deine Muse. Wie oft habe ich dich schon aus deinen Schreibblockaden herausgeholt? Oder dir Ideen gegeben? Du bevorzugst trotzdem immer die Jüngeren und Schöneren", faucht er mich an und ich kann immer noch nur den Kopf schütteln.
"Ich bevorzuge niemanden, niemals. Wenn überhaupt, dann bevorzuge ich euch, meinen Mann und meine Kinder. Ich stelle immer zuerst sicher, dass ihr alles habt was ihr braucht und noch mehr. Ihr bekommt alles, was ihr euch wünscht und erst dann erfülle ich mir meine eigenen Wünsche. Die beinhalten nun einmal, dass ich jungen Männern gerne etwas mehr gebe als üblich, damit sie sich auch mal etwas leisten können."
Er kommt näher und baut sich in einer lächerlichen Pose vor mir auf. „Und was ist mit dem Auto?", fragt er siegessicher, eine Lücke in meiner Argumentation gefunden zu haben und ich seufze auf. „Seit Jahren werden deine Wünsche immer größer und teurer, dafür respektierst du mich und meine Wünsche immer weniger. Als nächstes wünschst du dir dann eine eigene Insel und jammerst, wenn ich sie dir nicht kaufe?"
Überrascht stolpert er wieder ein paar Schritte zurück denn so hat er mich noch nie reden gehört.
„Ich hab die Schnauze so voll von all dem und das liegt an keinem dieser Jungs sondern ganz alleine an dir, deiner Gier und deinen egoistischen Ausrastern. Du verstehst mich nicht, willst mich nicht verstehen und wirst mich daher auch nie verstehen können. Ich habe keine Lust mehr mich von dir herumkommandieren zu lassen, was ich wem schenken darf und was oder was ich nicht essen darf. Mal ehrlich, bin ich dir plötzlich zu dick? Ich war schon immer so und es hat dich nicht gestört."
Meine Gedanken wandern zu einem Gespräch, dass ich vor kurzem mit Heya hatte, die sich wie Phedoka bei mir hat blicken lassen um zu reden und mir auf den Zahn zu fühlen. Die beiden sind mir gute Freundinnen geworden. Ich hatte ihr dabei gestanden, dass ich mich nicht so sehr davor fürchte, Theodore zu verlieren, sondern mehr davor, für den Rest meines Lebens einsam zu sein. Sie riet mir, mal die Vor- und Nachteile beider Möglichkeiten abzuwägen und was soll ich sagen, es gab nicht mehr viel, was noch für Theodore sprach, dafür hatte die Einsamkeit auf einmal ein paar wirklich nette Aspekte. Mein Tonfall ist wieder ruhig und bestimmt, als ich mich endgültig zu einer Entscheidung durchringe.
„Ich werde jetzt gehen und bis ich wiederkomme möchte ich, dass du deine Sachen gepackt hast und verschwunden bist. Wohin ist mir im Moment völlig egal, aber ich will alleine sein. Nimm dir ein eigenes Zimmer oder geh zu den Kindern und vor allem, reise bald ab. Sobald du wieder in meinem Haus bist, bitte ich dich darum, dir umgehend eine Wohnung zu suchen und auszuziehen."
"Du willst dich von mir trennen?", schreit er hysterisch, doch lasse ich mich davon nicht mehr beeindrucken.
"Ja Theodore genau das tue ich gerade, ich trenne mich von dir."
Ich stoße mich leicht vom Tisch ab, gehe an ihm vorbei und schnappe mir den Geldumschlag von Thomas, den Theodore lieblos in eine Ecke gepfeffert hat nachdem er von Cameron vor allen Gästen zusammen gefaltet wurde. Dann öffne ich die Türe um die Suite zu verlassen, da krallen sich seine Finger in meinen Arm.
"Bitte, bitte Berny Baby, tu das nicht, ich werde auch versuchen lieb zu sein und deine Vorliebe zu verstehen und zu tolerieren, aber bitte verlass mich nicht. Wo soll ich denn hin? Was soll ich denn machen ohne dich?", fleht er mich an, doch ich schüttle seine Hand ab.
"Dasselbe wie immer, Theodore. Es ist doch nichts Neues für dich. Und nur zu deiner Information, du warst nie meine Muse. Die Schreibblockaden gingen von alleine weg. Du störst mich eher, so wie jetzt auch. Ich kam hierher um in Ruhe zu schreiben und was machst du? Akzeptierst du etwa was ich dir gesagt habe oder tolerierst, um was ich dich gebeten habe? Nein! Statt dessen rauscht du hier an, schmeißt eine Party und benimmst dich wie ein Elefant im Porzellanladen.
Das ich so nicht vorwärts komme interessiert dich gar nicht, Hauptsache du bekommst das Geld, was ich im Übrigen mit meinen Büchern verdiene, in den Hintern geschoben und musst es auch mit niemandem teilen, nicht einmal mit mir."
"Was ist denn hier los?", werde ich unsanft vom Sicherheitsdienst unterbrochen. "Nachbarn beschwerten sich über lautes Streiten. Da dachte ich ich komme mal hoch und schaue nach. Vielleicht sollten sie hinter geschlossener Türe streiten", schlägt Adam vor, doch ich schüttel mit dem Kopf.
"Ich bin fertig hier. Bitte Adam sorgen sie dafür dass Mister Hanson meine Suite verlässt und die Schlüsselkarte für ihn gesperrt wird. Ob er ein normales Zimmer bekommt oder zu den Kindern geht ist mir egal, aber ich will ihn, wenn ich zurück komme, nicht mehr sehen", sage ich trocken, stecke Adam den Umschlag in seine Brusttasche und gehe zu den Aufzügen.
"Mister O'Toole, mein Name ist O'TOOLE", schreit er mir hinterher und ich winke ab.
"Nicht mehr lange, Theo, nicht mehr lange."
Als sich die Aufzugtüren schließen kann ich Gott sei Dank nicht mehr hören was er mir sonst noch hinterher schreit. Ich bin froh über Adams Erscheinen und dass ich es endlich geschafft habe, mich gegen ihn aufzulehnen, auch wenn das Ergebnis sicher nicht das war was ich unbedingt wollte, aber ich denke es ist besser so.
Als ich unten aus dem Aufzug steige wende ich mich direkt in Richtung Küche. Das Restaurant ist zwar schon geschlossen aber ich gehe nicht davon aus, dass Thomas schon mit allen Aufräumarbeiten fertig ist. Als ich an die Türe komme höre ich Gelächter. Ich ziehe sie auf und sehe Cameron auf einer der Arbeitsflächen sitzen, während Aaron und Thomas das saubere Geschirr einräumen.
"Pa! Ich wusste dass du runter kommst. War es noch arg schlimm? Ich hab Lizzy beruhigt bis sie eingeschlafen ist, mach dir darüber keine Sorgen", sagt er und ich nicke lächelnd.
"Alles gut. Nett dass du den Jungs Gesellschaft leistest. Darf ich mich dazu gesellen?", frage ich an Thomas gewandt, welcher mich liebevoll anlächelt.
"Natürlich", antwortet er und zeigt neben Cameron. "Leider haben wir hier drin halt keinen Tisch oder Stühle. Ich hoffe das ist okay", sagt er und wird ganz rot vor Verlegenheit.
"Ich bin nicht zimperlich, keine Angst", beruhige ich ihn und setze mich neben meinen Sohn.
Plötzlich ist es sehr still, als ob sie nur darauf warten dass ich etwas sage. Ich seufze und sehe zwischen den Jungs hin und her.
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