Kapitel 6

♠Orion♠

Gegen neun Uhr am nächsten Morgen, bekamen wir wegen des Transports Bescheid.

Eine geplante Transplantation hier im Krankenhaus, bei der das Spenderorgan anschließend nach Windington geflogen wird. Nach Rücksprache mit dem Arzt, der das Organ entnimmt, fliegen wir mit. Wir müssen nur dafür sorgen, dass wir schon im Heli sitzen, noch während er das Organ entnimmt, damit wir sofort losfliegen können.

Und soweit sind wir jetzt. Ich habe Doctor Tao und den Schwestern geholfen, Chris transportfähig zu machen und zusammen mit dem Pilot warten wir jetzt im Heli auf den Arzt und das Organ. Einen Arzt mit auf dem Flug zu haben beruhigt mich vor allem im Hinblick auf den Herzinfarkt, auch wenn ich es bin, der den angeschlossenen Monitor im Auge behalten und die Vitalwerte überwachen wird. Sollte etwas schief gehen, sind wir mit ihm jedoch besser dran.

Bent war alles andere als erfreut, dass Chris verlegt wird, doch er scheint ihn irgendwie beruhigt zu haben. Wie auch immer er es geschafft hat, denn Bent war mehr als nur zickig und angepisst, bevor er am Abend endlich nach Hause ging. Kurz dachte ich sogar, er haut mich, weil er sich, als ich vor mich hin gebrummelt habe, bedrohlich vor mir aufgebaut hat. Er ist ein sehr impulsiver Mann. Das totale Gegenteil von mir. Schrecklich. Ich könnte mir so jemanden nicht als Partner vorstellen, aber das muss ich zum Glück auch nicht.

Die Tür zum Dach öffnet sich und ein Mann im Arztkittel nähert sich geduckt dem Helikopter, dessen Rotoren schon seit einer Weile laufen.

Als der Arzt drin sitzt, ziehe ich die Türe zu, verriegel sie und gebe dem Pilot das Zeichen zum Start.

"Ah hey, das ist ja eine Überraschung", sagt der Arzt und erst jetzt sehe ich ihn mir richtig an.

"Caleb, wow, damit habe ich nicht gerechnet."

Auch wenn wir persönlich nie wirklich miteinander zu tun hatten, kenne ich ihn. Ab und zu besuchen er und sein Mann den Club, oder aber er trifft sich mit Sebastian dort, um etwas zu trinken.

Der Hubschrauber bringt uns zu einem medizinischen Jet, der auf einem Flugfeld etwas außerhalb von New York bereits auf uns wartet und uns dann genauso schnell wie Ibos Privatjet zum Flughafen in Windington bringt. Dort übernimmt ein Krankenwagen den Transport ins Windington Hospital.

Die Zeit vertreiben wir uns, indem wir uns unterhalten. Chris döst trotz der Aufregung ab und zu mal weg, was auch an dem Beruhigungsmittel liegt, das er erhalten hat, um das Herz zu schonen und die Schmerzen durch den Transport zu minimieren.

Als wir endlich ankommen, verabschieden wir uns von Caleb, der vor uns den Rettungswagen verlässt und davon düst. Er muss das Organ ja auch noch transplantieren und die OP dafür ist bereits vorbereitet, soweit ich es gehört habe. Ich dachte immer, als Chef der Notaufnahme ist er auch nur das. Doch er erklärte mir, dass er, nachdem er von der Army zurückkam, erstmal im Transplantationsteam eines anderen Krankenhauses gearbeitet hatte. Bevor er nach Windington ins Krankenhaus wechselte. Wenn es nötig ist, macht er das aber auch heute noch. Vor allem wenn es sich um einen seiner Patienten handelt.

Doch trotz der ganzen Gespräche über Patienten, Krankheiten und diverse Unfälle, zieht es mich nicht in diesen Beruf zurück. Nach meinem Studium arbeitete ich ein paar Jahre als Krankenpfleger, doch es machte mir irgendwann einfach keinen Spaß mehr. So begann ich als Kellner zu arbeiten, was ich in meinem Studium schon nebenher gemacht habe, um es finanzieren zu können. Meine Eltern steuerten natürlich auch was bei, doch reichte es gerade mal für die Miete, die Chris und ich damals zahlten.

Der Job als Kellner ist auch anstrengend, doch mache ich ihn wahnsinnig gerne, sogar noch lieber, seit ich hier im Resort bin.

Ich steige ebenfalls aus und gehe dem Sanitäter entgegen, der Chris abholt und zusammen betreten wir das Krankenhaus durch den Seiteneingang der Notaufnahme..

Nicht einmal zwanzig Minuten später liegt Chris wieder auf der Intensivstation und pennt direkt ein.

Ich nutze die Zeit, nehme mein Handy zur Hand und scrolle durch meine Kontakte. Vor ein paar Jahren hat Chris mir mal die Nummer von Preston gegeben, doch ich sah bisher keinen Anlass, ihn anzurufen. Er meinte damals "nur für alle Fälle, falls mal was sein sollte". Ich speicherte sie ab, aber wie gesagt, habe ich sie nicht genutzt.

Ich öffne ein Chatfenster mit Preston und beginne ihm zu schreiben.

>Hey Preston, bist du schon unterwegs?<

Sobald ich wusste, wann wir losfliegen, gab ich Preston, über Chris Handy, Bescheid. Er versprach, sich sofort um einen Flug zu kümmern. Doch seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört.

>Wer ist da?<

Diese Antwort habe ich nicht erwartet, ich dachte, Chris hat auch ihm meine Nummer gegeben, nicht nur mir seine. Ohje. Das ist jetzt gar nicht peinlich, oder? Dennoch erlaube ich mir einen Spaß.

>Maya<

>Maya wer?<

>Maya hii maya hooo maya hahaaaaa<

Ich starre das Display an und fange selbst an zu lachen. Das ist so dumm, dass es schon wieder witzig ist. Doch die Antwort lässt auf sich warten. Fünf lange Minuten später kommt eine neue Nachricht .

>Alter, der war schon so dumm dass ich einen Lachflash hatte. Ich wusste nicht, dass du so lustig sein kannst. Christopher erzählt von dir immer als ernster, nachdenklicher und introvertierter Typ.<

>Ich hab so meine Momente<

>Das ist süß! Und zu deiner Frage, leider hab ich es nicht geschafft und es wird doch noch ein wenig länger dauern, leider ist einer meiner Angestellten erkrankt und so kann ich den Laden im Moment nicht alleine lassen. Es nervt mich extrem, aber ich denke, ich werde erst kommen können, wenn er wieder zurück ist. Ich kann den Laden leider nicht einfach zu machen.<

>Oh Mist. Ja klar kannst du das nicht, ich verstehe das voll.<

Antworte ich und spüre einen Anflug von Enttäuschung. Ich habe mich so auf ihn gefreut.

>Es tut mir leid. Aber ich komm auf jeden Fall.<

>Ja, natürlich. Pass auf dich auf! Du meldest dich einfach, wenn du auf dem Weg bist. Du kannst dich aber auch so melden. Hihi.<

>Ich passe immer auf mich auf, aber das rührt mich, dass du das zu mir sagst. Vielen Dank. Klar melde ich mich. Pass auch du auf dich auf. Bye<

Ich verabschiede mich auch noch und leg das Handy auf die Seite, als die Türe aufgeht und Sebastian vor mir steht.

Seufzend stehe ich auf und lass mich von ihm in die Arme ziehen.

"Ich war so schockiert, als ich davon gehört habe. Meine Güte, zum Glück ist nichts Schlimmeres passiert", beginnt er sofort das Gespräch und ich nicke an seiner Brust. Auch Sebastian ist gefühlt zehn mal größer als ich.

"Und ich hätte mir denken können, dass du dieser super Spezialarzt bist. Das bist du doch, oder?"

Ich löse mich von ihm und sehe ihn flehend an.

Ein leichtes Lächeln liegt auf seinem Gesicht und er nickt.

"Ja, das bin ich und ich kann ihm auch helfen. Gleich morgen ist die Operation. Dann braucht er keinen Fixateur mehr und kann in zwei Wochen nach Hause. Bei deiner Pflege und Tobias seinen Kontrollen, dürfte nichts schief gehen."

"Mhmmm Tobias Snyder? Der Resortarzt? Dieses Schnittchen?", kommt etwas lallend von Chris. Das Beruhigungsmittel, das er für den Flug bekommen hat, scheint noch etwas zu wirken.

Sebastian lacht und bewegt sich aufs Bett zu.

"Hey Großer, was machst du nur für Sachen? Erschreckst den kleinen Orion fast zu Tode und uns auch."

Wundert ihr euch wieso wir alle so vertraut miteinander sind?

Es gab mal eine Zeit, da hat Sebastian heftig mit mir geflirtet, denn ich passe perfekt in sein Beuteschema. Doch nachdem ich ihm unmissverständlich klar gemacht habe, dass zwischen uns nie was sein wird, denn nicht jeder Twink ist ein Sub, kamen wir uns zumindest freundschaftlich näher. Bei einem der Besuche von Chris lernten die beiden sich dann kennen und verstanden sich auch auf Anhieb gut.

Außerdem muss ich dazu sagen, dass wir im Resort, zumindest die Mitarbeiter und auch so manche Gäste, wie eine Familie sind. Und das wird auch immer so bleiben. 

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