Kapitel 24
♠Orion♠
Chris gehen zu lassen fiel mir schon wahnsinnig schwer, doch Preston zu verabschieden, das war die Hölle.
Versteht mich nicht falsch, ich liebe beide Männer gleich. Ja, liebe. Ich weiß, dass ich Preston liebe. Die letzten Tage mit ihm alleine waren wahnsinnig intensiv. Egal ob in den Gesprächen, die wir hatten oder den Zärtlichkeiten, die wir ausgetauscht hatten. Ich habe es so sehr genossen.
Die Tatsache, dass eben Preston noch für mich da war, ohne Chris oder den nervigen Bent, wird wohl dafür verantwortlich gewesen sein, dass mir sein Abschied so viel schwerer gefallen ist. Oder vielleicht auch, weil ich nun wieder ganz alleine bin.
Zwei Wochen sind vergangen, seit er gegangen ist. Wir telefonieren jeden Tag, oder schreiben uns. Manchmal halten wir auch eine Konferenz mit Chris und Bent, oder ich telefoniere nur mit Chris. Logistisch gesehen klappt das alles wunderbar. Doch ich vermisse sie beide. Es vergeht kein Tag, an dem nicht mindestens eine Träne kullert.
Andere sprechen mich auch schon auf meine Launen an. Ich bin oftmals etwas zickig, obwohl ich das vorher noch nie war. Oder schnell sauer beziehungsweise eingeschnappt. So wie heute.
Ich stehe gerade mit Damon im Personalraum und lasse mich von ihm ausschimpfen.
"Sternchen, das geht so nicht. Du kannst den Gast nicht einfach anpöbeln. Vor allem wenn er nichts getan hat."
"Ich weiß. Man ich weiß auch nicht, was mit mir los ist."
"Ich schon. Du scheinst einfach chronisch untervögelt zu sein." Laut lacht er los, doch irgendwie finde ich das nicht wirklich lustig. Ich reibe mir mit zwei Fingern über mein Nasenbein und schüttle den Kopf. "Okay, sorry, nicht lustig, merk ich schon. Tut mir leid. Aber du musst wirklich auf deinen Ton und deine Launen aufpassen", mahnt er mich und ich nicke.
"Ja ich weiß und es tut mir auch wirklich leid. Ich versuche, mich zu bessern."
Mit einem Wink drehe ich mich um und verlasse den Personalraum, denn ich habe jetzt sowieso Feierabend. Es ist, als ob sich meine Einsamkeit verdoppelt hat, seit ich nicht nur einen Mann vermisse, sondern gleich zwei, aber wenn ich mich nicht langsam zusammenreiße, dann wird das Konsequenzen haben. Manchmal frage ich mich, ob ich es darauf anlege, hier rauszufliegen. Dann könnte ich nach Boston ziehen. Natürlich Boston. New York wäre auch eine Möglichkeit, aber da ist nicht nur Chris, sondern auch Bent. Ach man.
Ich laufe die Treppen nach oben ins Foyer und biege in den Gang zum Angestelltentrakt ab. Meine Augen kleben am Boden fest, so merke ich nicht, wie sich mir jemand in den Weg stellt. Erst als ich gegen eine harte Brust knalle.
Ich hebe meinen Kopf und sehe in zwei wunderschöne, sanfte, braune Augen.
Mir entweicht ein ziemlich unmännliches Quietschen, als ich vor Freude Preston anspringe, meine Beine um ihn schlinge und meine Lippen auf seine drücke.
"Uhh, da hat mich aber jemand richtig vermisst", bemerkt er, als ich meinen Mund wieder von ihm löse und meine Nase an seinen Hals drücke. Tief atme ich seinen Geruch ein, der mich sofort einhüllt und mich in Sicherheit wiegt. Gott, wie ich ihn liebe.
"Ich dich auch, sogar sehr. Aber du solltest nun wieder von mir runterklettern, wenn wir nach Hause wollen, denn dich und meine Koffer kann ich nicht alle gleichzeitig tragen, auch wenn ich so aussehe, als könnte ich es."
Langsam gleite ich an ihm herab und stelle mich auf meine Füße. Dann erst bemerke ich, wie viele Koffer er eigentlich dabei hat. Zwei für jede Hand, eine Reisetasche über der Schulter und einen Rucksack auf dem Rücken. Wow. Meine Augenbrauen wandern nach oben und ich sehe ihn etwas ratlos an.
"Was machst du mit den ganzen Koffern?", frage ich ihn. Er zuckt mit den Schultern und setzt sich in Bewegung.
"Da kommen bald noch mehr. Für die anderen Sachen musste ich einen Container mieten", antwortet er mir ganz locker, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt.
Abrupt bleibe ich stehen und halte Preston an seinem Arm an.
"Was soll das heißen? Kannst du mir das bitte erklären?"
Er seufzt, lässt seine Koffer los und legt beide Hände an meine Wangen.
"Eigentlich wollte ich dir das erst erzählen, wenn alles in trockenen Tüchern ist, aber ich denke, ich kann nicht so lange warten und du erwartest auch eine Antwort. Also, hier ist sie. Ich ziehe nach Windington, um in deiner Nähe sein zu können. Weißt du, die letzten zwei Wochen habe ich mir so oft den Kopf darüber zerbrochen, wieso ich Chris nie so vermisst habe, oder so eine Maßnahme bei ihm treffen wollte. Der Grund kristallisierte sich bei jedem unserer Gespräche immer mehr heraus. Ich liebe dich Orion und ich will nicht mehr von dir getrennt sein."
Ich muss aussehen wie ein Fisch auf dem Trockenen. Mein Mund ist weit geöffnet und ich schnappe nach Luft. Ist das sein Ernst? Er will hierher ziehen? Zu mir? Und was ist....
"Was ist mit deinem Laden?"
"Naja, ich muss die nächsten paar Monate ab und zu mal nach Boston fliegen, bis die Dinge geklärt sind, aber Fakt ist, ich eröffne hier eine Filiale. Die in Boston wird mein Mitarbeiter übernehmen. Ich habe hier sogar auch schon einen Laden gefunden, mit einem großen Loft oben drüber. Wenn du willst, komm doch mit, wenn ich den Vertrag unterschreibe."
"Also heißt das, du wirst nicht bei mir wohnen?"
Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Einerseits würde ich wahnsinnig gern mit ihm zusammen wohnen. Andererseits ist meine Wohnung im Resort mein kleines Heiligtum und schon früher war ich, obwohl ich mich immer über jeden Besuch von Chris gefreut habe, auch irgendwie froh, wenn ich meine Bude wieder für mich hatte. Was das angeht, bin ich über die Jahre echt eigen geworden. Und obwohl ich gerade noch eine leichte Panikattacke bei der Vorstellung bekam, dass er einfach so mir nichts dir nichts bei mir einziehen will, macht sich jetzt Enttäuschung bei mir breit, weil ich mich da anscheinend getäuscht habe. Ja, ich weiß, echt verwirrend.
"Sternlein. Ich hoffe trotzdem, dass wir so oft wie möglich, also jeden verdammten Tag, zusammen sein werden, egal ob in deiner oder meiner Wohnung. Aber ich denke, keiner von uns möchte, dass ich mir ein Hotelzimmer nehmen muss, wenn Chris dich besuchen kommt." Mit seinem Zeigefinger streichelt er sanft über meine Wange.
Da muss ich ihm recht geben. Wenn Chris kommt, müsste ich Preston ja dann ausquartieren, oder zu Chris ins Hotelzimmer gehen. Aber darüber nachzudenken hat noch Zeit, denn Chris wird in nächster Zeit nicht nach Windington kommen. Er hat eben erst wieder zu arbeiten begonnen.
"War das Ganze eine schlechte Überraschung?", besorgt sieht er mich an, doch ich schüttle heftig mit dem Kopf.
"Nein, ganz und gar nicht, ich liebe sie, genauso wie dich und ich freue mich darauf, dich vor dem Einschlafen und beim Aufwachen zu sehen, jeden Tag."
Ich lege meine Arme in seinen Nacken, stelle mich auf die Zehenspitzen und küsse Preston innig.
***
Ein paar Wochen später, der Container kam endlich an, räumen wir Prestons Loft mit seinen Sachen ein. Es ist wunderschön und ich überlege ernsthaft, ganz bei ihm einzuziehen. Doch noch sind wir uns nicht wirklich einig. Chris spricht ständig darüber, dass er auch bei mir übernachten kann, er müsste ja nicht ins Hotel, doch Pres und ich finden das dann doch etwas komisch. In unserem Bett, in dem wir Sex haben, mit meinem Mann zu liegen fühlt sich dann doch ein wenig surreal an. Chris lacht sich immer schlapp und meint, zur Not hätte er auch nichts gegen einen Dreier, dann müsste Preston die Wohnung nicht verlassen, doch Pres will mich im Bett ganz für sich allein haben und ich komme mit dieser Situation auch besser klar, wenn es entweder der Eine oder der Andere ist. Es war schon verwirrend genug, wenn mich beide gleichzeitig in unverfänglichen Situationen mit Koseworten überhäuften.
Und dann kommt auch noch dazu, dass Preston nicht nur mit Chris, sondern auch mit Bent befreundet ist. Wenn die beiden also ihn besuchen kommen wollen, benötige ich auf jeden Fall eine Ausweichmöglichkeit. Bent zickt mich nicht mehr an, und ich lehne ihn nicht total ab, aber wir gehen uns in beiderseitigem Einvernehmen gerne aus dem Weg.
Ich glaube, das Ganze ist noch lange nicht ausdiskutiert. Zum Glück ist mir meine Mitarbeiterwohnung sicher und ein Teil meines Verdienstes wird ja dafür einbehalten. Und wer weiß, irgendwann wollen Pres und ich ja vielleicht ein Haus kaufen, mit genügend Etagen und Zimmern, um Chris und sogar Bent unterzubringen. Dennoch freue ich mich darauf, Chris wiederzusehen. Ich vermisse ihn doch schon sehr. Auch wenn ich Preston jeden Tag an meiner Seite habe. Aber das ist eben das Los einer polyamoren Fernbeziehung. Nichts desto trotz bin ich wahnsinnig glücklich. Besser könnte mein Leben nicht sein und ich freue mich auch schon darauf den Rest unseres Lebens zu erkunden.
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Liebe fleißige Leserbienchen ✨
Hiermit endet Orions verzwickte Story und wir überlassen sie sich selbst.
Danke dass ihr wieder so wunderbar mitgefiebert habt und immer ehrlich eure Meinung mit uns geteilt habt.
Vielen Dank auch für die vielen Sternchen.
Leider sind wir mit P wie Phoenix noch nicht mal annähernd fertig, doch wir wissen, dass ihr wider eurer Natur sehr Geduldig seid und wartet.
Wir hoffen bis bald
Eure Pheya ♥️
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