Kapitel 10

♠Preston♠

Uff, also ich bin ja echt hart im Nehmen, ja, aber Orion ist eine ganz andere Hausnummer. Er schafft es binnen Sekunden, mich so weich wie Butter zu machen. Habt ihr seine Lippen gesehen? Wie sie sich gekräuselt haben, als er zu schmollen begann, nachdem Thomas mir Recht gab? Ich sterbe wirklich noch an einem Zuckerschock, so süß ist er. Und ich glaube, ich bin verliebt.

Seit meiner Ankunft, seit Orion die Tür geöffnet hat, kann ich an nichts anderes denken, als an ihn. Ich möchte ihn in meinen Armen halten, mit ihm kuscheln, ihn lieben und ehren. Ich habe noch nie so einen Mann getroffen.

Ihr denkt sicher, oh man, was ist an ihm anders als an anderen Männern? Die Antwort darauf lautet: Ich weiß es nicht. Ich kann es euch echt nicht sagen. Sind es seine schwarzen Locken, die ihm vorwitzig in die Stirn fallen? Oder seine stürmisch grauen Augen mit diesem dunklen schwarzen Rand um die Iris, die wie Planeten wirken? Oder seine ruhige, aber dennoch verspielte Art?

Ich möchte seine geschwungenen vollen Lippen küssen und sein freches Kinn zwischen meine Finger nehmen, während ich ihm in seine süße Stupsnase beiße.

Ich möchte....

"Preston? Ist alles in Ordnung?"

Puh, Gott sei Dank holt Orion mich aus meinen Gedanken, wer weiß wo sie noch überall hingeführt hätten. Wahrscheinlich in die tiefen Gefilden meiner Hose.

Mein Blick wandert zu Orion, der mich mit einem Blick gemischt aus Sorge und Neugier ansieht.

"Ja, ja natürlich ist alles in Ordnung, ich war nur in Gedanken."

"Möchtest du mich an deinen Gedanken teilhaben lassen?"

"Ich denke, ich bin schockverliebt und träume von Küssen und der ewigen Liebe", platzt es aus mir heraus.

Seine Pupillen weiten sich, wie der Mond, der sich über die Sonne legt bei einer Sonnenfinsternis.

"Oh, okay", ist das Einzige, was er sagt, bevor er sein Glas Limo von dem Kellner entgegennimmt, der gerade eben die Küche betreten hat.

Er trinkt einen kräftigen Schluck und stellt das Glas vor sich ab.

"Aber das ist doch schön."

Irre ich mich, oder ist er traurig darüber? Oder eher enttäuscht?

"Ich meine, er sieht ja nicht schlecht aus, aber seine Art wäre mir echt zu viel", plappert er dann weiter und ich kann mir nicht helfen, aber ich verstehe nur Bahnhof.

"Was? Von wem redest du?" Ich streife meine verschwitzten Hände an meinem Oberschenkel ab.

"Na von Bent, oder nicht? Ist das nicht der in den du...?"

"Was?", lauthals fange ich an zu lachen, doch als ich sehe, wie ernst er mich ansieht, bleibt mir das Lachen im Hals stecken und ich fahre mir mit einer Hand in den Nacken.

"Du denkst....was?...Ich und Bent? Niemals. Ehrlich." Ich denke allerdings, ich muss ihn ein wenig in Schutz nehmen. "Bent ist ein guter Mann, wirklich.Eigentlich ist er wirklich lieb und verständnisvoll und er kann ein sehr guter Freund sein. Ist man nett zu ihm, ist er es auch, bist du es nicht, kann er sehr ungemütlich werden. Er holt Chris die Sterne vom Himmel und liebt ihn wirklich sehr. Ich denke nur, dass er es im Moment auch nicht einfach hat. Er wusste nichts von dir, genauso wenig von Chris Polyamorie, oder von dem, was Chris und ich am Laufen haben. Er ist sichtlich überfordert, vergiss nicht, er ist zehn Jahre jünger als ihr beiden und noch grün hinter den Ohren", erkläre ich ihm offen meine Meinung zum Thema Bent. Das Orion denkt, ich wäre in Bent verliebt, finde ich dennoch sehr unterhaltsam. Habe ich den Eindruck gemacht? Ich denke eher nicht.

"Ich möchte einfach nur, dass Chris glücklich ist und alles ruhig verläuft. Ich kann diesen Stress nicht gebrauchen. Wir hatten einige Männer, die Interesse hatten an Chris, doch meistens ist es an der Polyamorie oder an meiner Existenz gescheitert. Chris scheint in Bent Dinge zu sehen, die ich nicht sehe und das ist auch in Ordnung und ich habe kein Problem damit, ihn in der Familie Willkommen zu heißen, aber nicht so, wie er sich gerade verhält. Ihr sagt, ich soll ihm Zeit geben. Das werde ich, aber ich werde mich nicht beleidigen oder respektlos behandeln lassen, Preston." Er sieht so schwach aus und sicher erwarten viele eine entsprechende Unterwürfigkeit, aber die Stärke, die er mir bisher gezeigt hat, spricht von einem ganz anderen Kerl, das ist echt heiß.

"Das hast du auch nicht verdient Orion", mischt sich Thomas ein, der neben ihm stehen geblieben ist und ihm durch seine Haare krault. Und mich juckt's in den Fingern, diesen wuscheligen Lockenkopf in Form zu schneiden.

Orion schließt die Augen und seufzt genießerisch.

Danke Thomas, dass du mir zeigst, was Orion gern hat.

Selig lächelnd beobachte ich die beiden. Als ich merke, dass Thomas mich ansieht, zwinkere ich ihm zu, was auch ihn grinsen lässt. Orion bekommt davon nichts mit, zu sehr ist er in die Streicheleinheiten vertieft.

"Danke Tommy."

Orion zieht Thomas Hand von seinem Kopf und haucht ihm einen Kuss auf dessen Handrücken.

"Nicht dafür."

Thomas dreht sich weg und geht sich die Hände waschen, um sich anschließend wieder dem Essen zu widmen.

"Chris hat Bent eben auch zurechtgewiesen", versuche ich Orion aufzumuntern. "Wenn er noch einmal ungehalten und respektlos zu dir ist, wird er ihn rausschmeißen."

"Wie bitte? Heißt das Bent schläft auch bei uns? In meiner Wohnung? Das kann Chris nicht von mir verlangen. Ich will nicht, dass Bent in meiner Wohnung auf und ab oder ein und aus geht, als wäre es seine."

Aufgeregt fuchtelt Orion mit seinen Händen herum. Ich schnappe sie mir aus der Luft und lege sie auf den Tisch, doch ziehe ich meine nicht wieder zurück. Ganz im Gegenteil, ich nehme seine Hände sogar fest in meine.

"Beruhige dich doch, Sternlein. Chris würde sowas nie ohne dein Einverständnis tun. Ich meinte eher, wenn Bent halt eben gerade da ist. Natürlich werden Bent und ich in unsere Hotelzimmer gehen und dort schlafen und ich werde auch dafür sorgen, dass Bent nicht 24/7 um Chris herum schleicht. Damit ihr auch mal alleine seid."

Thomas Kichern erhellt mal wieder, wie in der letzten Stunde öfters, die Küche.

"Sternlein. Mein Gott ist das niedlich", murmelt er vor sich hin, doch kann ich es trotzdem verstehen. Ich sehe Orion an, dem die Röte ins Gesicht steigt, während er überall hinsieht, nur nicht zu mir. Er ist einfach so reizend.

Unser Essen, in Form von kleinen Pastetchen, wird von Thomas auf den Tisch gestellt und Orion sieht ihn überrascht an.

"Ein bisschen Magie hilft immer", flötet er und zwinkert Orion zu.

Seufzend greift er sich eins der Pastetchen, die im Übrigen richtig lecker aussehen und beißt hinein.

"Willst du denn gar nicht wissen, wer es ist, in den ich verliebt bin?", frage ich dann, denn ich kann mir vorstellen, dass er es unbedingt wissen will, doch sich nicht traut zu fragen. Zudem kam uns ja auch das Gespräch über Bent in die Quere.

"Doch", nuschelt er mit vollem Mund.

"Du bist es, in den ich mich heute Hals über Kopf verliebt habe."

Orion atmet tief ein. Ein Fehler, denn er zieht wohl einen Krümel in die Luftröhre und beginnt heftig zu Husten.

Ich springe auf, eile hinter ihn und klopfe ihm auf den Rücken, während ich ihn in eine aufrechte Position lenke. Bitte jetzt nicht ersticken, das wäre doch wirklich der völlig falsche Zeitpunkt dafür.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top