Kapitel 13
♠Aris♠
Seit ein paar Tagen sitzen Mikis und Blair zusammen an Mikis Naturwissenschaftsprojekt und ich kann nicht verstehen wie diese Zusammenkunft passiert ist. Denn eigentlich wollten Mikis und ich das zusammen machen und jetzt sitzt mein Sohn mit meinem Feind an einem Tisch, während ich ihm seine Klamotten hinterherräume. Was soll das denn?
Als ich im Bad ankomme reißt mir dann doch noch die Hutschnur.
"Verdammt McKnight, ist es zuviel verlangt dass du deinen Saustall aufräumst? Du lässt sogar deine Barthaare einfach im Waschbecken liegen. Was ist so schwer daran seine Schuhe anständig hinzustellen, oder seine Wäsche in den Wäschekorb zu schmeißen oder seine Haare zu entfernen? Mhm?" Oh Gott ich weiß dass ich mich wie ein altes Waschweib anhöre, aber ist doch wahr. Er tut nix. Außer mit meinem Sohn Spaß haben. Den eigentlich ich haben sollte. Ja, klar ich könnte mich dazwischen schieben, aber ich sehe wie viel Spaß Mikis mit Blair hat. Ich will ihm das doch nicht kaputt machen. Seit sein anderer Vater uns sitzen gelassen hat, hat er nur mich. Jetzt ist jemand anderes in unserem Leben, der ihm sogar Schutzkleidung kauf für den Umgang mit den Chemikalien ..... Moment.... Nein... das kann nicht sein. Bin ich echt eifersüchtig? Auf Blair? Was zum Teufel ist mit mir los?
"Dad?"
Ich habe keinen Grund dazu, eifersüchtig zu sein. Mikis ist mein Sohn und alles drumherum sind allerhöchstens Freundschaften, auch wenn das hier eine wirklich komische Freundschaft wäre.
"Dad!"
Oder hat Blair etwas vor? Will er vielleicht durch Mikis an mich ran kommen so in der Richtung: 'Ich bin lieb und nett zu deinem Sohn, wir verstehen uns gut, also lass uns auch Freunde sein?' Oder besser noch: 'Miteinander poppen?'
"Man Dad... was ist los?"
Mikis stupst mich an und ich sehe verwirrt zu ihm.
"Ich hab dich jetzt zweimal gerufen und du hast nicht gehört."
"Oh Sorry, ich war in Gedanken", entschuldige ich mich und geh zurück ins Bad um Blair hinterher zu putzen, doch der steht plötzlich neben mir und nimmt mir den Lappen aus der Hand.
"So wie du Eini nicht gehört hast, hast du auch mich nicht gehört. Geh zu deinem Sohn, ich mach das selbst weg."
Perplex seh ich ihn an. Diese Augen. Was hat er nur für wundervolle Augen. Mikis hat auch so schöne Augen. Doch in denen von Blair könnte ich baden, wie in einem Ozean. Und diese kleinen, wenigen Sommersprossen an Nase und Wangen....ohh. verdammt...die könnten mich um den Verstand bringen.
"Alter, Aris! Reiß dich zusammen."
Hat er mich gerade bei meinem Namen genannt? Er kennt meinen Namen? Kein Grieche mehr?
"Wer bist du? Und was hast du mit Blair gemacht?"
Lachend dreht er mich an meinen Schultern um und schiebt mich aus dem Bad.
Das ist mal ein angenehmes aber auch sehr überraschendes Friedensangebot. Leider arbeiten wir schon so lange zusammen, Jahre, in denen ich ihn jeden Tag sehen, mir seine Gemeinheiten anhören und seine Launen ertragen musste. Ich war diesen Ärgernissen so lange ausgesetzt, dass ich dem Frieden jetzt nicht so einfach trauen kann. Bin ich offen für eine Änderung? Auf jeden Fall, besonders jetzt, wo Mikis zwischen uns steht und sonst in die Schusslinie geraten könnte. Aber ich mag ihn trotzdem nicht und das geht auch nicht von heute auf morgen weg.
Ich werde ihn im Auge behalten und mich verhalten wie immer.
"Dad, er ist wirklich okay", meint Mikis, als ich mich zu ihm an den Tisch setze. Ich nicke nur mit dem Kopf, denn wie gesagt, ich trau dem Braten nicht. Mittlerweile dürfte er auch mitbekommen haben, was uns zugestoßen ist und trotzdem hat er sich noch mit keinem Wort für seine Worte entschuldigt, für die ich ihm auf die Nase gehauen habe. Ja okay, ich mich dafür aber auch nicht. Vielleicht sollte ich mich zuerst entschuldigen? Nein, das kommt gar nicht in Frage. Ich habe nur reagiert, er hat mich provoziert.
"Dad, es ist okay wenn du mir nicht helfen willst", höre ich Mikis leise sagen und setze mich aufrecht hin. "Nein Quatsch, natürlich will ich dir helfen. Ich war nur in Gedanken. Es tut mir leid Kumpel."
"Ist schon gut. Es ist momentan auch echt viel."
Oh man, wann ist er so alt und weise geworden? Er ist erst zehn und spricht teilweise schon wie ein Erwachsener und handelt auch so. Ich streiche ihm durch sein blondes Haar und gebe ihm einen Kuss auf den Scheitel, bevor ich Zeitungspapier und Kleister schnappe und ihm dabei helfe, einen Vulkan aus Pappmaschee zu bauen.
Nachdem der Vulkan fertig ist und wir ihn angemalt und wasserfest gemacht haben, stülpt Mikis ihn über die Flasche mit dem Elefantenzahnpastagemisch. Doch bevor er das Hefegemisch einfüllt steht er auf und rennt durch die Wohnung zu Blair. Der mittlerweile fertig mit dem Bad ist und sich in sein Zimmer verzogen hat.
"Blair komm raus, ich starte gleich den Vulkan."
"Oh ja, ich komme sofort", ruft Blair begeistert zurück. Ich verberge mein Grinsen hinter meiner Hand. Blairs Stimme gleicht einem Kind, welches sich über ein geschenktes Bonbon freut.
Keine zwei Minuten später kommt er aus seinem Zimmer, setzt sich zu uns an den Tisch und klatscht in die Hände.
"Los los, ich will sehen ob es klappt."
Mikis lacht, setzt sich die Schutzbrille auf und schüttet das Hefegemisch in die Öffnung des Vulkans und rührt mit einem langen Stiel um. Gespannt warten wir. Da es sich nicht um Backpulver handelt dauert es ein wenig länger, da spritzt es auch nicht raus sondern verhält sich mehr wie echte Lava... die sich langsam und rigoros, wie eine Klebemasse, den Vulkan runter bewegt und auf ihrem Weg alles begräbt und verbrennt, was ihr in die Quere kommt.
Da.... Endlich kommt es raus. Mit der beigemischten Lebensmittelfarbe haben sie eine wirklich schöne Masse hergestellt.
"Wow", rufen wir drei unisono. Sehen uns an und lachen dann. Ich sehe zwischen den beiden hin und her, bis mein Blick auf Blair verweilt. Wenn er lacht bekommt er Grübchen in den Wangen, seine Augen werden ganz schmal und seine Nase kräuselt sich. Im Gegensatz zum Rest seines eher beeindruckenden Körpers ist das richtig niedlich. Als er mich beim Starren erwischt drehe ich mich verlegen von ihm weg.
"Das habt ihr klasse gemacht, dann kann ja morgen in der Schule nichts schief gehen."
Mikis nickt eifrig und beginnt die Pampe wegzuputzen. Ich stehe auf und hole einen Lappen um ihm zu helfen.
"Ich habe heute Spätschicht", bemerke ich und Mikis stimmt mir zu.
"Das weiß ich, aber es ist okay, Dad, ich brauche niemand, der auf mich aufpasst. Ich werde lesen und dann schlafen gehen. Vielleicht geh ich vor dem Lesen auch noch ein bisschen im Resort spazieren. Ich hab mir immer noch nicht alles angesehen", meint Mikis und ich bin so stolz auf ihn. Ich weiß dass er es alleine hinbekommt.
Als wir alles aufgeputzt haben, mache ich mich fertig für die Arbeit. Blair und ich arbeiten heute beide in derselben Schicht. Also Blair hat ja eigentlich feste Arbeitszeiten, nur ich fahre unterschiedliche Schichten und arbeite zudem noch zwei Stunden mehr pro Tag. Hoffentlich lässt er mich in Ruhe.
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