Prolog
♣️Phedoka♣️
Niemals hätte ich gedacht dass man mich je sprachlos erlebt, doch in den letzten Tagen wurde ich eines besseren belehrt.
Ich sitze hier, in einem kleinen Raum im Resort nahe unserer Festwiese und weiß nicht was ich sagen geschweige denn denken soll. Alles was ich in meiner Hand halte ist mein Handy, auf dem ein bekannter Nachrichtendienst gerade eine Live Sendung gestartet hat.
"Hallo, falls sie gerade erst zugeschalten haben, heute berichten wir aus Windington über den berühmten Schriftsteller Bernard O'Toole, der vor einigen Tagen an Herzversagen gestorben ist."
Ja. Bernard ist tot. Unfassbar. Wir alle dachten er würde wieder auf die Beine kommen, doch leider hatte sein Herz da eine andere Meinung und quittierte seinen Dienst.
Es macht uns alle sprachlos.
Der Sender blendet Bernards Traueranzeige ein und mir kullern die Tränen über die Wange.
°○♧○°
Mit tiefer Trauer verabschieden wir uns von einem großartigen Mann und einzigartigem Schriftsteller, in dessen Büchern jeder Tod auch ein neues Leben in einer anderen Welt bedeutete.
Bernard o'Toole
hat den Kampf gegen ein zu spät erkanntes Herzleiden verloren. Ein großer Verlust vor allem für die Menschen, die sein Leben mit ihm teilten. Allen Lesern und Liebhabern seiner Bücher bleibt eine Serie von 30 Büchern erhalten und wir hoffen mit ihnen, dass Bernard ein neues Leben in einer anderen Welt voll Magie und Wunder bekommt, wie er sie für sich und seine Leser erträumt hat.
Wir werden die Spuren, die du in unseren Köpfen und Herzen hinterlassen hast, ehren und nie vergessen.
Der FantasyVerlag
DFV
°○♧○°
Als wir die Nachricht seines Todes bekamen, waren wir unheimlich bestürzt und schockiert. Unsere Gedanken schwenkten jedoch gleich zu Thomas, Cameron und Lizzy. Heya, Dustin und ich taten alles um ihnen in dieser schweren Zeit zur Seite zu stehen und tun es immer noch.
Doch im Moment brauche ich ein paar Minuten Ruhe, darum verstecke ich mich auch in diesem kleinen Raum.
Der Nachrichtensprecher redet weiter und ich höre abwesend zu.
"Ein Interview mit dem Arzt der Reha-Klinik hat ergeben, dass man den angeborenen Herzfehler erst vor kurzem erkannt und sofort behandelt hat."
Ein aufgezeichnetes Interview mit einem Arzt wird eingeblendet, der den Fragen des Journalisten gewissenhaft antwortet, soweit es ihm die Freigabe der Familie erlaubt.
Das komplette Interview, enthielt allerlei unseriöse Fragen zu seinem Privatleben und seiner Vergangenheit, die der Arzt alle mit "nicht meine Fachkompetenz" abschmetterte. Es lief am Tag nach seinem Tod auf allen Sendern zusammen mit den unglaublichsten Spekulationen. Das hatte ich auch gesehen.
Zum Glück haben sie es für die heutige Sendung auf die wenigen, tatsächlichen Fakten gekürzt.
"Es ist im Nachhinein schwer zu sagen, ob eine frühzeitige Erkennung und Behandlung sein Leben hätte verlängern können. Tatsache ist, dass eine zwingend notwendige OP nach einem Herzanfall zu schwerwiegend für seinen vorher durch einen anderen Anfall geschwächten Gesundheitszustand war. Auch die medikamentöse Behandlung hat nicht die gewünschte Wirkung erzielt. Wir trauern mit den Angehörigen."
Nachdem der Arzt seine Fakten dargelegt hat, wendet der Sprecher sich wieder den Zuschauern zu und erklärt weiter.
"Bernard O'Toole wurde gestern in kleinstem Kreise der Familie beigesetzt. Heute findet eine Trauerfeier für die Öffentlichkeit und die große Anzahl von Freunden, Geschäftspartnern und Bewunderern statt. Wir schalten jetzt Live zu Valentino Durante, der sich vor Ort in Windington befindet. Hallo Valentino. Wie man hörte gab es auf der Beisetzung einen Zwischenfall mit O'Tooles Ex Theodore?"
Oh ja, die gab es. Es hat ihn sehr gestört dass Heya, Dustin und ich zum engsten Kreis mitgezählt wurden, er aber nicht und er rastete vollkommen aus.
"Hallo Daniel. Ja, wie es aussah war sein Exmann der Meinung, ebenfalls zum engsten Kreise zu gehören und soweit ich gehört habe, rechnet man damit, dass er heute erneut auftaucht. Doch das Sicherheitspersonal des Resort de la Pheya, das die Feier ausrichtet und in dem O'Toole die letzten Jahre gelebt hat, hat die Anweisung ihn ohne großes Aufsehen vor die Tür zu setzen und im Notfall die Polizei zu rufen."
Der Sprecher im Studio schaut auf eine Bildleinwand, auf der der elegante und sehr beliebte Journalist zu sehen ist, der mit einem Mikrofon vor dem Eingangstor des Resorts steht um wohl gleich zu übernehmen.
"Die Scheidung soll ja auch alles andere als friedlich verlaufen sein, aber wir haben der Familie versprochen, diesem Mann kein weiteres Wort zu widmen. Reden wir lieber über das Resort. Wie ich hörte bist du sehr zufrieden mit deiner Unterkunft?"
Der Journalist wird nun voll eingeblendet und ich kann ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen erkennen.
"Ich kann euch sagen, wenn der Anlass nicht so traurig wäre, würde ich diesen Job feiern. Ich muss jedoch sagen, dass Resort hat es wunderbar geschafft, eine Stimmung voller Erinnerung an einen großen Schriftsteller aufzubauen, ohne die tiefe Trauer, die viele Angestellte hier empfinden, zu schmälern. Das ganze Hotel ist ausgebucht von Leuten, die Bernard O'Toole die letzte Ehre erweisen wollen und bislang ist uns niemand begegnet, der hier nur für einen Urlaub oder eine Geschäftsreise vor Ort ist."
Es ist irgendwie schon ulkig diesen Mann aus diesem Winkel zu sehen, denn die Kamera verfolgt den Journalisten jetzt auf seinem Weg durch den Haupteingang und im hinteren Teil des Flures, durch eine andere Tür wieder hinaus auf die Festwiese an deren Ende wir eine Bühne aufgestellt haben, komplett mit Mikrofonen, und überall verteilten Lautsprechern. Davor befinden sich lange Reihen von Bänken deren Sitzplätze zum Teil mit Namen, zum anderen mit Nummern belegt sind, damit jeder einen Platz hat und ihn auch gut finden kann.
"Wie man ja weiß hat Bernard O'Toole immer großen Wert auf seine Privatsphäre gelegt, besonders wenn es um seine Kinder und seinen jüngsten Ehemann geht. Daher ist es eine große Ehre und ein Privileg, dass ich mit der Dokumentation und Übertragung der Trauerfeier beauftragt wurde. Marco, mein Kameramann und ich hatten das große Glück, Bernard und Thomas auch persönlich kennen zu lernen und wir haben vor einigen Jahren bereits über seinen 50. Geburtstag berichten dürfen", erklärt der Journalist und dreht sich immer wieder zur Bühne und zurück zur Kamera um.
Der Studiosprecher schaltet sich wieder dazu, ist aber nur noch als kleines Bild in der Ecke zu sehen. So dass ich ihn ohne Brille auf dem kleinen Handybildschirm kaum erkennen kann.
"Die beiden sollen vor kurzem geheiratet haben!"
Der Journalist bestätigt dies, warnt aber sofort davor, der Gerüchteküche der großen Sender keinen Glauben zu schenken.
"Bernard wollte seinen Mann versorgt wissen und Thomas hat nur eingelenkt, damit sich Bernard nicht unnötig aufregt und nachdem seine Kinder ihn ebenfalls eindringlich darum gebeten haben. Ich habe nie einen Mann kennengelernt der weniger an Geld interessiert ist als ihn."
So wie ich es erkennen kann, hat der Kameramann jetzt seinen Platz am Rande der Bühne eingenommen und schwenkt seine Kamera über die sich langsam füllenden Sitzreihen.
Es ist bald an der Zeit dass ich hinausgehe, doch irgendwie möchte ich nicht. Ja, ich geb es zu, auch wenn ich immer quirlig, gut gelaunt oder auch neben der Spur bin, kenne ich trotzdem die Angst. Ich steh nicht gerne auf der Bühne und ich rede nicht gerne von dort aus, dennoch habe ich zugesagt die erste Rede zu halten, für Bernard.
"Die erste Reihe ist für die Familie reserviert. Neben seiner Tochter, seinem Sohn und seinem Mann wird auch sein Bruder, Leonard O'Toole erwartet, der etwas älter ist als er und mit seinen Fotografien als Kriegsberichterstatter fast ebenso berühmt. Außerdem werden dort einige sehr enge Freunde sitzen. Es werden auch einige Kollegen aus Schriftstellerkreisen erwartet und eine ganze Reihe wurde für einen Fanclub aus Lesern reserviert der Stellvertretend für alle Leser seiner Bücher eingeladen wurde."
Als langsam Ruhe eintritt und das Stimmengemurmel der Gäste zu einem leisen Rascheln von Kleidung abebbt flüstert der Journalist letzte Informationen, bevor sich die Kamera, die kurz die trauernden Gesichter der Familienangehörigen zeigt, wieder auf die Bühne ausrichtet.
Gleich ist es soweit....
"Während der Trauerfeier wurden wir gebeten leise zu sein und den Rednern zuzuhören. Aber beim anschließenden Miteinander dürfen wir mit Kamera teilnehmen und vielleicht ergibt sich das eine oder andere Interview. Natürlich wollen wir aber niemanden stören."
"Phe, du solltest dann...."
Heya betritt meine kleine Blase in der ich bis eben war, streckt mir ihre Hand hin und hilft mir vom Boden aufzustehen, auf dem ich die ganze Zeit saß.
Lächelnd umarmen wir uns kurz und gehen dann zusammen aus dem Raum und zur Bühne, wo ich mich dann vor das Mikrofon stelle.
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