Kapitel 3

♣Vorlesung♣

Kapitel 1

Gedankenverloren beobachte ich den jungen Imp in seiner magischen Küche, wie er da in seinem großen Kessel herum rührt und dabei immer wieder die Sanduhr dreht sobald er die nächste Zutat hinzugefügt hat. „Du musst auf die fertige Pastete achten, nicht auf den Kobold oder seine magischen Kochkünste!", flüstert mir die nervöse und etwas zu füllige Fee ins Ohr während sie auf meiner Schulter sitzt und sich an meinem Kragen fest hält. Ihre Beine schlagen unruhig gegen meine Schulter und obwohl es wirklich nur eine leichte Berührung ist so wird sie doch unangenehmer, je länger sie andauert und je öfter sie immer dieselbe Stelle mit ihren Hacken malträtiert.

Meine linke Hand wandert zu ihr um sie mit Daumen und Zeigefinger an den Füßen ruhig zu halten während mein Blick ihrer Anweisung folgt; gerade noch rechtzeitig um zu sehen, wie die Pastete verschwindet und einen dreckigen Teller zurück lässt. "Da, siehst du was ich meine?" Aufgeregt entzieht sie ihre Beine meinem Griff und hüpft mir von der Schulter. Heftig schlägt sie mit ihren Flügeln und ich stoße erleichtert und ein wenig belustigt meinen Atem aus, als sie sich nach kurzem Fall gerade noch rechtzeitig und mit viel Mühe abfängt bevor sie auf dem Boden aufschlägt. Langsam gewinnt sie wieder an Höhe.

Schnell richte ich meinen magischen Blick zurück auf den Teller und kann gerade eben noch das Flackern des winzigen Portals sehen, bevor es wieder geschlossen ist. Die Fee plappert weiter auf mich ein. „Du schuldest mir was, alter Mann. Weißt du, wie lange ich trainieren und hungern muß, bis ich das Übergewicht wieder los bin, dass ich mir für Dich angefressen habe?" Meine Augen verharren auf dem Punkt der von der Verbindung übrig geblieben ist und der sich auf minimale Größe zurück gezogen hat ohne jedoch, wie sonst bei solchen Portalen üblich, ganz zu verschwinden. Interessant, ein interdimensionaler String. Damit hatte ich schon lange nicht mehr zu tun.

"Versuchst du mich zu übervorteilen, Fae Magnolia?" Die leise Belustigung, die in meinen Worten mitschwingt, lässt sie kurz in der Luft erstarren bevor sie noch hektischer mit den Flügeln schlägt um nicht wieder an Höhe zu verlieren. Abwehrend wedelt sie mit ihren Armen im selben Tempo wie ihr Flügelschlag. „Hey, nein, nein, auf keinem Fall, echt nicht. Aber ich mußte schließlich all das delikate Essen kaufen damit ich bei meiner verdeckten Ermittlung kein Aufsehen errege."

Nachdem ich sicher bin, dass es sich tatsächlich um einen fest installierten String in die andere Welt handelt, wende ich mich der Fee zu und sehe ihr mit einem breiten Grinsen direkt in die Augen. Die Drohung die hinter meinem zur Show gestellten Humor liegt, verfehlt ihr Ziel nicht. „Du mußtest Essen kaufen und ich habe jedes einzelne davon bezahlt. Niemand hat dich gezwungen, das alles zu verzehren." Sie stöhnt geschlagen auf und reibt sich den kugelrunden Bauch. "Ich weiß, aber ich hab den Fehler gemacht die erste bestellte Portion zu essen und sie war so lecker, dass ich es einfach nicht ertragen konnte, die anderen wegzuschmeißen."

Ich nicke verständnisvoll und greife nach der Rabenfeder aus der Welt der Menschen, die ich als besondere Belohnung versprochen habe, wenn Sie mir einen echten Hinweis liefert. sie flattert sofort näher und ergreift sie aber ich lasse noch nicht los. "Daten?", fordere ich und sie errötet. "Jeden Tag zur Mittagsstunde und Fischtag auch um Mitternacht." Ich lasse los und die Fee, die an der Feder gezogen hat, schwirrt ungebremst rückwärts. Mit einem magischen Wort fange ich sie ab bevor sie gegen eine Wand knallen und sich womöglich böse verletzen kann. Sie erzittert, als sie die Macht hinter meiner Magie verspürt. „Da- danke„" stottert sie und sucht dann schnell das Weite.

Neugierig beobachte ich den Kobold noch eine Weile. Wer bist du, und mit wem bist du in der anderen Welt verbunden?

Kapitel 2

Der junge Koch summt leise eine traurige Melodie vor sich hin während er dem Rezept im aufgeschlagenen Kochbuch detailgetreu folgt. Er traut sich nicht auch nur geringfügig davon abzuweichen, obwohl er sich sehr sicher ist, dass man den Geschmack des Trankes, der unter seinen wachsamen Augen vor sich hin braut, ganz einfach um ein vielfaches verbessern könnte. Aber in dieser Welt sorgen Kräuter und Gewürze nicht nur für eine Veränderung des Geschmacks. Die positiven wie negativen Auswirkungen seiner Gerichte und Tränke auf den Körper des Konsumenten, die in seiner eigenen Welt ebenfalls bekannt sind, könnte er durchaus berücksichtigen, auch wenn sie sich auf die unterschiedlichen Kreaturen in dieser Welt viel stärker und manchmal ganz anders auswirken. Die unbekannte Komponente die ihn zögern lässt ist die Magie die er überall spüren, aber bisher nicht einordnen kann. Damit herumzuspielen erscheint ihm einfach zu gefährlich.

Doch er wäre kein Sternekoch, wenn er nicht fähig wäre aus Rezepten zu lernen und sein einmal erlerntes Wissen auch auf andere Rezepte anzuwenden. Aus diesem Grund ist auch seine neue Küche hier schnell zu einem beliebten Anziehungspunkt für Leckermäuler geworden. Dass er dadurch mehr und mehr Arbeit hat und kaum noch Freizeit ist eher ein positiver Effekt an der ganzen Geschichte, denn das vertreibt ihm die Zeit und hält ihn von traurigen Gedanken ab.

Wieso hat er sich nur auf das Geschäft mit einem Dämonen eingelassen? Sicher, die Köstlichkeit, die er probieren durfte und deren Herstellung er unbedingt selbst erlernen wollte, schien das Geschäft wert zu sein und damals wusste er nichts von Magie oder der Existenz von Dämonen und einer anderen Welt, nur eine Dimension von seiner eigenen entfernt.

Mit einem tief empfundenen, innerlichen Seufzer der als freches Keckern nach außen dringt das nicht zu seiner Stimmung passt, löscht er das Feuer unter dem Kessel und beginnt damit die dunkelviolett schimmernde Flüssigkeit mit einer Kelle zu schöpfen und in die bereitgestellten Tonfläschchen abzufüllen. Sorgsam die kleinsten Blasen vermeidend gießt er sie bis zum Rand voll, dann presst er den Korken darauf und wischt die dadurch übergetretene Flüssigkeit mit einem sauberen Tuch ab. Die Lappen landen alle in einer Kiste die regelmäßig vor seinen Augen verschwindet und durch eine leere ersetzt wird.

Es gibt in dieser Welt nichts, das nicht auf irgendeine Weise wieder verwertet oder von irgendwem noch weiter verbraucht werden kann. Nicht, dass er viel von dieser Welt zu sehen bekommen würde, denn er ist an diese Küche gebunden. Er kann sie nicht verlassen doch immerhin bedeutet das auch, dass ihn niemand entführen und für sich selbst beanspruchen kann. Und erste Versuche in diese Richtung hat es bereits gegeben.

Mit einem weiteren, ergebenen Seufz-Juchzer fügt sich der junge Mann in sein Schicksal und macht sich daran, die Korken mit einer Kordel zu sichern und mit heißem Wachs und einem speziellen Stempel zu versiegeln. Dann muß er sie bis Freitag sicher, kühl und dunkel lagern.

Kapitel 3

Es ist Fischtag. Manche Dinge in der Welt der Kreaturen sind der der Menschen so ähnlich und doch so anders. Der Name für den 5. Wochentag ist ein Beispiel dafür. Ist der Freitag bei christlichen Menschen auch der Tag, an dem man Fisch bevorzugt so hat er seinen Namen hier aus genau diesem Grund. Es ist kurz vor Mittag und ich habe mich dieses Mal selbst an die Theke begeben, die den Gastraum von der Küche trennt.

Während ich die köstliche Fischsuppe genieße, die dampfend vor mir steht, beobachte ich gleichzeitig die Pastete auf dem Teller der auf einer kleinen Anrichte in einer Ecke steht und den fleißigen Kobold, dessen Verhalten mir komisch vorkommt ohne dass ich den Grund für dieses Gefühl wirklich erfassen kann. Ich weiß nur, dass etwas nicht stimmt.

Zum Glockenschlag der Mittagsstunde beginnt der String zu leuchten und das Portal öffnet sich erneut. Die Pastete wird kurz darauf hinein gezogen und bevor der 12. Gong verhallt ist sind Portal und Leuchten wieder verschwunden und alles was zurückbleibt ist ein leerer Teller und ein paar Krümel. Und genau diese Überbleibsel sind ein weiterer Beweis, dass es sich um einen I-String handelt.

Die fest installierte magische Verbindung zwischen zwei Plattformen, String genannt, ist ein gebräuchlicher Handelsweg in dieser Welt und sorgt für den Austausch von dem, was auch immer auf beiden Seiten der Verbindung steht. Auch dass vorher ein Portal geöffnet wird, als Fenster durch das der Gegenüber prüfen kann ob wirklich die vereinbarte Ware auf dem Podest liegt, entspricht der Norm. Deshalb erwecken die Geschehnisse in der Ecke auch keine Aufmerksamkeit bei den anderen Gästen.

Hier jedoch findet kein Austausch statt und die Ware wird nicht durch den String teleportiert sondern über das Portal, welches durch den String mit einem verbotenen Tor in der anderen Welt verknüpft wurde. Das ist der Beweis für ein Grenzvergehen den ich brauchte um weiter vorgehen zu können.

Um einen I-String zu installieren und aufrecht zu erhalten benötigt es nicht nur die absolut freiwillige Zustimmung sondern auch mächtige Magie auf beiden Seiten. Das bedeutet, der viel zu gute Koch ist in dieses Verbrechen verstrickt und eine Kreatur ist in die andere Dimension eingedrungen. Bevor ich den Imp, dessen Namen ich bisher nicht herausfinden konnte, also zur Rechenschaft ziehe muß ich seinen Partner auf der anderen Seite ausfindig machen.

Aber gerade jetzt kann ich nichts weiter tun als warten und diese köstliche Suppe genießen.

Kapitel 4

Wie immer schließt sich der Gastraum seiner Küche am Fischtag rechtzeitig für neue Gäste, so dass der junge Koch eine Stunde vor Mitternacht alleine ist. In ihm toben die unterschiedlichsten Gefühle um Vorherrschaft während er die versiegelten Tonfläschchen aus dem Keller holt, der zusammen mit einer kleinen Kammer zur Küche gehört.

Er freut sich darauf, seinen Liebsten wiederzusehen und gleichzeitig zieht sich sein Herz schmerzvoll zusammen, weil er nicht weiß ob er ihn jemals wieder in den Armen halten kann. Selbstvorwürfe und Selbstmitleid flammen abwechselnd auf und heizen seine Wut auf den Dämonen an, der ihn in diese Falle gelockt hat, gefolgt von einer Schwere aus Hoffnungslosigkeit, weil es keinen Ausweg gibt.

Ginge es dabei nur um ihn selbst würde er die Arbeit einfach einstellen und sich den Konsequenzen stellen, egal welche Höllenqualen sie bereit halten könnten. Doch Barnabas de Coya ist ein unschuldiges Opfer. Um zu verhindern, dass sein geliebter Barney noch mehr leidet oder gar stirbt muß er, Tobin Cook, seinen Teil des Deals einhalten solange es geht.

Kurz vor Mitternacht steht er bereit. Er wird die Tränke erst auf den Teller stellen, wenn er seinen Liebsten gesehen hat. Den Fehler auf die Einhaltung des Deals von der anderen Seite zu Vertrauen hat er nur einmal gemacht und dafür nicht nur selbst gelitten, weil die Verbindung direkt danach gekappt wurde ohne ihm einen Blick auf seinen Liebsten zu gewähren.

Als er ihn eine Woche später zu Gesicht bekam war Barney dem Tode nah, weil der Dämon ihm die tägliche Pastete verweigert hat, die ihn vor den negativen Auswirkungen des Dämons schützen soll. Er hätte es, wieder einmal, besser wissen sollen. Und erneut musste Barney leiden weil er zu dumm, zu naiv, zu gutmütig und gutgläubig war.

Sorge bereitet ihm jetzt, dass die geforderte Pastete immer größer werden muss. Angeblich lässt die Wirkung nach, irgendetwas von wegen Resistenz? Das Gesicht des Dämonen erscheint in dem deutlich größeren Portal und grinst ihn hämisch an. Er trägt wieder einen teuren Designer-Anzug, um seinen Hals hängt mindestens eine Kette aus Edelmetall und besetzt mit Edelsteinen zu viel und sein Gesicht ist mit zu viel Schminke auf menschlich getrimmt. Seine arrogante, schrille und leicht unmenschlich klingende Stimme zerstört das Bild aber wieder.

"Erst die Tränke", fordert er wie jedes Mal und Tobin verschränkt zur Antwort nur seine Arme vor der Brust. Eine Weile starren sich die beiden an bis der Kobold seine Stimme erhebt. „ Glaub nur nicht, dass deine Verzögerungstaktik von meiner Zeit abgeht. Je länger du wartest um so weniger Tränke werden am Ende ihren Weg zu Dir finden."

Kapitel 5

Natürlich hatte ich die Räumlichkeiten nicht verlassen, auch nicht, als die Küche für neue Besucher geschlossen wurde. Dennoch war ich lange vor dem letzten Gast verschwunden, Wenn auch nur von der Bildfläche. Anders als die Fee, die sich für ihre Beobachtungen irgendwo versteckt haben musste, wurde ich für andere einfach unsichtbar.

Die langen Stunden bis Mitternacht hatte ich mir damit vertrieben, den Kobold zu beobachten und hinter sein Geheimnis zu kommen. Leider sorgten die umherschwirrenden, magischen Dämpfe die
bei seiner Tätigkeit zwangsläufig entstanden, dafür, dass ich kein klares Bild seiner Aura bekam.

Jetzt jedoch liegt sie klar vor mir und gibt mir eine Erklärung dafür, warum ich den Namen der Kreatur mit den besonderen Kochkünsten nicht erspüren konnte. Die Seele in dem kleinen Kobold ist die eines Menschen und der Körper ist der eines Kinkirsi. Die kleinen Helferlein werden nur zu gerne von anderen Dämonen benutzt und gelangen sie in die Welt der Menschen, ergreifen sie Besitz von einem und fesseln dessen Seele an ihren Körper.

Der interdimensionale Austausch dieser Seelen ist die Grundlage für den I-String und eine raffinierte Vorgehensweise die mir sagt, dass noch jemand mit mehr Verstand hinter all dem stecken muß. Dann taucht das Gesicht einer Kreatur im jetzt deutlich größeren Portal auf und ich grinse zufrieden. All die Schminke und Verkleidung ist für meinen magischen Blick leicht zu durchschauen. Hiranyakashipu - Dämonenkönig und Personifikation von Maßlosigkeit und Egoismus und vermutlich wieder einmal bestrebt, die Weltherrschaft zu übernehmen. Leider hat er sich nun die falsche Welt dafür ausgesucht.

Das Bild wechselt und ein menschliches Gesicht erscheint im Portal. Mit meinem magischen Blick kann ich sehen, was dem Koch verborgen bleibt; es geht dem älteren Herrn nicht gut. Seine einstmals vermutlich runden und vollen Wangen sind eingefallen und dunkle Ränder unter den Augen treten auf der fahlen Haut nur noch deutlicher hervor. Wie immer ist es auch dieses mal die Gier des Dämonen, der die Vollendung seines Werkes verhindern wird. Denn statt den Mann, von dem er zehrt, ordentlich zu füttern - dafür sind die täglichen Pasteten gedacht, da bin ich mir sicher - geizt er damit und wird den armen Kerl dadurch schnell auslaugen.

Der Koch vermag vielleicht nicht die magische Täuschung zu durchschauen, die das ausgezehrte Gesicht gesund erscheinen lässt, doch fängt er ohne Probleme die Hoffnungslosigkeit in der Stimme seines Freundes auf. "Barnabas de Coya!" Der Ausruf schickt dem Mann magische Energie direkt durchs Portal und soll ihm wohl auch Mut zusprechen, doch sofort schiebt sich Hiranyakashipu wieder ins Bild und zischt verärgert auf. „Keine Namen, man weiß schließlich nie, wer auf deiner Seite zuhört." Oh wie recht er damit hat.

"Ich warne dich, Kreatur aus der Hölle, wenn ich herausfinde, dass du Barney schlecht behandelst, stelle ich die Lieferung der Tränke sofort ein." Hochnäsig schnaubt die Kreatur, die mit Hilfe von feinster Kleidung und aufwendigem Make Up versucht nicht nur menschlich sondern auch herrschaftlich auszusehen, was ihr bis zu einem gewissen Grad sogar gelingt, solange sie nicht spricht.

"An dem Tag, an dem du nicht mehr lieferst, stirbt er einen langsamen und qualvollen Tod." Der junge Mann lässt sich jedoch nicht gänzlich einschüchtern auch wenn ihm die Drohung sichtlich zu schaffen macht. "Wenn es das ist, was sowieso mit ihm passiert muß ich dich dafür nicht auch noch bezahlen!" Ich frage mich, wie groß die Mitschuld an dem Ganzen hier tatsächlich bei dem Koch ruht. Ich denke, ich sollte unbedingt mal mit ihm reden.

Kapitel 6

Unruhig streift der junge Imp durch seine Küche. Er weiß einfach nicht, was er tun soll. Das Bild seines Freundes zeigte keinerlei Anzeichen von Harm, aber seine Stimme passte nicht dazu. Selbst, wenn es Barney gut gehen würde, was er von Tag zu Tag weniger glaubt, hätte man Trauer, Müdigkeit und Sorge in seinem Antlitz erkennen müssen. „Das Bild ist Fake", murmelt er laut vor sich hin. „Vielleicht ist er es nicht einmal selbst. Vielleicht ist er schon Tod." Ein Schluchzen entkommt seiner tiefsten Seele doch keine Träne fällt, obwohl er sie in sich spüren kann. Aber dieser verdammte Körper, in dem er feststeckt, besitzt nicht die Fähigkeit dazu. Stattdessen ist ein hämisches Lachen zu hören.

"Ich wünschte, ich könnte irgendetwas tun um den Handel rückgängig zu machen" sinniert er weiter laut vor sich hin. Seit er in diese Falle geraten ist, hat er angefangen, mit sich selbst zu reden, da es sonst niemand tut. Außerdem ist es so leichter, die eigenen Gedanken zu sortieren. Doch das nützt alles nichts, wenn man zu wenig Informationen besitzt und die Entscheidung, die man treffen muß, den sicheren Tod eines geliebten Menschen nach sich zieht.

"Gibt es nicht immer ein Hintertürchen bei solchen Verträgen?" Er bleibt vor einem Spiegel stehen und schaut angewidert hinein. Der Kobold, der ihm entgegen starrt, wirkt von weitem so menschlich doch aus der Nähe erkennt man die 'Fehler in Bild'. Augen die in allen Farben schimmern als könnten sie sich nicht für eine entscheiden, Haare die eher eine Art Fell sind und kleine, stumpfe Hörner verstecken und viel zu viele und zu spitze Zähne im Mund, oder eher im Maul, die es unmöglich machen freundlich zu lächeln.

„Du bist so hässlich und widerlich und doch würde ich bis ans Ende damit leben, denn ich habe mir das selbst eingebrockt. Aber Barney?" Er schaudert, denn die Stimme die er hört ist zu hoch, zu schrill und hat immer einen Unterton von Gemeinheit in sich. Vielleicht auch ein Grund, warum er laut mit sich spricht, denn diese andere Stimme erweckt den Eindruck eines Gesprächspartners und erinnert ihn außerdem daran, dass dies hier kein Traum ist sondern schreckliche Realität.

"Herr im Himmel", beginnt er schließlich laut zu beten und zu flehen. "Ich nehme jede Strafe auf mich, aber bitte hilf mir und rette meinen Freund. Er ist ein unschuldiges Opfer meiner Dummheit und hat das nicht verdient."

Kapitel 7

Es ist interessant zu sehen und zu hören, wie der Koch mit sich und seiner Situation hadert doch was mich für ihn einnimmt ist die Bereitschaft seine Fehler anzuerkennen und seine Strafe anzunehmen. Doch bevor ich diese austeilen kann muss ich ein Urteil fällen und dafür benötige ich wiederum erst einmal alle Fakten. Außerdem muß ich vorher den Aufenthaltsort von Hiranyakashipu herausfinden und je schneller mir das gelingt um so geringer der Schaden, den er anrichten kann.

Mit seinem Gebet gewährt er mir eine Steilvorlage. "Wie ist dein Name?", lasse ich meine Stimme ertönen und füge einen mächtigen Hall dazu der ihn erschauern lässt. Er fährt herum, schaut sich wild um, doch noch zeige ich mich ihm nicht.

„Wer bist du?", fragt er erschreckt ins Leere. In seiner Stimme liegt Angst und Unglauben wie ein Kinkirsi sie zeigen würde. Er kann offensichtlich nicht glauben dass sein Gebet erhört wurde. „Du hast um Hilfe gebeten, und meine Aufgabe ist es dich anzuhören und den Fehler zu beseitigen an dem du beteiligt bist. Dafür brauche ich deinen Namen!"

Er dreht sich noch einmal im Kreis, dann lässt er sich kraftlos auf den Boden plumpsen, Kopf und Schultern hängen und einen Ton erklingen, der eine Mischung aus Verzweiflung und hämisches Lachen ist. "Ich würde dir so gerne glauben, aber ich habe aus meinen Fehlern gelernt, weißt du? Ich habe erfahren wie viel Macht jemand über dich hat, sobald er deinen Namen kennt. Ich weiß jetzt auch, das Lug und Betrug nicht die Regeln eines Vertrages brechen. Eine Stimme aus dem Off vertrauen?" Er schüttelt den Kopf.

Ich verstehe. Aber wie soll ich Vertrauen bei ihm aufbauen, wenn er nichts von dieser Welt oder mir weiß und noch weniger wissen darf? Ich muß das anders angehen. Einen Namen habe ich bereits und damit einen Beweis, dass der junge Mann das Konzept von Namen und Macht im Ansatz begriffen hat, so wie er ihn vorhin benutzt hat. Mein Körper in der Menschenwelt hat bereits damit begonnen nach diesem Namen zu suchen. Da der Dämon dessen Namen eindeutig ebenfalls kennt ist Eile um so mehr geboten. Ich entschließe mich daher, mich zu zeigen.

"Ich bin ein Wandler zwischen den Welten, Wächter der Grenze und der Einzige, der deinem Freund noch helfen kann. Du kannst mich Frank nennen."

Kapitel 8

Der Hall in der fremden Stimme ist nicht ganz verschwunden aber deutlich gedämpft und der Kobold fährt herum in die Richtung, aus der er sie jetzt kommen hören kann. Eigentlich hat er jemand großen, strahlenden, Angst einflößenden erwartet doch stattdessen schaut er auf einen alten, unscheinbaren Mann der winkt, als könnte er ihn selbst in dieser Form und ganz ohne Magie mit Leichtigkeit bezwingen.

"Aber dafür brauche ich mehr Informationen. Wenn du mir deinen Namen nicht sagen willst, kannst du mir dann den deines Körpers nennen?" Seine Augen werden groß und sein Körper beginnt zu zittern. Dieser Mann weiß Bescheid und das bedeutet, er ist unglaublich mächtig, oder? Er kann kein Freund das Dämonen sein, so wie sein eigener - oder besser gesagt fremder - Körper auf ihn reagiert und der Feind seines Feindes könnte sein Freund sein, oder nicht?

Bevor er antworten kann schüttelt sich sein Kopf von ganz alleine, was von Frank aufmerksam beobachtet wird. Der alte Mann macht einen Schritt auf ihn zu und wieder weicht sein Körper automatisch zurück. "Interessant. Wie viel von Dir ist noch hier, kleiner Kinkirsi?" Das alles ist so beängstigend für Tobin doch alles was er tun kann ist zusehen wie dieser Frank seinen Körper mit Worten und Magie in die Enge drängt.

"Hilf mir!" Wimmert er immer wieder in Gedanken, und irgendwann gelingt es ihm die Worte auch heraus zu pressen, was dem Fremden ein breites Grinsen aufs Gesicht bringt und den Körper in dem er steckt in pure Panik versetzt. "Wo bist du, Kinkirsi, zeige dich mir." Der Koch begreift plötzlich tief in seiner Seele dass dieser Mann den Imp bekämpft um herauszufinden wo er ist, wo der Körper ist, in dem er gerade steckt, sein Körper - in seiner Welt. Und dann weiß er, was er zu tun hat.

Er konzentriert alle seine Sinne auf einen Punkt in diesem Körper, den seine Seele nicht erreicht. Er dachte bisher das sei normal oder eine Taubheit die eben da ist. Doch jetzt erkennt er die Wahrheit. Zum ersten Mal auch bereit für sich selbst zu kämpfen lässt er seine Gedanken aufschreien und füllt sie mit der Magie die sich seit einiger Zeit in ihm gesammelt hat. "Verschwinde, dieser Körper gehört jetzt mir!"

Kapitel 9

Ich kann es sehen und spüren, als der Mensch beschließt sich meinem Kampf anzuschließen, denn in diesem Moment erstarrt der Körper des Kobolds, beendet jeden Rückzug, jedes Ausweichen, hört sogar auf zu Zittern, tapferes Menschlein. Kurz darauf leuchtet der String auf, doch bevor das restliche Stück der Koboldseele sich auf den Weg zu seinem Herrn macht, kann ich seine Aura lesen. "Mirroi, ich hätte es wissen müssen!", flüstere ich und ein zorniges Jaulen entkommt dem String bevor er wieder zur Ruhe kommt.

Schnell eile ich zu dem Koboldkörper, dessen menschliche Seele eines jungen Mannes jetzt mit ihm alleine und davon etwas überfordert ist, um ihn vom Boden aufzuheben und in seine Kammer zu bringen. "Halte Still" fordere ich, als er sich in der Wolke aus Magie zu rühren beginnt, die ihn trägt und sanft in seinem Bett ablegt. Dann setze ich mich zu ihm.

"Ich muss die beiden finden und in diese Welt zurück bringen und du hast in dieser nichts zu suchen. Wenn du mir vertraust und mir hilfst werde ich deinen Freund retten können. Und wenn deine Hilfe gut genug ist wird sie sich mildernd auf deine Strafe auswirken. Aber wir haben keine Zeit zu verlieren, du musst dich jetzt entscheiden!"

Seine Augen, vor Angst sowieso geweitet, werden noch größer und sein Körper beginnt erneut zu zittern, dieses Mal aus tiefster, menschlicher Seele heraus. "Er wird den Dämonen warnen und der wird seine Wut an Barney auslassen, oh mein Gott." Ich schüttele nur den Kopf. "Das würde ihn zuallererst seinen eigenen Kopf kosten und an dem hängt er zu sehr." Dass es sich dabei aktuell um einen menschlichen Körper handelt, den wir noch brauchen werden, verschweige ich lieber ersteinmal, zumal es sowieso nur bildlich gesprochen war, denn Hiranyakashipu ist nicht so dumm den I-String zu zerstören der ihm erlaubt mit minimalem Energieverbrauch ein Portal zwischen den Welten zu öffnen. Das sorgt auch dafür, dass die magische Signatur gering bleibt und erhöht somit seine Chance, nicht von mir entdeckt zu werden.

"Wie ehrlich war deine Erklärung, jede Strafe anzunehmen die dir gebührt?" Er nickt noch etwas ungeschickt und beginnt Hände und Füße zu bewegen um ein Gefühl für die neue Macht zu gewinnen, die er jetzt über diesen Körper hat. "Ich hoffe, ich werde es nicht ebenso bereuen wie alles andere, was ich in diesem Zusammenhang getan habe, aber ich habe auch keine andere Wahl."

Kapitel 10

Der Imp mit der menschlichen Seele setzt sich langsam auf und sieht den alten Mann noch einmal tief in die Augen. Dann nennt er ihm seinen menschlichen Namen und woher er kommt. "Erzähle mir von dem Vertrag und wie er zustande gekommen ist! Je mehr ich weiß um so besser kann ich helfen." Der Hall ist aus der Stimme verschwunden und etwas sanfterem gewichen. Tobin gibt auf und legt seine Karten auf den Tisch.

Er erinnert sich an den fahrenden Händler auf einem Straßenfest der einen Eintopf verkaufte wie er ihn noch nie gekostet hatte. Viele Ingredienzien konnte er herausschmecken, einige erahnen und andere im Trial-and- Error-Verfahren herausfinden doch es fehlte immer etwas. Als er den Händler wieder traf bat er ihn um das Rezept aber der sagte nein. Er verhandelte und bettelte sogar, doch ohne Erfolg. Dann, eines Morgens, bekam er einen Videoanruf.

Ein Fan der seine Kochkünste liebte und mit ihm angeben wollte. Er würde ihm geben was immer er wolle wenn er sich dafür bei dessen Bruder als sein bester Freund vorstellen würde. Tobin macht solche Sachen eigentlich nicht und er ist auch kein Fan von Rampenlicht, aber sein Frust saß noch tief und so sagte er zu, wenn der Fan ihm dafür das begehrte Rezept besorgen würde. Er rechnete nicht damit erneut von ihm zu hören, da er eine Lieferung für unmöglich hielt, doch zwei Tage später ging das Rezept bei ihm ein und er fand schon beim durchlesen die fehlenden Kräuter und Arbeitsschritte die ihm klar machten, dass es das Echte sein musste.

Bald darauf bekam er genaue Anweisungen, wo er hin musste, wen er treffen und was er sagen sollte. "Hallo, ich bin Tobin Cook, berühmter Chefkoch und bester Freund von Mr. Hiran Yakashi." Damit war sein Teil des Vertrages erledigt. 

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top