Kapitel 7

♠Ion♠

Was habe ich mir nur dabei gedacht? Wie tief bin ich gesunken um sowas zu tun? Ich habe ihn mal geliebt, und nun benutze ich ihn einfach nur um Frust abzubauen? Auch wenn ich wirklich wütend auf Adam bin, hat er sowas nicht verdient. Andererseits hat er es auch mit sich machen lassen. Gott, was ist aus uns geworden?

So ein Verhalten ist unentschuldbar.

Natürlich hatte ich in den letzten dreizehn Jahren Sex, nein, acht Jahre. In den ersten fünf Jahren nach meinen Schusswunden, die ich gebraucht habe um mich wieder aufzubauen, war Sex kein Thema, aber in den acht Jahren danach schon, hin und wieder mal was Schnelles, aber das waren alles Fremde. Irgendwelche online Dates und keines ein zweites Mal. Ansonsten hatte ich ja noch meine rechte Hand.

Als ich gestern Abend in den Club kam, bestellte ich mir etwas zu Trinken und beobachtete die Menge, als ich sah wie Adam den Club betrat. Nachdem er sich eine Weile später auf den Weg in den Darkroom-Bereich machte, handelte ich kurzentschlossen und begab mich auf die andere Seite nahe des Ausgangs und versteckte mich in einer Nische. Dort wartete ich bis Adam in meiner Nähe war und zog ihn hinein.

Nachdem wir fertig waren und mir klar wurde was ich da eben getan hatte, zog ich meine Hose hoch, schloss sie und verließ, ohne ein Wort zu sagen den Bereich und den Club.

Jetzt liege ich schon die ganze Nacht wach in meinem Bett und denke darüber nach. Durch die sexuelle Annäherung hatte ich eigentlich gehofft bestätigt zu bekommen, dass ich ihn die letzten Jahre sehr gut aus meinem System bekommen habe, doch leider, scheint mir das nicht ganz der Wahrheit zu entsprechen. Es hat mich ziemlich verwirrt. Einerseits wollte ich ihm nie wieder so nahe sein, andererseits fühle ich mich wieder voll zu ihm hingezogen, obwohl er mich so sehr verletzt hatte. Mein Körper reagierte auf ihn, wie er es schon vor 13 Jahren getan hat und seiner auch.

Eigentlich wollte ich mich heute mit ihm treffen, um mit ihm noch einmal über Egor und den Fall zu sprechen, doch nun weiß ich nicht wirklich worauf das Gespräch letzten Endes hinauslaufen wird und genau das behagt mir nicht.

Ich sehe auf die Uhr und entscheide mich dafür aufzustehen. Auch wenn ich die ganze Nacht kein Auge zugemacht habe.

Sobald ich geduscht und angezogen bin rufe ich bei Paul an der Rezeption an.

"Guten Morgen Mister Hargrove, womit kann ich ihnen helfen?", meldet sich der nette Rezeptionist.

"Guten Morgen Paul, wären sie bitte so nett und würden Mister Adam  eine Nachricht zukommen lassen? Sagen sie ihm bitte, dass ich ihn heute Abend um sieben in meinem Bungalow erwarte. Leider habe ich seine Zimmernummer nicht, sonst hätte ich mich selbst darum gekümmert."

"Natürlich Mister Hargrove, ich werde mich sofort darum kümmern. Kann ich sonst noch etwas für sie tun?"

"Ah, ja. Sie könnten mir Thomas schicken. Es wäre toll wenn er heute Abend etwas für uns zum Essen zubereiten würde."

"Das mache ich sehr gerne. Das wäre dann alles?"

"Ja das wäre alles, vielen dank Paul. Auf Wiedersehen", verabschiede ich mich von ihm und lege dann auf.

Den Rest des Tages verbringe ich mit meiner Arbeit, welche mir allerdings extrem schwerfällt. Immer wieder überfällt mich eine tiefe Müdigkeit, bis sich meine Augen von ganz alleine schließen. Dann schrecke ich plötzlich auf und bin wieder etwas fitter, doch das hält nicht lange an und ich döse mit dem Laptop auf meinem Schoß erneut ein.

Ein Klopfen reißt mich plötzlich aus dem Schlaf. Erschrocken schiebe ich meinen Laptop auf die Seite und springe auf. Ist es schon sieben? Ich sehe auf meine Armbanduhr und atme erleichtert aus. Erst fünf, Gott sei Dank.

Ich gehe auf die Türe zu und schaue durch den Spion der eingebaut ist.

Hm, ich kenne die Person nicht, die vor der Türe steht. Er ist klein und schlank, trägt eine Cap so dass ich die Farbe seiner Haare nicht sehen kann.

Er geht einen Schritt nach vorne und klopft noch einmal.

"Mister Hargrove? Ich bin es Thomas, Paul schickt mich, sie würden gerne etwas zum Abendessen haben", ruft er freundlich und ich atme erleichtert aus und öffne die Türe.

"Hallo, tut mir leid, dass ich nicht sofort aufgemacht habe, ich bin etwas vorsichtig bei Menschen die ich nicht kenne", entschuldige ich mich bei dem Mann mir gegenüber. Er ist wirklich klein, zumindest im Vergleich zu mir, obwohl ich auch nicht der Größte bin.

Thomas winkt ab und lächelt.

"Das ist schon okay Mister Hargrove, darum habe ich noch einmal geklopft und meinen Namen und den Grund weshalb ich da bin, genannt."

"Sehr gut. Das war wirklich schlau", entgegne ich ihm und gebe ihm mit meinem Arm zu verstehen, dass er eintreten soll.

Hinter ihm schließe ich die Tür wieder, als er sich schon auf den Weg in die kleine aber voll ausgestattete Küche macht.

"Sie sind zu zweit heute Abend?", fragt er und ich nicke.

"Aber kein romantisches Dinner. Ein ganz einfaches Essen reicht."

"Okay. Als ich ihnen den Kühlschrank gefüllt habe, waren auch ein paar Steaks dabei, soll ich die machen? Mit Speckbohnen, Kartoffeln und einer Pfeffersoße?"

Abwartend sieht er mich an, während ich überlege was genau Adam nicht mochte. Oh man, ich weiß nicht einmal ob er nicht vielleicht ein Vegetarier oder Veganer geworden ist.

Doch das verwerfe ich sofort wieder, denn ich bin mir sicher dass er Fleisch immer noch so liebt wie damals. Früher hatten wir oft heimliche Grillabende und da hat er viel und gerne Fleisch gegessen.

"Also, ich denke das ist okay", sage ich und Thomas klatscht erfreut in die Hände.

"Na dann lege ich los und stelle alles warm, damit ich nachher weg bin bevor ihr Gast kommt und sie das Essen einfach nur noch auftischen müssen."

Lächelnd nicke ich und bedanke mich dafür, bevor ich mich umdrehe und noch einmal unter die Dusche gehe, damit ich etwas wacher werde. Nicht dass ich beim Essen einschlafe.

Als ich fertig bin, setze ich mich auf den Barhocker der an der Küchentheke steht und beobachte Thomas beim Kochen.

"Das sieht alles so professionell aus, wieso bist du nur ein Beikoch?", frage ich ihn neugierig. Er scheint mir Erfahrung zu haben, doch wäre er ein Koch, würde er doch eher eine Küche leiten.

"Ich bin nicht mal ein richtiger Beikoch", nuschelt er peinlich berührt und ich stutze.

"Wieso sagte Paul dann sowas?"

"Naja, eigentlich bin ich ein Küchenjunge, aber es fehlt im Moment noch eine Person in der Küche und da ich dem Koch bewiesen habe, dass ich auch kochen kann, darf ich nun neben ihm kochen, aber eben nur bis der Platz gefüllt wird", erklärt er. Ich kann sehen, wie er kurz traurig wird, aber sofort hebt er seinen Kopf, lächelt mich an und die Traurigkeit ist verschwunden.

"Wieso hast du denn nicht Koch gelernt?"

Ihm scheint das Thema unangenehm zu sein und schon ärgere ich mich über mich. Denn normalerweise bin ich nicht so neugierig und auch nicht so unaufmerksam. Daran merkt man, wie sehr mir die letzten Tage zugesetzt haben.

Thomas seufzt, schneidet und schält die Kartoffeln und holt tief Luft.

"Ich konnte es mir nicht leisten. Ich musste früh anfangen zu arbeiten um meine Oma zu unterstützen. Sie ist in einem Pflegeheim", gesteht er mir.

"Oh. Okay", ist das einzige was mir gerade einfällt. Sehr wortgewandt Ion, wirklich. Thomas widmet sich wieder dem Essen und ich merke, dass er das Thema lieber nicht weiter ausführen möchte.

Während ich ihm weiter beim Kochen zuschaue, hänge ich meinen Gedanken nach, bis es plötzlich an der Türe klopft.

"Er ist eine halbe Stunde zu früh", bemerke ich, nachdem ich auf die Uhr gesehen habe, stehe von meinem Barhocker auf und gehe zur Türe. 

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