Kapitel 5

♠Ion♠

Nach meinem Gespräch mit Heya fühlte ich mich besser, leichter, als wäre mir eine Last von den Schultern genommen worden. Die Berghütte ist die perfekte Lösung. Dort einzuziehen dürfte dafür sorgen, dass ich weder Lyle, Lu und Lennox, noch das Resort selbst gefährde, da die Hütte wirklich weit an der äußersten Grenze desselben liegt.

Also holte ich den Schlüssel beim Rezeptionisten, Paul, ab und fuhr dann nach Hause, um die benötigten Sachen für meinen Urlaub zu packen. Paul versicherte mir, dass der Kühlschrank gefüllt wird und bot an,Thomas, den Beikoch, am Abend zu schicken, damit dieser mir etwas zum Essen zubereiten könnte. Doch ich lehnte für diesen Abend ab. Ich hatte Lyle und den Jungs versprochen, noch ein letztes Mal für sie zu kochen, bevor ich ganz ins Resort 'ziehe'.

Mein Urlaubsantrag am Morgen war zunächst nicht gut aufgenommen worden. Lyle war ganz von den Socken und meinte ich hätte doch die letzten zehn Jahre auch keinen gebraucht und die Arbeit im Label sei nicht so stressig, dass ich frei bräuchte. Nicht, dass er mir den Urlaub nicht geben wollte, er fragte sich nur, wieso ausgerechnet jetzt.

Deshalb nutzte ich das gemeinsame Abendessen dazu, um ihnen in Kurzform von meiner Vergangenheit zu erzählen und was passierte.

Während Lu total aufgeregt war und alles cool fand, konnte ich die Enttäuschung in Lyles Gesicht sehen. Den Rest des Abends war er ruhig und zurückgezogen, bis ich mich dazu entschloss, mit ihm alleine zu sprechen.

Ich erklärte ihm, dass ich damals zuerst nichts gesagt habe, weil er einfach noch sehr jung war und total eingespannt auf seinem Weg zum Weltstar. Irgendwann erschien es mir nicht mehr erwähnenswert, denn wie schon gesagt, es war Vergangenheit und ich wollte zu diesem Zeitpunkt auch nie wieder dorthin zurück.

Lyle verstand meine Reaktion, auch wenn das Gefühl, erneut betrogen worden zu sein, sichtlich an ihm nagte. Doch im Grunde habe ich ihn nie wirklich belogen denn meine Vergangenheit spielte in seinem Leben keine Rolle. Es war schließlich Lennox, der mich bat ihm einfach etwas Zeit zu geben. „Er wird sich wieder einkriegen, das verspreche ich dir."

Ich wiederum schwor Lyle trotz des Urlaubs für ihn und die Jungs und auch für die Band da zu sein, nur eben nicht physisch. Genauso versprach ich ihm, sie auf dem Laufenden zu halten, was die Entwicklung des 'Falls' betraf. Danach fuhr ich zurück ins Resort.

Jetzt sitze ich in dieser super schönen Berghütte und überlege, wie ich weiter vorgehen soll. Häuslich eingerichtet habe ich mich sofort, nachdem ich angekommen bin, der Kühlschrank ist, wie versprochen und bestellt, mit all den Sachen bestückt die ich mag und der Kamin, vor dem ich Platz genommen habe, ist ebenfalls schon von mir angefeuert worden.

Ob ich Adam Bescheid sagen soll, dass ich hier bin und mit ihm sprechen möchte? Oder soll ich noch einen Tag warten?

Das Klingeln eines Telefons reißt mich aus meinen Überlegungen. Ich drehe meinen Kopf und versuche das Klingeln zu orten. Nachdem ich aufgestanden bin und mich ganz umgedreht habe, kann ich im Flur ein Beistelltischchen entdecken, auf welchem ein Telefon steht.

Als ich dort angekommen bin nehme ich das Telefon aus der Station und melde mich.

"Hallo Ion, hier spricht Elena, ich habe eine Nachricht für dich", höre ich meine Sekretärin sagen und ich frage mich wieso sie nicht auf meinem Handy anruft sondern in der Hütte. Ich gab ihr diese Nummer nur für Notfälle, als ich nochmal im Label war um mir Arbeit mitzunehmen.

"Tut mir leid, dass ich auf dem Hüttentelefon anrufe, aber dein Handy scheint aus zu sein, vielleicht überprüfst du es mal", klärt sie mich auf, ohne dass ich nachfragen muss und ich ziehe mein Handy aus meiner Hosentasche.

Als ich versuche den Display zu starten, bleibt er schwarz.

"Oh, entschuldige, ich denke der Akku ist leer. Ich werde es gleich laden. Was für eine Nachricht hast du denn für mich?"

"Ein gewisser Adam Moore hat im Label angerufen und sich nach dir erkundigt, ich sagte ihm, du seist im Urlaub. Er war darüber total erschrocken und fluchte wie ein alter Seemann."

Ich kann nicht anders und muss vor mich hin grinsen, denn ich kann mir bildlich vorstellen, wie Adam geflucht haben muss. Eins der Dinge die er perfekt konnte, als habe er sie studiert: Flüche. Wie es aussieht etwas, was er in den ganzen Jahren nicht hat ablegen können.

Wenn er fluchte sah er immer so verdammt sexy aus, darum störte mich die Flucherei kaum, im Gegenteil, ich hatte mein Vergnügen damit.

"Ion? Bist du noch dran?", höre ich Elena besorgt fragen und ich räuspere mich.

"Ja, entschuldige. Hat er noch etwas anderes von sich gegeben außer Flüchen?"

"Ja, dass du ein Arsch seist und er dich noch erwischen würde."

"Sehr erwachsen", rutscht es mir daraufhin raus und ich höre wie Elena kichert.

"Da hast du wohl recht. Also ich wollte dich auch gar nicht länger stören. Ich hoffe du genießt deinen Aufenthalt und kommst erholt wieder zu uns zurück", verabschiedet sie sich dann von mir, bevor sie auflegt.

Ich lege das Telefon vor mich auf den kleinen Couchtisch und schüttel lächelnd den Kopf über Adams Verhalten. Nachdenklich streiche ich mir über das Kinn und blicke in den Kamin.

Ob er jetzt das Resort verlässt und wieder nach Hause fliegt? Soll ich ihm nicht doch sagen dass ich hier bin?

Nein, ich warte noch einen Tag. Er hat mich auch lange sitzen lassen und würde es immer noch tun, wenn sie mich nicht brauchen würden. Ich sollte bei Adam sehr vorsichtig sein. Seine Annäherung beruht nur auf der Tatsache, dass sie mich brauchen um an Egor ran zu kommen. Sie haben mitbekommen, dass er mich sucht, somit bin ich der beste Köder den sie finden können. Zumindest denke ich so und bisher lag ich mit meinen Einschätzungen bei so etwas nie falsch.

Nein, ich lasse ihn noch eine Nacht hängen und es ist mir auch egal, falls er gerade dabei ist, auszuchecken und sich auf den Weg nach Hause zu machen. Dann muss er eben umdrehen um zu bekommen was er will, geschieht ihm recht. Etwas Schadenfreude darf ich mir doch sicher gestatten, oder nicht?

Da es noch nicht spät ist, überlege ich mir, ob ich noch etwas unternehmen soll. Wenn ich schon hier bin, kann ich mir auch gleich ein paar Bereiche anschauen. Ich habe gehört der Club im Keller des Hotelgebäudes soll gut sein. Auch wenn das Resort erst vor ein paar Tagen eröffnet hat, platzt es gefühlt schon aus allen Nähten, was die Besucheranzahl angeht. Und aus jeder Ecke hört man bis jetzt nur Gutes, daher sollte ich das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden.

Schnell springe ich noch unter die Dusche, ziehe mich schick an und mache mich auf den Weg in den Club. Mal schauen ob die Leute Recht behalten. 

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