Kapitel 12
♠Ion♠
"Willst du nicht zuerst die Bedingungen hören?", frage ich erstaunt, weil ihm egal zu sein scheint was ich möchte. Als ob er alles machen würde solange er hier bei mir bleiben darf.
"Ja, ja na klar. Muss ich ja. Wie sind denn die Bedingungen und von wie vielen reden wir?"
"Zwei. Zumindest für den Moment. Die Erste wäre: Ich möchte hier kein Backup Team in der Hütte haben. Ausschließlich dich. Wenn Holt zusätzlich jemanden schicken will, okay, aber die bleiben im Hotel. Hier in meiner Berghütte will ich niemand anderen außer dich und Thomas, wenn er uns etwas kocht. Und Zweitens: Alle Berichte die ans Hauptquartier gehen werden vorher von mir abgesegnet. Genauso wie alles, was du an Informationen von dort bekommst, mit mir teilen wirst. Ich bin bereit es umgekehrt genauso zu halten. Alles was ich von meinen Informanten bekomme, trage ich an dich weiter. Ist das klar? Hast du das verstanden?"
Eindringlich sehe ich ihn an und nach kurzer Überlegung nickt er einverstanden.
"Okay, auch das werde ich dann morgen mit Director Holt besprechen. Jetzt sollte ich mich aber aufmachen, zurück ins Hotel, es ist schon spät."
Langsam steht er auf und geht zur Türe. Er wirkt dabei nicht nur müde sondern auch unglücklich. Eigentlich kann er doch gleich hier bleiben, oder nicht? Ich meine, er hat recht es ist schon spät und auch wenn er einen kleinen Caddy hat mit dem er über das Gelände fahren kann, ist es ein Stück. Und die Gefahr ist jetzt genauso akut wie morgen. Irgendwie tut es mir gut, dass er sich doch Sorgen um mich zu machen scheint.
"Weißt du, eigentlich kannst du auch bleiben und direkt hier schlafen. Das Bett im anderen Schlafzimmer ist überzogen, ein Shirt zum Schlafen kann ich dir geben und ich habe sogar eine zusätzliche Zahnbürste da. Dann musst du nicht mehr raus und kannst morgen in Ruhe deine Sachen packen und hierher bringen", schlage ich ihm deshalb vor.
Dankend sieht er mich an, zieht dann seine Schuhe aus und kommt zu mir zurück. Ich stelle meine Tasse in die Küche und gehe zusammen mit Adam nach hinten zu den zwei Schlafzimmern mit dazugehörigen Bädern, für jedes Zimmer ein eigenes.
"Warte noch kurz", halte ich ihn auf und öffne die Türe zu meinem Schlafzimmer, wo ich ihm ein Shirt aus dem Schrank und die Zahnbürste aus dem Bad hole.
"Brauchst du auch eine bequeme Hose?", frage ich ihn als ich wieder aus dem Zimmer komme.
"Morgen früh vielleicht, aber zum Schlafen reicht ein Shirt."
Nickend strecke ich ihm Shirt und Zahnbürste hin und wünsche ihm eine gute Nacht, bevor ich wieder in mein Zimmer gehe und die Türe schließe.
Ich werde jetzt bestimmt noch nicht schlafen können. Ich muss erstmal alles verdauen was Adam gesagt hat und was heute passiert ist.
Dennoch lege ich mich in mein Bett und senke meinen Arm über mein Gesicht.
Ich weiß nicht über was genau ich mir Sorgen mache. Ist doch alles ganz einfach. Wir bleiben jetzt hier, haben ein paar lustige Tage bis Egor kommt. Dann nehmen wir ihn gefangen, weil der, so wie ich ihn kenne, sicher irgendwelchen Blödsinn mit mir anstellen will und anschließend gehen Adam und ich wieder getrennte Wege. Ich bleibe bei Lyle und den Jungs und Adam geht zurück wo er herkam, wo auch immer das ist. Ganz einfach, oder? Natürlich. Seufzend schließe ich die Augen und drehe mich auf die Seite.
Nach einer gefühlten halben Stunde höre ich wie meine Türe ganz leise geöffnet wird. Ohne mich viel zu bewegen schiebe ich meine Hand unter mein Kissen und ziehe meine Messerscheide hervor. Eine Angewohnheit die ich in all den Jahren nicht ablegen konnte, das Messer als letztes Mittel zum Schutz. Im Mondlicht, welches durch das Fenster scheint, kann ich Adams Silhouette erkennen. Ruhig atmend beobachte ich was er tut. Will er mich umbringen? Arbeitet er mittlerweile doch für seinen Bruder? Mein Herz zieht sich bei diesem Gedanken schmerzhaft zusammen.
Als er neben meinem Bett steht, hält er kurz inne und legt sich dann neben mich. Erleichtert, dass er mich nicht überfällt schiebe ich die Messerscheide wieder zurück an seinen Platz.
Was mach ich jetzt? Adam liegt einfach reglos neben mir, nur in Shorts und deckt sich nicht einmal zu. Hat er überhaupt geschnallt dass er zu mir ins Bett gekrochen ist? Seufzend entschließe ich mich dazu ihn nicht zu wecken und wegzuschicken. Ich rutsche näher an ihn ran und ziehe die Decke über unsere beider Körper.
Plötzlich packt Adam meinen Arm, klemmt ihn unter seinem fest und dreht sich auf den Bauch.
Oh man.
Als wir noch zusammen waren, war das Adams Lieblingsschlafstellung. Sein Arm unter seinem Kissen auf dem er sein Kopf hat, auf den Bauch gedreht und das Bein nach oben gezogen. Ich schob dann immer meinen anderen Arm auch unter sein Kissen, meine Wange an seinem Hinterkopf und der Rest von meinem Körper halb auf ihm drauf.
So konnten wir beide immer am Besten schlafen.
Nun, da er meinen Arm mitgezogen hat, bin ich gezwungen mich genauso hinzulegen wie damals. Mein Herz rast, mein Körper erschauert und ein leichter Schweißfilm bedeckt meinen Körper. Mein Kopf möchte sich dagegen wehren, aber mein Herz spricht seine eigene Sprache und fühlt sich so wohl mit Adam in dieser Position.
Ich gebe meinem Herzen nach und kuschle mich fester an ihn. Wohlig seufzt er und die Anspannung, seit er meinen Arm zu sich zog, fällt spürbar von ihm ab und wird abgelöst von einem leichten Schnarchen.
Auch ich entspanne mich, stecke meine Nase in seine weichen Haare und genieße seinen Duft, der sich seit damals nicht geändert hat. Ich hauche ihm einen Kuss in den Nacken, schließe meine Augen und ganz wie von selbst streichle ich seinen Arm, so lange bis ich lächelnd einschlafe.
Ein paar Stunden später wache ich von einem Klopfen an der Türe wieder auf. Ich öffne meine Augen, aber bewegen will ich mich nicht, denn Adam und ich liegen immer noch so wie wir uns arrangiert haben. Nur meine Hand liegt statt auf seinem Arm nun zwischen der Matratze und seiner Brust, so dass ich seinen Herzschlag spüren kann.
"Ich weiß dass du wach bist", hauche ich ihm gegen seinen Hinterkopf und drücke einen Kuss in sein Haar. Wieso ich das tue weiß ich nicht, aber es fühlte sich richtig an. Adam spannt sich unter mir an, was mich dazu bringt mich nun doch von ihm weg zu rollen.
"Es tut mir leid", entschuldigt er sich, dreht sich um und sieht mich mit seinen verschlafenen aber nicht weniger schönen Augen an. Er hat wirklich ein schlechtes Gewissen und ich spüre eine leise Angst in ihm.
"Was tut dir leid?"
"Dass ich heute Nacht zu dir kam, aber ich konnte nicht schlafen und ich dachte....ach verdammt....ich weiß nicht was ich dachte. Ich wollte einfach nur bei dir liegen", gesteht er zerknirscht und ich muss lächeln.
"Also warst du wach als du dich hier hingelegt hast und meinen Arm mitgezogen hast?" Ich hätte wissen müssen, dass er kein Schlafwandler ist, dass wäre in seinem Job lebensgefährlich. Vielleicht wusste ich es aber auch. Vielleicht wollte ich ihn auch einfach nur gern bei mir liegen haben.
"Ja."
Schuldbewusst senkt er den Kopf, was so niedlich aussieht, wie es bei einem erwachsenen muskulösen Mann eben aussehen kann. Er sieht so noch schöner aus als eh schon.
"Alles gut", gebe ich ehrlich zu. „Es ist ja nichts passiert und seien wir doch mal ehrlich, ich denke wir haben beide gut geschlafen, oder?"
"Ja", seufzt er erleichtert. „Ich kann dir nicht sagen wann ich zuletzt so entspannt und ruhig geschlafen habe."
Ein Lächeln huscht über sein Gesicht, welches mich direkt ansteckt.
Wieder klopft es gegen die Türe. Schnaufend stehe ich auf und ziehe mir ein Shirt an.
"Ich rufe dann gleich mal Holt an und gehe ins Hotel auschecken und meine Sachen holen, wenn das okay für dich ist", meint er dann und steht schon im Türrahmen.
"Ja natürlich, so ist es ja auch ausgemacht und vergiss nicht Holt meine Bedingungen durchzugeben." So natürlich wie sich die Nacht und der gemeinsame Morgen auch angefühlt haben, dem FBI traue ich deshalb noch lange nicht, und wenn ich ehrlich bin, auch ihm nicht, dass er dieses Mal meine Interessen über seinen Job stellt.
"Werde ich nicht." Wir nicken uns einvernehmlich zu, nun ja, wir werden es sehen.
"Mister Hargrove? Hier ist Thomas", höre ich dann und ich muss lachen.
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