~Twenty~
Meiner Kehle entkam ein erstickter Schrei, als Demjan mir vollkommen unvorbereitet die Kette um den Hals schlang und diese fest zu schnürte. Das kalte Metall bohrte sich in meine Haut und mein Herzschlag beschleunigte sich panisch.
„Mich juckt es nicht einmal im Geringsten, was du mit ihr machen willst", meinte Kirill auf Demjan's Aussage hin. Er kaute noch immer auf seinen Chips, als er sich gegenüber von der Zelle gemütlich auf eine Tischplatte setzte. „Jemand anderes hingegen dürfte es schon deutlich mehr interessieren und das wollte ich nun wirklich nicht verpassen."
„Demjan", keuchte ich atemlos, während ich mit meinen Fingern versuchte, die Kette um meinen Hals zu lösen. Allerdings hielt er diese so fest, dass die Ränder meiner Sicht nach wenigen Sekunden bereits verschwommen.
Als auch meine Muskeln immer schlaffer wurden, löste Demjan den Griff ein kleinen wenig, sodass ich immerhin etwas mehr Luft bekam.
„Warum tust du das?", hauchte ich wimmernd. Er hatte mir so oft gesagt, dass ich ihm vertrauen konnte und dass er für mich da wäre, dabei war ich anscheinend einfach nur ins offene Messer gerannt, welches er mir nun schmerzhaft in den Rücken stach.
„Frage doch mal deinen tollen Yonathan", entgegnete Demjan mir feindselig. „Er ganz allein hat dich überhaupt in diese Lage gebracht."
Meine Tränen flossen mir lautlos über die Wangen und kaum merklich schüttelte ich meinen Kopf.
„Du hast versprochen, mir nicht wehzutun."
„Halt still, dann wird es das vielleicht auch nicht", raunte Demjan mir mit einem schiefen Grinsen entgegen. Eine Hand hielt noch immer die Kette um meinen Hals, während er seine zweite Hand in meine Haare grub. Fest zog er an diesen, um meinen Hals viel zu weit zu überstrecken. Ich schrie von dem Schmerz auf und spürte gleich darauf seine Finger in meinem Mund.
„Es wäre eine Schande, so eine Gelegenheit zu verschwenden", säuselte er, als er seinen Daumen fest über meine Unterlippe strich und dabei seine Finger tief in meinen Rachen schob.
Ich riss schockiert meine Augen auf und suchte flehend den Blick von Kirill. Es konnte wohl kaum sein Ernst sein, dass er seelenruhig da saß und nur zuschauen wollte?
Die Stille wurde von lautem Gepolter über uns durchbrochen und ich zuckte zusammen als auch noch mehrere Schüsse fielen.
„Weißt du, was das Beste an der Situation ist?", fragte Demjan und zog mit seinen Fingern in meinen Mund meinen Kopf zurück in seine Richtung. Ein Schmerz breitete sich in meinem Mundwinkel aus, als ich versuchte dagegenzuhalten.
„Die Gittertür bleibt weiterhin versperrt und sollte Yonathan tatsächlich hierherkommen, kann er nicht einmal etwas dagegen unternehmen, was ich mit dir anstelle", grinste er zufrieden auf mich herab. „Er kann nur dabei zusehen, wie du mir schutzlos ausgeliefert bist."
Ein raues Lachen ertönte, woraufhin ich meine Augen auf Kirill richtete, der mittlerweile sein Handy in der Hand hatte und lachte. Der Grund dafür war mir nur leider vollkommen unklar, jedoch hinterfragte Demjan es ebenso.
„Was ist so lustig?"
„Von deiner Seite aus nichts", antwortete Kirill, ohne seinen Blick von dem Handy zu heben. „Aber ich persönlich finde es höchst amüsant, wie ihr euch wegen eines nutzlosen Mädchens so gegenseitig aufstachelt."
Demjan legte seinen Kopf leicht schief und dachte anscheinend über seine Worte nach.
„Du hast recht. Sie allein ist schuld an der ganzen Scheiße!", knurrte er und griff abermals fest in meine Haare. Meine Kopfhaut begann augenblicklich heftig zu kribbeln und mir fiel es schwer noch einen klaren Gedanken zu fassen.
„Wärst du Schlampe nicht gewesen, hätte ich mich nicht opfern müssen und Yonathan hätte mir meinen Platz in der Rangordnung nicht weggenommen!" Ein schallendes Klatschen ertönte. Meine linke Gesichtshälfte fing augenblicklich an zu glühen und vor meinen Augen begannen kleine weiße Punkte zu tanzen.
In meinem Kopf herrschte ein riesiges Chaos und ich konnte Demjan's Worten überhaupt nicht folgen. Von welchem Platz redete er?
„Du hättest sie vielleicht auch einfach nicht ficken sollen", meinte Kirill in seinem gewohnt desinteressierten Ton.
„Aber es hat ihr doch gefallen", entgegnete Demjan gespielt bestürzt, ehe er mich ansah und meinen Kiefer fest umgriff. „Hat es doch, oder Sky?"
Ich hasste es, dass er es schaffte mich mit dieser Feststellung zu demütigen. Ich sah den Sex mit Demjan nie als die Vergewaltigung, die es letztlich war, denn so war es für mich erträglich. Aber doch gab er mir nun das Gefühl, dass es nur seinerseits gewollt war und dies bescherte mir eine angewiderte Gänsehaut.
„Antworte gefälligst", schrie Demjan mich an, ehe ein weiterer Schlag mich ins Gesicht traf. Ich schmeckte das Blut, das aus meiner inzwischen aufgeplatzten Lippe kam, dennoch gab ich ihm keine Antwort und keine Genugtuung.
Abermals nahm er die Kette und schnürte diese fest um meinen Hals. Nach Luft schnappend versuchte ich mich gegen seinen Griff zu wehren, als ich die schwere Tür sich öffnen hörte. Ich wollte meinen Kopf drehen, doch Demjan drückte noch fester, sodass mir die Luft vollkommen wegblieb.
„Endlich kommen wir zu dem spaßigen Teil", raunte Demjan mir zu. In meinen Ohren rauschte das Blut viel zu laut und auch meine Sicht verschwamm, da die Kette um meinen Hals mir jeglichen Sauerstoff verwehrte.
„Lass sie sofort los!" Die tiefe Stimme von Yonathan ertönte und kurz darauf das raue Lachen von Demjan.
„Was willst du dagegen unternehmen?", fragte er und zog mich brutal auf die Beine, um meinen Körper herumzureißen und mich mit dem Rücken fest gegen seine Brust zu drücken. „Wir wissen beide, dass du niemals schießen würdest!"
Ich blickte unmittelbar in das helle Blau von Yonathan's Augen, in denen der reinste Sturm wütete. Die Erleichterung über sein Erscheinen blieb jedoch aus, denn so wie Demjan es bereits sagte: Er konnte mir in der Situation nicht helfen, ohne mich dabei zu gefährden.
Erst da fielen mir die Wunden und Hämatome in seinem Gesicht auf und auch seine Haare lagen ihm kreuz und quer auf dem Kopf. Yonathan sah mitgenommen aus, aber dennoch wirkte er keineswegs erschöpft.
„Ich wiederhole mich ungern. Lass sie sofort los!", knurrte Yonathan mit angespannten Kiefer. Plötzlich spürte ich Demjan's Lippen an meiner Wange. Er küsste meine Haut und seine freie Hand ließ er über meinen Oberkörper schweifen.
„Sie hat so weiche Haut", säuselte er, ehe er meinen Kopf an der Kette zurückzog und über meine Lippen leckte. „Und sie schmeckt süß. Wie fühlt es sich an, wenn einem etwas genau vor seinen Augen weggenommen wird?"
„Fang an zu beten!" Yonathan trat an die Zelle heran und er gab auf dem Tastenfeld einen Code ein, wodurch die Gittertür plötzlich aufging. Demjan ging einige Schritte zurück und zog mich bei diesen mit sich. Er hielt mich weiter vor sich, als wäre ich ein menschliches Schild, während Yonathan mit einem teuflischen Grinsen die Zelle betrat.
„Ein Wunder, dass du nicht von selbst darauf gekommen bist, dass ich dahinterstecke", meinte Yonathan belustigt. „Aber Fehler passieren, nicht wahr, Bruder?"
Er betonte das Wort »Bruder« extra und zum ersten Mal erkannte ich den puren Wahnsinn in Yonathan's Blick.
Demjan hatte den Griff um die Kette nochmals verstärkt und meiner Kehle entkam ein Röcheln, woraufhin Yonathan umgehend stehenblieb.
„Du kennst dich ja aus mit Fehlern", entgegnete Demjan feindselig. Ich konnte den beiden mal wieder nicht folgen, aber wegen des mangelnden Sauerstoffs in meinem Gehirn, war es mir sogar vollkommen egal. Sollten sie sich ruhig weiter streiten, während bei mir allmählich die Lichter ausgingen.
„Einer davon war auf jeden Fall dir zu vertrauen!"
Das Rauschen wurde lauter und nur nebenbei bekam ich einen Schuss mit. Schwerfällig öffnete ich meine Augen, als kaltes Metall meinen Körper streifte. Die Kette baumelte an meinem Bein, die Yonathan anscheinend von der Wand abgeschossen hatte, damit ich zumindest die Zelle verlassen konnte.
Zwei starke Armen schlossen sich um meinen Hals und mein Kopf wurde kräftig nach hinten gezogen, sodass ein stechender Schmerz durch meinen Nacken zog.
„Ein Schritt weiter und ich breche ihr das Genick!", schrie Demjan hinter mir, wobei ich abermals vergeblich versuchte nach Luft zu schnappen.
„Ich habe echt keine Geduld mehr", hörte ich Yonathan leise murmeln, ehe ein erneuter Schuss ertönte und die Arme um meinen Hals sich umgehend lösten. Ich fiel zu Boden und hörte Demjan laut fluchen. Er hielt sich sein Schienbein, aus dem ich das warme Blut fließen sah. Die Luft in diesem Keller schmeckte von all dem Blut schon beinahe nach Eisen.
Ich schaute zu Demjan und erkannte die Waffe an seiner Hose, die er dem Russen vorher abgenommen hatte. Ohne einen einzigen Gedanken zu verschwenden, ergriff ich die Waffe und krabbelte mit dieser eilig von ihm weg.
„Warum verflucht, schießt du auf mich?", brüllte Demjan und bekam von meiner Aktion nichts mit. Mein Hals schmerzte und ich atmete einige Male qualvoll ein, während ich immer wieder husten musste.
„Glaube mir, du wirst mich noch anbetteln, dass die verfickte Kugel deinen Kopf getroffen hätte!"
Ich lehnte meinen Kopf an die kühle Wand und sah, wie Demjan auf Yonathan zuging und beide gegenseitig aufeinander einschlugen. In mir stieg das Bedürfnis einfach zu verschwinden und mit der Waffe hätte ich eventuell sogar eine Möglichkeit.
Keiner achtete auf mich und ich würde vermutlich unbemerkt den Keller verlassen können. Nur oben wusste ich nicht, was mich erwarten würde.
„Sky, komm zu mir!", sagte Yonathan und verpasste Demjan einen kräftigen Schlag ins Gesicht. Ich war wie eingefroren und wollte mich weder zu Yonathan noch zu Demjan bewegen. Keinen von ihnen konnte ich trauen, weshalb mein Entschluss zu fliehen weiterhin bestand. Wer wusste schon, wo Yonathan mich dann wieder hinbringen und festhalten würde?
„Sky!", donnerte er, als ich mich nicht rührte. Von seiner Präsenz eingeschüchterte stand ich wackelig auf und hielt die Waffe mit zittrigen Fingern hinter meinen Oberschenkel, sodass er diese nicht sehen konnte. Ihn anzuschießen hätte ich mich niemals getraut, aber irgendwie musste ich mich verteidigen.
Meine Gedanken rotierten, während ich weiter auf ihn zuging, als er plötzlich die Kette ergriff.
„Halt dich an mir fest", sagte Yonathan und wickelte das Ende der Kette um seine Faust, ehe er diese in einer schnellen Bewegung um Demjan's Hals schlang. Ich wurde unweigerlich an Yonathan gepresst, da die Kette nicht lang genug war und sein berauschender Duft stieg mir dabei in die Nase.
Er warf Demjan zu Boden und presste sein Knie in seinen noch immer verwundeten Rücken, während er ihn mit der Kette in eine unnatürliche Stellung zog. Demjan knurrte und stemmte sich mit seinen Händen dagegen, allerdings war Yonathan stärker.
„Nate!" Ich zerrte an der Kette und krallte mich an seinen harten Rücken, als ich etwas knacken hörte und Demjan laut aufschrie. „Bitte lass mich los."
Ich drückte auf die Tränendrüse und weinte, wobei ich selbst nicht mehr wusste, ob es echt oder gespielt war. Doch zu meinem Glück löste Yonathan sich von Demjan und ließ auch die Kette los. Ich flüchtete so weit wie möglich von den beiden und krallte mich immer mehr an die Waffe in meiner Hand.
„Ich sollte dir deine Zunge abhacken, dafür, dass du sie geküsst hast und deine Hände, weil du sie berührt hast und zu guter Letzt deinen Schwanz, weil du sie gefickt hast!", sagte Yonathan, mit so viel Hass in der Stimme. Demjan lachte nur rau und rollte sich auf den Rücken.
„Versuch es doch, B-R-U-D-E-R."
Wieder hallte ein Knall von den Wänden. Dieses Mal jedoch nicht von Yonathan, weshalb mein Blick schnell zu der Tür glitt, wo Nikolaj stand und seine Waffe in die Luft hielt.
„Was um alles in der Welt, stimmt mit euch Duraky nicht?", schrie Nikolaj seine beiden Söhne an. Erst da bemerkte ich Kirill, der noch immer seelenruhig auf dem Tisch saß und die Beine baumeln ließ.
Er grinste breit und schien wirklich glücklich, als Nikolaj zu Yonathan ging und diesen fest am Arm griff.
Er redet auf Russisch auf beide ein und ein lauter Streit eskalierte, weshalb ich die Gunst der Stunde nutzte und auf allen Vieren an denen vorbei krabbelte. Sie nahmen keinerlei Notiz von mir und als ich die Zelle verlassen hatte, richtete ich mich auf meinen Beinen auf.
Sie diskutierten noch immer und eilig lief ich die ersten Schritte, ehe ich gegen jemanden prallte und beinahe das Gleichgewicht verlor.
„Wo willst du so eilig hin?", fragte Kirill und sah auf die Waffe in meiner Hand. Er hob eine seiner Augenbrauen und schien wirklich überrascht zu sein über meine Idee einfach das Weite zu suchen.
Auf seinen Lippen entstand ein kleines Grinsen und er ging einen Schritt zur Seite. „Versuch es, Kroschka. Bin gespannt, wie weit du kommst."
Damit lief ich aus dem Keller bis die Stimmen immer leiser wurden und ich feststellte, dass ich nicht einmal einen wirklichen Plan hatte.
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