~Thirtyfour~
Ich bekam natürlich das laute Geschrei vor der Tür mit, blieb jedoch im Bett liegen und rollte mich auf die nun freie Seite. Worüber genau die Russen vor der Tür stritten konnte ich nicht verstehen, denn sie sprachen natürlich wieder Russisch. Jedoch konnte ich Yonathan's Stimme heraushören und dieser klang mehr als wütend.
Auch als die Tür geöffnet und ich Schritte durch das Zimmer vernahm, blieben meine Augen geschlossen. Ich lauschte weiterhin jede seiner Bewegungen und erst als Yonathan sich vorsichtig hinter mich in das Bett legte, öffnete ich meine Lider.
„Du bist niedlich, wenn du versuchst so zu tun, als ob du schlafen würdest", drang seine tiefe Stimme nah an meinem Ohr. Ein Lächeln entstand auf meinen Lippen und ein Kribbeln rauschte durch meinen Körper hindurch.
„Woher-?", fragte ich, wurde jedoch von ihm unterbrochen.
„Du grunzt so süß, wenn du schläfst", antwortete er mir, woraufhin ich meine Augen verdrehte.
„Gar nicht."
„Baby, ich kenne dich besser als sonst irgendjemand", erwiderte Yonathan, wobei ich das Schmunzeln auch ohne hinzusehen erkennen konnte. Dennoch drehte ich mich herum und sah in sein Gesicht, dass trotz dessen, dass es bereits wieder hell wurde, keine Anzeichen von Erschöpfung zeigte.
„Schön, aber du musst es mir ja nicht so direkt sagen", schmollte ich eingeschnappt, da ich mich schlafend nun selbst wie ein altes Schwein vorstellte.
„Ich mag Direktheit", sagte er, woraufhin seine Augen mich ernst musterten. „Was war los? Stenja hat mir von dem Vorfall in der Dusche erzählt."
Mit diesem Themenwechsel hatte ich absolut nicht gerechnet, weshalb ich ihn auch beschämt ansah. Nur zu gerne hätte ich meinen Blick von Yonathan abgewendet, aber ich kannte ihn zu gut, um zu wissen, dass er mir dies nicht erlaubt hätte.
„Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll", murmelte ich und spürte, wie die Nervosität meine Hände zum Zittern brachte. Behutsam strich er mir eine Strähne hinter mein Ohr, wobei er seine Augen auch kurz von meinen wandte.
„Versuche es. Ich bin mir sicher, dass ich dir folgen kann", sagte er aufmunternd.
„Ich habe oft das Gefühl, etliche Hände auf mir zu spüren. Und durch das kalte Wasser hat sich alles so taub angefühlt. Es war irgendwie befreiend", erklärte ich so leise, dass ich befürchtete, Yonathan hätte es nicht verstanden. Er schaute zwischen meinen Augen hin und her und während er mich so intensiv musterte, spürte ich, wie diese sich langsam mit Tränen füllten.
Meinen Kopf senkte ich zügig und blinzelte, denn das Letzte, was ich wollte, war, dass Yonathan sieht, wie schwach ich war.
„Gibt es denn Momente, in denen es schlimmer ist?", hakte Yonathan mit einfühlsamer Stimme nach.
„Wenn ich allein bin und meine Gedanken mich im Kopf anschreien", erwiderte ich. Yonathan runzelte sofort seine Stirn und ich konnte anhand seines Gesichtsausdruckes erkennen, was ihn so stutzig machte. Ich war überhaupt nicht allein, doch ihm die Wahrheit sagen, dass es eher an seiner Abwesenheit lag, wollte ich nicht.
Doch er schien es auch so zu verstehen, ohne dass ich es aussprach, da er nickte und seinen Arm um meinen Körper schlang. „Du wirst nicht mehr allein sein."
Mein Gesicht fest an seine Haut schmiegend, zog ich seinen mir so bekannten Duft ein und schloss nickend meine Augen. Das Gefühlschaos drohte mich erneut zu erdrücken, da er mir zwar Sicherheit gab, aber mich dennoch festhielt und einsperren wollte. Ich fühlte mich hin- und hergerissen.
Yonathan bewegte sich und lehnte sich etwas vor, ehe ich ein Klimpern vernahm, dass mir mittlerweile nur viel zu bekannt war. Doch anders als die Nacht zuvor sträubte ich mich nicht dagegen und beobachtete, wie Nate die Handschelle an seinem Handgelenk befestigte. Ich hielt ihm auch meine Hand entgegen, woraufhin das Metall auch meine Haut fest umschloss.
Seine Lippen führte er zu meiner Hand und hauchte mir auf diese einen sanften Kuss. „Sobald wir die Versteigerung geschafft haben, können wir den ganzen Mist hinter uns lassen."
Abermals nickte ich nur und drehte mich daraufhin herum, sodass ich meinen Kopf wie auch die Nacht davor auf seinen starken Arm betten konnte.
„Gute Nacht, Nate", hauchte ich in die Stille und schmiegte mich an Yonathan.
„Gute Nacht, Princess."
***
Der nächste Morgen kam viel zu schnell und die Zeit raste an mir vorbei, als hätte jemand die Taste zum Vorspulen gedrückt. So fühlten sich Stunden, in denen ich mit Yonathan frühstückte, mich fertig machte und wir gemeinsam zu der Villa fuhren an, als hätte ich diese einfach übersprungen.
Dementsprechend still war ich, jedoch akzeptierte Nate dies und drang mich nicht dazu, mit ihm ein Gespräch führen zu müssen. Lediglich seine Hand auf meinem Bein verdeutlichte mir, dass er für mich da war.
„Wieso bringst du mich überhaupt zu Nikolaj? Kannst du mich nicht direkt zu der Versteigerung fahren?", fragte ich, als wir durch das Tor und über die große, mit Sand bedeckte Einfahrt fuhren. Erinnerung an diesen Ort schossen durch mein Gedächtnis und sorgten dafür, dass mir ein eiskalter Schauer den Rücken hinablief.
„Dort sind überall Kameras. Wenn die mich mit dir entdecken, wissen sie umgehend, dass alles so geplant war", meinte Yonathan konzentriert, während er das Auto von Demjan parkte.
„Aber ist es nicht egal? Du zahlst ja so oder so. Ob du mich kennst oder nicht", zuckte ich mit den Schultern und verstand diese ganze Mafia und Menschenhandel Regime nicht.
„Ja, so denken normale Menschen", erwiderte Nate und sah dabei zu mir herüber, während er den Motor abstellte. „Aber die dort denken dann, dass es eine Art Angriff von mir wäre. Man könnte es auch als Verrat deuten. Dass ich dich vielleicht absichtlich habe einschleusen lassen, um denen zu schaden."
„Ergibt vielleicht ein bisschen Sinn. Obwohl ich immer noch der Meinung bin, dass die einfach das Geld nehmen und sich dann darüber glücklich den Finger in den Arsch schieben sollten", lächelte ich zuckersüß und bekam von Nate nur einen halb schockierten und halb belustigten Blick zugeworfen.
„Solch unanständigen Worte aus deinem Munde."
Dies ignorierend öffnete ich die Autotür und sah den Wachen entgegen, die mit ihren Waffen vor der Villa positioniert waren. Noch wirkte ich wahrscheinlich ziemlich gefasst, doch innerlich rannte ich bereits um mein Leben.
„Ah Yonathan! Und seine wunderschöne Skylar", begrüßte Nikolaj uns, als er mit ausgebreiteten Armen nach draußen trat. Warum musste er immer diese Gastfreundlichkeit vorspielen? Wir wussten doch alle, dass er die Waffe gedanklich bereits geladen hatte.
„Hallo Vater", erwiderte Nate die Begrüßung, ehe er mich vor sich schob. Ich spürte, dass er sich zu mir vorbeugte und spürte gleich darauf auch seinen heißen Atem an meinem Ohr.
„Nur noch ein paar Stunden und du bist mein Besitz", raunte er mir mit tiefer Stimme entgegen. Abermals kroch mir ein Schauder über die Wirbelsäule, jedoch kein unangenehmer. Es war viel der vertraute, rauchige Klang seiner Stimme, der mir bis in den Unterleib schoss.
Und auch wenn diese Worte viel zu besitzergreifend waren, waren sie auch ein Versprechen, dass Yonathan es nicht zulassen würde, dass jemand anderes mich kaufen würde.
„Ich hoffe, du hast schon ein schönes Halsband für deine Liebste", witzelte Nikolaj, wobei er offensichtlich der Einzige war, der es lustig fand. Doch zu meiner Überraschung schmunzelte Nate sogar und nickte.
„Ja, habe ich und ich freue mich darauf, es ihr endlich anlegen zu können."
Mit geweiteten Augen sah ich ihn an und erhielt von ihm nur ein Zwinkern. Machte er sich nur über seinen Vater lustig oder meinte er das Ernst?
„Die Mädchen sollten jeden Moment hochgebracht werden", informierte Nikolaj uns und erst da fiel mir auch der schwarze Van auf, der bereits vor der Villa wartete. „Nur kann Sky so nicht zu der Versteigerung."
Nikolaj deutete auf mich und ich sah an mir herunter. Ich trug eine enganliegende Jeans und ein helles rosafarbenes Top, das zwar knapp geschnitten war, aber dennoch alles großzügig bedeckte.
Es war nicht außergewöhnlich und doch erkannte man mit nur einem Blick den Wert der Sachen. Ich verstand auch, dass ich so aus der Masse heraus noch mehr auffiel, als vermutlich ohnehin schon. Jedoch hatten Nate und ich dies ohnehin berücksichtigt, als ich mich in dem Hotel fertig gemacht hatte.
„Sky zieht sich vor der Versteigerung noch um", erklärte Yonathan seinem Vater, der daraufhin nur nickte. Allein bei dem Gedanken, dass ich unter meinen Sachen das vollkommen ruinierte dunkelblaue Negligé trug, verzogen sich meine Lippen zu einer Grimasse.
Aus dem Augenwinkel erkannte ich Iwan, der mit den Mädchen im Schlepptau die Villa verließ. Sie waren wie jedes Mal mit den Halsbändern aneinander gekettet und liefen hintereinander in einer Reihe zu dem Van.
Instinktiv wich ich zurück, als der Gorilla Iwan auf uns zukam und heftete mich an Yonathan, der mich auch umgehend in seine Arme zog.
„Dir wird keiner etwas antun", raunte Nate mir leise an den Haaransatz, da er das Beben meines Körpers spürte. Ich hätte mich am liebsten heulend an ihm geklammert und ihn angefleht, mich nicht allein zu lassen, doch ich wusste, dass es keine Optionen gab, um drumherum zu kommen.
Iwan sah mir direkt in die Augen und da erkannte ich in seinen Händen das Halsband, als er mich stumm dazu aufforderte näher zu kommen.
„Nate", hauchte ich Hilfe suchend und vernahm das genervte Seufzen von Iwan, als ich mich keinen Millimeter rührte. Sofort entzog Yonathan dem Gorilla das Halsband.
„Es wird nicht angeschaltet sein", teilte er mir mit und deaktivierte es auch sofort, ehe er es mir um meinen noch immer lädierten Hals legte. Das mir vertraute Klicken ertönte, als Yonathan das Halsband verschloss und mir noch einen Kuss auf die Stirn hauchte.
„Du hast es gleich geschafft."
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