~Thirtyfive~


Nachdem die Mädchen, so auch ich, in den schwarzen Van gestiegen waren, fuhr dieser auch unmittelbar los. Die Blicke der anderen verschlangen mich regelrecht und mir war auch bewusst, mit welchen Augen sie mich sahen.

Für sie war ich vermutlich keine Verbündete, denn sie hatten genau gesehen, wie Yonathan mich verabschiedet hatte. Demzufolge sahen sie mich voller Hass an. Zumindest alle, bis auf Emily. Diese saß neben mir und warf mir ein aufmunterndes Lächeln entgegen. Allerdings war auch Neugier in ihrem Gesicht abzulesen.

„So eine Schlampe", hörte ich von vorne jemanden flüstern, woraufhin sich mehrere Köpfe zu mir herumdrehten und mich mehrere Augenpaare gleichzeitig musterten.

„Ich habe gehört, dass sie mit mehreren der Jakowlew Brüder gefickt hat", murmelte eine andere. Scham und auch Wut stieg mir in den Kopf. Letztendlich hatten sie nicht einmal unrecht, nur wussten sie nicht, dass es nicht einvernehmlich war.

„So kann man sich auch die Freiheit kaufen."

„Ignoriere die einfach", sagte Emily neben mir leise, während ihre Finger kaum spürbar über meinen angespannten Arm strichen. „Ich glaube, da spricht lediglich die Verzweiflung aus ihnen. Denn uns wird es bei Weitem nicht so gut erwischen, wie dich."

Auf ihren Lippen war zwar ein Lächeln, jedoch erreichte dieses ihre Augen nicht. Ihre vermeintlich aufbauenden Worte, sorgte nur mehr dazu, dass ein Gefühl von Schuld sich in mir ausbreitete. Auch wenn mein Leben durch Yonathan gerettet werden konnte, so mussten all die anderen Mädchen in diesem Wagen weiter leiden.

Konnte ich das denn wirklich zulassen?

Die Fahrt verging ohne weitere Vorkommnisse und je mehr Zeit verging, umso mehr war die Anspannung im Innenraum spürbar. Mein Blick wanderte immer wieder zu Emil rüber und ich sah, wie sie die Lippen fest aufeinander biss und immer wieder blinzelte, um ihre angestauten Tränen zu unterdrücken.

Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich knetete meinen schweißnassen Hände, um mich irgendwie zu beschäftigen. Der Van hielt und aus den verdunkelten Scheiben war lediglich ein kaum beleuchteter Parkplatz zu erkennen.

Iwan zog die Tür auf und brachte die Mädchen zum Aussteigen. Wegen der Kette an meinem Halsband war auch ich gezwungen hinterherzulaufen. Wir wurden zu einer Lagerhalle geführt, vor der zwei bewaffnete Männer standen. Iwan sprach einige Sätze auf Russisch mit denen, ehe er uns auch schon drängte hineinzugehen.

Die Luft war kalt und fühlte sich viel zu feucht an, um hier nur in Unterwäsche bekleidet über den nassen Beton zu gehen. Unsere tapsigen Schritte hallten laut von den kahlen Wänden wider. Nur schummriges Licht gewährte mir einen Blick in die Halle, die beinahe komplett leer war, bis auf einige Autos und Baustoffe.

Am Rand über uns gab es ein Gittergeländer, das sich über die gesamte rechteckige Fläche zog. Über eine aus ebenso Gittern bestehende Treppe gelangte man nach oben, wo es Türen gab, die vermutlich weiter durch die Halle führten.

„Bleibt hier stehen", forderte Iwan, als wir in der Mitte der Halle ankamen. Über uns befand sich eine Metallstange, die mit Ketten an der Decke befestigt war. Es roch modrig und faulig, aber auch der Geruch von Eisen lag in der Luft. Die roten getrockneten Flecken auf dem Beton verrieten auch, woher dieser Geruch kam.

Mein Körper zittert. Jedoch nicht nur von der Kälte, die mein Körper umschlang, sondern auch von der Angst, die sich in meinem Nacken festgesetzt hatte. Mein Herz schlug viel zu schnell und ich spürte, wie sich meine Kehle fest zusammenzog, als das Adrenalin durch meinen zur Flucht vorbereiteten Körper pumpte.

Iwan kam zurück und hatte in seinen Händen etliche Kabelbinder, mit denen er auch auf uns zutrat. Ebenso hörte man weitere Schritte und leises Wimmern, woraufhin ich meinen Blick von Iwan abwandte und eine weitere Menschentraube erkannte, bestehend aus verängstigten Mädchen.

Nur nebenbei bekam ich mit, wie Iwan die ersten Mädchen mit den Kabelbindern an der Stange über uns befestigt wurden, während immer mehr Sklavinnen in die Halle geführt wurden.

„Hände zusammen und nach oben", forderte Iwan, als er bei mir ankam. Erst da konnte ich den Blick von den restlichen Mädchen wenden. Insgesamt waren nun an vier Stangen jeweils 8 Mädchen. Also befanden sich schlussendlich 32 gefangene Mädchen in dieser Halle, die darauf warteten gekauft und an alte eklige Männer versklavt zu werden.

Ein Räuspern erklang von Iwan, als ich seiner Forderung noch immer nicht nachgekommen war. Eilig hob ich meine Hände über meinen Kopf und führte diese zu der Stange. Iwan befestigte mir meine Hände mit einem Kabelbinder, bevor er sie schließlich an der Stange festband.

Emily befand sich direkt neben mir und wurde als Nächste von Iwan an die Stange gebunden. Ich konnte ihren schnellen abgehackten Atem vernehmen, der mir nur zu deutlich zeigte, wie sie sich fühlte. Ein schlechtes Gewissen überkam mich bei dem Gedanken, dass all diese Mädchen nicht wussten, was auf sie zukommen würde. Nur mir sollte solch ein Schicksal erspart bleiben.

Ein raues Lachen ertönte und riss mich somit aus meinen düsteren Gedanken. Mein Blick fiel nach oben, wo ein Mann aus einer Tür trat und auf uns nach unten schaute. Er hatte dunkelblonde mittellange Haare und trug ein schwarzes Hemd, ebenso wie eine schwarze Chinohose. Obwohl er lachte, war sein Blick alles andere als freundlich. Ich schätzte sein Alter auf Ende 20 und sein Schmuck verdeutlichte, welch Reichtum er vermutlich besaß.

"Da sind ja die neuen Sklavinnen", sprach er voller Freude, während er mit einem breiten überheblichen Grinsen und ausgebreiteten Armen auf uns herunterschaute.

Am liebsten hätte ich mit den Augen gerollt, doch die Präsenz von diesem Russen über uns hinderte mich daran. Ich erkannte eine Waffe, die in einem Holster an seinem Bein befestigt war. Allein dies zeigte mir, dass mit ihm ebenso wenig zu spaßen war, wie mit all den anderen Russen, denen ich bisher begegnet war.

Sein Blick schweifte über jedes einzelne Mädchen. Als seine Augen direkt auf meine trafen, gefror mir beinahe mein Blut in den Adern. Erst da fiel mir die Narbe in seinem Gesicht auf. Sie verlief über die gesamte rechte Wange bis hoch zu seinem Auge. Sie ließ ihn so viel gefährlicher wirken und auch dieses grausame Grinsen trug nicht dazu bei, dass ich mich wohler in meiner Haut fühlte.

"Artjom hat nicht zu viel versprochen", sagte er und schien sich wie ein Honigkuchenpferd über seine Errungenschaften zu freuen. "Die Käufer sollten jeden Moment eintreffen."

Diese Information galt vermutlich eher den Wachen, die sich derweil über uns in der Halle verteilt hatten. Der Russe hatte seinen Satz gerade erst beendet, als auch schon eine weitere Tür geöffnet wurde und weitere Männer die Halle betraten. Darunter auch Yonathan, weshalb ich beruhigend durchatmete.

Nate's Blick suchte umgehend meinen und ich versuchte ihn mit einem gelassenen Ausdruck zu signalisieren, dass es mir den Umständen entsprechend gut ging.

"Ich heiße Sie in meinen heiligen Hallen herzlich willkommen", redete der Russe erneut von dem Geländer aus. "Betrachten Sie die Ware ausgiebig. Nach Abschluss der Begutachtung beginnen wir direkt mit den Versteigerungen. Der Höchstbietende erhält die Ware sofort im Anschluss und es versteht sich von selbst: Gekauft, wie gesehen."

Wir wurden tatsächlich als Gegenstände gesehen und sobald der Russe seine Rede beendet hatte, kamen die Männer näher und betrachteten uns, als befänden wir uns auf einem Viehmarkt. Yonathan versuchte sich unauffällig zu geben, doch ich erkannte natürlich seine angespannte Haltung und auch, wie er sich noch mehr versteifte, als einer der Männer dicht an mich herantrat. Er war alt. Seine Augen wirkten eingefallen und auch seine faltige Haut verdeutliche sein bereits hohes Alter.

Mir stieg umgehend der Geruch von beißendem Aftershave in die Nase, weshalb ich mit meinen nackten Füßen einen Schritt zurückwich. Er musterte mich und legte seinen Kopf schief, ehe er zu meiner Erleichterung weiterging.

Plötzlich sprach ein Mann auf einer mir vollkommen fremden Sprache, doch der Russe schien seine Aufforderung zu verstehen, da er Iwan zunickte und ebenso für mich nicht verständlich antwortete. Der Gorilla setzte sich daraufhin in Bewegung und ging zu einem der Mädchen, um mit einem Messer den Kabelbinder zu zerschneiden. Mit großen Augen betrachtete ich, was direkt neben mir geschah, als ein mir vertrauter Geruch in die Nase stieg und meine Aufmerksamkeit auf sich zog.

Nate griff nach meinen Haaren und schien tatsächlich so zu tun, als würde er mich von oben bis unten betrachten, ehe er sogar die Haarsträhne zu seiner Nase führte, um einmal tief Luft u holen. Er wirkte dadurch nicht weniger seltsam, wie der Rest der Männer.

Ein Wimmern ertönte, woraufhin ich zu dem Mädchen sah, das mittlerweile auf dem feuchten Boden kauerte und am ganzen Körper zitterte.  Ich sah, wie der Mann seine Hand fest in ihre dunklen Haare grub, ehe sich warme Finger um mein Kinn legten und mich zwangen nach vorne zu sehen.

"Ganz ruhig", raunte Nate beinahe lautlos. Erst da spürte ich die heißen Tränen über meine Wangen laufen. Die hellen, blauen Augen schienen mich tatsächlich etwas zu beruhigen. Mein Herz raste, als ich mit angehaltenem Atem fühlte, wie Yonathan seine Finger über die Hämatome an meinem Hals gleiten ließ. Er nickte nachdenklich und ging danach weiter.

Die Besichtigungen gingen weiter und ich musste den Blicken von anderen Männern weiterhin ertragen, während auch noch andere der Mädchen von den Kabelbindern befreit wurden, um noch besser betrachtet zu werden.

"Die Herren! Wir sollten allmählich zum Ende kommen", sagte der Russe. Die Käufer akzeptierten diese Aussage auch und entfernten sich von uns, um gleich darauf nach oben zu dem Händler zu gehen. Es wurden wilde Diskussionen auf dem Weg über die Treppe geführt.

"War er das?", flüsterte Emily so leise, dass ich es fast nicht verstanden hätte. Ich nickte nur stumm und ohne meinen Blick zu heben. Erneut überkam mich ein schlechtes Gewissen. Vor allem Emily hatte es nicht verdient. Sie war auch für mich da, weshalb ich mich ihr gegenüber schuldig fühlte.

"Starten wir mit den ersten Geboten", forderte der Russe, als plötzlich die Tür hinter ihm aufsprang.

"Ich hoffe doch, ihr habt nicht ohne mich angefangen!"

Wer da wohl noch dazukommt? 👀🤣

Es tut mir sehr leid, dass ich euch so lange habe warten lassen, doch da auch bei uns die Sommerferien angefangen haben, bin ich in meinem Privatleben leider zu beschäftigt, um mich noch täglich mit dem Schreiben zu beschaffen.

Ich werde versuchen mindestens 1-2 Mal die Woche ein Kapitel hochzuladen und hoffe, ihr seid nicht allzu böse wegen den nun längeren Wartezeiten ❤️

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top