~Fiftyeight~

Noch vollkommen neben der Spur schaute ich Sky hinterher, wie sie mit dem pelzigen Provokateur verschwand. Wenn ich nicht gewusst hätte, wie sehr sie an dem Kater hing, wäre dieser zukünftig nur noch nackt herumgelaufen!

Warum tat er das? Es reichte ihm offenbar nicht, dass er mittlerweile 8 Tassen von mir zerschmettert hatte. Nun musste er sich auch an meine Gläser vergehen und das ausgerechnet, wenn ich Sky näher kommen wollte. Hätte er nicht gestört, wer weiß, vielleicht hätte ich ihre wundervollen Lippen nochmal auf meinen spüren dürfen.

Ich seufzte frustriert, ehe ich mich auf den Weg machte, um einen Besen und eine Kehrschaufel zu holen. Vorsichtig wischte ich das Wasser vom Boden, ehe ich die Scherben zusammenfegte und das Chaos beseitigte.

Die gesamte Situation nervte mich. Als war es nicht beschissen genug, dass Sky die Vereinbarung zwischen uns beendet hatte, rebellierte sie allem Anschein nun vollständig. Sie provozierte mich mit ihrer Respektlosigkeit. Es kostete mich all meine Kontrolle ihr Verhalten zu dulden. Ich gab mir alle Mühe über ihr Benehmen hinwegzusehen, obwohl sie mich innerlich zum kochen brachte.

Es war für mich okay, wenn sie ihre Verletzlichkeit versteckte und mir gegenüber pampig war. Ich verstand, dass es ihre Art war mit den vergangenen Wochen umzugehen. Vermutlich wollte sie mich bestrafen, für alles, was ihr widerfahren war und ich wäre der Letzte gewesen, der dafür kein Verständnis aufgebracht hätte.

Ich wollte, dass Sky neu zu sich fand und ebenso wollte ich, dass sie sich von allem erholte und an ihren Wunden wuchs. Auch wenn das für mich bedeutete, mich herablassend behandeln zu lassen. Jedoch ging es mir absolut gegen den Strich, wenn sie sich auch anderen gegenüber so verhielt.

Ich hatte Angst, dass ihre Entwicklung in eine vollkommen falsche Richtung verlief. Sie sollte an Stärke gewinnen, doch das bedeutete nicht, dass sie sich so anmaßend verhalten konnte.

Es war für mich nicht einfach an so jemand qualifiziertes wie Tyson zu gelangen und erst recht war es nicht leicht ihn davon zu überzeugen, dass Sky diesen besonderen Schutz brauchte. Dass sie in den ersten Minuten jedoch schon deutlich zeigte, was sie von ihm hielt, hatte mich so verärgert, dass ich nur noch das Weite gesucht hatte.

Er wusste, dass Sky den Schutz nicht wollte und war somit alles andere davon überzeugt für sie zu arbeiten. Nur mittels der richtigen Entlohnung konnte ich ihn letztlich überreden. Wenn sie es mit ihm nicht in den Griff bekam, half auch kein Geld mehr, ihn zu bestechen.

Meine Gedanken kreisten weiter um ihr Verhalten und ich erinnerte mich an das Gespräch, dass sie ihre Tante besuchen möchte. Es war mir ein Rätsel, wieso sie das ausgerechnet jetzt und so unbedingt wollte. War Sky vielleicht ebenso nur auf Antworten aus? Sie wusste offenbar etwas, sonst hätte sie den Entschluss noch einmal zurückzukehren niemals gefasst.

Mit der Akte von Kirill war ich auch noch kein bisschen weiter. Ich verstand die Zusammenhänge einfach nicht! Wieso hatte Artjom vor 15 Jahren die Mutter von Sky freigekauft, wenn er diese davor wegen Schulden entführt hatte?

Und was geschah mit Scarlett, nachdem Artjom sie aus dem Menschenhandel befreite? All diese Fragen brachten meinen Schädel zum Rauchen und all dies ergab nicht einmal ansatzweise einen Sinn!

Dank meines Vaters konnte ich Artjom nicht einmal fragen. Das wäre um einiges leichter gewesen, als den Geistern hinterher zu jagen. Ich entsperrte den PC und begann zum hundertsten Mal die Suche nach Antworten. Ich durchsuchte das gesamte Netz nach Scarlett MacKenzie. Doch nicht einmal im Darkweb war etwas zu finden. Es war, als hätte es diese Frau nie gegeben. Und genau das, machte mich stutzig. Es gab zu jedem Menschen etwas im Internet, ob lebendig oder tot spielte keine Rolle.

„Wer zum Teufel warst du wirklich?", murmelte ich, als ich das Foto von der jungen Scarlett ansah, die Sky in ihrem Alter zum verwechseln ähnlich sah. Ich nahm das Bild und scannte es ein, um dieses durch eine Datenbank laufen zu lassen. Während der Rechner arbeitete, ging ich in die Küche, um mir ein neues Glas mit Wasser zu holen.

Der Kater kreuzte dabei meinen Weg und mit einem bösen Blick versuchte ich ihm zu verstehen zu geben, dass er sich gefälligst von meinen Trinkgefäßen fern halten sollte. Als Antwort bekam ich nur ein »Miau«, ehe er zu meiner Verwunderung um mein Bein schlängelte.

„Warum bist du nicht bei Sky?", fragte ich, als mir bewusst wurde, dass King mich nicht mal mit dem Arsch ansehen würde, wenn er bei Sky sein konnte.

„Fuck." Ich stellte das Glas eilig ab und ging mit schnellen Schritten die Treppen nach oben, wobei ich nur immer jede zweite Stufe nahm. An Sky's Zimmer öffnete ich ohne Ankündigung die Tür und schaute mich in dem leeren Raum um.

„Sky!?" Auch die Tür zum Badezimmer öffnete ich, um festzustellen, dass auch das leer war. Ich verließ das Zimmer und ging zu meinem Schlafzimmer, in das ich ebenso ein Blick warf. Danach kam ich am Spielzimmer vorbei, doch auch da war sie nicht. Während ich über den Flur im Obergeschoss ging, hörte ich von unten Geräusche, weshalb ich diesen schnell folgte.

Ein mulmiges Gefühl machte sich in meinen Magen breit. Obwohl es im Penthouse absolut sicher war und auch von draußen genügend Sicherheitsmaßnahmen ergriffen wurden, wuchs in mir die Sorge, dass sich etwas ungewolltes hier abspielte.

„Sky! Hör auf mit dem Mist", rief ich, als ich sie auch unten weder in der Küche noch im Wohnbereich sah.

„Skylar!" Ich ging am Foyer vorbei, als sich die Tür von meinem Büro unerwartet öffnete.

„Was ist los?", fragte Sky mit einer Unschuldsmiene. Sie schlendere in völliger Ruhe auf mich zu, weshalb ich sie vollkommen perplex anstarrte.

„Was los ist?", entfuhr es mir laut. „Was zum Teufel hast du in meinem Büro zu suchen? Und wieso verarscht du mich und reagierst nicht, wenn ich dich rufe?"

„Du solltest dich nicht so aufregen, sonst bekommst du noch Falten", erwiderte Sky ruhig, während sie nähertrat und über meine Bartstoppeln strich. Mein Körper bebte vor Wut. Sie forderte mich so sehr hinaus und es fiel mir schwer, sie nicht zu packen und all ihre Respektlosigkeit aus ihr heraus zu prügeln.

Mein innerer Sadist war noch nie so scharf darauf, ihr körperliche Schmerzen zuzufügen, wie in diesem Moment.

„Hörst du nicht auf damit, garantiere ich für nichts mehr", knurrte ich und erhielt von ihr ein zuckersüßes Lächeln.

„Was los, Daddy? Zuckt die Hand?", lachte Sky, ehe sie an mir vorbeiging. „Sie war seine Hure. Interessant, oder?"

Mein Hirn war gar nicht in der Lage ihre Worte zu realisieren. Einzig Wut und unbändige Lust vernebelten meinen Kopf. Völlig erstarrt blickte ich ihr hinterher, wie sie nach oben in ihrem Zimmer verschwand.

Wer war eine Hure?

Nach wenigen Sekunden schaltete mein Hirn und ich ging mit schnellen Schritten in mein Büro. Auf meinem PC sah ich die Ergebnisse der Suche. Mir wurde ein Bild aus dem Internet angezeigt, dass eindeutig aus einem Establishment stammte, indem die Frauen sich gegen Geld anboten. Artjom sah ich auf Anhieb auf einer lederüberzogenen Sitzbank. Auf seinem Schoß befand sich eine leichtbekleidete Frau mit schwarzen Haaren.

Ich zoomte heran und verglich die Seitenansicht dieser Frau mit der von Skys Mutter. Es gab eindeutig Ähnlichkeiten. Und dann fiel mir das Armband auf, was dasselbe war, wie auf dem Foto aus der Akte.

„Fuck."

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