Brief [15.12.1885]

15. Dezember 1885

Sehr geehrter Mr. Moran,

nun ist es beinahe zwei Monate her, dass Sie einen Platz als Scharfschützen in meinem Netzwerk gefunden haben und ich musste Ihre Arbeit jedes Mal aufs höchste Loben. Starke Nerven und eine ruhige Hand machen einen guten Schützen aus und Sie verfügen über beides. Ich hätte wohl keinen besseren Scharfschützen einstellen können und es ist mir jedes Mal eine Freude zu sehen mit welch einer Präzession Sie ihre Aufträge ausführen. Ich versichere Ihnen, dass auch Ihr Name bald in aller Munde sein wird. Schon jetzt erzittert die Unterwelt, wenn ich meinen besten Sniper erwähne.

Auch Miller kann nur Gutes von Ihnen berichten. Tatsächlich kommt mein zweiter Mann im Staat gar nicht aus dem Staunen raus, in welches Sie ihn versetzt haben und Miller gehört nicht zu den Männern, die sich leicht beeindrucken lassen. Dies ist also die höchste Form der Anerkennung, die Sie von ihm erhalten können.

Aber ich möchte Ihnen in diesem Brief nicht von Ihrer eigenen Leistung vorschwärmen, dafür wäre das Papier dann doch zu Schade. Vielmehr möchte ich Ihnen mitteilen, dass ich am 24. Dezember ein kleines Weihnachtsessen zu veranstalten gedenke und Sie hiermit herzlichst dazu einladen möchte.

Für Sie ist dieses Essen eine gute Möglichkeit die Kollegen kennenzulernen, denn außer Joe Miller dürfte Ihnen noch niemand bekannt sein. Es ist immer gut die Leute zu kennen, auf die man im Notfall zählen muss.

Sollten Sie an Weihnachten etwas Besseres zu tun haben als mit einer Verbrecherbande zu Abend zu essen, werde Ihre Absage nicht persönlich nehmen. Aber wer weiß, vielleicht rettet diese Einladung Sie vor einem langweiligen Essen mit William Stirling und Familie?!

Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass es nicht nötig ist mir etwas zu schenken, ich Sie aber auch nicht davon abhalten werde.
Ich selbst habe eine kleine Überraschung für Sie, sozusagen als Belohnung für Ihre gute Arbeit, aber auch als Anreiz weiterhin abzuliefern.

Ich hoffe, Sie konnten die Vorweihnachtszeit bisher genießen. Das Schöne an dieser Zeit ist, dass die Menschen allesamt ein wenig friedlicher sind, was Sie sicher an den wenigen Aufträgen gemerkt haben. Genießen Sie diese ruhige Zeit so lange Sie können. Aus Erfahrung weiß ich zu berichten, dass sie nicht allzu lange anhält. Tatsächlich ist es so, dass von Januar bis Februar mehr Verbrechen geordert werden als das restliche Jahr über. Vielleicht ja das Ergebnis von Neujahrsvorsätzen und so einem Schwachsinn.

Aber ich komme wieder ins Philosophieren und bevor ich hier einen Aufsatz über die Verbrechensstatistiken schreibe, obwohl diese überaus interessant sind (wussten Sie beispielsweise, dass im Sommer mehr Morde verübt werden?!), sollte ich diesen Brief wohl lieber beenden.

Gehaben Sie sich wohl,
James Moriarty

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