Brief [03.09.1886]
03.09.1886
Sehr geehrter Mr. Holmes,
ich schreibe Ihnen in der Hoffnung Hilfe zu erhalten. Es fällt mir schwer, die richtigen Worte zu finden. Ich weiß nicht mal, ob es überhaupt einen Grund gibt Ihnen zu schreiben. In der Hoffnung es nicht zu bereuen, möchte ich Ihnen meine Situation schildern:
Ich bin seit längerem Teil einer Organisation. Einer meiner Kollegen ist mir sehr ans Herz gewachsen und vor etwas über einer Woche nach schwerer Krankheit verstorben. Soweit nichts Besonderes, werden Sie sagen und sich wundern, warum ich Ihnen schreibe.
Es ist so, dass ein guter Freund von mir und ebenfalls Teil der Organisation vor zwei Tagen mit einer schweren Lungenentzündung im Krankenhaus gelandet ist. Im Fieberdelirium hat er etwas von einer Tropenkrankheit gebrabbelt. Ich habe mich über die Krankheit informiert und war erstaunt, wie gut die Symptome auf meinen verstorbenen Kollegen zu treffen. All das hat mich stutzig gemacht, weil man in London doch nicht damit rechnen sollte, einer tropischen Krankheit zum Opfer zu fallen. Dies ist natürlich nur ein Verdacht und eben deshalb kontaktiere ich Sie.
Ich hörte, dass Sie als Detektiv in London tätig sind und dachte, dass Sie mir in dieser vertrackten Lage helfen können. Ich kann Sie aus gegebenem Anlass nicht persönlich konsultieren, hoffe dennoch sehr, dass Sie sich zu meinem Kollegen umhören und sehen.
Sein Name war Joe Miller. Ich muss Sie jedoch vorwarnen, dass Sie nicht nur Erfreuliches über ihn erfahren werden. Ich hoffe, dass Sie ihn trotzdem nicht hängen lassen, denn lautet ein Sprichwort nicht 'de mortuis nil nisi bene' und haben wir nicht alle nach dem Tode Ruhe verdient?
Dies ist auch der Grund, weshalb ich mich an Sie wende und nicht zur Polizei laufe. Sie sind ein rechtschaffender Mann, Mr. Holmes und ich bin sicher, dass Sie einer armen Seele in Not helfen werden. Ich bin ebenso sicher, dass Sie wissen, dass es in jedem Fall Grenzen gibt, die man nicht überschreiten sollte. Grenzen, hinter denen tiefe und gefährliche Gewässer liegen. Also suchen Sie nicht nach mir, Sie würden ertrinken.
Ich wünsche Ihnen nur das Beste, nur kommen Sie mir nicht zu nah.
Auf eine erfolgreiche Arbeit und mit den besten Grüßen,
Fred Porlock
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