the traitor

„Also wer wird dann der Geheimniswahrer", wechselte ich das Thema und vermutete inzwischen, dass es womöglich Dumbledore diese Aufgabe selbst übernehmen würde. „Peter. Peter Pettigrew", erwiderte mir Sirius und zunächst hielt ich es für einen geschmacklosen Scherz, allerdings wirkte er völlig entspannt, weswegen ich mir nicht vorstellen konnte, dass er einen Witz machte. Offenbar schien ihn aber mein Gesichtsausdruck zu belustigen, denn er grinste mich kurz an, ehe er meinte: „Schau mich nicht so an, dieser Plan ist perfekt. Niemand würde vermuten, dass Peter der Geheimniswahrer ist...Ich meine nun ja, es ist eben Peter. Du kennst ihn ja selbst und genau deswegen ist es so genial". Noch immer war ich nicht völlig von diesem Plan überzeugt, obwohl ich verstehen konnte, woher dieser Gedankengang kam. Peter Pettigrew lebte ziemlich zurückgezogen, seitdem der Krieg angefangen hatte und niemals würde irgendwer vermuten, dass man ausgerechnet ihn zum Geheimniswahrer ernennen würde. Schließlich war er bereits in Hogwarts immer sehr unscheinbar gewesen und wusste, wie man unter das Radar von Leuten fiel, was ihm jetzt sicherlich nützlich sein würde. Wahrscheinlich wusste Lord Voldemort nicht mal von seiner Existenz. „Glaubt ihr denn er ist ...mutig genug dafür?". „Klar, schließlich war er damals auch ein Rumtreiber, er würde lieber sterben als uns zu verraten", Sirius klang ziemlich überzeugt, als er von seinem Freund sprach und wenn ich ehrlich war, war es wohl das erste Mal, dass er sich für Peter einsetzte und dennoch beruhigte es mich.

„Wann werden sie das Band knüpfen?", ein weiterer Punkt der wichtig war, schließlich drängte die Zeit. „In den nächsten Tagen. Dumbledore hat uns übrigens aufgefordert unsere Schutzzauber zu erhöhen", kam es von Sirius, der sich inzwischen erhoben hatte und andächtig nach draußen auf die wilde See blickte. „Glaubst du ich kann Lily und James noch einmal besuchen? Ich würde gerne Harry wiedersehen und naja einfach sichergehen, dass sie nichts brauchen?", schon von Anfang an musste ich den Drang zurückhalten nicht sofort aufzustehen und nach Godric's Hollow zu apparieren. Es fühlte sich schrecklich an nichts tun zu können, um ihnen zu helfen und fast kam es mir so vor, als würde ich sie im Stich lassen.

Langsam drehte sich Sirius wieder zu mir um und an seinem Gesichtsausdruck konnte ich erkennen, dass es ihm ähnlich ging. „Ich denke es ist besser, wenn wir abwarten, bis sich das Gröbste gelegt hat. Danach wirst du alle Zeit der Welt haben, um den kleinen Harry kennen zu lernen", meinte er und ich wusste, dass es ihn viel Überwindung kostete das zu sagen, aber ich wusste auch das es stimmte. Wahrscheinlich wäre es auch viel zu auffällig, wenn ständig Mitglieder des Ordens in dem verschlafenen Godric's Hollow auftauchen würden, zumal man sicherlich schnell herausfinden würde, dass wir in Verbindung mit den Potters standen.

„Wie wäre es, wenn wir die Abwehrzauber erneuern und dann eine Runde Zauberschach spielen?", schlug Sirius schließlich vor, nachdem wir eine ganze Weile stillschweigend dagesessen hatten, woraufhin ich ihm mit einem Nicken antwortete. Und so machten wir uns auf den Weg hinaus in das stürmische Wetter, um das Cottage vor ungebetenen Feinden zu schützen.

Es war der 30. Oktober, ein Tag vor Halloween. Überall im London der Muggel wurden gruselige Kostüme verkauft, es gab Süßigkeiten zu kaufen, die schlechte Nachahmungen von Augäpfeln und Würmern waren und die Menschen stellten sich geschnitzte Kürbisse vor die Haustür. Wehmütig dachte ich an die herrlichen Feste in Hogwarts zurück, die mir inzwischen vorkamen, als stammten sie aus einem anderen Leben. Ich beschloss Sirius ein paar echte Halloween-Süßigkeiten aus der Winkelgasse mitzubringen. Er war nicht sonderlich begeistert davon gewesen, als ich ihm gesagt hatte, dass ich nach London gehen würde, immerhin traute sich fast niemand mehr vor die Haustür, aber allmählich gingen uns die Lebensmittel und das Geld aus, weswegen ich beinahe dazu gezwungen wurde hierher zu kommen. Dennoch hatte Sirius angeboten, dass er anstatt meiner Gehen würde, aber ich hatte das Gefühl, das er in größerer Gefahr schwebte als ich. Denn überall wurde nach Lily und James gesucht und ihrem möglichen Geheimniswahrer und mit Sicherheit stand Sirius auf Platz eins dieser Liste.

Natürlich hatten wir die größten Sicherheitsvorkehrungen getroffen, um unser Cottage zu schützen und auch jetzt hatte ich mein strohblondes Haar in eine schwarze Lockenmähne verwandelt, die große Ähnlichkeiten mit der von Bellatrix Lestrange hatte, wie Sirius angewidert feststellte. Und dazu trug ich einen schwarzen Reiseumhang, dessen Kapuze mein Gesicht fast vollständig verdeckte und ich hoffte, dass mich einfach niemand erkennen würde. Ich warf einen angespannten Blick über meine Schulter, ehe ich in den tropfenden Kessel eintrat, der zurzeit fast immer wie ausgestorben war. In einer Ecke flüsterten aufgeregt zwei Hexen, während Tom der Wirt ihnen eine Linsensuppe servierte, ehe er zurück hinter seine Theke schlurfte. Niemand beachtete mich, als ich zu der Backsteinwand lief und dort in der richtigen Reihenfolge die Steine antippte, die daraufhin den Durchgang zur Winkelgasse freigaben.

Es war ein trauriger Anblick und das trübe Wetter trug sein Übriges dazu bei. Viele der Läden waren verbarrikadiert worden und die wenigen Kunden huschten schnell an den Hauswänden vorbei, um ihre Besorgungen zu erledigen, ehe sie disapparierten. Auch ich zog sicherheitshalber meine Kapuze tiefer ins Gesicht und lief eilig durch die Gasse hinüber zu Gringotts, offenbar dem einzigen Ort hier, der noch immer so wirkte, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Doch bevor ich die Bank erreichen konnte, stieß ich unsanft mit jemandem zusammen und taumelte einige Schritte rückwärts.

„Tut mir leid", murmelte ich und wollte schon weitergehen, doch dann bemerkte ich mit wem ich da zusammengestoßen war. Es handelte sich um Peter Pettigrew, der mich nervös anblickte, als er bemerkte, wer ich war. „Peter? Was machst du denn hier?", kam es überrascht von mir, immerhin dachte ich, dass er sich ebenfalls gut verstecken würde, schließlich war er der wahre Geheimniswahrer und niemand konnte sagen, ob die Todesser nicht auch hinter ihm her wahren, weswegen es mich verwunderte ihm am helllichten Tag hier anzutreffen.

Nervös huschten seine Augen durch die ausgestorbene Straße, bevor er wieder zu mir sah und man konnte ihm deutlich ansehen, dass es ihm missfiel mir in die Arme gelaufen zu sein. „Besorgungen machen", nuschelte er und wollte sich bereits an mir vorbeistehlen, weshalb ich ihm schnell den Weg abschnitt. „Solltest du dich nicht lieber verstecken?", hakte ich neugierig nach und bei dieser Frage zuckte er unwillkürlich zusammen, ehe er wieder die Straße auf und ab blickte, fast so als befürchtete er Lord Voldemort würde jeden Moment hier auftauchen.

Erst jetzt merkte ich, wie abgemagert er war, denn früher war er ein plumper, kleiner Junge gewesen, aber jetzt spannte die Haut in seinem Gesicht und seine Klamotten wirkten wie Säcke an ihm, da sie nicht mehr richtig ausgefüllt waren. Offenbar schien ihm dieser Krieg viel zu kosten, denn auch seine Haare schienen allmählich spärlich zu werden und ich fragte mich, ob er tatsächlich mit dieser hohen Belastung klarkam. „Ist alles in Ordnung mit dir?", es war ein letzter Versuch etwas Sinnvolles aus ihm herauszubekommen, denn es war sehr gefährlich sich so lange an öffentlichen Orten zu unterhalten, allerdings erwiderte er nur ein zaghaftes Nicken darauf und wieder scannten seine Augen die verlassene Winkelgasse.

Ich war nie ein großer Fan von Peter Pettigrew gewesen, da er für mich immer etwas Scheinheiliges an sich gehabt hatte, wie er versuchte James und Sirius zu imponieren, um weiterhin ein Teil dieser coolen Jungsgruppe zu bleiben. Außerdem war er in meinen Augen bei Weitem nicht so begabt gewesen, wie die anderen drei Rumtreiber, was sich auch in seinen schulischen Leistungen widergespiegelt hatte. Und noch immer fragte ich mich, wie Lily und James sich tatsächlich für ihn als ihren Geheimniswahrer entscheiden konnten und gegen Sirius, der in meinen Augen die perfekte Wahl dargestellt hätte. Doch das Geschehene ließ sich nicht ändern und als ich die heruntergekommene Gestalt von Peter sah, der so furchtbar angespannt wirkte, als würde er gleich einen Nervenzusammenbruch erleiden, verspürte ich Mitleid mit dem armen Kerl. Wahrscheinlich war ihm noch nie zuvor in seinem Leben eine solche Ehre zuteilgeworden, hatte er doch sonst immer im Schatten seiner Freunde gestanden, um deren Anerkennung all die Jahre gekämpft hatte und jetzt musste er sein eigenes Leben riskieren, um James und Lily und natürlich den kleinen Harry zu schützen. Erneut stellte ich mir die Frage, ob er dafür mutig genug war und wenn ich mir sein Erscheinungsbild so ansah, kannte ich die Antwort bereits, woraufhin sich ein Kloß in meinem Magen bildete.

„Ich muss jetzt weiter. Du weißt das du dich jeder Zeit bei uns melden kannst, wenn du Hilfe benötigst?", ich versuchte möglich sanft zu wirken, aber Peter nickte nur kurz, ehe er förmlich vor mir wegrannte, weswegen ich ihm einen Augenblick lang hinterher starrte. Für einen Augenblick überlegte ich, ob ich nicht sofort nach Somerset zurückkehren würde, denn ich musste unbedingt Sirius davon erzählen, jedoch benötigten wir dringend diese Vorräte, weshalb ich beschloss alles möglichst schnell zu erledigen und dann meinem Freund von dieser merkwürdigen Begegnung zu erzählen.

„Ich bin wieder da!", rief ich durch den leeren Hausflur und stellte meine gefüllten Taschen ab, um mich aus meinem Reiseumhang zu schälen. Ich hörte polternde Schritte, die die alte Treppe hinunterkamen und nur einen Moment später erschien Sirius vor mir. Sein Haar wirkte zerzaust, fast so als hätte er geschlafen und in seinem Gesicht konnte ich die Erleichterung ablesen. „Da bist du ja endlich", wisperte er und hauchte mir einen Kuss auf die Wange, ehe er meine Taschen vom Boden auflas. „Ich habe dir doch versprochen vorsichtig zu sein", erwiderte ich ihm leicht genervt, obwohl ich insgeheim von seiner Besorgnis gerührt war.

In der Küche roch es nach Kürbispastete und Apfel Tee und erst jetzt bemerkte ich, wie ausgehungert ich war. „Ich habe heute Peter getroffen", meinte ich beiläufig als ich mir eine Tasse des süßen Getränks eingoss und sofort bemerkte ich, wie sich Sirius Gesichtsausdruck veränderte. „Unser Peter?", entgegnete er mir besorgt, woraufhin ich zaghaft nickte. Für einen kurzen Augenblick überlegte ich, ob ich ihm die genauen Details unserer Begegnung vorenthalten sollte. Allerdings ging es hier um das Wohl unserer besten Freunde und das ihres Sohnes, weswegen ich einen Schluck von meinem heißen Tee nahm und dann fortfuhr. „Ehrlich gesagt, sah er ziemlich abgemagert aus und wirkte sichtlich nervös....aber vermutlich verlangt ihm dieser Krieg einfach ziemlich viel ab", Sirius zog seine Stirn kraus und richtete seinen Blick auf die karge Landschaft, wo sich das Gras im rauen Herbstwind bog. „Ich meine er....", versuchte ich ihn ein wenig zu beruhigen, doch mit einer raschen Handbewegung deutete er mir an zu schweigen. „Vielleicht war es doch ein Fehler Peter zu wählen. Er war noch nie der Stärkste oder der Beste von uns und vermutlich ist die Bürde einfach zu groß". Ruckartig stieß er sich von der Küchenzeile ab, so als hätte er einen Plan gefasst. „Ich werde Lily und James da rausholen und dann überlegen wir uns gemeinsam eine andere Möglichkeit", erklärte er mir, weswegen ich ihn entsetzt anstarrte.

„Das ist doch völlig überstürzt, es wird schon dunkel draußen und außerdem ist morgen Abend Halloween. Ich bin mir sicher, dass der Trubel in der Muggelwelt auch die Anstrengungen von Du-weißt-schon-wem einschränken wird. Danach können wir uns noch immer mit dem Orden beraten", versuchte ich ihn zu besänftigen, schließlich hatte niemand einen großen Nutzen davon, wenn Sirius sich nun unnötig in Gefahr begab. Außerdem war ich mir sicher, dass Peter noch ein oder zwei Tage durchhalten würde. Meine Bemerkung schien einen innerlichen Konflikt in Sirius auszulösen, den ich sehr gut nachvollziehen konnte, dennoch sollten wir unser weiteres Vorgehen abstimmten, nicht das wir die Mitglieder des Ordens unnötig in Gefahr brachten. Auch mein Freund kam wohl zu dieser Erkenntnis, den er atmete einmal tief aus, ehe er zustimmend zunickte.


Long time no see! Aber ich dachte mir, dass es passend zu Halloween ein neues Kapitel geben sollte. Ich hoffe es gefällt euch :)

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