the monster within

Die Luft war kalt und ich war froh, dass ich meinen wärmenden Mantel angezogen hatte, denn bereits auf dem Weg in den Kerker hatte es mich gefroren und hier draußen war es um einiges kälter. Hoch oben am Himmel thronte der Vollmond, der mir nun wie ein schreckliches Omen vorkam, während ich schnell hinter den drei Jungs hinterherrannte, um nicht ihre Spur zu verlieren. Allerdings stockte mir der Atem, als ich realisierte, wohin die drei Rumtreiber unterwegs waren. Denn diese liefen zielsicher auf die peitschende Weide zu, einem aggressiven Baum, der vor einigen Jahren gepflanzt wurde und bereits drohend seine Äste erhob, stets bereit damit auszuschlagen.

„Na dann los Wurmschwanz", vernahm ich die Stimme von James, die durch den Wind zu mir herübergetragen wurde, allerdings konnte ich nur noch zwei Gestalten erkennen, die eindeutig zu Potter und Black gehörten, aber von dem schüchternen Pettigrew fehlte jede Spur und ich fragte mich, was wohl mit passiert war. Im nächsten Augenblick wurde aber meine Aufmerksamkeit von etwas anderem abgelenkt, denn die peitschende Weide erstarrte mit in ihrer Bewegung, womit die zwei Jungs wohl gerechnet hatten, denn sie rannten eilig auf den Stamm zu und verschwanden.

Einen Moment lang zögerte ich, immerhin war dieser Baum äußerst gefährlich und wer wusste schon, was mich dahinter erwarten würde. Andererseits hatten die Rumtreiber nicht sonderlich ängstlich gewirkt, eher im Gegenteil und wenn sogar Peter ausgelassen gewirkt hatte, dann konnte es ja nicht so schlimm sein. Ohne länger zu warten rannte ich ebenfalls auf die Weide zu und erkannte ein Loch in ihrer Wurzel, in das ich mich hineinstürzte, gerade zum rechten Zeitpunkt, denn hinter mir erwachte der Baum erneut zum Leben.

Ungeschickte rutsche ich einen steilen Abhang hinunter und schlug mir den Kopf an einer Wurzel an, als ich mich aufrappelte. Ich war verdreckt und spürte bereits, wie sich eine Beule an meinem Hinterkopf bildete. Außerdem hatte ich Dreck geschluckt, der nun zwischen meinen Zähnen knirschte. „Verdammte scheiße", fluchte ich vor mich hin und kramte in meinem Mantel nach meinem Zauberstab, den ich mit einem hastigen: „Lumos", erleuchtete. Ich befand mich in einem ziemlich engen, unterirdischen Tunnel und ich fragte mich, wie die drei Jungs es hier durch geschafft hatte, da sie um einiges größer waren als ich. Auf allen vieren kroch ich durch den erdigen Gang, wobei sich mein Umhang immer an Wurzeln verhedderte und gerade als ich mich wunderte, wie lang dieser Tunnel war, hob sich dieser an und gab ein Loch frei, dass in eine schäbige Hütte führte.

Ich ahnte bereits, wo ich mich befand, denn im Umkreis von Hogwarts gab es nur einen Ort, der dermaßen heruntergekommen war – die heulende Hütte. Mit großer Anstrengung zog ich mich in einen schmalen Flur und sah mich ängstlich um. Selbstverständlich hatte ich von den Gruselgeschichten gehört, die sich um diese Hütte rankte und es bereitete mir größtes Unbehagen nachts hier drin zu sein. Plötzlich nahm ich ein entsetzliches Jaulen, das mich stark an den animalischen Ruf eines Werwolfes erinnerte, doch darauf folgte ein Bellen, das Ähnlichkeiten mit dem eines Hundes hatte. Angst und Verwirrung breiteten sich gleichermaßen in mir aus und zum ersten Mal fragte ich mich, wohin die drei Jungs verschwunden waren, nachdem sie den Tunnel betreten hatten.

Mit Sicherheit mussten sie hier gelandet sein, immerhin hatte es nur einen Weg gegeben, jedoch fehlte jetzt jegliche Spur von ihnen und diese Hütte war nicht gerade geräumig. Vorsichtig pirschte ich mich den Gang entlang und vernahm immer wieder die Rufe des Werwolfes, die offenbar aus einem Zimmer am Ende kommen mussten. Eine schäbige Holztür stand einen spaltbreit offen, doch bevor ich diese erreichen konnte, ertönte ein schrecklicher Laut, der mir die Nackenhaare zu Berge stehen ließ. Ich wusste, dass ich vermutlich hätte umkehren sollen und sofort ins Schloss rennen sollte, aber ich war so weit gekommen und nur ein Blick auf die Bestie würde mir endgültige Sicherheit geben, dass ich mich nicht geirrt hatte.

Auf Zehenspitzen näherte ich mich der Tür und erhaschte einen Blick in das Innere des Raumes, der in einem noch schlechteren Zustand war, als der Rest der heulenden Hütte. Überall waren Kratzspuren, von denen einige bereits verwittert, andere wiederum noch sehr frisch waren. Ein altes, schäbiges Bett, das ebenfalls schon einiges abbekommen hatte, befand sich auf der einen Seite des Raumes und ein lädierter Schreibtisch zierte die andere Seite. Jedoch war das nichts im Vergleich zu den Bewohnern der heulenden Hütte, ein Hirsch hüpfte auf dem Bett herum, während eine Ratte über den Boden hinweg huschte. Ein riesiger, schwarzer Hund, der wohl für das Bellen verantwortlich war, schnupperte gerade im Raum umher und dann sah ich ihn. Mit seiner mageren Gestalt und der langen Schnauze war es unverkennbar, ein Werwolf, der nun ebenfalls sein Kopf in die Höhe hob und erneut ein markerschütterndes Jaulen von sich gab.

Ich musste mich zusammenreißen, um nicht laut aufzuschreien bei diesem Anblick, stattdessen bewegte ich mich einige Schritte nach hinten, um Abstand zu dem Werwolf und seinen Gefährten zu bekommen. Doch leider ertönte dabei ein lautes Knarzen, als ich auf eine lose Holzdiele trat. Zunächst hegte ich die Hoffnung, dass es in dem ganzen Tumult untergegangen war, denn die vier veranstalteten. Aber dann vernahm ich erneut das Jaulen des Wolfes, der wohl meine Witterung aufgenommen hatte und nun wurde auch das Bellen des Hundes immer lauter. Schwere Schritte näherten sich der Tür, die aus den Angeln gerissen wurde, weshalb ich panisch nach hinten stolperte, wobei ich in meiner Angst das Gleichgewicht verlor und unsanft auf den Boden aufschlug.

Vor mir baute sich der Werwolf an, der mich mit seinen blutunterlaufenen Augen fixierte, ehe er auf mich zu rannte. „Stupor!", schrie ich aus Leibeskräften, wodurch er nach hinten geschleudert wurde und einen schmerzerfüllten Aufschrei von sich gab, als er gegen den Schreibtisch flog. Sofort baute sich der Hirsch vor ihm auf, um ihm den Weg zu mir zu versperren, während der schwarze Hund auf mich zu gerannt kam und losbellte. In einem Anflug aus wiedergewonnenem Lebenswillen rappelte ich mich auf, da der Werwolf noch immer versessen darauf war zu mir zu gelangen, und rannte zurück in den dreckigen Tunnel, der mich zurück zum Schloss führen würde.

Adrenalin wurde durch meinen Körper gepumpt und ich hatte das Gefühl, als müsste mein Herz allmählich den Geist aufgeben. Noch immer vernahm ich das schreckliche Jaulen des Werwolfes hinter mir, das aber immer schwächer wurde. Stöcke und Wurzeln zerschlitzten mir das Gesicht und ich spürte, wie mein Umhang zerriss, aber das alles spielte keine Rolle mehr, einzig und allein der Mondschein am Ende des schmalen Ganges zählte und endlich erreichte ich den Ausgang bei der peitschenden Weide.

Als ich das Erdloch verließ, richtete ich meinen Zauberstab auf den widerspenstigem Baum und rief: „Immobilus", wodurch die Äste, die bereits zum Schlag angesetzt hatte, in der Luft stehen blieben und mich passieren ließen. Ich dachte nicht darüber nach, ob der Werwolf oder die anderen Tiere mir folgten, als ich zurück zum Schloss hastete. Aber als ich eine sichere Distanz zwischen mich und die peitschende Weide gebracht hatte, setzte nach und nach wieder mein Verstand ein und ich verlangsamte meinen Schritt, da ich ziemlich erschöpft war und da ich mich nicht mehr in unmittelbarer Lebensgefahr war, erschien es mir sinnvoll die Situation einen Augenblick lang zu überdenken.

Sollte ich direkt zum Schulleiter gehen? Oder zunächst abwarten, was die vier Gryffindors zu diesem Vorfall zu sagen hatten?

Ich hatte genug über Werwölfe gelesen, um zu wissen, dass sie in ihrer verwandelten Form keinen Einfluss auf ihren Trieb hatten und einfach alles und jeden angriffen und töteten, was ihnen in den Weg kam. Aufgrund dessen machte ich Remus keinen Vorwurf, jedoch war es in meinen Augen unverantwortlich so jemanden in die Schule zu lassen, vor allem da die Sicherheitsmaßnahmen anscheinend nicht ausreichend waren. Immerhin schafften es drei Rumtreiber an der peitschenden Wieder vorbeizukommen und jetzt, da ich wieder klar denken konnte, erinnerte ich mich an einen ähnlichen Vorfall, der mit Severus Snape zusammenhing und der letzten Sommer kurzzeitig thematisiert wurde. Sicherlich hatte der Slytherin so herausgefunden, was es mit Remus auf sich hatte, glücklicherweise zählte er nicht gerade zu den beliebten Schülern, weshalb es nicht viel Aufsehen um diesen Zwischenfall gegeben hatte, aber in meiner Situation war es definitiv auffällig gewesen.

Hinter mir ertönten Schritte und einen Augenblick lang befürchtete ich, dass es erneut Remus war, der mich angreifen wollte. Doch dann sah ich, dass es sich um den schwarzen Hund handelte und nur eine Sekunde später war da nicht länger das große Untier, sondern Sirius Black stand mit verstrubbeltem Haar vor mir und kam zögerlich auf mich zu. „Ihr seid Animagi!", schrie ich ihm entgegen, was ihn zusammenzucken ließ. „Seid ihr denn vollkommen lebensmüde? Er ist ein Werwolf! Wisst ihr wie gefährlich das ist!", schrie ich weiter, ohne auf ihn zu achten. „Ivy, bitte du musst mir zuhören, diese ganze Sache ich komplizierter, als du denkst", meinte er und versuchte mich mit einer Handbewegung zu beruhigen. Allerdings war ich sehr weit davon entfernt.

„Nein! Jetzt hörst du mir zu, seit Jahren beobachte ich eure dummen Streiche und sehe zu, wie ihr durch die Schule stolziert, als würde euch das ganze Schloss gehören, aber das hier ist eine andere Nummer. Ich hätte sterben können und wenn mich nicht alles täuscht, dann hat Severus Snape etwas ähnliches erlebt. Ich gehe jetzt zum Direktor", und ohne auf sein Flehen zu achten, drehte ich mich um und marschierte in Richtung des Schlosses. Jedoch stellte ich schnell fest, dass ich nicht zu Dumbledore gehen musste, sondern dass dieser wohl zu kam. Denn als ich das große Eichenportal erblickte, erkannte ich eine große Gestalt, die dort stand. 


Die arme Ivy, da hat sie sich ja ganz was eingebrockt...Naja Remus Geheimnis ist nun wohl offiziell raus.

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