Europa, Ganymede, Io and Callisto
Glücklicherweise schienen auch die vier Chaoten nicht den Drang zu verspüren uns zu weiteren Abenteuern zu überreden, denn am darauffolgenden Tag verschwand Remus mal wieder für ein paar Tage und kehrte in einem erbärmlichen Zustand in den Unterricht zurück. Und bereits drei Wochen später verschwand er wieder auf mysteriöse Weise blieb diesmal aber nur zwei Tage fort, obwohl er meiner Meinung danach aussah, als bräuchte er einen zweiwöchigen Aufenthalt im Krankenflügel. „Sam, du kannst mir doch nicht erzählen, dass das normal ist. Fast jeden Monat verschwindet Remus und sieht jedes Mal noch schlimmer aus", murmelte ich meiner Freundin zu, während ich einen prüfenden Blick zu den Rumtreibern warf, die soeben die Köpfe zusammensteckten. Remus Lupin kaute gedankenverloren an einer Tafel Schokolade, sah aber inzwischen wieder einigermaßen gut aus und lachte wieder über die Witze der anderen, was er die Tage zuvor nicht getan hatte. „Wahrscheinlich hat er einfach eine schlechte allgemeine Verfassung und diese ständigen Abenteuer geben ihm dann den Rest, dazu kommen noch die jahreszeitlich bedingten Krankheiten und schon hast du deine Fehlstunden beisammen", erklärte sie mir und füllte eine weitere Zeile ihres Traumtagebuches für Wahrsagen.
Ich war aber nicht zufrieden mit ihrer Erklärung, denn kein Mensch, egal wie schlecht es um seine Gesundheit stand, konnte so häufig krank werden, vor allem dann nicht, wenn Madam Pomfrey sich um ihn kümmerte. „Hallo Ivy, ich wollte dir dein Astronomiemodell zurückgeben. Danke, das hat mir sehr geholfen", unterbrach Lily meine Gedanken und stellte das wackelige Konstrukt auf den Tisch. „Was ist denn bei dir los? Du wirkst etwas aufgebracht", wandte sie sich an mich und sah mich stirnrunzelnd an. „Ach, Ivy ist davon überzeugt, dass mit Remus etwas nicht stimmt", mischte sich Samantha in das Gespräch ein, die wohl beschlossen hatte, dass sie genügend Details zu ihrem Tagebuch hinzugefügt hatte. Einen kurzen Moment wirkte Lily ernsthaft besorgt, ehe sie ziemlich belustigt wirkte. „Du hörst dich schon an, wie Severus, der war auch jahrelang davon überzeugt, dass mit ihm etwas nicht stimmt, aber ich glaube er hat es inzwischen aufgegeben. Vielleicht solltet ihr einen Club gründen", Lily und Sam verfielen daraufhin in ein herzliches Lachen, jedoch überkam mich bei ihren Worten eine Idee. „Ach und wo wir bereits beim Thema sind, Professor Slughorn gibt nächste Woche ein Dinner. Ich habe ihn vorhin im Gang getroffen und wir beide sind herzlich dazu eingeladen, er versendet aber gegen Abend auch noch eine Eule. Er erholt sich langsam von seiner schweren Grippe und ich soll dir ausrichten, dass die kandierten Ananas, die du ihm geschenkt hast, eine wahre Wohltat waren". „Du verschenkst Sachen an Lehrer, wenn sie krank sind? Lass das bloß nicht die Rumtreiber hören, die ziehen dich damit bis an dein Lebensende auf. Ich erinnere mich noch daran, als ich letzten Winter so schrecklich krank war und das Einzige, was ich von dir bekommen habe, war ein Stapel mit Hausaufgaben", sagte Sam empört, allerdings hörte ich nur mit halbem Ohr zu.
„Ich muss noch etwas dringendes in der Bibliothek nachlesen und ja ich werde zu Slughorns Abendessen kommen", antwortete ich abwesend und packte schnell meine Sachen zusammen. Allerdings machte ich mich keineswegs auf den Weg in die Bibliothek und suchte stattdessen die Kerker auf, wo es zu dieser Jahreszeit schrecklich kalt war. Überall begegnete ich fröstelnden Slytherin Schülern, die entweder in ihrem Gemeinschaftsraum oder in der Großen Halle nach einer Wärmequelle suchten und so schenkte mir niemand Beachtung, als ich mich zu den Räumen aufmachte, in denen die Zaubertrankstunden stattfanden.
Es war nur eine Vermutung, dass er sich hier aufhalten könnte, aber durch Lilys Erzählungen wusste ich, dass Severus Snape gerne neue Tränke erforschte, wenn er die Zeit dazu hatte, weswegen es mir sinnvoll vorkam hier unten als erstes nach ihm zu suchen. Und tatsächlich entpuppte sich diese Einschätzung als wahr, denn in einer Ecke in dem verlassenen Klassenzimmer sah ich Snape, wie er sich über sein Zaubertrankbuch beugte und hastig irgendwelche Notizen einfügte. Sein Kessel vor ihm dampfte und die Rauchschwaden hatten einen Großteil des Zimmers eingehüllt, weswegen er mich wohl zunächst nicht bemerkte. „Der Trank der lebenden Toten, äußerst schwer, aber für dich sollte das wohl kein Problem darstellen", begrüßte ich ihn, was ihn zusammenfahren ließ, offenbar befürchtete er, dass ich ihn verpetzten würde, denn normalerweise war es Schülern nicht gestattet allein irgendwelche Tränke zu brauen, vor allem nicht solche, die die halbe Schule umbringen konnten. Doch ich hatte nicht vor den schwarzhaarigen Jungen aus Slytherin zu verraten.
„Was willst du hier?", kam es misstrauisch von ihm und mit einem Schlenker seines Zauberstabes verschwand der Trank und somit auch der mögliche Beweis für seine unerlaubte Freizeitbeschäftigung. „Ich muss dich etwas fragen", erklärte ich ihm und ließ mich auf einen Hocker neben ihm gleiten, wobei er mich noch immer ungläubig ansah und damit begann seine Zutaten zu verräumen. „Es geht um die vier Rumtreiber", damit hatte ich genau ins Schwarze getroffen, denn ich wusste, wie sehr Severus die Jungs aus Gryffindor hasste, was wohl auf starker Gegenseitigkeit beruhte, weswegen ich mir sicher war das er mir helfen würde. Gleichzeitig war ich mir nicht sicher, ob dieses Mittel nicht ein wenig zu hart war, andererseits würde ich mit meinem Wissen niemandem schaden wollen, ich mochte es nur nicht, wenn sich Geheimnisse direkt vor meiner Nase abspielten.
„Um was geht es?", hakte er neugierig nach und setzte sich nun ebenfalls, um mit mir auf Augenhöhe zu sein. Sein rabenschwarzes, kinnlanges Haar verdeckte fast sein ganzes Gesicht, jedoch konnte ich erkennen, dass in seinen dunklen Augen ein gewisser schelmischer Ausdruck aufblitzte und ich vermutete, dass er hoffte James Potters Bande irgendwie dran zu kriegen, denn jeder wusste, dass er gegen ihn den größten Hass hegte. „Nun, wie dir sicherlich aufgefallen ist, verschwindet Remus mehrmals im Schuljahr für einige Tage und kehrt dann in einem katastrophalen Zustand zurück und ich habe mich gefragt, ob du möglicherweise mehr darüber wissen könntest. Lily hatte so etwas in die Richtung erwähnt", als der Name des rothaarigen Mädchens fiel, huschte eine Spur von Trauer über sein Gesicht, die aber genauso schnell verschwand, wie sie erschienen war. „Ja, ich weiß etwas darüber, vermutlich sogar alles", für einen Augenblick hielt er inne und ich spürte, wie sich mein Herzschlag beschleunigte, als mir klar war, wie kurz ich vor der Lösung dieses Rätsels stand. „Allerdings hat mich Professor Dumbledore schwören lassen es niemandem zu erzählen und ich möchte nicht meinen Rauswurf riskieren, bloß weil ich dich eingeweiht habe", Enttäuschung machte sich in mir breit, als mir klar wurde, dass ich von ihm vermutlich nichts erfahren würde und beinahe hatte ich das Gefühl, als würde er sich freuen mir falsche Hoffnungen gemacht zu haben, denn ein undefinierbares Lächeln erschien auf seinem Gesicht.
„Normalerweise würde ich dir auch raten diese Sache nicht weiterzuverfolgen, aber wahrscheinlich würdest du sowieso nicht auf mich hören und ich denke, dass du ein kluges Mädchen bist, weswegen du es wahrscheinlich selbst herausfinden wirst", erklärte er mir und erhob sich nebenbei von seinem Stuhl, ehe er mich eindringlich musterte. „Ich glaube du solltest nun zum Abendessen hochgehen, soweit ich weiß hast du heute Abend noch Astronomie und nicht das du hungrig dort erscheinen musst", danach verließ er den kalten Kerker und ich blieb mit einem seltsamen Gefühl zurück, denn gerade sein letzter Satz hatte sich wie ein versteckter Hinweis angehört, denn ich noch nicht begriff.
Ich grübelte noch immer über Snapes Worte nach, als ich spät abends den Turm erklomm, in dem wir Astronomie hatten. Zwar hatte ich nichts genaues herausgefunden, aber es kam mir so vor, als würde nur noch eine entscheidende Linie fehlen, um das Gesamtwerk zu erkennen, bloß verstand ich einfach nicht, was ich übersah. Geistesabwesend baute ich mein Teleskop auf und breitete meine Aufzeichnungen auf dem kleinen Beistelltisch aus, denn seit einigen Wochen befassten wir uns mit den Monden des Jupiters und dafür war sehr viel Papier erforderlich. „Guten Abend", begrüßte uns Professor Sinistra, als wir alle bereit waren, um loszulegen und startete den Unterricht mit einer Wiederholung der letzten Stunde, der ich nur halbherzig zuhörte. Immer wieder ließ ich mir Snapes Worte durch den Kopfgehen, während ich auf meine Vergleiche zwischen unserem Mond und dem Mond Io blickte, die ich als Hausaufgabe angefertigt hatte.
Doch auch nachdem ich spät nachts zurück in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors lief, hatte ich noch immer keine Erklärung für dieses Phänomen und inzwischen war ich viel zu erschöpft, um mir darüber weiter Gedanken zu machen, denn als ich mich in mein gemütliches Himmelbett legte, schlief ich auf der Stelle ein.
Auch die nächsten Wochen hatte ich beinahe keine freie Sekunde, um mir Gedanken über Remus regelmäßiges Verschwinden zu machen, da uns die Lehrer mit Hausaufgaben überhäuften und ich die meiste Zeit des Tages in der Bibliothek verbrachte. Ich arbeitete gerade an einem kniffligen Aufsatz über Dementoren und die Anwendung des Patronus-Zaubers, den wir in der nächsten Stunde in Verteidigung gegen die dunklen Künste lernen würden, als Sirius Black die Bibliothek betrat und mir ein rasches Grinsen zuwarf, ehe er hinter einem Bücherregal verschwand. Ich hatte ihn hier in letzter Zeit öfter erblickt und vermutete, dass er meistens herkam um die hübsche Ravenclaw zu beobachteten, die ihn auf erbärmliche Art und Weise anschmachtete. Jedoch hatte ich sie heute noch nicht gesehen, was natürlich nicht hieß, dass sie nicht doch irgendwo saß und lernte.
Seit unserem nächtlichen Ausflug hatten die vier Jungs eher einen Bogen um uns gemacht, vermutlich aus dem Grund das Samantha es ihnen ziemlich übelnahm, wie der Abend gelaufen war und es war wirklich grässlich, wenn sie ernsthaft wütend auf jemanden war. Dazu kam natürlich, dass wir jede Menge Arbeit hatten und selbst die Rumtreiber konnten nichts dagegen tun, wenn Professor McGonagall drei Bögen Pergament über die Anwendung eines Desillusionierungszaubers forderte. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass sie bei ihren nächtlichen Streifzügen doch lieber unter ihresgleichen blieben, immerhin konnte ich nur erahnen, was für Geheimnisse die vier hüteten und diese merkwürdige Karte war sicherlich nur ein Anfang.
Hier ist das neue Kapitel, ich hoffe es gefällt euch :)
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