Toby's Sicht

Ich zog im Flur meine Schuhe aus und setzte mich anschließend auf mein Sofa.
Seit wann Max wohl schon aus dem Gefängnis entlassen ist?

Ich schaute an die Wand, wo Bilder von mir und Max hingen.
Es existierte sogar eins mit Solara - da war meine Welt noch in Ordnung:
Sol lebte. Max und ich waren Freunde. Niemand wusste von der Beziehung zwischen ihr und mir.
Es hängen genau zwei Bilder von ihn und mir an der Wand. Ich kann mich nicht einmal daran erinnern, dass ich sie jemals an diese Wand gehängt hatte.
Ich nahm mir das Bild mit Sol, Max und mir.
Er war mein bester Freund, auch wenn es manche nicht nachvollziehen könnten - darunter gehörte auch Sol. Sie verstand es anfangs nicht, doch als sie Max besser kennengelernt hat verstand sie es.
Sol hatte Langeweile und das Bild ganze vier Stunden bearbeitet. Mittlerweile mag ich das Bild, vor zwei Jahren war das nicht so.
Ich hatte nicht bemerkt, dass Max ein Bild machte und wurde dann von den beiden damit ständig aufgezogen.
Mir lief eine Träne über die Wange.
Ich vermisse diese Zeit.
Ich vermisse Solara.
Und ich vermisse es einen Freund zu haben.

Plötzlich klingelte es an der Tür. Das wird doch nicht Janina sein. Ich wischte mir schnell die Tränen weg und ging genervt zur Tür.
"Toby mach bitte auf"
"Warum?"
"Ist wichtig"
Noch immer genervt öffnete ich meine Wohnungstür und eine grinsende Janina stand mir gegenüber.
"Wusste ich doch, dass ich dich so rum kriege!"
"Was willst du?"
"Ich..", fing sie an während sie im selben Moment in meine Wohnung trat
"Ich wollte mich mit dir unterhalten. Seit du hier wohnst haben wir das nämlich noch nicht und ich finde, dass eine gute Nachbarschaft wichtig ist", ich schloss hinter ihr die Tür.
"Aha"
"Jetzt sei doch nicht so negativ eingestellt ich möchte einfach Kontakt. Du wirst sonst ja verrückt!"
Ich weiß nicht wieso, aber ich hatte das Bedürfnis mich mit ihr auszutauschen. Das ist wohl einer der Gründe weshalb ich sie einfach in mein Wohnzimmer laufen ließ ohne sie auch nur eine Sekunde daran hintern zu wollen. Ich hatte schon ziemlich lange keinen Gesprächspartner mehr. Wieso also nicht? Es ist ja nur meine Nachbarin.
Ich schloss die Tür und ging ihr nach ohne zu bemerken, dass ich das Bild noch immer in den Händen hielt.

Janina's Sicht

Mich wunderte es, dass Toby mich in die Wohnung ließ aber es freute mich, dass er anscheinend einsah, dass ein Gesprächspartner ganz okey ist. Besonders freute es mich, weil seine Eltern meinten, dass er seit er hier wohnt, noch niemanden in die Wohnung ließ.
Seine Wohnung war das komplette Gegenteil von seiner Persönlichkeit, die er mir gegenüber zeigte. An der Wohnzimmerwand gegenüber waren lauter Bilder von ihm und ich schätze mal seinen Freunden. Es waren auch erstaunlich wenige Bilder von ihm und Solara zu sehen.
Die Wände waren auch nicht schlicht in weiß, sondern in einem sehr hellen Gelb. Die Möbel waren nicht schlicht weiß, sondern in einem hellen Holzton, das Sofa ziert ein helles Gelb und harmoniert somit mit der Wand. Ich blickte auf die Bilder, die an der Wand hinter dem Sofa hingen. Ich kannte auf den Bildern niemanden außer Toby und Solara. Die anderen waren Fremde für mich. Toby behielt ich unbemerkt im Auge. Er setzte sich an die Küchentheke, erst jetzt bemerkte ich das Bild in seiner Hand. "Was hast du da?", er reagierte nicht also beschloss ich zu ihm zu gehen und mich auf den freien Barhocker neben ihn zu setzen. "Toby?"

"Hm?", er wandte den Blick nicht vom Bild ab. Ich erkannte ihn und Sol, den Jungen hatte ich bis jetzt kein einziges mal gesehen. "Wer ist das?"

"Ein Arschloch.. ein nettes und hinterhältiges Arschloch", verwirrt musterte ich ihn. Wie kann man bitte ein nettes Arschloch sein? Und was hatte er ihm angetan, dass er so von ihm spricht? Es war das erste mal, dass seine Beleidigung nicht mir galt und er augenscheinlich ein echtes Gespräch mit mir anfangen wollte. Da zu einer echten Unterhaltung Tee und Kekse gehörten beschloss ich ihn kurzerhand danach zu fragen. Zu meiner Verwunderung nannte er mir ohne Probleme die genauen Standorte der Tassen, des Früchtetees und der Schokoladenkekse. Sein Blick löste sich nicht von dem Bild, mit der linken Hand hielt er den Bilderrahmen samt Inhalt fest, mit dem rechten Zeigefinger fuhr er über das Bild von Solara. Ich stellte ihm seine Tasse vor ihm ab, die Kekse stellte ich in die Mitte von uns beiden. "Danke Janina.", er nahm die Tasse in die Hand und trank einen Schluck vom heißen Wasser. Schnell spuckte er die Flüssigkeit aus und wedelte wie wild mit dem Bilderrahmen vor seinem Mund. "H-heif"

"Ich habe das Wasser auch erst vor 30 Sekunden hinein. So schnell kann weder das Wasser abkühlen, noch der Tee ziehen."

Er nickte nur, legte den Bilderrahmen ab und holte sich ein Glas, um anschließend einen Schluck Cola zu trinken.

"Geht's wieder?", ich sah schuldig zu ihm. Schließlich hätte ich ihm auch vorwarnen können.

Er nickte, setzte sich wieder neben mich und nahm das Bild in die Hand. "Das ist Solara. Sie ist ein unglaubliches Mädchen und ich liebe sie über alles. Egal wie bescheuert ihr Tag war, sie hat immer gute Laune und diese ist so ansteckend, dass sogar der größte Stinkstiefel seine Meinung ändert. Darf ich vorstellen? Das ist Stinkstiefel Max, er war mein einziger Freund auf der Schule. Bis Sol kam. Ich wusste von Anfang an, dass sie etwas ganz besonderes ist und mein Leben mehr als bereichert. Dank ihr habe ich drei weitere Freunde gewonnen auf meiner alten Schule"

Ich hörte still seiner Erzählung zu, seine Eltern hatten mir schon ein und die andere Geschichte erzählt, aber das ganze aus seiner Sicht zu hören ist eine ganz andere Sache. Er stand plötzlich auf, ging in einen anderen Raum und kam mit einem anderen Bilderrahmen wieder. Auf dem Bild waren Toby, zwei Männer, eine Frau und ein Sticker mit der Aufschrift 'Und die Fotografin' zu sehen. Ich trank vorsichtig einen Schluck Tee und hörte gespannt Tobys Geschichte weiter zu. "Das sind Kostas und Myriam.", er deutete auf den Mann und die Frau die daneben stand; beide waren auf der rechten Seite des Bildes. "Kostas ist ein kleiner, unstrukturierter und vergesslicher Idiot, aber eigentlich Nett. Myriam war der nervige Anhängsel der Gesellschaft. Später hatte sie für ein paar Wochen bei Kostas gewohnt. So im Nachhinein ist sie mir tausend mal lieber als Marik. Er war Sols Bruder und er ist Schuld an allem was mir die letzten Jahre passiert ist. Klar, weiß Kostas von meinem Geheimnis über Sol, aber er ist mir weniger ein Dorn im Auge, als dieser unnötige Bruder von Marik. Wegen ihm verbrachte Solara vor ihrem angeblichen Tod mehr Zeit im Krankenhaus als bei mir, obwohl wir gerade erst zusammen kamen. Dazu kommt, dass er mir Anfangs mehr Misstrauen als die gesamte Benson Familie zusammen geschenkt hatte. Okey Max und ich waren nicht sonderlich Nett zu ihm, aber zu meiner Verteidigung habe ich ihm seine Schwester nicht über einem Monat weggenommen. Im Gegenteil ich habe sogar dafür gesorgt, dass sie ihm im Krankenhaus besuchen durfte. Das verbat ihr ihr Vater nämlich, da er Angst hatte es würde sie psychisch fertig machen und wie sich herausgestellt hat, hatte er recht damit."

Toby sah erschrocken auf "Ey was erzähl ich dir das eigentlich? Das geht dich einen Scheiß an! Verpiss dich!"

Er sprang förmlich vom Stuhl auf und ich entschied mich dazu freiwillig zu gehen. Ich nahm meine Jacke und ging Richtung Wohnungstür. "Danke für dein Vertrauen, Toby. Wenn du wieder jemanden zum reden brauchst dann kannst du gerne zu mir kommen!"

"Fuck you!"

Kaum war ich außerhalb der Wohnung flog die Tür schon zu. Grinsend nahm ich mein Handy aus der Tasche und schrieb an meinen Auftraggeber eine Whatsapp-Nachricht

"Danke für den Tipp! Hat geklappt. Erster Schritt ist gemacht, Vertrauensbasis steht."

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Ehm.. Hey, wie ich einigen schon geschrieben habe, hatte ich ein Kapitel angefangen und das ist es. Dachte, dass ich es einmal zuende schreiben sollte. Ich weiß nicht wieso, aber ich habe gerade sehr viel Elan und Motivation diese Geschichte weiter zu schreiben und wer weiß, vielleicht kommt diese Woche noch ein Kapitel.

Wie hat euch das lang ersehnte Kapitel gefallen?

Wer ist wohl Janinas Auftraggeber?