Kapitel 72
~POV Taddl~
"Kann ich dein Handy kurz haben?", fragte Lena mich, nachdem sie mehrere Daten auf dem PC offen hatte. Ich gab es ihr ohne eine weitere Frage zu stellen. "Okay, da wir nicht allzu viel Zeit haben, werde ich dir die Daten auf dein Handy schicken. Dann könnt ihr in Ruhe und unter euch zu Hause daran arbeiten. Ihr werdet dann sofort sehen wo sich Ardy genau befindet. Beziehungsweise wo sich sein Handy befindet. Außerdem könnt ihr auf sein Handy zugreifen." "Und ihm Nachrichten schreiben?" "Niklas hat da irgendwas getan, weswegen Ardy keine Nachrichten von dir empfangen kann. Ich kenne mich damit nicht aus." "Schon gut. Marley wird das hinbekommen." "Gut. Es gibt nur ein Problem. Und zwar wird Niklas es merken, wenn ihr wieder mit Ardy Kontakt aufnehmt." "Und wie können wir das verhindern?" "Indem ihr Ardy über die Nummer schreibt, über der Niklas das Spiel spielt. Ich schreibe sie dir auf." Lena schrieb mir schnell eine Nummer auf ein Stück Blatt und ich wusste, dass wir Ardy jetzt erreichen konnten, indem wir mit einem Programm auf unseren PCs, diese Nummer eingaben. Und so konnten wir mit ihm schreiben. "Und Niklas wird das nicht merken?" "Naja... Ihr müsst euch schon beeilen. Niklas überwacht Ardy schließlich. Aber ich kann vielleicht heimlich dafür sorgen, dass die Kameras ausfallen. Um Ardys Handykamera müsst ihr euch selbst kümmern. Klar, wird Niklas irgendwann merken, dass da irgendwas nicht stimmt. Aber ich kann versuchen euch soviel Zeit wie möglich zu verschaffen." "Danke." "Kein Problem. Warte, ich schreib dir meine Nummer am besten auch auf, dann können wir in Kontakt bleiben. Falls ihr ein Problem habt oder Hilfe braucht, stehe ich gerne zur Verfügung." Sie überreichte mir einen zweiten Zettel und bevor ich etwas sagen konnte, ergriff sie wieder das Wort. "Wir sollten uns mal um deine Verletzung kümmern, bevor sich das entzündet. Komm mit." Erst als ich wieder vom Stuhl aufstand merkte ich wie sehr es noch schmerzte. "Geht es?", fragte sie fürsorglich. Ich nickte nur. Sie führte mich in das Zimmer, welches aussah wie ein Krankenzimmer. "Zieh am besten dein Shirt aus. Keine Angst, ich starre auch nicht. Nicht, dass Ardy noch eifersüchtig wird." Ich lachte nur und tat was Lena sagte, während sie einen Verbandskasten und Alkohol holte und sich dann neben mich auf das Bett setzte. Sie tröpfelte etwas Alkohol auf Watte, doch bevor sie anfing die Verletzung zu reinigen schaute sie mich nochmal an. "Darf ich?" "Klar." "Okay, nicht, dass das irgendwie falsch rüberkommt oder so." Und schon fing sie an die Watte auf meine Verletzung zu tupfen. Es brannte ziemlich, doch ich verkniff mir ein Zischen. "Tut mir leid...", murmelte Lena, während sie voll und ganz damit beschäftigt war, sich um meine Wunde zu kümmern. "Bist du die einzige, die aus der Gang aussteigen will?", fragte ich um vom Thema abzulenken, weil ich keine Entschuldigung von ihr wollte. "Nein. Es sind mehrere Leute. Eigentlich die ganze "alte" Gang. Niklas hat noch ein paar Leute mehr dazugeholt, die wollen natürlich nicht aussteigen. Aber alle, die vor Niklas schon in der Gang waren schon. Na gut, was heißt aussteigen? Wir wollen eine Gang bleiben, doch wir wollen keine illegalen Sachen mehr machen. Und auch keinen Stress mehr mit der Polizei." Okay, irgendwie verwirrte mich das jetzt. "Ach, aber als Jones noch da war, wolltet ihr das schon?" "Nein, so ist das auch nicht. Du musst wissen, die meisten, die in der Gang sind, kommen aus schwierigen Verhältnissen. Sind im Heim aufgewachsen, waren obdachlos, haben kein Geld und so weiter. Jones hat versucht uns daraus zu helfen. Zum Beispiel wollte er mir aus meiner Sucht raus helfen. Er hat es aber auch verstanden, dass ich diesen Schmerz nun mal brauche. Bei ihm wurden wir so akzeptiert wie wir sind. Er hat schon sehr lange illegale Sachen am laufen. Doch das waren wir alle ihm nun mal schuldig. Er reißt sich für uns den Arsch auf und tut alles, damit es uns gut geht. Und im Gegenzug dazu, halfen wir ihm bei seinen illegalen Machenschaffen." Ich nickte interessiert. So wie das klingt, war Jones vielleicht gar nicht so ein Arschloch gewesen. Klar, er war schon ein Arschloch, schließlich wollte er Ardy und letztendlich auch uns umbringen. Doch andererseits hatte er Lena und den anderen aus der Gang auch helfen wollen. Es tut mir fast leid, dass er gestorben ist. "Irena ist immer noch sehr traurig, dass Jones gestorben ist und ich habe das ungute Gefühl, dass sie in eine Depression abrutscht. Wir versuchen ihr schon die ganze Zeit zu helfen, während Niklas meint, dass wir sie einfach in Ruhe lassen sollen, weil sie angeblich nur trauert." "Ja, das klingt ganz nach Niklas.", nuschelte ich, aber so, dass es Lena noch verstand. "Aber mal ein anderes Thema. Wie lange sind du und Ardy schon zusammen?" "Mit den kurzen Trennungen oder ohne?" "Hmm... Ohne." "Ein gutes Jahr." "Süß." "Weißt du wo Niklas ihn hingebracht hat?" Lena schüttelte langsam mit dem Kopf. "Nein, nicht wirklich. Ich weiß nur, dass Niklas gesagt hat, dass Ardy weit weg soll. Sechs Stunden von hier oder so." Na ganz toll. Sechs Stunden? Wir mussten ihn jetzt unbedingt finden. "So, das wars.", holte Lena mich wieder aus meinen Gedanken und strich nochmal das Pflaster an meiner Wunde glatt. "Scheiße, du musst gehen. Hannes wird gleich da sein." Ich zog mir schnell mein Shirt an und lief dann mit Lena nach unten in den Flur. "Und danke nochmal für-" Sie unterbrach mich, indem sie die Hand hob. "Fuck, Hannes ist da." Sie schob mich in das Wohnzimmer. "Klettere aus dem Fenster und geh dann vorne lang, sodass Hannes dich nicht sieht." Als sie gerade die Tür zum Wohnzimmer zugemacht hatte, hörte ich, wie Hannes das Haus betrat. "Hey.", begrüßte Lena ihn. Ich hörte ihnen nicht weiter zu, sondern tat das, was Lena mir gesagt hatte. Ich kletterte aus dem Fenster und lief dann vorne lang. Ich schaute noch einmal ins Haus und sah Hannes und Lena im Flur stehen. Lena schaute mich an, Hannes jedoch sah mich nicht, da er mit dem Rücken zu mir stand. Ich machte eine dankende Handbewegung und Lena lächelte mich herzlich an, bevor ich verschwand und ich mich wieder auf den Weg zu Nico und Felix machte. Schließlich hatten alle vier mich schon mehrmals versucht anzurufen.
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