Kapitel 67
~POV Ardy~
Ich kam in einem ganz schön heruntergekommenen Viertel an. Hier sah wirklich jeder zweite wie ein Drogen Junkie aus. Da wundert es mich nicht, dass ich hierher Drogen liefern sollte. Ich hatte nur irgendwie Angst, dass die Polizei mich erwischte. Ich stieg aus dem Auto und klingelte an der Tür. Von drinnen hörte ich mehrere Stimmen und Lachen. Ich dachte erst, dass sie mich nicht gehört haben und wollte nochmal klingeln. Doch da wurde mir die Tür aufgemacht und ein Mann mit einem etwas längeren Bart stand vor mir. "Was?" "Ähm... Ich habe hier..." Ich wusste nicht wie ich das sagen sollte. Ich wollte nichts falsches sagen, da Niklas gesagt hatte, dass diese Leute fies sind. "Ach, du bist das. Komm rein.", sagte der Mann und ging von der Tür weg um mich rein zu lassen. Langsam trat ich über die Türschwelle und mir kam ein heftiger Zigarettengestank entgegen. Der Mann zeigte mir mit einer Handbewegung ihm zu folgen und er führte mich in ein Wohnzimmer, in welchem noch ein paar andere Leute saßen. "Er hat uns etwas mitgebracht." Der Mann hielt die Hand auf und ich gab ihm die Tüte. Er schaute sich diese genauer an und ich hatte Angst, dass da irgendwas falsch sein konnte und sie mich dafür verantwortlichen machten. "Perfekt.", sagte der Mann und legte die Tüte auf den Tisch. Eine Frau, welche mich schon die ganze Zeit musterte, stand nun auf und kam näher auf mich zu. "Woher kenne ich dich?", fragte sie und ich sah, dass ihre Zähne verfault waren und manche fehlten. Wirklich ekelhaft. "Oh, ich weiß woher.", sagte ein anderer Mann und kam auch näher auf mich zu. Er packte mein Handgelenk und schob den Hoodie ein wenig höher, sodass die Wunden und das unfertige Tattoo zum Vorschein kamen. "Du bist Niklas Spielzeug." Auch die anderen, welche gerade noch auf dem Sofa saßen, wurden nun hellhörig und kamen auf mich zu. Sie umkreisten mich, als wäre ich etwas zu essen und sie wären ausgehungert. Plötzlich fühlte ich mich so klein. "Wie heißt du Kleiner?", fragte ein Mann mit Glatze. "Ja, verrate uns deinen Namen." "A-Ardy.", sagte ich schnell und voller Angst. "Ardy. So ein schöner Name.", sagte eine Frau. "Warte Ardy?", fragte der Mann mit Glatze und alle starrten ihn an. "Du hast doch Jones getötet." "Wir haben ein Mörder im Haus?", fragte die Frau, mit den wenigen Zähnen. Sie schaute mich finster an und kam noch näher auf mich zu, sodass ich nur in ihre Augen schauen konnte. "Woher wissen wir, dass du uns nicht auch umbringst?" "Stimmt. Du könntest uns auch töten. Du kalter Mörder!" Die Leute kreisten mich noch enger ein und ich verfiel langsam in Panik. "Niklas hat uns einen Mörder geschickt. Wir sollten ihm eine Lektion erteilen." Die Frau holte ein Messer raus und hielt es mir an die Kehle. "Oh ja, gute Idee. Zeig ihm, was wir mit Mördern machen." Ich hielt den Atem an und bereitete mich auf das schlimmste vor. "Aufhören!", hörte ich eine Stimme von weiter entfernt sagen. Der Kreis um mich herum wurde wieder größer und ich schaute in die Richtung aus welcher die Stimme kam. Ein Junge ungefähr in meinem Alter kam die Treppen herunter. "Er wird uns nichts tun." Der Junge kam lächelnd auf mich zu und ich war ihm jetzt schon ein wenig dankbar. "Wieso bist du dir da so sicher Colin?" Colin? Mein Herz rutschte mir in die Hose. Jetzt wo die Frau seinen Namen aussprach erkannte ich ihn wieder. "Weil ich ihn kenne.", sagt er. "Erkennst du mich, Ardy?" Ich nickte nur und schluckte schwer. "Gut, lass uns draußen weiterreden. Ich werde dir schon nichts tun." Ich folgte Colin nach draußen und hatte wirklich Angst, dass er mir gleich etwas tun würde. Schließlich hatte ich ihn damals fast umgebracht. "Schön dich wiederzusehen.", sagte er, als wir draußen standen und zündete sich eine Zigarette an. "Immer noch Kontakt mit Nico und Felix?" "Ja..." Ich glaube es war besser jetzt einfach die Wahrheit zu sagen. "Du Ärmster. Ich zum Glück nicht mehr. Und Enno und Yannick auch nicht. Endlich sind wir diesen Typen los. Schau mal." Er hob sein Shirt ein Stück höher und ich konnte eine Narbe erkennen. "Das warst du damals. Du weißt schon, als du mich angeschossen hast und ich beinahe verblutet wäre. Aber hey, mach dir keinen Kopf. Das ist vergessen." Ich wunderte mich jedoch stark, dass er mir einfach so verzieh. "Du hast es schon schwer genug mit Nico und Felix und jetzt auch noch mit Niklas." Er kramte aus seiner Hosentasche ein paar Geldscheine und drückte sie mir in die Hand. "Vielleicht sehen wir uns ja nochmal." Und ohne ein weiteres Wort zu sagen ging er wieder ins Haus und ich stieg ins Auto.
Niklas: Lass das Geld im Auto. Jemand kommt es abholen. Füge dir noch zwei Schnitte hinzu, bevor du losfährst.
Warum? Warum wollte er, dass ich mich selbst verletzte? Fand er das witzig? Wusste er denn nicht, dass sowas überhaupt gar nicht witzig war. Diese ganze Scheiße hier war nicht witzig. Und trotzdem nahm ich das Messer wieder und fügte mir zwei neue Schnitte hinzu. Der Schmerz war nicht so schlimm, also konnte ich ihn einfach ausblenden. Ich ließ es bluten, da es war mir gerade wirklich egal.
Niklas: Fahr nach Hause. Morgen geht es weiter.
Ich wünschte ich könnte wirklich nach Hause fahren. Doch ich musste in dieses alte, versiffte Haus zurück, welches ich nicht als zu Hause bezeichnen konnte und wollte.
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