Kapitel 58
~POV Ardy~
Umso näher die Schritte kamen, desto mehr Angst verspürte ich. Konnte er es wirklich sein? Nein, oder? Ich muss mich verhört haben. Das kann und darf nicht sein. Doch als die Tür plötzlich aufgerissen wurde und ich in das Gesicht starrte wusste ich, dass ich mich nicht geirrt habe und mein Herz fing schneller an zu schlagen. Er grinste mich an, trat in den Raum und blieb vor mir stehen. "Hallo, Ardy. Schön dich wiederzusehen. Es ist lange her." Ich antwortete ihm nicht, sondern schaute ihn nur an. Er war der eigentlich Grund, warum ich überhaupt in das Spiel rein geraten bin und weswegen ich jetzt hier saß. Niklas. Er hatte eigentlich an allem Schuld. "Ich muss sagen, du hast dich ein wenig verändert. Immer noch mit Taddl zusammen was? Geht es ihm wieder gut? Hab gehört, dass er aus dem Koma wieder aufgewacht ist." Woher wusste er das alles? Wie lange war er schon wieder in Deutschland? War er in der Gang? "Du fragst dich jetzt bestimmt, warum ich hier bin oder? Ich erkläre es dir." Er nahm sich einen kaputten, alten Stuhl und setzte sich vor mich hin. "Im Ausland war es schön und ich hatte dort eine gute Zeit, doch irgendwann wurde das Geld knapp. Das ist der eigentliche Grund warum ich zurückgekommen bin. Jones und ich kennen uns schon ein wenig länger und wir sind wirklich gute Freunde. Es war kein Problem, dass ich in die Gang kam. Mein Vorteil ist, dass ich einen guten Zugang zu Taddl habe. Ich habe keine Lust dir jetzt die Einzelheiten zu erzählen und bestimmt interessiert es dich auch nicht. Fakt ist, dass ich nun mit Jones der Boss in dieser Gang bin. Du kannst dich glücklich schätzen!" Er legte eine Pause ein, weswegen ich ihn stirnrunzelnd ansah. "Ich weiß, dass du Marius getötet hast und ich weiß auch, dass du das nicht freiwillig gemacht hast und ich weiß außerdem, dass Nico und Felix das Spiel mit dir gespielt haben und so weiter. Ich weiß, was du in den letzten paar Monaten getan hast. Und weil du Marius getötet hast, will die Gang dich und auch die anderen tot sehen. Doch nun bin ich ja da und habe eine gute Nachricht für dich. Du musst nicht sterben. Zumindest versuche ich Jones einen Vorschlag zu machen." "Und was ist mit den anderen?", fragte ich ihn. "Hm... Naja, mal schauen was sich machen lässt." Ich war irgendwie verwundert und verwirrt zugleich über Niklas. Wollte er mir helfen? Wollte er wirklich versuchen Jones zu überreden mich frei zu lassen? Das sieht Niklas nicht ähnlich. Wieso sollte er mir helfen? Nachdem er das Spiel gespielt hat, glaube ich nicht, dass er jetzt einfach so sagt, dass ich gehen darf. Nein, irgendwas muss da faul sein. "Ich habe da schon eine Idee. Du wirst ja sehen ob mein Plan funktioniert oder nicht. Bis dahin kann ich leider nicht viel für dich tun. Die anderen aus der Gang hassen dich. Gut, du hast Marius getötet, da musst du sie verstehen. Sie wollen dich leiden sehen. Ich gebe mein bestes Jones so schnell es geht zu überreden." Er stand auf und wollte gerade noch etwas sagen, als er unterbrochen wurde. "Niklas? Kommst du?" Es war wieder die Stimme von dem kleinen Mädchen. "Ja, Sophie! Ich bin gleich bei dir!" Er lächelte mir nochmal zu bevor er verschwand. Keine Ahnung was dieses Lächeln bedeuten sollte. Es war kein warmes und herziges Lächeln. Doch meine eigentliche Frage war, warum Sophie hier ist? Sie ist doch erst fünf Jahre alt. Wenn sie oder auch Taddls Eltern nur wüssten, was für einen Mörder sie in der Familie haben, würden sie Sophie nicht mal in die Nähe von ihm lassen. Ich würde Sophie dort gerade am liebsten wegholen und sie in Sicherheit bringen oder Taddl Bescheid geben, dass Niklas wieder da ist und Sophie bei ihm ist. Doch ich war hilflos und konnte nichts tun. Ich konnte nichts tun, als hier zu sitzen, zu frieren und zu hoffen, dass Niklas einen Kompromiss mit Jones finden kann. Denn vielleicht darf ich dann wirklich gehen und sie lassen mich in Ruhe? Doch irgendwie konnte ich das nicht glauben. Ich wüsste nicht, warum Niklas mir helfen sollte. Ich wurde aus meinen Gedanken geholt, als die Tür zum zweiten Mal aufgerissen wurde und zwei Leute in den Raum kamen. Die eine kannte ich irgendwo her, hatte jedoch ihren Namen vergessen. Den Typen kannte ich nicht. "Ardy, das ist Max. Max, das ist der Mörder." Max musterte mich genau, während ich die beiden abwechselnd ansah und jetzt fiel mir auch der Name von dem Mädchen wieder ein. Lena. Ich habe sie schon öfters gesehen. "Du hast also Marius getötet, ja?", sagte Max und musterte mich immer noch. "Ich würde dich am liebsten Töten, doch Jones und Niklas sagen, dass wir das noch nicht tun sollen." "Du musst etwas wissen Ardy.", sagte Lena und betrat jetzt komplett den Raum, weil sie bis gerade noch im Türrahmen stand. "Wir in der Gang, sind nicht nur Mitglieder oder Freunde. Wir sind Geschwister." Sie kniete sich vor mich hin und schaute mich mit funkelnden Augen an. "Und du hast unseren Bruder getötet. Es geschieht dir eigentlich nur Recht, wenn du auch getötet wirst und in die Hölle kommst, da wo du hingehörst. Doch wir dürfen es nicht. Noch nicht." Sie nahm ein Messer aus ihrer Hosentasche und kam damit auf mich zu. "Doch Schmerzen hinzufügen dürfen wir dir." Sie hielt die Messerspitze unter mein Kinn und ging damit immer höher in mein Gesicht, doch ohne, dass ich anfing zu bluten. "Du hast ein hübsches Gesicht. Wäre doch schade, wenn es jemand verunstaltet oder?" Die Messerspitze wanderte weiter zu meiner Wange, wo Lena nun mehr Druck ausübte und ich merkte das warme Blut aus meiner Wange laufen. "Lena, Max!", rief jemand. "Kommt!" "Ja!", rief Lena zurück. "Schade, ich hatte gerade soviel Spaß. Aber es wird hoffentlich nicht das letzte Mal gewesen sein."
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