Kapitel 52
~POV Ardy~
Die Zeit verging sehr schleppend und es passierte den ganzen Tag nicht wirklich viel. Ich konnte heute nicht wieder in das Zimmer gehen und Taddl sehen. Der Schmerz saß einfach zu tief und wir wussten immer noch nicht, ob Taddl wieder aufwachen wird. Und genau das, machte mich innerlich kaputt. Ich dachte schon den ganzen Tag über daran, was passieren würde, wenn ich ihn verliere. Was wäre mein Leben dann? Es wäre nicht mehr schön. Nur noch voller Trauer. Wir haben schon so vieles durchgemacht und haben uns schon zweimal getrennt. Trotzdem haben wir wieder zusammengefunden. So als könnte uns nichts trennen. Naja, fast nichts. Nichts außer der Tod...
"Durst?", fragte Nico und holte mich so aus meinen Gedanken. "Danke.", sagte ich nur und nahm ihm die Wasserflasche ab. Nico gab mir plötzlich ein Handzeichen, dass ich ruhig sein sollte auch, wenn ich nicht mal was gesagt habe. Ich hörte Schritte näher kommen. "Die Nachtschicht.", flüsterte er mir zu. Wir standen schnell auf und wollten gerade ins Taddls Zimmer gehen, als eine Stimme ertönte. "Pass auf, dass uns die Nachtschicht nicht erwischt." Nico und ich blieben sofort stehen. Ich sah wie Nico seine Waffe raus nahm und auf die Ecke zielte, aus welche die Stimmen kamen. Auch ich nahm zögerlich meine Waffe. "Und? Die tun uns eh nichts." "Jones hat gesagt, dass wir es unauffällig machen sollen, man." Als zwei Leute um die Ecke kamen und uns erblickten, blieben sie sofort stehen. Danach rannten sie leise wieder zurück. "Los komm. Aber leise." Nico und ich rannten den beiden so leise es ging hinterher. Wir rannten quer durch das Treppenhaus, doch als wir unten in der Eingangshalle ankamen, verloren wir sie. "Sie können nicht raus gegangen sein. Der Haupteingang ist verschlossen." Ich wollte gerade durch die Halle laufen, als Nico mich am Arm packte uns zurück zog. "Pass auf. Wir wissen nicht, ob die beiden alleine sind. Sie müssen hier in der Halle sein und wenn sie auch bewaffnet sind und wir kehren ihnen den Rücken zu, sind wir tot." Ich nickte nur und so standen wir jetzt im Eingang des Treppenhauses und schauten uns in der Halle um. Plötzlich hörten wir schnelle Schritte und sahen, dass sich die beiden Typen durch den Notausgang davon machten. "Pisser.", sagte Nico nur und lief wieder ins Treppenhaus. Ich folgte ihm. "Meinst du, sie lassen so einfach ab?" "Nein, sie werden wiederkommen. Aber da sie gesehen haben, dass wir vor Taddls Zimmer Wache halten, können sie sich bestimmt auch denken, dass wir nicht nur zu zweit sind.", erklärte er mir, während wir wieder die Treppen hoch liefen. "Sie werden mit mehreren Leuten wiederkommen. Das wird ein Problem werden. Es kann zwar noch ein paar Tage dauern, weil sie sich jetzt einen neuen Plan überlegen müssen und es geheim machen wollen, aber sie werden zurückkommen. Und bis dahin müssen wir hoffen, dass Taddl wieder aufgewacht ist." Wir gingen den Rest des Weges still schweigend zurück. Das Treppenhaus und auch der Rest des Krankenhauses sah aus wie in einem Horrorfilm. Als wir in Taddls Zimmer kamen, fiel mir ein Stein vom Herzen, dass es Felix und vor allem Luna gut geht. Sie schienen sich gut unterhalten zu haben, bis wir kamen. "Alles okay bei euch?", fragte Nico. Luna und Felix nickten nur und Nico gab Felix einen Kuss auf die Wange. "Zwei Typen aus der Gang waren gerade hier.", sagte Nico. "Was? Und ihr habt uns nicht Bescheid gesagt?", sagte Luna. "Ging nicht. Wir sind ihnen hinterher gerannt, doch sie haben sich verpisst." Nico erklärte ihnen schnell das, was auch er mir auch erklärt hat. Dass die Gang wiederkommen wird und dieses mal mit mehreren Leuten. "Scheiße...", sagten Felix und Luna gleichzeitig. "Ardy? Kann ich mal kurz mit dir reden?", fragte Luna dann. Ich nickte und sie führte mich nach draußen in den dunklen Gang. "Kommt es dir nicht auch komisch vor, dass Nico und Felix plötzlich so nett zu uns sind." "Ja, schon. Aber sie helfen uns. Ich will nicht sagen, dass ich ihnen vertraue. Aber ich bin ihnen dankbar..." Luna nickte. "Ich auch. Wir sollten aber vorsichtig sein. Du weißt ja, die beiden können ganz schön hinterhältig sein." Irgendwo hatte Luna ja Recht, aber ich hatte so das Gefühl, dass sie es taten, weil sie sich schuldig fühlen. Und Hilfe brauchen. Sie werden von der Gang verfolgt und wir auch. Da wäre es ja nur logisch, wenn sie sich uns anschließen. "Nichts desto trotz finde ich, dass Nico und Felix ein süßes Paar sind und Felix eigentlich ganz nett ist." Sie wollte gerade wieder in Taddls Zimmer gehen, als sie sich nochmal umdrehte. "Willst du mit rein?" Ich schüttelte mit dem Kopf. "Okay. Nico, Felix oder mich?" "Such du aus.", sagte ich und schenkte ihr ein Lächeln, welches sie erwiderte. Nach ein paar Minuten kam Nico wieder aus dem Zimmer und setzte sich neben mich. "Felix und Luna scheinen sich ja gut zu verstehen." "Ja, es ist nicht schwer für Luna neue Kontakte zu knüpfen." "Das habe ich bemerkt. Ich bin euch allen wirklich dankbar, dass ihr uns nicht abweist." Ich nickte und es entstand eine Stille. Doch ich wollte die Frage, welche mir die ganze Zeit auf den Lippen brannte jetzt beantwortet haben. "Nico, warum helft ihr uns?" "Wie gesagt, das ist das Mindeste was wir für euch tun können." "Im Ernst? Du weißt, was du Taddl, mir und den anderen angetan hast? Und vor allem, was du mir noch vor zwei Monaten angetan hast?" Nico sah plötzlich ziemlich verletzt aus, als hätte ich ihn gerade bis aufs Äußere beleidigt. "Ja... Verdammt du glaubst mir gar nicht wie leid mir das tut. Ich habe das schon mal gesagt, ich weiß. Aber seitdem ich mit Felix zusammen bin, ist mir so einiges klar geworden. Wäre Felix an deiner Stelle und ich an Taddls... ich wüsste nicht, was ich machen sollte. Vermutlich die Typen umbringen, die Felix auch nur ein Haar krümmen. Aber ich kann verstehen wie schwer das für euch war. Wir wollen euch nur helfen. Sobald ihr sagt, wir sollen gehen. Gehen wir." Irgendwo in seiner Stimme lag ein Stück Wahrheit. Ich dachte noch einige Minuten darüber nach, doch ich merkte, dass ich müde wurde.
Aber ich hätte mir am liebsten gewünscht, dass der nächste Morgen nie gekommen wäre.
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