Kapitel 49
~POV Ardy~
Es ist jetzt bereits eine Woche vergangen und Taddls Zustand hatte sich weder verschlimmert noch verbessert. Ich besuchte ihn jeden Tag und hoffte insgeheim, dass er gleich aufwachen wird. Doch ich schaffte es einfach nicht mehr ihn dort so liegen zu sehen. Es kann ihm jeden Moment wieder besser gehen. Aber genauso, kann es ihm jeden Moment wieder schlechter gehen. Die Ärzte konnten uns auch noch nichts Neues sagen und sagten, wir sollen mit ihm sprechen. Das würde ihm Kraft geben. Ich konnte nicht den ganzen Tag bei ihm sitzen und hoffen, dass es ihm bald wieder besser geht. Ich verkraftete das einfach nicht mehr. Aber ich wusste, dass jetzt für ihn da sein muss. Würde er es mir übel nehmen, wenn ich mal ein paar Tage Auszeit brauche? Würde er es verstehen, dass ich nicht jeden Tag bei ihm sein kann, weil die Ungewissheit ob er wieder aufwacht zu groß ist? Würde er an meiner Stelle jeden Tag zu mir kommen? Plötzlich legte sich eine Hand auf meine Schulter und ich wurde so aus meinen Gedanken gerissen. "Hey. Lass uns gehen.", sagte Luna und lächelte mir schwach zu. Ich nickte nur und merkte erst jetzt, dass ich geweint habe. "Du brauchst mal eine Auszeit.", fing Luna an, als wir gerade aus dem Krankenhaus gingen. "Wirklich, du bist jeden Tag bei ihm und ich sehe, dass du es nicht schaffst ihn jeden Tag zu sehen. Krieg mal den Kopf frei." Luna hatte ja Recht. Ich kann ihn nicht jeden Tag da so liegen sehen. Aber, wäre ich in so einer Situation, würde er doch auch bei mir sein. Oder? "Taddl wird es dir nicht übel nehmen. Er wird das verstehen und würde in deiner Situation bestimmt auch Tag und Nacht bei dir sein, wenn Marley oder ich ihn da nicht wegholen würden." Ich nickte. "Du hast Recht..." "Und deswegen entführe ich dich jetzt." Ich schaute sie verwirrt an. "Oh, sorry. Zu früh für solche Scherze? Ich meine, wir werden jetzt wieder zu dem Haus von meinem Onkel gehen und zumindest für eine Nacht dort bleiben. Nur wir beide. Okay? So bekommen wir beide mal ein wenig Ablenkung." Ich nickte und schenkte ihr ein Lächeln. Deswegen liebe ich sie. Sie wusste, was ich im Moment brauchte. Wir kamen schnell beim Haus an, nur war das Problem, dass alles zugeschneit war. "Scheiße.", sagte Luna lachend. Die Tür vom Haus war fast bis zur Hälfte zugeschneit. Gut, es hatte in der letzten Woche auch ziemlich heftig geschneit und der ganze Schnee viel vom Dach direkt vor die Tür. "Wie sollen wir das da jetzt weg bekommen?", fragte ich. "Durch eine Schneeballschlacht." Sie nahm sich einen Haufen Schnee und warf mich damit ab. "Ey.", lachte ich und rannte vor ihr weg. Nach ein paar Minuten in denen wir schon ziemlich voller Schnee waren, bemerkten wir, dass das nicht viel brachte. "Okay, dann müssen wir den Schnee halt mir der Hand weg bekommen." Wir nahmen beide jeweils immer eine handvoll Schnee und warfen sie hinter uns. Ab und an traf ich Luna mal "ausversehen." Nachdem der ganze Schnee dann endlich weg war, konnten wir das Haus betreten und bekamen einen Schock. Einen Kälteschock. Es war fast noch kälter im Haus als draußen. "Okay, wir haben unsere Sachen von letzter Woche ja noch hier. Geh du erst duschen. Ich mache den Kamin an." Ich zog meine schneebedeckten Klamotten aus, hing sie über die Garderobe und lief dann nach oben um mir meine Klamotten zu suchen. Doch mein Blick fiel als erstes auf Taddls Tasche. Ich nahm mir einen Hoodie von ihm und sprang dann unter die Dusche. Nach fünf Minuten ging ich wieder nach unten und sah Luna vor dem Kamin hocken. Als sie mich sah, sprang sie sofort auf und rannte an mir vorbei ins Bad. Ich tat nochmal ein wenig Holz in den Kamin und ging dann in die Küche, denn ich hatte wirklich Hunger. Auch, wenn ja eigentlich gar nichts im Kühlschrank sein konnte. Schließlich waren Lunas Onkel, Tante und Cousinen nur vielleicht zwei mal im Jahr hier. Und das meistens im Sommer. Doch ich schaute trotzdem in den Kühlschrank und sah, dass er tatsächlich ein wenig gefüllt war. Okay? Ich nahm zwei Tiefkühlpizzen raus und tat sie schon mal in den Ofen. Auch Luna kam nun wieder nach unten und hatte einen Hoodie an. Von mir? "Warum?", fragte ich sie. "Was warum? Der gefüllte Kühlschrank und deinen Hoodie?" "Beides." "Mir ist kalt und ich habe keinen Hoodie hier. Und ich war gestern ein wenig einkaufen, denn ich hatte es schon länger geplant, dass wir beide hier herkommen." Sie ging zum Wohnzimmerschrank und holte ein paar Brett- und Kartenspiele raus. "Wir haben heute noch ein wenig vor uns." Doch bevor wir anfingen alle Spiele zu spielen, aßen wir die Pizzen. "Also, was läuft da zwischen Marie und Mattis?", fragte Luna. "Keine Ahnung. Aber sie sind ja anscheinend nur Freunde." "Klar, nur Freunde. Die sehen voll aus wie ein verliebtes Pärchen." "Dann sind sie uns aber noch eine Erklärung schuldig." "Auf jeden Fall. Aber, wenn wir schon am lästern sind. Luis hat einen Neuen. Du weißt schon, welcher Luis oder?" "Luna, wir kennen nur einen Luis. Und ich weiß, dass er nach mir einen Neuen hatte." "Ne, mit dem hat er ja Schluss gemacht. Er hat jetzt einen Anderen. Und du wirst mir nicht glauben, wer das ist." Ich schaute sie mit einem fragenden Blick und hochgezogenen Augenbrauen an als Zeichen, dass sie weiter reden sollte. "Mit dem Bruder von Alina." Ich schaute Luna geschockt an. "Du verarscht mich." "Nein. Ich wusste nicht mal, dass Alina einen Bruder hat, bis Lukas mir das erzählt hat. Linus und Lukas studieren beide an der gleichen Schule. Und Lukas hat auch eine Freundin." "Was? Wer?" "Keine Ahnung. Irgendeine Melanie." "Wir müssen ihn unbedingt mal wieder besuchen gehen." "Gute Idee!" Sie nahm ihr Handy und rief jemanden an, während sie unser Geschirr wegräumte. "Hey Lukas. Hast du am Wochenende Zeit...? Cool! Können Ardy und ich zu dir kommen...? Okay... Bis dann, tschau..." Sie wandte sich wieder an mich. "Wir können am Freitag zu ihm." "Als ich meinte, wir sollten ihn besuchen gehen, meinte ich nicht sofort Freitag." "Ablenkung, Ardy." Ich lächelte. Sie hatte ja Recht. Ich brauchte Ablenkung.
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